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Die Landschaft des [[Ennstal|Ennstals]] kann durch eine Natur- sowie eine Kulturlandschaft unterschieden werden. Letztere beinhaltet eine vom Menschen geprägte
 
Die Landschaft des [[Ennstal|Ennstals]] kann durch eine Natur- sowie eine Kulturlandschaft unterschieden werden. Letztere beinhaltet eine vom Menschen geprägte
 
Landschaft, die sich in stetiger Veränderung befindet. Der Mensch formt die Natur, und die Natur formt auch den Menschen. Aus der einzigartigen Verbindung
 
Landschaft, die sich in stetiger Veränderung befindet. Der Mensch formt die Natur, und die Natur formt auch den Menschen. Aus der einzigartigen Verbindung
eines jeden Tals mit dem jeweiligen Menschenschlag entstand im Laufe der Jahrhunderte eine Kulturlandschaft. Bätzing bezeichnet die Landschaft als „steten
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eines jeden Tals mit dem jeweiligen Menschenschlag entstand im Laufe der Jahrhunderte eine Kulturlandschaft. Bätzing bezeichnet die Landschaft als "steten
Ausdruck des jeweiligen Mensch-Natur-Verhältnisses“.<ref>http://www.uibk.ac.at/geographie/projects/kls/beschreibung/landschaftsbegiffe/kulturlandschaft.html ; BÄTZING (1992): Die Alpen: von der bäuerlichen Kulturlandschaft zur Freizeit-, Techno-, National- und aneren Parks? In: Anthos: Zeitschrift für Landschaftsarchitektur, 31, 2, S. 34-37.</ref>
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Ausdruck des jeweiligen Mensch-Natur-Verhältnisses".<ref>http://www.uibk.ac.at/geographie/projects/kls/beschreibung/landschaftsbegiffe/kulturlandschaft.html ; BÄTZING (1992): Die Alpen: von der bäuerlichen Kulturlandschaft zur Freizeit-, Techno-, National- und aneren Parks? In: Anthos: Zeitschrift für Landschaftsarchitektur, 31, 2, S. 34-37.</ref>
 
Das Ennstal ist eine solche Kulturlandschaft, die sich, wie viele andere Alpentäler, in einem tiefgreifenden Wandel befindet. Eine klare Grenze zwischen
 
Das Ennstal ist eine solche Kulturlandschaft, die sich, wie viele andere Alpentäler, in einem tiefgreifenden Wandel befindet. Eine klare Grenze zwischen
 
Natur- und Kulturlandschaft gibt es jedoch nicht, sie ist fließend. Eines ist jedenfalls sicher: Das Ennstal wurde stark vom Menschen gestaltet und umgekehrt. Heute besteht die große Herausforderung für viele Alpentäler, und auch ganz sicher für das Ennstal, die Lebensqualität in Zukunft zu erhalten. Viele Interessensgruppen, von Politikern und Bewohnern über Touristiker, bewirken dabei eine durchaus kontrovers geführte Diskussion.<ref>BÄTZING (2005): Bildatlas Alpen: Eine Kulturlandschaft im Portrait, S. 7.</ref>  
 
Natur- und Kulturlandschaft gibt es jedoch nicht, sie ist fließend. Eines ist jedenfalls sicher: Das Ennstal wurde stark vom Menschen gestaltet und umgekehrt. Heute besteht die große Herausforderung für viele Alpentäler, und auch ganz sicher für das Ennstal, die Lebensqualität in Zukunft zu erhalten. Viele Interessensgruppen, von Politikern und Bewohnern über Touristiker, bewirken dabei eine durchaus kontrovers geführte Diskussion.<ref>BÄTZING (2005): Bildatlas Alpen: Eine Kulturlandschaft im Portrait, S. 7.</ref>  
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Es ist der [[Grimming]], der bereits im [[Mittelalter]] aufgrund seiner dominierenden und freistehenden Form als ''Mons Styriae altissimus'', der größte Berg der
 
Es ist der [[Grimming]], der bereits im [[Mittelalter]] aufgrund seiner dominierenden und freistehenden Form als ''Mons Styriae altissimus'', der größte Berg der
 
