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Textersetzung - „Nachkriegszeit“ durch „Nachkriegszeit
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Der Schneider und der Schuster waren bis [[1952]] noch immer direkt am Hof, bei den Bauern zur Stör eingeladen.
 
Der Schneider und der Schuster waren bis [[1952]] noch immer direkt am Hof, bei den Bauern zur Stör eingeladen.
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Speziell für den Schuster kann ich einiges erzählen, weil ich selbst mit meinem Vater, dem Stefan Berger, Schuhmacher in Wörschachwald, bei den Bauern als Lehrling, zwei Jahre lang, mit und dabei gewesen bin. Gleich vorweg, mein Vater ging liebend gerne auf die Stör. Erstens gab es bei den Bauern meist ein gutes, oft ein sehr gutes Essen, und dies war in der schlechten Kriegs- und Nachkriegszeit sehr von Vorteil, Zuhause war oft gar nichts da und immer wieder hörte man von der Mutter die Frage: “''Was soll i heit wieda kocha''“? Die Bauern hatten es etwas leichter, weil sie selbst öfter etwas schlachten konnten und daher Fleisch keine Mangelware war. Zweitens, er hat gerne erzählt, besonders Geistergeschichten, auf die waren die Kinder sehr neugierig. Schon am ersten Tag sind die Kinder gekommen und haben gebettelt, “erzählst uns am Abend wieder ein paar Geistergeschichten”? Jawohl, sowieso und ich muss dazu sagen, ich bin mir heute noch nicht sicher, ob mein lieber Vater die Geschichten, die oft so unwirklich geklungen haben, erfunden hat, oder ob er sie selbst erlebt hat, jedenfalls, er hat fest daran geglaubt! Er war da so sehr mit den Geistern verbunden und man durfte auf keinen Fall während seiner Erzählungen ein wenig lachen, da wurde er sehr ernst und fast beleidigt, so dass ich heute noch glaube, es muss ihm manches Mal ein Geist begegnet sein. Wenn es dann schon spät geworden war, hatten die Kinder große Angst, wenn sie zu Bett gehen mussten und am nächsten Morgen haben sie geklagt, dass sie von den Geistern geträumt haben.
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Speziell für den Schuster kann ich einiges erzählen, weil ich selbst mit meinem Vater, dem Stefan Berger, Schuhmacher in Wörschachwald, bei den Bauern als Lehrling, zwei Jahre lang, mit und dabei gewesen bin. Gleich vorweg, mein Vater ging liebend gerne auf die Stör. Erstens gab es bei den Bauern meist ein gutes, oft ein sehr gutes Essen, und dies war in der schlechten Kriegs- und [[Nachkriegszeit]] sehr von Vorteil, Zuhause war oft gar nichts da und immer wieder hörte man von der Mutter die Frage: “''Was soll i heit wieda kocha''“? Die Bauern hatten es etwas leichter, weil sie selbst öfter etwas schlachten konnten und daher Fleisch keine Mangelware war. Zweitens, er hat gerne erzählt, besonders Geistergeschichten, auf die waren die Kinder sehr neugierig. Schon am ersten Tag sind die Kinder gekommen und haben gebettelt, “erzählst uns am Abend wieder ein paar Geistergeschichten”? Jawohl, sowieso und ich muss dazu sagen, ich bin mir heute noch nicht sicher, ob mein lieber Vater die Geschichten, die oft so unwirklich geklungen haben, erfunden hat, oder ob er sie selbst erlebt hat, jedenfalls, er hat fest daran geglaubt! Er war da so sehr mit den Geistern verbunden und man durfte auf keinen Fall während seiner Erzählungen ein wenig lachen, da wurde er sehr ernst und fast beleidigt, so dass ich heute noch glaube, es muss ihm manches Mal ein Geist begegnet sein. Wenn es dann schon spät geworden war, hatten die Kinder große Angst, wenn sie zu Bett gehen mussten und am nächsten Morgen haben sie geklagt, dass sie von den Geistern geträumt haben.
    
Nicht alle Bauern nahmen den Schuster zu einer Stör auf, es waren eher die kinderreichen und wo mehrere Leute am Hof gelebt haben. Es war üblich, dass jedes Familienmitglied, aber auch Mägde und Knechte, einmal im Jahr, ein paar neue Schuhe bekommen haben. Weil die Bauern ihr Vieh selbst geschlachtet haben, wurden die Felle zum Gerber gebracht und so kam der Bauer zu günstigem Leder. Dies war wahrscheinlich der Hauptgrund, warum der Schuhmacher direkt auf den Hof kommen mussten, um die neuen Schuhe, direkt vor Ort zu machen.  
 
Nicht alle Bauern nahmen den Schuster zu einer Stör auf, es waren eher die kinderreichen und wo mehrere Leute am Hof gelebt haben. Es war üblich, dass jedes Familienmitglied, aber auch Mägde und Knechte, einmal im Jahr, ein paar neue Schuhe bekommen haben. Weil die Bauern ihr Vieh selbst geschlachtet haben, wurden die Felle zum Gerber gebracht und so kam der Bauer zu günstigem Leder. Dies war wahrscheinlich der Hauptgrund, warum der Schuhmacher direkt auf den Hof kommen mussten, um die neuen Schuhe, direkt vor Ort zu machen.