Springer-Villa: Unterschied zwischen den Versionen

Aus EnnstalWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 2: Zeile 2:
  
 
== Allgemeines ==
 
== Allgemeines ==
Der historische Fellner-Bau wurde um 1870 in Kühbachau mithilfe Finanzmitteln von Albert Salomon Rothschild, unweit des ebenfalls von ihm gestifteten Urwald Österreichs "Rothwald" (heute: Wildnisschutzgebiet Dürrenstein) errichtet und der ansässigen Familie Thaller grundbücherlich zugesichert. Wie eine kleine alpenländische Schwester glich es ursprünglich architektonisch dem um einiges größer geratenen Springer-Schlössl in Wien, wo heute die Diplomatenakademie residiert, und war Teil eines großen Anwesens, dessen Fläche um die Jahrhundertwende große Teile des heutigen Wildalpens umfasste. Aufgrund der Ereignisse des zweiten Weltkriegs, welcher in Österreich flächendeckend Spuren der sogenannten Entjudungen bzw. Arisierungen durch die heimischen Nationalsozialisten hinterlassen hat, wurde auch die Liegenschaft bzw. das gesamte Kühbauer Anwesens (1938, zum Zeitpunkt der Enteignung durch die Reichsforstverwaltung noch knapp 15 Hektar groß) seither stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Springervilla, die heute mit dem Namen Flussbahnhof (www.flussbahnhof.at) ein Ort gelebter österreichischer Geschichtsaufarbeitung ist, steht mit ihrer Geschichte pars-pro-toto für verabsäumte Restitutionshandlungen durch die Verantwortlichen nach 1955 sowie dem damit verbundenen konsequent andauernden Bruch des formulierten Staatsvertrages für Österreich.  
+
Der historische [https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCro_Fellner_%26_Helmer Fellner-Bau] wurde um 1870 in Kühbachau mithilfe Finanzmitteln von [https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Salomon_Anselm_von_Rothschild Albert Salomon Rothschild], unweit des ebenfalls von ihm gestifteten Urwald Österreichs "Rothwald" (heute: Wildnisschutzgebiet Dürrenstein) errichtet und der ansässigen Familie Thaller grundbücherlich zugesichert. Wie eine kleine alpenländische Schwester glich es ursprünglich architektonisch dem um einiges größer geratenen [https://de.wikipedia.org/wiki/Springer-Schl%C3%B6ssl Springer-Schlössl] in Wien, wo heute die politische Akademie der ÖVP residiert, und war Teil eines großen Anwesens, dessen Fläche um die Jahrhundertwende große Teile des heutigen [[Wildalpen|Wildalpens]] umfasste. Aufgrund der Ereignisse des zweiten Weltkriegs, welcher in Österreich flächendeckend Spuren der sogenannten Entjudungen bzw. Arisierungen durch die heimischen Nationalsozialisten hinterlassen hat, wurde auch die Liegenschaft bzw. das gesamte Kühbauer Anwesens (1938, zum Zeitpunkt der Enteignung durch die Reichsforstverwaltung noch knapp 15 Hektar groß) seither stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Springervilla, die heute mit dem Namen Flussbahnhof (www.flussbahnhof.at) ein Ort gelebter österreichischer Geschichtsaufarbeitung ist, steht mit ihrer Geschichte pars-pro-toto für verabsäumte Restitutionshandlungen durch die Verantwortlichen nach 1955 sowie dem damit verbundenen konsequent andauernden Bruch des formulierten Staatsvertrages für Österreich.  
  
