Rudolf Flechner: Unterschied zwischen den Versionen
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Familie sehr selten betraten. Mit kindlicher Neugierde spähte ich da herum (…).“ | Familie sehr selten betraten. Mit kindlicher Neugierde spähte ich da herum (…).“ | ||
Die baldige Trennung, jedoch ohne Scheidung derEltern bedeutete für Rudolf und seine Schwester eine Zäsur; Pauline kam zurMutter und Rudolf blieb bei seinem Vater. Ab 1845 erhielt Rudolf einehumanistische Erziehung in der Privat-Knabenerziehungsanstalt in Wien. Der jungeMann war musisch und künstlerisch sehr interessiert und auch begabt, wie seineHandzeichnungen in der selbst verfassten „Chronik“ beweisen. 1854 verließRudolf die Erziehungsanstalt und wohnte bis zur Absolvierung des Polytechnikums1858 bei seinem Vater in Wien. Während dieser Zeit kam Flechner öfter nachSchladming. Zusammen mit dem damaligen Bergverwalter Aigner, führte er in denFerien 1857 die Vermessung des gesamten Grubenbesitzes im Obertal durch. MontanistischeAusbildung in Leoben 1858-1860„Während der letzten Jahrgänge des Gymnasiumshatte sich in mir der Entschluss mich dem Montanfach zu widmen immer mehrbefestigt; und mein Ferienaufentalt in Schladming, der Besuch der Nickelgruben,welche mitten in der grossartigsten Hochgebirgslandschaft liegen (…) undendlich die mir damals sehr rosig erscheinende Aussicht einstmals Mitbesitzerder Schladminger Werke zu werden, hatte jenen Entschluss zur unumstösslichenSache gemacht.“ Nach Beendigung des Polytechnikums begann Flechner daszweijährige Studium an der Bergakademie Leoben, im ersten Jahr studierte erBergbaukunde, im zweiten Hüttenkunde. Während des Studiums nahm Rudolf anvielen Exkursionen zu Bergbauen und Hütten im damaligen k. und k. Reichsgebietteil. 1859 wurde eine solche Exkursion unter der Führung der ProfessorenMiller und Richter auch nach Schladming mit Befahrung des Zinkwand-Vötternreviersunternommen. Jahre später verfasste eine Schilderung dieser Begehung und fügteein langes Stimmungsgedicht bei. Das Verfassen von Gedichten war Rudolfsbesondere Vorliebe. | Die baldige Trennung, jedoch ohne Scheidung derEltern bedeutete für Rudolf und seine Schwester eine Zäsur; Pauline kam zurMutter und Rudolf blieb bei seinem Vater. Ab 1845 erhielt Rudolf einehumanistische Erziehung in der Privat-Knabenerziehungsanstalt in Wien. Der jungeMann war musisch und künstlerisch sehr interessiert und auch begabt, wie seineHandzeichnungen in der selbst verfassten „Chronik“ beweisen. 1854 verließRudolf die Erziehungsanstalt und wohnte bis zur Absolvierung des Polytechnikums1858 bei seinem Vater in Wien. Während dieser Zeit kam Flechner öfter nachSchladming. Zusammen mit dem damaligen Bergverwalter Aigner, führte er in denFerien 1857 die Vermessung des gesamten Grubenbesitzes im Obertal durch. MontanistischeAusbildung in Leoben 1858-1860„Während der letzten Jahrgänge des Gymnasiumshatte sich in mir der Entschluss mich dem Montanfach zu widmen immer mehrbefestigt; und mein Ferienaufentalt in Schladming, der Besuch der Nickelgruben,welche mitten in der grossartigsten Hochgebirgslandschaft liegen (…) undendlich die mir damals sehr rosig erscheinende Aussicht einstmals Mitbesitzerder Schladminger Werke zu werden, hatte jenen Entschluss zur unumstösslichenSache gemacht.“ Nach Beendigung des Polytechnikums begann Flechner daszweijährige Studium an der Bergakademie Leoben, im ersten Jahr studierte erBergbaukunde, im zweiten Hüttenkunde. Während des Studiums nahm Rudolf anvielen Exkursionen zu Bergbauen und Hütten im damaligen k. und k. Reichsgebietteil. 1859 wurde eine solche Exkursion unter der Führung der ProfessorenMiller und Richter auch nach Schladming mit Befahrung des Zinkwand-Vötternreviersunternommen. Jahre später verfasste eine Schilderung dieser Begehung und fügteein langes Stimmungsgedicht bei. Das Verfassen von Gedichten war Rudolfsbesondere Vorliebe. | ||
