Hans von Gasteiger: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Hans Gasteiger''' (* [[1499]]; † [[1577]] in Heiligenstadt [bei Wien]) aus Tirol war Wasserbaumeister.
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[[File:Rotmarmorwappengrabstein an der Pfarrkirche Hieflau.jpg|thumb|Denkmal an der  [[Katholische Pfarrkirche hl. Bartholomäus|Pfarrkirche]] in [[Landl]] an Hans von Gasteiger]]'''Hans von Gasteiger''' (* [[1499]] in Gasteig am Jaufen, Tirol; † [[27. Dezember]] [[1577]] in Nußdorf bei Wien) war einer der berühmtesten Wasserbaumeister Österreichs in der [[Renaissance]].
  
 
== Leben ==
 
== Leben ==
Er machte die [[Enns]] zwischen [[Hieflau]] und Großreifling ([[Oberösterreich|Oö.]]) schiffbar. Am Ufer legte er einen Treppelweg an. Bei Hieflau und bei Großreifling erbaute er für die [[Holzkohlengewinnung im Ennstal|Holzkohlengewinnung]] notwendige [[Holztriften|Holztriftung]] auf der Enns je einen [[Holzrechen]].
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In München erlernte Gasteiger das Uhrmacherhandwerk, galt zusammen mit Hans Koch in München als führender Uhrenfachmann und wurde Bürger der Stadt. Später spezialisierte er sich auf den Brunnenbau und realisierte einige Projekte in süddeutschen Städten. Hans von Gasteiger erfand auch ein mechanisches Ziehwerk, mit dem der wichtige Transport von Eisenerzeugnissen über Geländestufen revolutioniert wurde.
  
Nach seinem Tod errichtete der Innerberger<ref> Innerberg, früherer Name der Stadt Eisenerz, Bezirk Leoben</ref> Amtmann Georg Frühwirth in der [[Katholische Pfarrkirche hl. Bartholomäus|katholischen Pfarrkirche hl. Bartholomäus]] in [[Landl]] ein Denkmal für Gasteiger.
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Aufgrund seiner Erfahrung wurde er [[1555]] nach Wien berufen. Dort erhielt er den Auftrag zur Errichtung dreier Brunnenwerke zwischen der Ringmauer und dem Stadtwall. Danach widmete er sich der Regulierung und Beseitigung von Schifffahrtshindernissen im Donaustrom zwischen Krems und Wien und der Schiffbarmachung des "Wiener Arms" (heute Donaukanal).
== Geschichliches==
 
Die Pfarrkirche in Landl ist dem Heiligen Bartholomäus geweiht. An der Südseite
 
der spätgotischen Kirche mit einem massiven Turm an der Westseite und einem
 
Netzrippengewölbe ist eine Marmortafel für Hans Gasteiger angebracht. Dieser
 
Wasserbaumeister erbaute den Hieflauer und Reiflinger Rechen. Nach seinem
 
Tod 1577 widmeten ihm Freunde ein beeindruckendes Epitaph. Der Bezug auf
 
Wasser wird durch eine Abbildung von Jonas mit dem Fisch symbolisiert.  
 
  
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Es folgten hölzerne Wasserbauten in den Flüssen [[Enns]] im Gebiet [[Großreifling]], [[Salza (Großreifling)|Salza]] bei Weichselboden und Ybbs bei Waidhofen. Mit diesen Holzrechen wurden die Holzstämme gefangen, die auf den Flüssen geflößt wurden.
  
Darunter ist Gasteigers Familie abgebildet, links seine Frau mit 4 Töchtern, rechts Gasteiger mit 4 Söhnen.
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[[1559]] begann Gasteiger mit dem Bau des Treppelweges an der Enns oberhalb von Steyr, der [[1566]] fertiggestellt wurde. Er diente dem Flussaufwärtstransport von Schiffen mit Pferdezug.  
Die gereimte Inschrift lautet:
 
:Allhie der Edl und Kunstreich Herr
 
:Begraben liegt Hänns Gasteiger
 
:der in seim Leben Ir Majestatt
 
:Ain feinen Baumaister geben hatt
 
:mit Wassergebeü alls da sein
 
:Der Schöffweg ind Hiflau hinein
 
:Von der Strub den Rechen hie gemacht
 
:Die clain Uhrn und villmer erdacht
 
:Im sibmundsibenzigisten Jar
 
:An Sant Johans er gestorben war
 
:zu Weinachten Gott well im geben
 
:Aufersteung und ewigs Leben.
 