[[Steiermark]] gehandelt wurde. Dass er seit Jahrhunderten einen starken Eindruck beim Betrachter hinterlässt, davon zeugen Auseinandersetzungen in Kunst und
 
[[Steiermark]] gehandelt wurde. Dass er seit Jahrhunderten einen starken Eindruck beim Betrachter hinterlässt, davon zeugen Auseinandersetzungen in Kunst und
Kultur, in Form von Ausstellungen, Werken oder Bildern. Das [[Universalmuseum Joanneum Schloss Trautenfels]] widmete dem Grimming 2011 eine eigene Ausstellung mit dem Namen "Der grimmige Berg - Mons Styriae altissimus". Die Cover der Bildbände von [[Erich Hagspiel]], [[Faszination Ennstal]] sowie [[Ennstal Impressionen]]
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Kultur, in Form von Ausstellungen, Werken oder Bildern. Das [[Schloss Trautenfels Universalmuseum Joanneum]] widmete dem Grimming 2011 eine eigene Ausstellung mit dem Namen "Der grimmige Berg - Mons Styriae altissimus". Die Cover der Bildbände von [[Erich Hagspiel]], [[Faszination Ennstal]] sowie [[Ennstal Impressionen]]
 
werden vom Grimming eingenommen. Insbesondere das Cover-Bild des letzteren Bildbands zeigt das Ennstal so, wie es sich wahrscheinlich viele exemplarisch
 
werden vom Grimming eingenommen. Insbesondere das Cover-Bild des letzteren Bildbands zeigt das Ennstal so, wie es sich wahrscheinlich viele exemplarisch
 
vorstellen. Auch die Wirtschaft blieb nicht unberührt. So findet sich der Grimming in vielen Unternehmensdesigns wieder, allen voran in jenem der [[Ennstal Milch KG]].
 
vorstellen. Auch die Wirtschaft blieb nicht unberührt. So findet sich der Grimming in vielen Unternehmensdesigns wieder, allen voran in jenem der [[Ennstal Milch KG]].
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Ennstal verbunden ist.<ref>http://www.museum-joanneum.at/upload/file/Der_grimmige_Berg.pdf </ref> Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass diese Bilder selten unberührte Naturlandschaften zeigen. Die Nutzflächen am Hang sind von Bauern geschaffen worden, die Dachsteinwände wurden durch Haken kletterbarer gemacht und Hagspiels Bild vom Grimming zeigt den Berg mit grünen Wiesen, die es erst durch die Besiedelung des Menschen hier gibt. Es kann davon ausgegangen werden, dass
 
Ennstal verbunden ist.<ref>http://www.museum-joanneum.at/upload/file/Der_grimmige_Berg.pdf </ref> Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass diese Bilder selten unberührte Naturlandschaften zeigen. Die Nutzflächen am Hang sind von Bauern geschaffen worden, die Dachsteinwände wurden durch Haken kletterbarer gemacht und Hagspiels Bild vom Grimming zeigt den Berg mit grünen Wiesen, die es erst durch die Besiedelung des Menschen hier gibt. Es kann davon ausgegangen werden, dass
 
die Kulturlandschaft eine wesentlich stärkere Rolle in der Wahrnehmung des Menschen einnimmt.
 
die Kulturlandschaft eine wesentlich stärkere Rolle in der Wahrnehmung des Menschen einnimmt.
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Datei:Ennstal_impressionen_hagspiel.jpg|Das Titelbild zeigt den Grimming und ist allseits bekannt.
 
Datei:Ennstal_impressionen_hagspiel.jpg|Das Titelbild zeigt den Grimming und ist allseits bekannt.
 
Datei:Firmengebaeude ennstalmilch.jpg|Die Silhouette des Grimmings ziert das Ennstal Milch Logo.
 