 
Die 1938 durch die damalige Reichsforstverwaltung, welche sich nach 1955 in Österreichische Bundesforste umbenannte, enteignete "Jüdin" Valentine Noemi Springer, welche das Anwesen 1928 erworben hatte, blieb trotz nicht gelungener Restitution bis 2017 Namensgeberin für die Springer-Villa. Valentine Noemi Springer gehörte mit Sicherheit zu einer der materiell am meist geschädigten Jüdinnen Österreichs aufgrund von Neid, Missgunst, Hass und Antisemitismus, welche den zweiten Weltkrieg in seiner gesamten Grausamkeit ideologisch geprägt haben. Als einzige Tochter des als "reichsten Mann Europas" (vgl. Sandgruber: Rothschild, 2018 ) betitelten Albert Salomon Rothschild und der sehr jung verstorbenen Bettina Rothschild, einer "Frau von ungewöhnlicher Bildung" (Sandgruber, S. 264) besaß Valentine Noemi neben einer umfassenden Kunstsammlung, welche vermutlich in Schloss Sitzenberg aufbewahrt wurde noch das Palais Springer in Wien III, Metternichgasse 8, das Schloss Sitzenberg bei Tulln in NÖ, die Villa Springer in Wildalpen, Stmk. sowie ein Areal in Seehof, Lunz in NÖ.  
 
Die 1938 durch die damalige Reichsforstverwaltung, welche sich nach 1955 in Österreichische Bundesforste umbenannte, enteignete "Jüdin" Valentine Noemi Springer, welche das Anwesen 1928 erworben hatte, blieb trotz nicht gelungener Restitution bis 2017 Namensgeberin für die Springer-Villa. Valentine Noemi Springer gehörte mit Sicherheit zu einer der materiell am meist geschädigten Jüdinnen Österreichs aufgrund von Neid, Missgunst, Hass und Antisemitismus, welche den zweiten Weltkrieg in seiner gesamten Grausamkeit ideologisch geprägt haben. Als einzige Tochter des als "reichsten Mann Europas" (vgl. Sandgruber: Rothschild, 2018 ) betitelten Albert Salomon Rothschild und der sehr jung verstorbenen Bettina Rothschild, einer "Frau von ungewöhnlicher Bildung" (Sandgruber, S. 264) besaß Valentine Noemi neben einer umfassenden Kunstsammlung, welche vermutlich in Schloss Sitzenberg aufbewahrt wurde noch das Palais Springer in Wien III, Metternichgasse 8, das Schloss Sitzenberg bei Tulln in NÖ, die Villa Springer in Wildalpen, Stmk. sowie ein Areal in Seehof, Lunz in NÖ.  

Version vom 20. Juni 2020, 13:15 Uhr

Springer-Villa

Die Springer-Villa ist ein denkmalgeschütztes Objekt in der Gemeinde Wildalpen im Osten des Bezirks Liezen.

Allgemeines

Der historische Fellner-Bau wurde um 1870 in Kühbachau mithilfe Finanzmitteln von Albert Salomon Rothschild, unweit des ebenfalls von ihm gestifteten Urwald Österreichs "Rothwald" (heute: Wildnisschutzgebiet Dürrenstein) errichtet und der ansässigen Familie Thaller grundbücherlich zugesichert. Wie eine kleine alpenländische Schwester glich es ursprünglich architektonisch dem um einiges größer geratenen Springer-Schlössl in Wien, wo heute die politische Akademie der ÖVP residiert, und war Teil eines großen Anwesens, dessen Fläche um die Jahrhundertwende große Teile des heutigen Wildalpens umfasste. Aufgrund der Ereignisse des zweiten Weltkriegs, welcher in Österreich flächendeckend Spuren der sogenannten Entjudungen bzw. Arisierungen durch die heimischen Nationalsozialisten hinterlassen hat, wurde auch die Liegenschaft bzw. das gesamte Kühbauer Anwesens (1938, zum Zeitpunkt der Enteignung durch die Reichsforstverwaltung noch knapp 15 Hektar groß) seither stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Springervilla, die heute mit dem Namen Flussbahnhof (www.flussbahnhof.at) ein Ort gelebter österreichischer Geschichtsaufarbeitung ist, steht mit ihrer Geschichte pars-pro-toto für verabsäumte Restitutionshandlungen durch die Verantwortlichen nach 1955 sowie dem damit verbundenen konsequent andauernden Bruch des formulierten Staatsvertrages für Österreich.

