Änderungen

Geburts- und Sterbedaten lt. E-Mail von Hermann Harreiter am 13. November 2021 an Admin. Peter ergänzt
Zeile 1: Zeile 1: −
{{Zeitzeugendokument}}'''Der „Ebner Vater“ und das „Pürgger Gleut“ in der Kirche'''  aufgeschrieben von [[Stefan Berger junior]], bekannt auch als „Ebner-Steff“ bekannt auch als „Ebner-Steff“ aus [[Wörschachwald]] und Liezen. Hier erzählt er von seinem Vater Stefan Berger senior (* [[1894]]; † [[1957]]).
+
{{Zeitzeugendokument}}'''Der „Ebner Vater“ und das „Pürgger Gleut“ in der Kirche'''  aufgeschrieben von [[Stefan Berger junior]], bekannt auch als „Ebner-Steff“ bekannt auch als „Ebner-Steff“ aus [[Wörschachwald]] und Liezen. Hier erzählt er von seinem Vater Stefan Berger senior (* [[7. Dezember]] [[1894]]; † [[2. November]] [[1957]]).  
    
== Die Geschichte ==
 
== Die Geschichte ==
Zeile 27: Zeile 27:  
Jetzt haben die Läuter das Seil etwas hochgezogen und haben am kurzen Seil die Glocken zum Schwingen gebracht. Zuerst die kleine, dann die größere und am Ende die ganz große, da war der „Ebner Vater“, der Meister, dran. Nach mehreren Glockenschlägen, so nach Gefühl, schwang der Zeichengeber sein weißes Taschentuch und im selben Moment stoppten die Männer an den Glocken die schwingenden Glockenklöppel mit dem hochgezogenen Seil, dadurch gab es nur für ein paar Sekunden keinen Glockenschlag und der Herr Partlitsch zündete in genau diesen Moment einen „Doppler“ Bum, Bum und die Männer bei den Glocken haben die Klöppel wieder frei gelassen, das Geläute ging weiter. Es war immer wieder so ein festlicher Moment, auch für die Gläubigen. Und wenn dies alles nach Plan gelaufen und als „gelungen“ beurteilt wurde, und mein Vater davon berichtet oder davon erzählt hatte, ist ihm die Stimme gebrochen und so manche Freudenträne ist ihm über die Wange gelaufen.
 
Jetzt haben die Läuter das Seil etwas hochgezogen und haben am kurzen Seil die Glocken zum Schwingen gebracht. Zuerst die kleine, dann die größere und am Ende die ganz große, da war der „Ebner Vater“, der Meister, dran. Nach mehreren Glockenschlägen, so nach Gefühl, schwang der Zeichengeber sein weißes Taschentuch und im selben Moment stoppten die Männer an den Glocken die schwingenden Glockenklöppel mit dem hochgezogenen Seil, dadurch gab es nur für ein paar Sekunden keinen Glockenschlag und der Herr Partlitsch zündete in genau diesen Moment einen „Doppler“ Bum, Bum und die Männer bei den Glocken haben die Klöppel wieder frei gelassen, das Geläute ging weiter. Es war immer wieder so ein festlicher Moment, auch für die Gläubigen. Und wenn dies alles nach Plan gelaufen und als „gelungen“ beurteilt wurde, und mein Vater davon berichtet oder davon erzählt hatte, ist ihm die Stimme gebrochen und so manche Freudenträne ist ihm über die Wange gelaufen.
   −
Wie sehr muss der kleine Mann gelitten haben, als der Krieg und die verrückten [[Nationalsozialisten|Nazis]], „seine Glocken“ vom Kirchturm in Pürgg heruntergeworfen haben. Ich kann mich noch erinnern, er war einige Tage krank und er hat später, nie mehr ein Glockenseil angerührt. Die neuen Glocken, die lange nach dem Krieg wieder aufgezogen wurden, hat er zwar noch erlebt aber geläutet hat er nicht mehr und leider ist er mit 59 Jahren, viel zu früh, von uns gegangen. Ein Schlaganfall hat ihm in der Küche vom „Rohrmoser“ aus dem Leben gerissen. Ich hätte ihm gerne bei seinem Begräbnis so ein Festgeläut organisiert, leider gab es niemanden mehr, der diese Tätigkeit übernehmen wollte!
+
Wie sehr muss der kleine Mann gelitten haben, als der Krieg und die verrückten [[Nationalsozialisten|Nazis]], „seine Glocken“ vom Kirchturm in Pürgg heruntergeworfen haben. Ich kann mich noch erinnern, er war einige Tage krank und er hat später, nie mehr ein Glockenseil angerührt. Die neuen Glocken, die lange nach dem Krieg wieder aufgezogen wurden, hat er zwar noch erlebt aber geläutet hat er nicht mehr und leider ist er mit 64 Jahren, viel zu früh, von uns gegangen. Ein Schlaganfall hat ihm in der Küche vom „Rohrmoser“ aus dem Leben gerissen. Ich hätte ihm gerne bei seinem Begräbnis so ein Festgeläut organisiert, leider gab es niemanden mehr, der diese Tätigkeit übernehmen wollte!
    