− | Praktikant im k. u. k. Staatseisenwerk in Neuberga.d. Mürz1860 absolvierte Rudolf die Abschlussprüfung des montanistischen Studiumsmit gutem Erfolg. Flechner trat in Folge als Praktikant im Staatseisenwerk inNeuberg a.d. Mürz eine Stelle an.Im Spätherbst 1861 nahm Rudolf einen sechsmonatigenUrlaub, um zu prüfen, wie sich die Lage in Schladming entwickelte. Als er dortsah, wie sehr sich diese verschlechtert hatte, suchte er um seine Entlassungaus dem Staatsdienst an.Entwicklung und Situation der Nickel - Berg- undHüttenwerke Schladming 1862 - 1868Flechner legte in seinem Tagebuch auch diebisherige Entwicklung und Verwaltungsstruktur des Betriebes dar und -wenngleich er die Qualitäten seines Großvaters herausarbeitet- sparte er nichtmit Kritik. | + | Praktikant im k. u. k. Staatseisenwerk in Neuberga.d. Mürz1860 absolvierte Rudolf die Abschlussprüfung des montanistischen Studiumsmit gutem Erfolg. Flechner trat in Folge als Praktikant im Staatseisenwerk inNeuberg a.d. Mürz eine Stelle an.Im Spätherbst 1861 nahm Rudolf einen sechsmonatigenUrlaub, um zu prüfen, wie sich die Lage in Schladming entwickelte. Als er dortsah, wie sehr sich diese verschlechtert hatte, suchte er um seine Entlassungaus dem Staatsdienst an.Entwicklung und Situation der Nickel - Berg- undHüttenwerke Schladming 1862 - 1868Flechner legte in seinem Tagebuch auch diebisherige Entwicklung und Verwaltungsstruktur des Betriebes dar und -wenngleich er die Qualitäten seines Großvaters herausarbeitet- sparte er nichtmit Kritik.Nach dem plötzlichen Tod Gersdorffs 1849 übertrugendie fünf Geschwister die Oberleitung des Werkes ihrem Bruder Gustav vonGersdorff, der zwar eine montanistische Ausbildung genossen hatte, aber seinerVerpflichtung in keiner Weise nachkam. Im Jahre 1853 trat Gustav schließlichvon der Leitung des Werkes zurück. Carl Stegmaier, auch Montanakademiker, wurdedie Leitung übertragen. Der 1854 neu eingestekllte Bergverwalter Aigner hatteaber ebenso einen sehr schweren Stand, konnte sich gegenüber den Erben nichtdurchsetzen, denen nach wie vor die Einsicht in die wirtschaftliche Situationder Produktion fehlte. 1860 war es durch diese Misswirtschaft soweitgekommen, dass der Betrieb „auf das Äusserste eingeschränkt werden musste.Stegmaier ward entlassen und Aigner kündigte.Als Flechner nun im Alter von 25 Jahren die Leitung einesdarniederliegenden Betriebes, dem es nun schon seit Jahren an Aufsicht undFührung mangelte, übernahm, stand er vor einem Trümmerhaufen und ihn plagten nebenGeldproblemen nun auch personelle Schwierigkeiten. Der Nickelpreis war im Laufeder Jahre stetig gefallen. Flechner plante eine entsprechende Umstrukturierungdes Betriebes, doch wieder scheiterte er an der Weigerung zweier Erben und Mitbesitzer.Schließlichmusste er vorübergehend den Betrieb einstellen lassen. In dieser schwierigenund angespannten Zeit suchte er immer wieder Erholung bei seiner Mutter undSchwester in Schladming. Speziell freute er sich über die Erfolge seiner SchwesterPauline, die bereits mit ihrer Blumenmalerei hervorgetreten war und zusehendskünstlerisches Ansehen genoss sowie immer wieder Preise auf Ausstellungenerrang.Studienreisen in Europa und kurzzeitige TätigkeitenStudienreisen undAuslandsaufenthalte festigten Rudolfs umfangreiches Wissen und Können undmachten ihn zu einem anerkannten Fachmann, wie zahlreiche Fachaufsätze undVorträge bewiesen. Flechner unternahm Studienreisen nach Freiberg,Annaberg/Sachsen, St. Joachimstal,Gottesgab (Bozi Dar/Tschechien) -dort studierte er Uran- und Silbergewinnung-und Dobschau (Došina/Slowakei) um seine technischen Kenntnisse zu erweitern. Daraufhinnahm Flechner 1869 eine lukrative Stelle als technischer Leiter derNickelfabrik in Naumburg am Bober (Nowogrod/Polen) an. Dort lernte er auchseine zukünftige Frau Maria-Helena kennen. Ab 1872 arbeitete er in Sagmyra(Schweden) als technischer Direktor der Nickelhütte an Verbesserungen von Ofensystemen. Dort wurdesein einziger Sohnes Richard geboren. Flechner bereiste von Sagmyra aus auchdie Nickelhütte in Ringeriges, wo er auch später eine leitende Stelle