  
== Quelle ==
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[[1561]] wurde Gasteiger wegen seiner großen Verdienste von Erzherzog Karl II. in den Adelsstand erhoben.
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Auf Befehl desselben wurde am [[5. April]] [[1565]] eine Kommission mit Hans von Gasteiger, der schon in Wien für seine Kaiserliche Majestät gearbeitet hatte, nach Steyr berufen. Durch diese Kommission bekam Gasteiger am [[13. September]] [[1567]] den Auftrag zum Bau des [[Großreiflinger Rechen]]s in Großreifling. Diesen stellte er zwischen [[1570]] und [[1575]] als eines der größten Wasserbauwerke der Monarchie fertig. Somit war der Holzkohlebedarf für die lokalen [[Hammerwerke im Ennstal|Hämmer]]- und Radwerke gedeckt.
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Im gleichen Jahr begann Hans von Gasteiger mit der Errichtung eines weiteren Treppelweges entlang der Enns zwischen Heimbach und [[Hieflau]]. [[1583]] wurde der Bau vollendet.
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[[1568]] erteilte ihm die Niederösterreichische Kammer einen Auftrag über eine größere Anzahl Brunnenbuchsen für das geplante Wasserwerk in Ebreichsdorf.
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Am [[15. Juni]] [[1570]] heiratete Hans von Gasteiger in Reifling Margarethe, die Tochter des Radmeisters Wolf Knotz aus Eisenerz. Aus dieser Ehe gingen acht Kinder hervor.
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[[1574]] begann er mit dem Bau seines Meisterwerks, dem [[Hieflauer Holztriftrechen]]s.  Auf Drängen des Kaisers arbeitete Gasteiger noch [[1575]], im Alter von 76 Jahren, mit drei Gesellen am Brunnenwerk bei der Laurenzermühle am Schloss Neugebäude nahe Wien.
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Im Jahr 1912 wurde in Wien-Brigittenau (20. Bezirk) die Gasteigergasse nach ihm benannt.
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Nach seinem Tod errichtete der Innerberger<ref>Innerberg, früherer Name der Stadt Eisenerz, Bezirk Leoben</ref> Amtmann Georg Frühwirth in der [[Katholische Pfarrkirche hl. Bartholomäus|katholischen Pfarrkirche hl. Bartholomäus]] in [[Landl]] ein Denkmal für Gasteiger.
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=== Das Denkmal ===
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Die [[Katholische Pfarrkirche hl. Bartholomäus|Pfarrkirche]] in [[Landl]] ist dem heiligen Bartholomäus geweiht. An der Südseite der spätgotischen Kirche mit einem massiven Turm an der Westseite und einem Netzrippengewölbe ist eine [[Marmor]]tafel für Hans vpn Gasteiger angebracht. Nach seinem Tod 1577 widmeten ihm Freunde ein beeindruckendes Epitaph. Der Bezug auf Wasser wird durch eine Abbildung von Jonas mit dem Fisch symbolisiert.
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Darunter ist Gasteigers Familie abgebildet, links seine Frau mit vier Töchtern, rechts Gasteiger mit vier Söhnen.
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Die gereimte Inschrift lautet<blockquote>
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:''Allhie der Edl und Kunstreich Herr
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:''Begraben liegt Hänns Gasteiger
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:''der in seim Leben Ir Majestatt
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:''Ain feinen Baumaister geben hatt
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:''mit Wassergebeü alls da sein
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:''Der Schöffweg ind Hiflau hinein
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:''Von der Strub den Rechen hie gemacht
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:''Die clain Uhrn und villmer erdacht
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:''Im sibmundsibenzigisten Jar
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:''An Sant Johans er gestorben war
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:''zu Weinachten Gott well im geben
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:''Aufersteung und ewigs Leben.</blockquote>
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== Quellen ==
 
{{Quelle Stipperger Bergbau}}
 
{{Quelle Stipperger Bergbau}}
== Einzelnachweis ==
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* {{wikipedia-de}}
 +
:→ und dortige Quellen, u. a. Josef Nageler: [https://www.deutsche-biographie.de/gnd132165732.html#ndbcontent Neue Deutsche Biographie (NDB)]], Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 87
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: → u. a. [https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016322/images/index.html?seite=101 daten.digitale-sammlungen.de]
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==== Einzelnachweis ====
 
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{{SORTIERUNG: Gasteiger, Hans}}
 
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[[Kategorie:Person]]
 
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[[Kategorie:Person (Geschichte)]]
 
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[[Kategorie:Baumeister]]
 
[[Kategorie:Baumeister]]
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[[Kategorie:Geboren 1499]]
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[[Kategorie:Gestorben 1577]]

Aktuelle Version vom 5. April 2024, 08:08 Uhr

Denkmal an der Pfarrkirche in Landl an Hans von Gasteiger

Hans von Gasteiger (* 1499 in Gasteig am Jaufen, Tirol; † 27. Dezember 1577 in Nußdorf bei Wien) war einer der berühmtesten Wasserbaumeister Österreichs in der Renaissance.

Leben

In München erlernte Gasteiger das Uhrmacherhandwerk, galt zusammen mit Hans Koch in München als führender Uhrenfachmann und wurde Bürger der Stadt. Später spezialisierte er sich auf den Brunnenbau und realisierte einige Projekte in süddeutschen Städten. Hans von Gasteiger erfand auch ein mechanisches Ziehwerk, mit dem der wichtige Transport von Eisenerzeugnissen über Geländestufen revolutioniert wurde.