Datei:Firmengebaeude ennstalmilch.jpg|Die Silhouette des Grimmings ziert das Ennstal Milch Logo.
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==Die Grundsteinlegungen der Ennstaler Kulturlandschaft==
 
==Die Grundsteinlegungen der Ennstaler Kulturlandschaft==
 
[[Datei:Notgasse kemetgebirge 66367 2014-07-05.JPG|thumb|<small>Zeichnungen in der Notgasse - erster zaghafter Eingriff in die Naturlandschaft</small>]]
 
[[Datei:Notgasse kemetgebirge 66367 2014-07-05.JPG|thumb|<small>Zeichnungen in der Notgasse - erster zaghafter Eingriff in die Naturlandschaft</small>]]
Die Jäger und Sammler waren auch im Ennstal unterwegs, doch zeugen von dieser Zeit nur wenige Funde, wie bspw. die Felsbilder in der [[Notgasse]]. Erst mit der Sesshaftwerdung im Zuge der neolithischen Revolution greift nun der Mensch wesentlich in das Landschaftsbild ein. Da das Ennstal zunächst durch die dichte Waldbedeckung und die Hochwassergefahr zu den Ungunstlagen der Alpen gehört, findet die Besiedelung später als in vielen anderen Gebieten der Alpen statt.
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Die Jäger und Sammler waren auch im Ennstal unterwegs, doch zeugen von dieser Zeit nur wenige Funde, wie bspw. die Felsbilder in der [[Notgasse]]. Erst mit der Sesshaftwerdung im Zuge der neolithischen Revolution greift nun der Mensch wesentlich in das Landschaftsbild ein. Da das Ennstal zunächst durch die dichte Waldbedeckung und die [[Hochwasser]]<nowiki>gefahr</nowiki> zu den Ungunstlagen der [[Alpen]] gehört, findet die Besiedelung später als in vielen anderen Gebieten der Alpen statt.
 
(Insbesondere der südliche Rand der Alpen) Möglicherweise beginnt ca. 2000 v. Chr. im breiten Talbereich um das [[Schloss Trautenfels]] die erste, zaghafte Werdung zur Kulturlandschaft.<ref>PÜRCHER (2000): Erlebnis Ennstal und Schladminger Tauern, S. 18; BÄTZING (2015): Die Alpen: Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft, S. 48-50.</ref>
 
(Insbesondere der südliche Rand der Alpen) Möglicherweise beginnt ca. 2000 v. Chr. im breiten Talbereich um das [[Schloss Trautenfels]] die erste, zaghafte Werdung zur Kulturlandschaft.<ref>PÜRCHER (2000): Erlebnis Ennstal und Schladminger Tauern, S. 18; BÄTZING (2015): Die Alpen: Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft, S. 48-50.</ref>
    
Einhergehend mit der Besiedelung muss die Kenntnis zur Metallverarbeitung genannt werden, weil durch die verbesserten Lebensbedingungen die Menschen nun auch in
 
Einhergehend mit der Besiedelung muss die Kenntnis zur Metallverarbeitung genannt werden, weil durch die verbesserten Lebensbedingungen die Menschen nun auch in
ungünstigere Lagen wie das Ennstal vordringen. Es beginnt die lange Tradition des [[Bergbau im Ennstal|Bergbaus]] in diesem Tal. Holz konnte dafür gut verwendet werden, welches durch Brandrodungen erwirtschaftet wurde. Zugleich bieten sich nun Weideflächen an, die landwirtschaftlich genutzt werden konnten. Der [[Kupferbergbau]] fand meist über 2000 Meter statt, da dort die Gesteine meist offen lagen. Natürlich mussten die vielen Bergarbeiter versorgt werden, wodurch der Bergbau eng mit der lokalen Landwirtschaft verbunden war. Der Handel wuchs, entsprechende Infrastruktur wurde erbaut und die [[Landwirtschaft]] dehnte sich auf die günstigen Südhänge aus. Der Boden war immer noch sehr sumpfig. Eisenerz löste Kupfer ab, und insbesondere die Salzgewinnung mit ihren Zentren [[Hallstatt]] und Dürrnberg bei Hallein strahlte auch auf das Ennstal aus.<ref>PÜRCHER (2000): Erlebnis Ennstal und Schladminger Tauern, S. 18-19; BÄTZING (2015): Die Alpen: Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft, S. 50-51.</ref>
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ungünstigere Lagen wie das Ennstal vordringen. Es beginnt die lange Tradition des [[Bergbau im Ennstal|Bergbaus]] in diesem Tal. Holz konnte dafür gut verwendet werden, welches durch Brandrodungen erwirtschaftet wurde. Zugleich bieten sich nun Weideflächen an, die landwirtschaftlich genutzt werden konnten. Der [[Kupferbergbau]] fand meist über 2&nbsp;000 [[M ü. A.|Meter]] statt, da dort die Gesteine meist offen lagen. Natürlich mussten die vielen Bergarbeiter versorgt werden, wodurch der Bergbau eng mit der lokalen [[Landwirtschaft]] verbunden war. Der Handel wuchs, entsprechende Infrastruktur wurde erbaut und die Landwirtschaft dehnte sich auf die günstigen Südhänge aus. Der Boden war immer noch sehr sumpfig. Eisenerz löste Kupfer ab, und insbesondere die Salzgewinnung mit ihren Zentren [[Hallstatt]] und Dürrnberg bei Hallein strahlte auch auf das Ennstal aus.<ref>PÜRCHER (2000): Erlebnis Ennstal und Schladminger Tauern, S. 18-19; BÄTZING (2015): Die Alpen: Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft, S. 50-51.</ref>
    