bekommenhätte. Doch noch bevor sein Vertrag mit Sagmyra auslief, veranlasste ihn eineplötzlich aufgetretene Nickelpreiserhöhung zu einer Wiederaufnahme des Betriebesin Schladming. Flechner kündigte vorzeitig seine Stelle in Schweden, obwohl ihmdies große finanzielle Einbußen bescherte. „Diese Ungewissheit der Gestaltungmeiner Existenz, die Möglichkeit ja sogar Wahrscheinlichkeit, dass ich durchdie Eigentümlichkeit der Verhältnisse in jeder Bewegung gehemmt demSchladminger Werke nicht empor helfen werde können, dabei der Gedanke, dass ichdieser Unsicherheit gutes Einkommen und geachtete Stellung geopfert, und nurder Aufzehrung meiner kleinen Ersparnisse entgegen gehe, vermehrten in unsallen im hohen Grade den verstimmenden Druck.“ Trotz dieser Bedenken, brachteer erneut dieses persönliche Opfer für das Schladminger Werk.Niedergang desSchladminger Nickelabbaus und -verhüttung1876, nach seiner Rückkehr nachSchladming, bezog Flechner mit Frau und Kind eine bescheidene Wohnung inMandling.Der Nickelpreis war gut und daher versuchte Flechner nun mit großenAnstrengungen Käufer für das Nickelwerk zu finden. Doch nach französischenzogen sich auch deutsche Interessenten wieder zurück, da ein krasserNickelpreisverfall einsetzte. Durch das Hereindrängen neukaledonischer undkanadischer Erze kamen nach und nach die Nickelerzbergbaue in ganz Europa zumErliegen.Der französische Adelige Gustave de Vernouillet, ein enger undlangjähriger Freund, half der jungen Familie aus. Der Gruben- und Hüttenbetriebkonnte mit seiner finanziellen Unterstützung und den „schwedischen Ersparnissen“Flechners in bescheidenem Maß, mit ungeschultem Personal in Mandling und 8 bis11 Mann in der Grube wieder aufgenommen werden. Der niegrige Nickelpreis underneut aufflammende Streitigkeiten mit den Erben verhinderten jedoch eineErholung: der Betrieb musste schließlich endgültig stillgelegt werden.DieSchließung der Nickelfabrik bedeutete für viele Familien den Verlust ihrerExistenzgrundlage. Um dem entgegenzuwirken, wurde im Gebäude der ehemaligenSchmelzwerksgebäude von Rudolfs Schwester Pauline Flechner-Halm eineKunstblumenfabrik eingerichtet. Vor allem Frauen und Töchter von arbeitslosenBergarbeitern wurden eingestellt.Umzugnach Salzburg 1878 und Wien – Neue WirkungskreiseDie Familie Flechnerübersiedelte im Herbst 1878 in eine kleine Wohnung nach Salzburg. Man führteein ruhiges, bescheidenes Leben, Flechner hielt Vorträge, schrieb Artikel inFachzeitschriften und arbeitete in Folge als beratender Montanist fürverschiedene Firmen. 1880 übernahm Rudolf Flechner die Leitung der Kupferwerkein Balán in Siebenbürgen. 1882 übersiedelte die Familie Flechner wieder nachWien; Rudolf hielt dort Vorträge und verfasste wissenschaftliche Abhandlungen,unter anderen über Bergbau und Verhüttung in Schladming und Mandling. Der Rufseiner umfassenden Kenntnisse und praktischen Erfahrung eilte ihm voraus, sowurde ihm 1887 von der bosnisch-herzegowinischen Montanverwaltung dieInstandsetzung und Inbetriebsetzung der Kupferhütte Sinijako in Bosnienübertragen, die er dort unter vielen Schwierigkeiten und Entbehrungendurchführte. Dort blieb Flechner jedoch nur fünf Monate, da man ihm die weitereLeitung der Hütte nicht anvertraute. Diese erneut unerfreuliche Episode seinesLebens bildete den Abschluss seiner montanistischen Laufbahn. 1880 trat er insGewerbeinspektorat ein, zuerst als Assistent, dann als Inspektor in Innsbruckund Linz.Rudolfs Gattin verstarb im Jahr 1885. Ihr gemeinsamer Sohn Richardschlug die militärische Laufbahn ein und brachte es bis zum Oberst.1902erfolgte sein Eintritt in den Ruhestand. Im Jahre 1909 starb Rudolf Flechnermit 72 Jahren. |
Version vom 5. September 2011, 21:02 Uhr
Rudolf Flechner (* 1837 in Wien; † 1909), der Berg- und Hütteningenieur und Enkelsohn von Johann Rudolf Ritter von Gersdorff, war einer der letzten Eigentümer sowie der letzte Leiter der Nickelerzgruben im Rohrmooser Obertal (Zinkwand-Vöttern) und der Hüttenbetriebe in Hopfriesen und Mandling.