Aufgrund seiner Erfahrung wurde er 1555 nach Wien berufen. Dort erhielt er den Auftrag zur Errichtung dreier Brunnenwerke zwischen der Ringmauer und dem Stadtwall. Danach widmete er sich der Regulierung und Beseitigung von Schifffahrtshindernissen im Donaustrom zwischen Krems und Wien und der Schiffbarmachung des "Wiener Arms" (heute Donaukanal).

Es folgten hölzerne Wasserbauten in den Flüssen Enns im Gebiet Großreifling, Salza bei Weichselboden und Ybbs bei Waidhofen. Mit diesen Holzrechen wurden die Holzstämme gefangen, die auf den Flüssen geflößt wurden.

1559 begann Gasteiger mit dem Bau des Treppelweges an der Enns oberhalb von Steyr, der 1566 fertiggestellt wurde. Er diente dem Flussaufwärtstransport von Schiffen mit Pferdezug.

1561 wurde Gasteiger wegen seiner großen Verdienste von Erzherzog Karl II. in den Adelsstand erhoben.

Auf Befehl desselben wurde am 5. April 1565 eine Kommission mit Hans von Gasteiger, der schon in Wien für seine Kaiserliche Majestät gearbeitet hatte, nach Steyr berufen. Durch diese Kommission bekam Gasteiger am 13. September 1567 den Auftrag zum Bau des Großreiflinger Rechens in Großreifling. Diesen stellte er zwischen 1570 und 1575 als eines der größten Wasserbauwerke der Monarchie fertig. Somit war der Holzkohlebedarf für die lokalen Hämmer- und Radwerke gedeckt.

Im gleichen Jahr begann Hans von Gasteiger mit der Errichtung eines weiteren Treppelweges entlang der Enns zwischen Heimbach und Hieflau. 1583 wurde der Bau vollendet.

1568 erteilte ihm die Niederösterreichische Kammer einen Auftrag über eine größere Anzahl Brunnenbuchsen für das geplante Wasserwerk in Ebreichsdorf.

Am 15. Juni 1570 heiratete Hans von Gasteiger in Reifling Margarethe, die Tochter des Radmeisters Wolf Knotz aus Eisenerz. Aus dieser Ehe gingen acht Kinder hervor.

1574 begann er mit dem Bau seines Meisterwerks, dem Hieflauer Holztriftrechens. Auf Drängen des Kaisers arbeitete Gasteiger noch 1575, im Alter von 76 Jahren, mit drei Gesellen am Brunnenwerk bei der Laurenzermühle am Schloss Neugebäude nahe Wien.

Im Jahr 1912 wurde in Wien-Brigittenau (20. Bezirk) die Gasteigergasse nach ihm benannt.

Nach seinem Tod errichtete der Innerberger[1] Amtmann Georg Frühwirth in der katholischen Pfarrkirche hl. Bartholomäus in Landl ein Denkmal für Gasteiger.

Das Denkmal

Die Pfarrkirche in Landl ist dem heiligen Bartholomäus geweiht. An der Südseite der spätgotischen Kirche mit einem massiven Turm an der Westseite und einem Netzrippengewölbe ist eine Marmortafel für Hans vpn Gasteiger angebracht. Nach seinem Tod 1577 widmeten ihm Freunde ein beeindruckendes Epitaph. Der Bezug auf Wasser wird durch eine Abbildung von Jonas mit dem Fisch symbolisiert.

Darunter ist Gasteigers Familie abgebildet, links seine Frau mit vier Töchtern, rechts Gasteiger mit vier Söhnen.

Die gereimte Inschrift lautet

Allhie der Edl und Kunstreich Herr
Begraben liegt Hänns Gasteiger
der in seim Leben Ir Majestatt
Ain feinen Baumaister geben hatt
mit Wassergebeü alls da sein
Der Schöffweg ind Hiflau hinein
Von der Strub den Rechen hie gemacht
Die clain Uhrn und villmer erdacht
Im sibmundsibenzigisten Jar
An Sant Johans er gestorben war
zu Weinachten Gott well im geben
Aufersteung und ewigs Leben.

Quellen

  • Stipperger, Walter: Almanach des steirischen Berg- und Hüttenwesens, in Mitteilungen des Museums für Bergbau, Geologie und Technik am Landesmuseum Joanneum Graz, Dr. Karl Murban (Hrg.), 1968, Mitteilungsheft Nr. 29
→ und dortige Quellen, u. a. Josef Nageler: Neue Deutsche Biographie (NDB)], Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 87
→ u. a. daten.digitale-sammlungen.de

Einzelnachweis

  1. Innerberg, früherer Name der Stadt Eisenerz, Bezirk Leoben