Bergbau in der Region Schladming: Unterschied zwischen den Versionen
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===18.Jahrhundert=== | ===18.Jahrhundert=== | ||
Eine Bergwerkserhebung im Jahre 1739 hatte zum Ziel, die Edelmetall-Bergbaue wiederzubeleben. Die Firma Schütz & Kompanion erwarb 1746 ein Privileg zur Gewinnung von Kobalterzen auf der Neualm. 1763 ordnete Maria Theresia eine neuerliche Suche nach Bodenschätzen an und eine fieberhafte Suche nach Erzen begann. Eine „k.k. Kobald-Bauinspektion“ sollte die Abbauwürdigkeit der Kobaltlagerstätten in Schladming feststellen. Die „Wiener Kobaldbaugewerkschaft“, welche aus rund 40 Gewerken bestand, betrieb ab 1776 Bergbau im Bereich Zinkwand. In Klaus-Pichl begann ein Jahr früher die Braunkohlegewinnung. In der Hopfriesen in Rohrmoos-Obertal wurden Erze zur Kobaltgewinnung sortiert, zerkleinert, aufbereitet und an Blaufarbenfabriken in Pottenstein, Salzburg, Nürnberg und Eisenach verkauft. Ab 1816 gab es Absatzschwierigkeiten, der Gewerke Johann Eyselsberg plante den Bau einer Blaufarbenfabrik in der Hopfriesen, doch dieses Vorhaben wurde nie realisiert; die Kobaltgewinnung 1818 eingestellt. | Eine Bergwerkserhebung im Jahre 1739 hatte zum Ziel, die Edelmetall-Bergbaue wiederzubeleben. Die Firma Schütz & Kompanion erwarb 1746 ein Privileg zur Gewinnung von Kobalterzen auf der Neualm. 1763 ordnete Maria Theresia eine neuerliche Suche nach Bodenschätzen an und eine fieberhafte Suche nach Erzen begann. Eine „k.k. Kobald-Bauinspektion“ sollte die Abbauwürdigkeit der Kobaltlagerstätten in Schladming feststellen. Die „Wiener Kobaldbaugewerkschaft“, welche aus rund 40 Gewerken bestand, betrieb ab 1776 Bergbau im Bereich Zinkwand. In Klaus-Pichl begann ein Jahr früher die Braunkohlegewinnung. In der Hopfriesen in Rohrmoos-Obertal wurden Erze zur Kobaltgewinnung sortiert, zerkleinert, aufbereitet und an Blaufarbenfabriken in Pottenstein, Salzburg, Nürnberg und Eisenach verkauft. Ab 1816 gab es Absatzschwierigkeiten, der Gewerke Johann Eyselsberg plante den Bau einer Blaufarbenfabrik in der Hopfriesen, doch dieses Vorhaben wurde nie realisiert; die Kobaltgewinnung 1818 eingestellt. | ||
+ | ===19. Jahrhundert=== | ||
+ | Ende des 18. Jahrhunderts erlebte das Bergwesen einen enormen Aufbruch. Durch die Industrialisierung konnten altbekannte und neue Konsumgüter in Massen hergestellt werden. Für die Versorgung der Industrie mit Rohstoffen sollte die Produktion alter Bergbaue gesteigert und neue Lagerstätten erschlossen, sowie neue Verfahren unter Einbeziehung neuester naturwissenschaftlicher Erkenntnisse entwickelt werden. In diese Zeit fiel auch das Wirken von Johann Rudolf von Gersdorff. 1824/25 erhielt er nach erfolgreichen Forschungen und Versuchen zur Reindarstellung des Nickels ein Privileg zur Gewinnung und Verarbeitung von Nickel. Er errichtete in Schlögelmühl am Semmering die erste Nickelhütte der Donaumonarchie. 1832 erwarb Gersdorff die alten Kobaltbaue im Bereich der Zinkwand und Vötternspitze. Die Erze wurden in der Hopfriesen und in Öblarn | ||