Leben
Kindheit und Jugendjahre 1837-1858
Rudolf Flechner wurde 1837 in Schlögelmühl bei Gloggnitz geboren, als Sohn von Emmerich Anton Flechner und Flora, einer Tochter des Rudolf von Gersdorff. Rudolf war das zweite Kind aus dieser Ehe; seine Schwester Pauline Flechner nahm später den Künstlernamen „Halm“ an. 1838 zog die junge Familie nach Eisenerz und in Folge nach Wien, wo auch die Gersdorff’sche Familie wohnte. Die Sommermonate verbrachten alle gemeinsam in Thalhof bei Gloggnitz. So kam der junge Rudolf oft in das Haus seines Großvaters; er beschreibt ihn später in seiner tagebuchartig verfassten Familienchronik mit dem Titel „Ein bewegtes Alltagsleben“ ehrfürchtig als einen hervorragenden Berg- und Hüttenmann, tüchtigen Mineralogen und Metallurgen. Rudolf merkte darin an, dass ihn sein Großvater anscheinend gut leiden mochte; er weckte sein Interesse für Naturwissenschaften und technische Fächer und ermunterte ihn dazu, später selbst Berg- und Hüttenmann zu werden: „An jenen Weihnachtsabenden sah er nicht so ernst und streng drein wie sonst, und mit uns Enkeln konnte er sogar recht freundlich und herzlich sein. Er nannte mich gewöhnlich Pasternatzki. Was er sich dabei dachte, weiss ich nicht. Oftmals sagte er zu mir: Pasternatzki du musst auch ein Bergmann werden. Er duldete mich auch ganz gern in seinem Zimmer, welches andere Glieder seiner Familie sehr selten betraten. Mit kindlicher Neugierde spähte ich da herum (…).“ Die baldige Trennung, jedoch ohne Scheidung derEltern bedeutete für Rudolf und seine Schwester eine Zäsur; Pauline kam zurMutter und Rudolf blieb bei seinem Vater. Ab 1845 erhielt Rudolf einehumanistische Erziehung in der Privat-Knabenerziehungsanstalt in Wien. Der jungeMann war musisch und künstlerisch sehr interessiert und auch begabt, wie seineHandzeichnungen in der selbst verfassten „Chronik“ beweisen. 1854 verließRudolf die Erziehungsanstalt und wohnte bis zur Absolvierung des Polytechnikums1858 bei seinem Vater in Wien. Während dieser Zeit kam Flechner öfter nachSchladming. Zusammen mit dem damaligen Bergverwalter Aigner, führte er in denFerien 1857 die Vermessung des gesamten Grubenbesitzes im Obertal durch. MontanistischeAusbildung in Leoben 1858-1860„Während der letzten Jahrgänge des Gymnasiumshatte sich in mir der Entschluss mich dem Montanfach zu widmen immer mehrbefestigt; und mein Ferienaufentalt in Schladming, der Besuch der Nickelgruben,welche mitten in der grossartigsten Hochgebirgslandschaft liegen (…) undendlich die mir damals sehr rosig erscheinende Aussicht einstmals Mitbesitzerder Schladminger Werke zu werden, hatte jenen Entschluss zur unumstösslichenSache gemacht.“ Nach Beendigung des Polytechnikums begann Flechner daszweijährige Studium an der Bergakademie Leoben, im ersten Jahr studierte erBergbaukunde, im zweiten Hüttenkunde. Während des Studiums nahm Rudolf anvielen Exkursionen zu Bergbauen und Hütten im damaligen k. und k. Reichsgebietteil. 