Die 1938 durch die damalige Reichsforstverwaltung, welche sich nach 1955 in Österreichische Bundesforste umbenannte, enteignete "Jüdin" Valentine Noemi Springer, welche das Anwesen 1928 erworben hatte, blieb trotz nicht gelungener Restitution bis 2017 Namensgeberin für die Springer-Villa. Valentine Noemi Springer gehörte mit Sicherheit zu einer der materiell am meist geschädigten Jüdinnen Österreichs aufgrund von Neid, Missgunst, Hass und Antisemitismus, welche den zweiten Weltkrieg in seiner gesamten Grausamkeit ideologisch geprägt haben. Als einzige Tochter des als "reichsten Mann Europas" (vgl. Sandgruber: Rothschild, 2018 ) betitelten Albert Salomon Rothschild und der sehr jung verstorbenen Bettina Rothschild, einer "Frau von ungewöhnlicher Bildung" (Sandgruber, S. 264) besaß Valentine Noemi neben einer umfassenden Kunstsammlung, welche vermutlich in Schloss Sitzenberg aufbewahrt wurde noch das Palais Springer in Wien III, Metternichgasse 8, das Schloss Sitzenberg bei Tulln in NÖ, die Villa Springer in Wildalpen, Stmk. sowie ein Areal in Seehof, Lunz in NÖ.

Mittels Verwehrung von Einsichtnahme sowie Dokumentenfälschungen behalf man sich bis heute, um die Anträge der zahlreichen Restitutionsgesuche - wie auch im Falle von Frau Springer - nicht bearbeiten zu müssen, wodurch sich die österreichische Nachkriegsgesellschaft nicht nur konsequent aus der Verantwortung schlich, sondern daneben noch große weitere Schäden zugunsten von Korruption und Nepotismus anrichtete.

Nachdem die ÖBV AG nach 80jähriger liebloser Nutzung aufgrund jüngster sehr unglücklicher Pachtversuche die Springer-Villa 2017 abstoßen musste, war sie stark in Mitleidenschaft gezogen und der einstige Glanz der Liegenschaft nur noch mithilfe der sich im Archiv befindlicher Inventarliste des Entjudungsvertrages zu erahnen. An die kunstvollen Handwerksarbeiten aus Holz erinnert heute nur noch die stark beschädigte Zirbenvertäfelung im Eingangsbereich. Das denkmalgeschützte Anwesen wurde des Verkaufs wegen mitsamt Denkmalschutz vor den Augen des Bundesdenkmalamtes geteilt, sodass die Last des Denkmalschutzes den neuen EigentümerInnen "verkauft" werden konnte. Der Rest des historischen Anwesens, welcher nach wie vor und auf gleichem Weg der Entjudung - wie auch die Villa - unter Nutzung gefälschter Besitzerchronologien im Besitz der ÖBV AG verbleibt, verfügt derzeit noch über die für die Liegenschaft Springer-Villa vorgesehenen dinglichen Rechte dank der traditionellen Zusammenarbeit der ÖBV AG mit der Argrabezirksbehörde Stainach-Irdning.

Es wird noch Jahre und viel Restaurierungsarbeiten dauern, bis die Schäden, die in den Nachkriegsjahren durch die Bundesforste und die missbräuchliche Verwendung der Liegenschaft entstanden sind, vollends repariert sein werden. Ebenso wird es noch Zeit beanspruchen bis die österreichische Geschichtsschreibung die Lücken und Lügen aufgrund der in Österreich flächendeckend verabsäumten Entnazifizierungs- und Resitutionsarbeit um die Schicksäler der Geschädigten ergänzt haben wird. Der Flussbahnhof ist ein Meilenstein auf diesem Weg.

Quelle

Weblinks

  • Bilderlink, der allerdings nach dem Verkauf wieder verschwinden wird