Es ist schon komisch, wenn ich heute diese Geschichte erzähle, und dabei die Begeisterung meines Vaters beschreiben will, kommen mir immer wieder die Tränen!
 
Es ist schon komisch, wenn ich heute diese Geschichte erzähle, und dabei die Begeisterung meines Vaters beschreiben will, kommen mir immer wieder die Tränen!
Zeile 40: Zeile 40:  
Natürlich nahm ich diesen Auftrag gerne an und bereits bei der nächsten Heimfahrt werde ich das „Polsterl“ mitbringen. Aber da musste ich erst wissen, wie so ein Eichenlaub genau aussieht. Es gab keine Zeichnung von einem Eichenlaub und ich wollte es aber ganz Wahrheitsgetreu machen. So musste ich mir eine Eiche suchen. In ganz Wörschachwald und [[Lessern]] gibt es keine Eiche, aber zwischen Pürgg und [[Stainach]], da stand ein großer Eichenbaum, mitten in der Wiese und neben dem Weg unterhalb vom „Weißinger“. Da musste ich hin und dass sofort, denn die Zeit war knapp. Alles hat funktioniert und bereits am Vortag von Allerheiligen bekam mein Vater den Samtpolster mit Eichenlaub. Voll Freude ging er am Allerheiligentag sofort nach Pürgg, um das neue Stück in den Vereinskasten, in dem auch die Vereinsfahne aufgehoben ist, einzusperren. Ich glaube fest, er hat sich im Geiste dabei schon vorgestellt, wie es aussieht, wenn er beim nächsten Begräbnis, mit dem neuen, schönen Polster hinter dem Sarg gehen, nein marschieren wird? Aber es kam ganz anders???.
 
Natürlich nahm ich diesen Auftrag gerne an und bereits bei der nächsten Heimfahrt werde ich das „Polsterl“ mitbringen. Aber da musste ich erst wissen, wie so ein Eichenlaub genau aussieht. Es gab keine Zeichnung von einem Eichenlaub und ich wollte es aber ganz Wahrheitsgetreu machen. So musste ich mir eine Eiche suchen. In ganz Wörschachwald und [[Lessern]] gibt es keine Eiche, aber zwischen Pürgg und [[Stainach]], da stand ein großer Eichenbaum, mitten in der Wiese und neben dem Weg unterhalb vom „Weißinger“. Da musste ich hin und dass sofort, denn die Zeit war knapp. Alles hat funktioniert und bereits am Vortag von Allerheiligen bekam mein Vater den Samtpolster mit Eichenlaub. Voll Freude ging er am Allerheiligentag sofort nach Pürgg, um das neue Stück in den Vereinskasten, in dem auch die Vereinsfahne aufgehoben ist, einzusperren. Ich glaube fest, er hat sich im Geiste dabei schon vorgestellt, wie es aussieht, wenn er beim nächsten Begräbnis, mit dem neuen, schönen Polster hinter dem Sarg gehen, nein marschieren wird? Aber es kam ganz anders???.
   −
Am nächsten Tag, dem Allerseelen-Tag verstarb er selbst, wie schon erwähnt, beim „Rohrmoser“, seinem Lieblings-Nachbarn, und so war er der erste, bei dem der neue Polster zum Einsatz kam. Er hat ihn also für sich selbst machen lassen.  
+
Am nächsten Tag, dem [[Allerseelen]]-Tag verstarb er selbst, wie schon erwähnt, beim „Rohrmoser“, seinem Lieblings-Nachbarn, und so war er der erste, bei dem der neue Polster zum Einsatz kam. Er hat ihn also für sich selbst machen lassen.  
    
Es gibt immer wieder Begräbnisse und Verabschiedungen in Pürgg, bei dem der Polster zum Einsatz kommt und immer wieder drückt es mich dann schon sehr, wobei ich immer ganz verstohlen ein Taschentuch aus der Tasche ziehen muss. Ja, mein Vater war ein besonderer Mensch für mich, er hat mir in der Lehrzeit als sein Lehrling, viele Geschichten und Geheimnisse anvertraut und die weiß ich heute noch, als wäre es gestern gewesen. Ich war erst 21 Jahre alt, als er uns verlassen hat und gerade da hätte ich ihn noch so sehr gebraucht!
 
Es gibt immer wieder Begräbnisse und Verabschiedungen in Pürgg, bei dem der Polster zum Einsatz kommt und immer wieder drückt es mich dann schon sehr, wobei ich immer ganz verstohlen ein Taschentuch aus der Tasche ziehen muss. Ja, mein Vater war ein besonderer Mensch für mich, er hat mir in der Lehrzeit als sein Lehrling, viele Geschichten und Geheimnisse anvertraut und die weiß ich heute noch, als wäre es gestern gewesen. Ich war erst 21 Jahre alt, als er uns verlassen hat und gerade da hätte ich ihn noch so sehr gebraucht!