1859 wurde eine solche Exkursion unter der Führung der ProfessorenMiller und Richter auch nach Schladming mit Befahrung des Zinkwand-Vötternreviersunternommen. Jahre später verfasste eine Schilderung dieser Begehung und fügteein langes Stimmungsgedicht bei. Das Verfassen von Gedichten war Rudolfsbesondere Vorliebe. Praktikant im k. u. k. Staatseisenwerk in Neuberga.d. Mürz1860 absolvierte Rudolf die Abschlussprüfung des montanistischen Studiumsmit gutem Erfolg. Flechner trat in Folge als Praktikant im Staatseisenwerk inNeuberg a.d. Mürz eine Stelle an.Im Spätherbst 1861 nahm Rudolf einen sechsmonatigenUrlaub, um zu prüfen, wie sich die Lage in Schladming entwickelte. Als er dortsah, wie sehr sich diese verschlechtert hatte, suchte er um seine Entlassungaus dem Staatsdienst an.Entwicklung und Situation der Nickel - Berg- undHüttenwerke Schladming 1862 - 1868Flechner legte in seinem Tagebuch auch diebisherige Entwicklung und Verwaltungsstruktur des Betriebes dar und -wenngleich er die Qualitäten seines Großvaters herausarbeitet- sparte er nichtmit Kritik.Nach dem plötzlichen Tod Gersdorffs 1849 übertrugendie fünf Geschwister die Oberleitung des Werkes ihrem Bruder Gustav vonGersdorff, der zwar eine montanistische Ausbildung genossen hatte, aber seinerVerpflichtung in keiner Weise nachkam. Im Jahre 1853 trat Gustav schließlichvon der Leitung des Werkes zurück. Carl Stegmaier, auch Montanakademiker, wurdedie Leitung übertragen. Der 1854 neu eingestekllte Bergverwalter Aigner hatteaber ebenso einen sehr schweren Stand, konnte sich gegenüber den Erben nichtdurchsetzen, denen nach wie vor die Einsicht in die wirtschaftliche Situationder Produktion fehlte. 1860 war es durch diese Misswirtschaft soweitgekommen, dass der Betrieb „auf das Äusserste eingeschränkt werden musste.Stegmaier ward entlassen und Aigner kündigte.Als Flechner nun im Alter von 25 Jahren die Leitung einesdarniederliegenden Betriebes, dem es nun schon seit Jahren an Aufsicht undFührung mangelte, übernahm, stand er vor einem Trümmerhaufen und ihn plagten nebenGeldproblemen nun auch personelle Schwierigkeiten. Der Nickelpreis war im Laufeder Jahre stetig gefallen. Flechner plante eine entsprechende Umstrukturierungdes Betriebes, doch wieder scheiterte er an der Weigerung zweier Erben und Mitbesitzer.Schließlichmusste er vorübergehend den Betrieb einstellen lassen. In dieser schwierigenund angespannten Zeit suchte er immer wieder Erholung bei seiner Mutter undSchwester in Schladming. Speziell freute er sich über die Erfolge seiner SchwesterPauline, die bereits mit ihrer Blumenmalerei hervorgetreten war und zusehendskünstlerisches Ansehen genoss sowie immer wieder Preise auf Ausstellungenerrang.Studienreisen in Europa und kurzzeitige TätigkeitenStudienreisen undAuslandsaufenthalte festigten Rudolfs umfangreiches Wissen und Können undmachten ihn zu einem anerkannten Fachmann, wie zahlreiche Fachaufsätze undVorträge bewiesen. Flechner unternahm Studienreisen nach Freiberg,Annaberg/Sachsen, St. Joachimstal,Gottesgab (Bozi Dar/Tschechien) -dort studierte er Uran- und Silbergewinnung-und Dobschau (Došina/Slowakei) um seine technischen Kenntnisse zu erweitern. Daraufhinnahm Flechner 1869 eine lukrative Stelle als technischer Leiter derNickelfabrik in Naumburg am Bober (Nowogrod/Polen) an. Dort lernte er auchseine zukünftige Frau Maria-Helena kennen. Ab 1872 arbeitete er in Sagmyra(Schweden) als technischer Direktor der Nickelhütte an Verbesserungen von Ofensystemen. Dort wurdesein einziger Sohnes Richard geboren. Flechner bereiste von Sagmyra aus auchdie Nickelhütte in Ringeriges, wo er auch später eine leitende Stelle bekommenhätte. Doch noch bevor sein Vertrag mit Sagmyra auslief, veranlasste ihn eineplötzlich aufgetretene Nickelpreiserhöhung zu einer Wiederaufnahme des Betriebesin Schladming. Flechner kündigte vorzeitig seine Stelle in Schweden, obwohl ihmdies große finanzielle Einbußen bescherte. „Diese Ungewissheit der Gestaltungmeiner Existenz, die Möglichkeit ja sogar Wahrscheinlichkeit, dass ich durchdie Eigentümlichkeit der Verhältnisse in jeder Bewegung gehemmt demSchladminger Werke nicht empor helfen werde können, dabei der Gedanke, dass ichdieser Unsicherheit gutes Einkommen und geachtete Stellung geopfert, und nurder Aufzehrung meiner kleinen Ersparnisse entgegen gehe, vermehrten in unsallen im hohen Grade den verstimmenden Druck.