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Version vom 29. November 2021, 20:49 Uhr
Die Annakapelle ist ein Gebäude der katholischen Kirche in Schladming, das unter Denkmalschutz steht.
Einleitung
Am Sonntag, dem 17. November 1985, wurde die Annakapelle im katholischen Friedhof in Schladming nach einer kirchlichen Weihe ihrer künftigen Bestimmung übergeben - sie soll in Hinkunft sakralen und kulturellen Zwecken dienen. Es bot sich dabei die Gelegenheit zu einem Rückblick auf die Geschichte dieser Kapelle, die einst zwei Aufgaben zu erfüllen hatte: als Marienheiligtum und als Karner zu dienen.
Geschichte
Die Friedhofskapelle mit dem darunter liegenden Beinhaus (Karner) dürfte gleichzeitig oder unmittelbar nach der Stadtpfarrkirche Schladming zwischen 1300 und 1350 erbaut worden sein. Der vermutlich seit dem frühen 14. Jahrhundert bestehende Friedhof und die gotische Totenkapelle setzen ein altes Begräbnisrecht für die Kirche in Schladming voraus. Das ursprüngliche Patrozinium der heutigen Annakapelle ist nicht überliefert. Der Kapellenbau hatte das Patrozinium „Maria Geburt" und war vermutlich von Anfang an der Unser lieben Frauen Rosenkranz-Erzbruderschaft zu Schladming oder der Schladminger Rosenkranzbruderschaft zugedacht gewesen. Bis ins späte 17. Jahrhundert wird sie als Kapelle der seligsten Jungfrau bezeichnet und war Gotteshaus der Marien- und Rosenkranzbruderschaft (Schladminger Rosenkranzbruderschaft) sowie für die örtlichen Bergknappen.
1513 weiht Bischof Berthold Pürstinger, Bischof vom Chiemsee die Karnerkapelle samt einem Wolfgangsaltar. 1520 erfolgt die Weihe des Hauptaltars, der den Heiligen Maria, Anna, Barbara, Michael und Daniel geweiht ist, des rechten Seitenaltars Jakobus d. Ä., Erasmus und Christoph und des linken Seitenaltars der Heiligen Dionysius, Vitus und Florian.
Im Laufe der Jahrhunderte musste die Annakapelle manche schwere Zeiten mitmachen, wie etwa während des Bauernkrieges im Jahre 1525, da durch Plünderungen „alles davongekommen sei".
Die Schladminger Brandkatastrophen von 1618 und 1741 verschonten auch die Annakapelle nicht und so wurde die mühsam und mit großen Opfern der gläubigen Bevölkerung geschaffene Einrichtung der Kapelle oftmals wieder zerstört. Um 1630 erfolgt der Wiederaufbau und gleichzeitig auch ein Wiederaufleben der Marienbruderschaft.
In baugeschichtlicher Hinsicht ist an der Nordwand der Kapelle heute noch der Verlauf der Stadtmauer erkennbar, die bis 1730 in den Baubestand der Kapelle eingebunden war. Die Stadt- bzw. Friedhofmauer erstreckte sich ursprünglich vom Kirchturm durch die Mitte des heutigen nördlichen Friedhofteiles und schloss direkt an die Mauer der Annakapelle an. Erst nach der Erweiterung des Friedhofes im Jahres 1730 ergab sich die Situierung der Kapelle, wie sie sich heute darstellt.
Das einstige Heiligtum der Schladminger Rosenkranzbruderschaft war seit den Bestrebungen Kaiser Josephs II. zur Kirchenreform immer mehr der Gefahr ausgesetzt, geschlossen zu werden und schließlich zu verfallen. Am 23. September 1789 richtete der Schladminger Vikar Johann Nepomuk Novak an seine vorgesetzte Kirchenbehörde den dringenden Appell, den Schließungsbefehl der Annankapelle doch zu überdenken, denn „1. besitzt sie nichts, 2. ist sie nicht hinderlich, 3. steht sie über dem unterirdischen Gewölbe, wo die Todtenbeiner verschlossen sind, 4. die Niederreissung und Schuttwegräumung mehr kosten würde als der Vorteil davon beträgt, 5. als der einzige Einsetzungsort für Leichname bey epidemischen Krankheiten nothwendig ist.“ Schon drei Monate später richtete der Dechant von Haus, Benedikt Estendorfer an den Bischof ebenfalls die dringende Bitte, sich für die Erhaltung der Annakapelle einzusetzen.
Alle Interventionen und Bitten hatten aber keinen Erfolg und so wurde es still um die Annakapelle, die einst Inbegriff der Glaubensstärke vieler Schladminger war, die sich unter den Schutz Mariens in der Rosenkranzbruderschaft stellten.
Nun ist die Annakapelle wieder von neuem Leben erfüllt, das zwar entsprechend unserer Zeit sich nicht mehr in frommen Andachtsübungen einer Bruderschaft erschöpft, sondern im Nebeneinander von christlicher Andacht und Kunstdarbietungen der Würde dieses alten Bauwerkes gerecht wird.
Das Beinhaus (Karner)
Das Beinhaus unter der Annakapelle diente während der Reformations- und Gegenreformationszeit Menschen beider Konfessionen als letzte irdische Ruhestätte. 1685 berichtet eine Schrift von einem Altar in der Apsis der Gruft, auf dessen Altarblatt die hl. Anna dargestellt ist. Laut Pfarrchronik wurden die vermoderten Reste dieses Altares 1922 aus dem Karner entfernt, bevor der in Schladming verstorbene Prinz August Leopold von Sachsen-Coburg und Gotha dort bis 1933 beigesetzt wurde.
1789 wird der Karner im Zuge der Reformen von Kaiser Joseph II. geschlossen. 1814 beendet ein weiterer Brand für lange Zeit die sakrale Nutzung des Gebäudes. Vor der aktuellen Generalrevitalisierung 2010/2011 haben Renovierungen in den 1960er und 1980er Jahren zumindest den Kirchenraum im Obergeschoss wieder nutzbar gemacht.
Barbarafeier
Zu Ehren der heiligen Barbara, Patronin der Bergleute, findet seit 2012 im Karner eine Andacht der Schladminger Höhlenforscher statt. Am 28. November 2021 fand die 10. Barbarafeier im kleinen Rahmen fanden Pfarrer Andreas Lechner sowie Obmann Toni Streicher bewegende Worte und erinnerten und stärkten auch in dieser herausfordernden Zeit das Vertrauen in ein „Licht am Ende des Tunnels“. Bürgermeister Hermann Trinker sowie Finanzstadtrat Alfred Trinker und Gemeinderat Thomas Kaserer mit weiteren Mitgliedern der Höhlenforscher im Schladminger Bergkittel brachten Fürbitten vor, Andreas Fischbacher untermalte diese stimmungsvolle Feier mit der Harmonika. Die Statue der hl. Barbara ist normalerweise im Stadtmuseum im Bruderladenhaus zu finden - immerhin ist sie über 200 Jahre alt - und nur für dieses besondere Ereignis geht sie alljährlich auf die Reise.
Siehe auch
Bildergalerie
weitere Bilder
- Annakapelle – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien bei Ennstalwiki
Annakapelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Quellen
- Heimatkundliche Blätter von Schladming, Nr. 7, Juni 1986, Beitrag von Walter Stipperger
- Roswitha Orac-Stipperger (2011)