+ | aufbereitet und in Schlöglmühl verhüttet. Um lange Transportwege zu vermeiden, liess Gersdorff 1840 zuerst den Nickelschmelzofen in der Hopfriesen errichten und 1847 eine Anlage zur weiteren Verhüttung in Mandling. Abbau und Aufbereitung erlebten in den 1840er Jahren ihren Höhepunkt. Mit dem Tode Gersdorffs 1849 begann der Verfall von Bergbau und Hütte. Der Preis für Nickel nahm mit der Entdeckung neuer Nickelvorkommen in Neukaledonien und Kanada ständig ab und 1876 war der nunmehrige Leiter des Werkes, Rudolf Flechner, welcher eine Enkel Rudolfs von Gersdorff war, gezwungen, Nickelabbau und Verhüttung einzustellen.===20. Jahrhundert=== Um 1900 gab es nur mehr geringe Schurfarbeiten; Lagerstätten wurden Ziel von Spekulationen. Während des Zweiten Weltkrieges öffnete die „Reichsstelle für Bodenforschung“ alte Gruben, aber die Vorräte wurden als zu gering für einen Abbau befunden. 1969 wurden auf der Suche nach Uranerzen Tiefbohrungen vorgenommen und Untersuchungsstollen angelegt. Gerine Spuren von Scheelint stellte man 1980 während der gezielten Suche nach Wolframerzen im Bereich der Planai sicher. Seit 1982 werden die noch vorhandenen Stollen verfüllt und Halden begrünt. Die Gruppe der „Höhlenforscher“ des Alpenvereins rund um Ing. Anton Streicher, sowie die Gemeinde Rohrmoos-Untertal bemühen sich um sanfte touristische Erschließung der Stollen sowie der Aufbereitungs- und Verhüttungsplätze. Als besonderes Beispiel ist dazu die Restaurierung und Wiederbelebung des Nickelschmelzofens in der Hopfreisen zu nennen, welcher 2004 als Museum adaptiert und eröffnet wurde. |
Version vom 6. September 2011, 21:31 Uhr
In den Schladminger Tauern gibt es zahlreiche Erzlagerstätten, sie waren für Jahrhunderte hindurch von großer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des oberen Ennstales. In der Bromriesen, in Roßblei, im Duisitzkar, auf der Eschachalm, Neualm, in Krombach und auf dem Krahbergzinken wurde nach Kupfer, Silber, Blei, Zink, Kobalt und Nickel geschürft. Besonders die Gewinnung von Silbererzen machte Schladming in der Zeit vom späten 13. bis zum 15. Jahrhundert zu einem der bedeutendsten Bergbauorte der Steiermark.
Geschichte
Jungsteinzeit – Bronzezeit – Eisenzeit (5000 v. Chr. - 15 v. Chr.)
Kupfer ist das älteste Gebrauchsmetall des Menschen, zuerst wurde es als „dehnbarer Stein“ verarbeitet und später erschmolzen. Ab der Bronzezeit (1800-800 v. Chr.) fertigte man schließlich Schmuck und Waffen aus Bronze, welches zu 90% Kupfer und zu 10% aus Zinn bestand. Es entwickelte sich eine hochspezialisierte Schmiedekunst. Im Bezirk Liezen sind spätbronzezeitliche bzw. hallstattzeitliche Kupferhütten vor allem im Palten-Liesing Tal nachzuweisen.
Römerzeit (15 v Chr. bis Ende 5 Jhdt. n. Chr.)
Funde aus dieser Zeit sind im Bezirk Liezen äußerst spärlich. Die sogenannten Alpenkelten (Taurisker) betrieben aber zweifellos Bergbau in den Schladminger Tauern. Abbauspuren aus dieser Zeit finden sich etwa in der Zinkwand (Gemeindegebiet Rohrmoos-Untertal).
Völkerwanderungszeit (4.-6. Jhdt. n. Chr.)
Bergbautätigkeit gab es auch in der Völkerwanderungszeit, jedoch verlief der Handel äußerst eingeschränkt. Ab dem 6. Jhdt. n. Chr. wanderten Slawen in die Steiermark ein und Orts- und Flurnamen wie Duisitzkar, Znachsattel oder Liegnitzhöhe - also Namen, die eindeutig slawischen Ursprungs sind- beweisen, dass sie die alten Bergbaue fortsetzten.
