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Version vom 1. August 2016, 12:57 Uhr
Das Gesäuse ist eine in Westost verlaufende Verbindungsschlucht der Enns zwischen Admont und Hieflau und zählt zu den Ennstaler Alpen.
Allgemeines
Das Gesäuse (im Volksmund Xeis genannt) bildet im nordöstlichen Ennstal auf einem rund 16 Kilometer langen Abschnitt eine Felsschlucht und wird oftmals als die senkrechte Welt Österreichs bezeichnet. Der Gesäuseeingang liegt ca. sechs Kilometer östlich von Admont. Von dort fließt die Enns aufgrund der Talverengung, unzähligen Felsvorsprüngen sowie der Überwindung eines beachtlichen Höhenunterschiedes (Ennskatarakte) reißend schnell und ist rundum von steilen, zum Teil senkrechten und wild bewachsenen Felswänden umgeben.
Am 26. Oktober 2002 wurde ein überwiegender Teil des Gesäuses zum Nationalpark Gesäuse erklärt.
Ennsarme: „Verrückte“ Gemeindegrenzen
Der Radfahrer, Läufer oder Spaziergänger, welcher den ruhigen Ennstal Radweg von Admont in östliche Richtung zum Grabnerhof benützt, sieht entlang des Weges die breit dahin fließende Enns, daneben aber immer wieder Enns-Altarme, gewundene Auwälder wie das „Amerika-Waldl“, und ahnt, dass die Enns früher anders geflossen ist als heute.
Das Szenario vor 150 Jahren um die Mitte des 19. Jahrhunderts: Breit mit vielen Mäandern beherrscht die Enns den Talboden. Überall Altarme, überflutete Streuwiesen, Sümpfe, Moore, hochwassergefährdete Wiesen und Felder. Der Flussspiegel am Gesäuseeingang lag bis zu 14 Meter über
Sprengungen am Gesäuseeingang im Auftrag des Benediktinerstifts Admont im Jahre 1824 brachten nur wenig Schutz vor den dauernden Überschwemmungen. Man wandte sich an den Kaiser, und im Jahre 1860 unterschrieb er das für das gesamte Ennstal lebenswichtige Patent der Ennsregulierung. In den 1860er Jahren wurde die Enns mittels „Durchstichen“ begradigt, die Ufer durch Buhnen und Querwerke befestigt. Östlich von Admont waren der Kornbauer- und der Grabner Durchstich die wichtigsten und kostspieligsten Baulose. Die insgesamt 2 400 m an Durchstichen kosteten 46.500 swiki:Gulden – eine Summe, die die Gemeinden oder das Herzogtum Steiermark damals nie hätten aufbringen können.
Die alten Gemeindegrenzen zwischen Admont südlich, Hall und Weng im Gesäuse nördlich der Enns blieben damals unverrückt. So verwundert es, dass heute nördlich der Enns Admonter Grundstücke und südlich davon Haller Wiesen liegen – eine nur scheinbar „verrückte“ Grenzziehung, die von dem ehemaligen Lauf der Enns erzählen kann.
Die Altarme der Enns bilden heute wichtige Biotope. Besonders die vielfältige Vogelwelt ist Beobachtungsziel der Ornithologen.
Bergwelt
Für Alpinisten ist dieses Gebiet der Ennstaler Alpen seit jeher ein Anziehungspunkt und eine besondere Herausforderung. Im Gesäuse sind sowohl leichte Wanderungen als auch anspruchsvolle und schwierige Berg- und Klettertouren, die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzen, möglich.
Die Berggruppen im Gesäuse heißen:
Geologie der Gesäuseberge
Geologisch betrachtet sind die Gesäuseberge Teil des Juvavikums der Nördlichen Kalkalpen. Einer Detailuntergliederung zufolge gehört der Großteil der Mürzalpen-Decke an. Diese tektonische Einheit reicht von den Haller Mauern im Westen bis zum Wiener Becken im Osten. Nur kleine Bereiche westlich des Hochtors sind der Schneeberg-Decke zugehörig, die inselartig der Mürzalpen-Decke auflagert.
Vom Liegenden ins Hangende werden die Gesäuseberge folgendermaßen aufgebaut: Bis ca. 1.200 m Seehöhe bestehen sie aus Wettersteinkalk, darüber folgt das Schieferband der Raibler Schichten, im Anschluss der mehrere hundert Meter mächtige Hauptdolomit und die obersten etwa 500 m prägt der Dachsteinkalk. All diese Gesteinsformationen hatten ein flachmarines Bildungsmilieu. Die Felswände geben anhand der Fossilien noch heute Einblicke in diesen ca. 210 bis 235 Millionen Jahre vergangenen Lebensraum.
Auch in jüngerer Vergangenheit kam es zu geologischen Prägungen im Gesäuse. So entstand etwa vor 25 Millionen Jahren die Ennstal-Störung, die ein Abschnitt des großen Salzach-Ennstal-Mariazell-Puchberg Störungssystems ist. Der Druck durch die Apulische Platte auf das europäische Festland wurde zu groß, die Gesteinsmassen konnten diesem nicht mehr standhielten und wichen nach Osten aus. Durch die Bewegungen entlang dieser Störungszone wurden die talnahen Gesteine zerrieben.
Den vorerst letzten Schliff erhielten die Gesäuseberge in der Eiszeit.
Wasserquellen
Die verkarstungsfähigen Karbonatgesteine der Gesäuseberge führen zu zahlreichen Quellaustritten. So gibt es im Nationalpark Gesäuse über 600 Wasserquellen.
Infrastruktur
Durch das Gesäuse verläuft die Gesäuse Straße (B 146) und die Rudolfsbahn, welche zum Bahnstreckennetz der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) zählt. 2009 wurde der Personenverkehr der Gesäusebahn mit Ausnahme an Samstagen und Sonntagen zum größten Teil aus Rentabilitätsgründen eingestellt und durch ein Buskonzept ersetzt.
Bildergalerie
Charakteristisch heben sich die wild und steil geformten Felsformationen im Gesäusetal empor.
weitere Bilder
- Gesäuse – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien bei Ennstalwiki
- 2013: Waldbrand am Himbeerstein (Kategorie:Datei:Waldbrand Gesäuse
Weblink
- Nationalpark Gesäuse
- Eintrag im deutschsprachigen Reiseportal Wikivoyage zum Thema "Gesäuse"
Quellen
- Hasitschka, Josef: Das Gesäuse als Beilage zur digitalen Wanderkarte, 2012, 1. Auflage (Original: Hasitschka,_Wegpunkte_Gesäuse_red.pdf)
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- Wanderkarten
- Deutsche Wikipedia
- Alpintouren.com - in der Toursuche die Region Steiermark und Gesäuse eingeben
- Fahrgast-Steiermark.at
- Erläuterung zu den Schwierigkeitsgraden beim Klettern
- Stüwe, K. & Homberger, R. (2015). Die Geologie der Alpen aus der Luft. Gnas: Weishaupt Verlag
- Tollmann, A. (1977). Geologie von Österreich 1. Die Zentralalpen. Wien: Deuticke