Marterl Damian Kern

Version vom 7. Oktober 2021, 17:19 Uhr von Peter Krackowizer (Diskussion | Beiträge) (mit der Geschichte zum Marterl ergänzt)
Marterl Damian Kern
Das Marterl

Das Marterl Damian Kern ist ein Marterl auf der Neuburgalm im Südosten der ehemaligen Gemeinde Johnsbach, heute eingemeindet zu Admont.

Allgemeines

Das Marterl ist auf 1 434 m ü. A. an einer Fichte am Forstweg zum Neuburgsattel befestigt.

Inschrift

Durch dieses Stieres Stoß, kam ich in des Himmels Schoß
Ich musst sogleich erblassen und meine liebe Alm verlassen. Dem Sennen Damian Kern am 30.8.1893 in Oberreith bei
St. Gallen geboren und am Pfingstsamstag 1943 hier verunglückt.
im Gedenken Voitlbauer

Wütender Stier tötete zwei Almhalter

Am 19. Juni 1943 berichtete die "Murtaler Zeitung":[1]

Wütender Stier tötet zwei Almhalter. Sennerin schwer verletzt. Tragödie aus der Neuburgalm bei Johnsbach.

Am Pfingstsamstag nachmittag fiel der aus der Neuburgalm in Johnsbach auf der Weide befindliche Stier des Besitzers Pichlmayer aus Weng zwei Viehhüter und eine Sennerin an. Der etwa 50jährige Almhalter Damian Kern wurde dabei getötet, der 77 Jahre alte Sebastian Neuhauser schwer verletzt und die 57jährige Sennerin Franziska Raudner leicht verletzt.

Zu dem tragischen Unfall erfahren wir fol­gende Einzelheiten: Die Viehhüter Kern und Neuhauser suchten am 12. Juni nachmittags eine abgängige Kalbin. Sie fanden diese, in ein sumpfiges Loch gestürzt, aus dem sich die Kalbin nicht mehr befreien konnte, vor. Da die beiden Hüter die Kalbin nicht aus dem Loch herausbekommen konnten, sandte Neu­hauser den Kern zu den Sennerinnen um weitere Hilfskräfte. Nachdem Neuhauser drei Stunden vergeblich auf die Rückkehr des Kern und der Helfer gewartet hatte, begab er sich selbst zu den Almhütten und berichtete über den Verbleib des jungen Rindes. Kern war nirgends zu finden. Neuhauser, Franziska Raudner und noch eine andere Sennerin machten sich nun auf den Weg zur Kalbin.

Hiebei begegnete ihnen der große, bisher aber immer als harmlos geltende Stier des Pichl­mayer. Ohne irgendwelche Anzeichen von Bösartigkeit ließ er die voranschreitende Sen­nin Raudner bis auf einige Schritte an sich herankommen. Plötzlich ging er auf sie los, versetzte ihr zuerst einmal einen heftigen Stoß, daß sie einige Meter weit flog. Kaum hatte sich die Sennerin erhoben und angeschickt, wegzulaufen, als sie der Stier schon wieder ver­folgte. Er warf sie neuerlich zu Boden und bearbeitete sie mit den Hörnern. Neuhauser wollte ihr zu Hilfe eilen. Nun ging der wütende Stier auf ihn los. Er warf ihn mit den Hörnern mehrmals meterhoch in die Höhe und traktierte den alten Mann so­ lange am Boden, bis dieser sich nicht mehr rührte. Inzwischen konnten sich die beiden Sennerinnen in Sicherheit bringen. Ohne dem greisen Neuhauser helfen zu können, mußten sie von der Ferne zusehen, wie der Stier den Halter weiter angriff. Die glücklicherweise nur leicht verletzte, aber dafür vollkommen er­schöpfte Franziska Raudner versuchte dann mit ihrer Kameradin, die eingesunkene Kalbin zu befreien, was ihr aber nicht gelang.

Auf dem Heimwege zu den Sennhütten fanden sie dann Fetzen von den Kleidern des Halters Damian Kern. Nichts Gutes ahnend, suchten sie nach und fanden ihn schließlich tot auf. Er sah fürchterlich aus. Der Stier hatte ihn fast bis zur Unkenntlichkeit zugerichtet. Neuhauser wurde in schwerverletztem Zustande in eine Sennhütte gebracht. Postenführer Anton Casiellaro und Be­zirksoberwachtmeister Josef Steiner vom Gendarmerieposten Admont begaben sich noch in der folgenden Nacht auf die Neuburgalm und führten dort die Erhebungen durch. Da die Möglichkeit bestand, daß der Stier noch weitere Menschen anfiel, mußte er zunächst un­schädlich gemacht werden. Als es sich als un­möglich erwies, ihn einzufangen und von der Alm abzutreiben, pirschten sich am Pfingst­sonntag beim Morgengrauen Gendarmen und Jäger an den Stier heran, der sie sogleich brüllend anfiel. Mit ein Paar Gewehrschüssen wurde das wütende Tier getötet.

Der schwerverletzte Neuhauser wurde am Vormittag des Pfingstsonntags nach Johns­bach und von dort mit dem Rettungsauto nach erster ärztlicher Hilfe durch Medizinalrat Dr. Genger aus Admont in das Krankenhaus nach Rottenmann gebracht, wo er seinen lebens­gefährlichen Verletzungen am Mittwoch er­legen ist. Der vom Stier getötete Almhalter Damian Kern wird auf dem Ortsfriedhof in Johnsbach beigesetzt.

Weblink

Quelle

  • Austrian Map, Teil der Österreichischen Karte des Bundesamts für Eich- Vermessungswesen (BEV), im Internet unter maps.bev.gv.at abrufbar. Hinweis: Da BEV mit Anfang November 2022 sein Internet-Link-System umgestellt hatte, stimmen aktuell noch nicht alle EnnstalWiki-AMap-Weblinks, sofern nicht beim Link auf eine bereits erfolgte Aktualisierung hingewiesen wird.

Einzelnachweis

  1. ANNO, Murtaler Zeitung, Ausgabe vom 19. Juni 1943, Seite 4