Aus dem historischen Gerichtssaal: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 24. Oktober 2019, 15:16 Uhr

Notizen aus dem historischen Gerichtssaal, gefunden in Sonderausgabe 100 Jahre Der Ennstaler, August 2006

Veruntreuung von Wildbärten

Der nach Oeblarn zugewiesene Bartverkäufer und Wurzelgräber Johann Sallechner hatte vom Wildbarthändler Josef Rettenbacher und von Alois Dämon verschiedene Wildbärte zum Verkaufe übernommen, aber das hiezu eingenommen Geld nicht zur Gänze abgeführt, sondern für sich verwendet. Auf diese Weise hatte er den Rettenbacher um 260 Kronen und den Dämon um 262 Kronen geschädigt. Sallechner, der 29 mal vorbestraft ist, erhielt sechs Monate schweren Kerker. Bezirksgericht Leoben 11. März 1913.

Brüderlichkeit

Am 27. Oktober 1912 begaben sich die damals in Admont beschäftigt gewesenen Tischlergehilfen Josef Beschließmaier und Franz Rückl in die die Tischlerwerkstätte Stocker in Admont und misshandelten den Tischlergehilfen Josef Luchscheider, so daß er schwer verletzt wurde. Die Ursache dieser Ausschreitung lag darin, daß der Mißhandelte an einem vorhergehenden Sonntag gearbeitet hatte. Beschließmeier[1] wurde am 31. Jänner 1913 zu zehn Monate schweren Kerker verurteilt, während gegen den flüchtig gewordenen Franz Rückl nach seiner Ausforschung erst jetzt die Verhandlung durchgeführt werden konnte. Er erhielt vier Monate Kerker. Bezirksgericht Leoben 11. März 1913.

Eine Heiratsschwindlerin (1918)

Die wegen Betrug, Diebstahl und Veruntreuung wiederholt vorbestrafte 39 Jahre alte Taglöhnerin Anna Karl lernte im Vorjahre auf ihrem Dienstplatze in der Basold-Säge in Pyrhn bei Liezen den Sägearbeiter Johann Pruggler kennen. Als sie erfuhr, daß Pruggler einige Ersparnisse habe, versuchte sie dem etwas schwerfälligen Burschen das Geld herauszuschwindeln.

Sie knüpfte mit ihm ein Liebesverhältnis an, versprach ihm die baldige Heirat, erzählte ihm, daß sie eine größere Erbschaft zu beheben habe und entlockte ihm unter allerlei Vorwänden wiederholt Geldbeträge. Zuletzt erzählte sie ihm, daß sein in der Sparkasse eingelegtes Geld wegen des bevorstehenden Geldsturzes nicht mehr sicher sei und empfahl ihm, das Geld zu beheben, damit sie es sicher anlegen könne Als Pruggler auch dies getan hatte, erfuhr er erst, daß er einer Schwindlerin aufgesessen war. Die "treue Braut" hatte seine ganzen Ersparnisse (über 500 Kronen) für sich verbraucht. Der Gerichtshof verurteilte Anna Karl zu acht Monaten Kerker. Leoben, 6. März 1918.

Hinweis

Wir haben hier die Originalschreib- und ausdrucksweise des "Ennstalers" übernommen und bitten keine grammatikalischen oder Rechtschreibfehlerkorrekturen vorzunehmen.

Einzelnachweise

  1. man beachte: einmal maier und einmal meier, also auch anno dazumal Satzfehler in Zeitungen