Annakapelle: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 13. Dezember 2011, 19:12 Uhr
Die Annenkapelle ist ein Gebäude der katholischen Kirche in Schladming.
Geschichte
Am Sonntag, dem 17. November 1985, wurde die Annenkapelle im katholischen Friedhof in Schladming nach einer kirchlichen Weihe ihrer künftigen Bestimmung übergeben - sie soll in Hinkunft sakralen und kulturellen Zwecken dienen. Es bot sich dabei die Gelegenheit zu einem Rückblick auf die Geschichte dieser Kapelle, die einst zwei Aufgaben zu erfüllen hatte: als Marienheiligtum und als Karner zu dienen.
Der an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert entstandene Kapellenbau hatte das Patrozinium „Maria Geburt" und war von Anfang an der Schladminger Rosenkranzbruderschaft oder Unser lieben Frauen Rosenkranz-Erzbruderschaft zu Schladming zugedacht. Im Laufe der Jahrhunderte musste die Annenkapelle manche schwere Zeiten mitmachen, wie etwa während des Bauernkrieges im Jahre 1525, da durch Plünderungen „alles davongekommen sei".
Die Schladminger Brandkatastrophen von 1618 und 1741 verschonten auch die Annenkapelle nicht und so wurde die mühsam und mit großen Opfern der gläubigen Bevölkerung geschaffene Einrichtung der Kapelle oftmals wieder zerstört.
In baugeschichtlicher Hinsicht ist an der Nordwand der Kapelle heute noch der Verlauf der Stadtmauer erkennbar, die bis 1730 in den Baubestand der Kapelle eingebunden war. Die Stadt- bzw. Friedhofmauer erstreckte sich ursprünglich vom Kirchturm durch die Mitte des heutigen nördlichen Friedhofteiles und schloss direkt an die Mauer der Annenkapelle an. Erst nach der Erweiterung des Friedhofes im Jahres 1730 ergab sich die Situierung der Kapelle, wie sie sich heute darstellt.
Das einstige Heiligtum der Schladminger Rosenkranzbruderschaft war seit den Bestrebungen Kaiser Josephs II. zur Kirchenreform immer mehr der Gefahr ausgesetzt, geschlossen zu werden und schließlich zu verfallen. Am 23. September 1789 richtete der Schladminger Vikar Johann Nepomuk Novak an seine vorgesetzte Kirchenbehörde den dringenden Appell, den Schließungsbefehl der Annenkapelle doch zu überdenken, denn „1. besitzt sie nichts, 2. ist sie nicht hinderlich, 3. steht sie über dem unterirdischen Gewölbe, wo die Todtenbeiner verschlossen sind, 4. die Niederreissung und Schuttwegräumung mehr kosten würde als der Vorteil davon beträgt, 5. als der einzige Einsetzungsort für Leichname bey epidemischen Krankheiten nothwendig ist.“ Schon drei Monate später richtete der Dechant von Haus im Ennstal, Benedikt Estendorfer an den Bischof ebenfalls die dringende Bitte, sich für die Erhaltung der Annenkapelle einzusetzen.
Alle Interventionen und Bitten hatten aber keinen Erfolg und so wurde es still um die Annenkapelle, die einst Inbegriff der Glaubensstärke vieler Schladminger war, die sich unter den Schutz Mariens in der Rosenkranzbruderschaft stellten.
Nun ist die Annenkapelle wieder von neuem Leben erfüllt, das zwar entsprechend unserer Zeit sich nicht mehr in frommen Andachtsübungen einer Bruderschaft erschöpft, sondern im Nebeneinander von christlicher Andacht und Kunstdarbietungen der Würde dieses alten Bauwerkes gerecht wird.
Quelle
- Heimatkundliche Blätter von Schladming, Nr. 7, Juni 1986, Beitrag von Walter Stipperger