“ Trotz dieser Bedenken, brachteer erneut dieses persönliche Opfer für das Schladminger Werk.Niedergang desSchladminger Nickelabbaus und -verhüttung1876, nach seiner Rückkehr nachSchladming, bezog Flechner mit Frau und Kind eine bescheidene Wohnung inMandling.Der Nickelpreis war gut und daher versuchte Flechner nun mit großenAnstrengungen Käufer für das Nickelwerk zu finden. Doch nach französischenzogen sich auch deutsche Interessenten wieder zurück, da ein krasserNickelpreisverfall einsetzte. Durch das Hereindrängen neukaledonischer undkanadischer Erze kamen nach und nach die Nickelerzbergbaue in ganz Europa zumErliegen.Der französische Adelige Gustave de Vernouillet, ein enger undlangjähriger Freund, half der jungen Familie aus. Der Gruben- und Hüttenbetriebkonnte mit seiner finanziellen Unterstützung und den „schwedischen Ersparnissen“Flechners in bescheidenem Maß, mit ungeschultem Personal in Mandling und 8 bis11 Mann in der Grube wieder aufgenommen werden. Der niegrige Nickelpreis underneut aufflammende Streitigkeiten mit den Erben verhinderten jedoch eineErholung: der Betrieb musste schließlich endgültig stillgelegt werden.DieSchließung der Nickelfabrik bedeutete für viele Familien den Verlust ihrerExistenzgrundlage. Um dem entgegenzuwirken, wurde im Gebäude der ehemaligenSchmelzwerksgebäude von Rudolfs Schwester Pauline Flechner-Halm eineKunstblumenfabrik eingerichtet. Vor allem Frauen und Töchter von arbeitslosenBergarbeitern wurden eingestellt.Umzugnach Salzburg 1878 und Wien – Neue WirkungskreiseDie Familie Flechnerübersiedelte im Herbst 1878 in eine kleine Wohnung nach Salzburg. Man führteein ruhiges, bescheidenes Leben, Flechner hielt Vorträge, schrieb Artikel inFachzeitschriften und arbeitete in Folge als beratender Montanist fürverschiedene Firmen. 1880 übernahm Rudolf Flechner die Leitung der Kupferwerkein Balán in Siebenbürgen. 1882 übersiedelte die Familie Flechner wieder nachWien; Rudolf hielt dort Vorträge und verfasste wissenschaftliche Abhandlungen,unter anderen über Bergbau und Verhüttung in Schladming und Mandling. Der Rufseiner umfassenden Kenntnisse und praktischen Erfahrung eilte ihm voraus, sowurde ihm 1887 von der bosnisch-herzegowinischen Montanverwaltung dieInstandsetzung und Inbetriebsetzung der Kupferhütte Sinijako in Bosnienübertragen, die er dort unter vielen Schwierigkeiten und Entbehrungendurchführte. Dort blieb Flechner jedoch nur fünf Monate, da man ihm die weitereLeitung der Hütte nicht anvertraute. Diese erneut unerfreuliche Episode seinesLebens bildete den Abschluss seiner montanistischen Laufbahn. 1880 trat er insGewerbeinspektorat ein, zuerst als Assistent, dann als Inspektor in Innsbruckund Linz.Rudolfs Gattin verstarb im Jahr 1885. Ihr gemeinsamer Sohn Richardschlug die militärische Laufbahn ein und brachte es bis zum Oberst.1902erfolgte sein Eintritt in den Ruhestand. Im Jahre 1909 starb Rudolf Flechnermit 72 Jahren.