Frühmittelalter (6. - 10. Jhdt.)
712 beginnt der Sage nach der Eisenabbau am Erzberg, tatsächlich wird eine Abbautätigkeit seit dem 8. Jhdt. in der Forschung angenommen. Oberflächennah gewonnene Erze wurden in Gruben vorgeröstet und in einfachen Windöfen geschmolzen. Die erste schriftliche Urkunde über Bergbau in der Steiermark stammt aus dem 10. Jahrhundert. Darin wird ein Eisenschmelzofen südlich von Obdach (steirisch-kärntnerische Grenze) genannt.
Hochmittelalter (10. - 13. Jhdt.)
Die Nachfrage nach Eisen stieg im Hochmittelalter an. Neue technische Errungenschaften veränderten das Schmelzwesen. Etwa wurde Wasserkraft für den Antrieb von Blasebalg und Hammer genutzt. Schmelzöfen baute man zunehmend nahe an Bächen und eine räumliche Trennung von Erzgewinnung und Schmelzprozess etablierte sich. Um 1200 begann der Handel aufzublühen. Nicht nur Eisen und auch Blei waren gefragt, es stieg vor allem die Nachfrage nach Silber, dem Münzmetall des Mittelalters. Zwei der bedeutendsten Silberlagerstätten wu rden entdeckt: Zeiring und Schladming. 1285 kaufte Herzog Albrecht der I. das Dorf Schladming zu einem nun hohen Preis. Im Bereich der heutigen Altstadt entstand ein Markt, an der Mündung des Talbaches in die Enns wurden sukzessive Schmelzhütten, Kohlstätten und Knappenhäuser gebaut.
Spätmittelalter (13. Jhdt. - 15. Jhdt.)
In das Jahr 1321 datiert die urkundliche Nennung von Schladming als Stadt. 1408 verfasste der Bergrichter Leonhard der Ecklzain den Schladminger Bergbrief. Darin wurden umfassende Richtlinien für die Berggesetzgebung angeführt. Dieser Bergbrief erlangte internationale Bedeutung und wurde zur Vorlage für Berggesetze im Alpenraum, Süddeutschland und Zentraleuropa. In der Blütezeit des Bergbaus in den Schladminger Tauern lebten und arbeiten 1500 Knappen in Schladming. Bedeutende Gewerken wie etwa Kaiser Maximilian I. (1493 - 1519) betrieben hier um 1500 Bergbau. Eine Trennung von Arbeitskraft und Kapital manifestierte sich.
Neuzeit (16. und 17. Jhdt.)
Die Bauern- und Knappenaufstände 1525 leiteten eine neue Zeit ein. Schladminger Bergknappen unter Bergrichter Konrad Ränstl nahmen eine führende Rolle bei den Aufständen ein. Knappen in Schladming überwältigten den steirischen Landeshauptmann, Sigmund von Dietrichstein, und nahmen ihn fest. Niklas von Salm führte daraufhin ein Söldnerheer gegen die Knappen und Bauern, warf den Aufstand nieder und liess die Schladminger Stadtmauern schleifen. Den ausgeplünderten Bürgern von Schladming fehlte in Folge das Kapital, um die Bergbaue wiederaufzunehmen. Neue Gewerken (Familien von Moosheim, Katzpeck von Katzenstein, Christoph Weitmoser aus Gastein, Stift Admont u.a.) kauften Gruben auf. Um 1560 traten Oberdeutsche Handelshäuser (Sitzinger aus Nürnberg, Prantmayr aus Augsburg) als Gewerken in Erscheinung. 1609/10 waren die Erträge aus den Gruben rückläufig, deutsche Investoren zogen sich zunehmend zurück. Schatzsucher und Abenteurer schürften weiterhin nach kostbaren Erzen.