===Beginn der Selbstversorgerwirtschaft – Ackerbau und Almwirtschaft===
 
===Beginn der Selbstversorgerwirtschaft – Ackerbau und Almwirtschaft===
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[[Schaf|Schafe]]. Gerade das Ennstal ist durch seine Schafwirtschaft bekannt. Heute gibt es deshalb die Marke [[Genuss Region Ennstal Lamm]], die auf Jahrhunderte alte
 
[[Schaf|Schafe]]. Gerade das Ennstal ist durch seine Schafwirtschaft bekannt. Heute gibt es deshalb die Marke [[Genuss Region Ennstal Lamm]], die auf Jahrhunderte alte
 
Tradition zurückgeht. Die regelmäßige Weidetätigkeit der Tiere verursachte eine Verdrängung von dominierenden Pflanzen, wodurch schwächere Pflanzen vermehrt wuchsen.
 
Tradition zurückgeht. Die regelmäßige Weidetätigkeit der Tiere verursachte eine Verdrängung von dominierenden Pflanzen, wodurch schwächere Pflanzen vermehrt wuchsen.
Solche haben einen besseren Futterwert. Zusätzlich wurde die Artenvielfalt um ein Vielfaches erhöht. Saftige Almwiesen waren das Ergebnis. Wer genauer hinschaut, wird merken, dass die Wiesen rund um die [[Almhütte]]n anders aussehen. Dies liegt daran, dass der Dung der Rinder und Kühe, die bei der Almhütte übernachten, die Böden überdüngt. Man spricht auch von „Lägerflora“ oder „Lägerflur“, die lediglich aus ein oder zwei Arten besteht, vorrangig aus dem bekannten [[Alpenampfer]]. Durch die regelmäßigen Weidegänge verändern die Tiere auch das Relief. Schafe bspw. verursachen schmale, höhenlinienparallele Strukturen. Dies hat durchaus einen positiven, stabilisierenden Effekt. Rinder und Kühe hingegen sind wesentlich schwerer, wodurch die ebenfalls entstehenden Wege, die sogenannten [[Viehgangel]]n entstehen. Diese sind jedoch teilweise so flächenübergreifend, dass sie destabilisierend für die Hänge wirken. Sie können derart ausgetreten werden, dass auf diesen Flächen keine Vegetation mehr wachsen kann, wodurch die Erosion zusätzlich stark verstärkt wird. Der Mensch griff selbst auch ein, um die Almflächen zu erhalten. Das [[Schwenden]] bezeichnet die Entfernung von größeren Pflanzen am Waldrand, um ein Wachsen des Waldes zu verhindern. Betrachtet man nun eine Almlandschaft beim Wandern, so betrachtet man kaum mehr eine schon immer dagewesene natürliche Landschaft. Vielmehr sind gerade die Almen ein exzellentes Beispiel einer Kulturlandschaft.<ref>BÄTZING (2015): Die Alpen: Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft, S. 88-92.</ref>
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Solche haben einen besseren Futterwert. Zusätzlich wurde die Artenvielfalt um ein Vielfaches erhöht. Saftige Almwiesen waren das Ergebnis. Wer genauer hinschaut, wird merken, dass die Wiesen rund um die [[Almhütte]]n anders aussehen. Dies liegt daran, dass der Dung der Rinder und Kühe, die bei der Almhütte übernachten, die Böden überdüngt. Man spricht auch von "Lägerflora" oder "Lägerflur", die lediglich aus ein oder zwei Arten besteht, vorrangig aus dem bekannten [[Alpenampfer]]. Durch die regelmäßigen Weidegänge verändern die Tiere auch das Relief. Schafe bspw. verursachen schmale, höhenlinienparallele Strukturen. Dies hat durchaus einen positiven, stabilisierenden Effekt. Rinder und Kühe hingegen sind wesentlich schwerer, wodurch die ebenfalls entstehenden Wege, die sogenannten [[Viehgangel]]n entstehen. Diese sind jedoch teilweise so flächenübergreifend, dass sie destabilisierend für die Hänge wirken. Sie können derart ausgetreten werden, dass auf diesen Flächen keine Vegetation mehr wachsen kann, wodurch die Erosion zusätzlich stark verstärkt wird. Der Mensch griff selbst auch ein, um die Almflächen zu erhalten. Das [[Schwenden]] bezeichnet die Entfernung von größeren Pflanzen am Waldrand, um ein Wachsen des Waldes zu verhindern. Betrachtet man nun eine Almlandschaft beim Wandern, so betrachtet man kaum mehr eine schon immer dagewesene natürliche Landschaft. Vielmehr sind gerade die Almen ein exzellentes Beispiel einer Kulturlandschaft.<ref>BÄTZING (2015): Die Alpen: Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft, S. 88-92.</ref>
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Datei:Hinteregger Alm 2.jpg|<small>Die [[Hinteregger Alm]] liegt im Gemeindegebiet [[Liezen]] und weist eine beachtliche Größe von 184 ha auf.</small>
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Datei:Hinteregger Alm 2.jpg|<small>Die [[Hinteregg]] liegt im Gemeindegebiet [[Liezen]] und weist eine beachtliche Größe von 184 ha auf.</small>
 