18.Jahrhundert
Eine Bergwerkserhebung im Jahre 1739 hatte zum Ziel, die Edelmetall-Bergbaue wiederzubeleben. Die Firma Schütz & Kompanion erwarb 1746 ein Privileg zur Gewinnung von Kobalterzen auf der Neualm. 1763 ordnete Maria Theresia eine neuerliche Suche nach Bodenschätzen an und eine fieberhafte Suche nach Erzen begann. Eine „k.k. Kobald-Bauinspektion“ sollte die Abbauwürdigkeit der Kobaltlagerstätten in Schladming feststellen. Die „Wiener Kobaldbaugewerkschaft“, welche aus rund 40 Gewerken bestand, betrieb ab 1776 Bergbau im Bereich Zinkwand. In Klaus-Pichl begann ein Jahr früher die Braunkohlegewinnung. In der Hopfriesen in Rohrmoos-Obertal wurden Erze zur Kobaltgewinnung sortiert, zerkleinert, aufbereitet und an Blaufarbenfabriken in Pottenstein, Salzburg, Nürnberg und Eisenach verkauft. Ab 1816 gab es Absatzschwierigkeiten, der Gewerke Johann Eyselsberg plante den Bau einer Blaufarbenfabrik in der Hopfriesen, doch dieses Vorhaben wurde nie realisiert; die Kobaltgewinnung 1818 eingestellt.
19. Jahrhundert
Ende des 18. Jahrhunderts erlebte das Bergwesen einen enormen Aufbruch. Durch die Industrialisierung konnten altbekannte und neue Konsumgüter in Massen hergestellt werden. Für die Versorgung der Industrie mit Rohstoffen sollte die Produktion alter Bergbaue gesteigert und neue Lagerstätten erschlossen, sowie neue Verfahren unter Einbeziehung neuester naturwissenschaftlicher Erkenntnisse entwickelt werden. In diese Zeit fiel auch das Wirken von Johann Rudolf von Gersdorff. 1824/25 erhielt er nach erfolgreichen Forschungen und Versuchen zur Reindarstellung des Nickels ein Privileg zur Gewinnung und Verarbeitung von Nickel. Er errichtete in Schlögelmühl am Semmering die erste Nickelhütte der Donaumonarchie. 1832 erwarb Gersdorff die alten Kobaltbaue im Bereich der Zinkwand und Vötternspitze. Die Erze wurden in der Hopfriesen und in Öblarn aufbereitet und in Schlöglmühl verhüttet. Um lange Transportwege zu vermeiden, liess Gersdorff 1840 zuerst den Nickelschmelzofen in der Hopfriesen errichten und 1847 eine Anlage zur weiteren Verhüttung in Mandling. Abbau und Aufbereitung erlebten in den 1840er Jahren ihren Höhepunkt. Mit dem Tode Gersdorffs 1849 begann der Verfall von Bergbau und Hütte. Der Preis für Nickel nahm mit der Entdeckung neuer Nickelvorkommen in Neukaledonien und Kanada ständig ab und 1876 war der nunmehrige Leiter des Werkes, Rudolf Flechner, welcher eine Enkel Rudolfs von Gersdorff war, gezwungen, Nickelabbau und Verhüttung einzustellen.===20. Jahrhundert=== Um 1900 gab es nur mehr geringe Schurfarbeiten; Lagerstätten wurden Ziel von Spekulationen. Während des Zweiten Weltkrieges öffnete die „Reichsstelle für Bodenforschung“ alte Gruben, aber die Vorräte wurden als zu gering für einen Abbau befunden. 1969 wurden auf der Suche nach Uranerzen Tiefbohrungen vorgenommen und Untersuchungsstollen angelegt. Gerine Spuren von Scheelint stellte man 1980 während der gezielten Suche nach Wolframerzen im Bereich der Planai sicher. Seit 1982 werden die noch vorhandenen Stollen verfüllt und Halden begrünt. Die Gruppe der „Höhlenforscher“ des Alpenvereins rund um Ing. Anton Streicher, sowie die Gemeinde Rohrmoos-Untertal bemühen sich um sanfte touristische Erschließung der Stollen sowie der Aufbereitungs- und Verhüttungsplätze. Als besonderes Beispiel ist dazu die Restaurierung und Wiederbelebung des Nickelschmelzofens in der Hopfreisen zu nennen, welcher 2004 als Museum adaptiert und eröffnet wurde.