Datei:Hinteregger Alm 4464.JPG|<small>Diese Aufnahme der Hinteregger Alm zeigt deutlich die verschiedenen Höhenstufen. Des Weiteren wird ersichtlich, dass die Weideflächen unterhalb der Waldgrenze erzeugt wurden. Hier ist also Waldfläche verschwunden.</small>
 
Datei:Hinteregger Alm 4464.JPG|<small>Diese Aufnahme der Hinteregger Alm zeigt deutlich die verschiedenen Höhenstufen. Des Weiteren wird ersichtlich, dass die Weideflächen unterhalb der Waldgrenze erzeugt wurden. Hier ist also Waldfläche verschwunden.</small>
 
Datei:Knabenkraut weitgaßalm 90622 2007-05-25.jpg|<small>Artenreiche Wiese auf der [[Untere Weitgaßalm|unteren Weitgaßalm]].</small>
 
Datei:Knabenkraut weitgaßalm 90622 2007-05-25.jpg|<small>Artenreiche Wiese auf der [[Untere Weitgaßalm|unteren Weitgaßalm]].</small>
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Weiterentwicklung im Zuge der industriellen Revolution in allen größeren Alpentälern die Regulierung der Flüsse. Im Ennstal geschah dies konkret von [[1863]] bis [[1870]]. Es ist im Sinne einer Kulturlandschaft ein sehr intensiver Eingriff des Menschen. Von nun kann gesagt werden, dass auch der Ennstalboden zur Kulturlandschaft übergegangen ist und seine für uns typische Gestalt einnimmt. [[Heustadel]]n und Felder gehören nun zum Alltagsbild des Tales. Die Folge dieser Regulierung sind neben  
 
Weiterentwicklung im Zuge der industriellen Revolution in allen größeren Alpentälern die Regulierung der Flüsse. Im Ennstal geschah dies konkret von [[1863]] bis [[1870]]. Es ist im Sinne einer Kulturlandschaft ein sehr intensiver Eingriff des Menschen. Von nun kann gesagt werden, dass auch der Ennstalboden zur Kulturlandschaft übergegangen ist und seine für uns typische Gestalt einnimmt. [[Heustadel]]n und Felder gehören nun zum Alltagsbild des Tales. Die Folge dieser Regulierung sind neben  
 
landwirtschaftlichen Flächen insbesondere die Erschließung durch den Verkehr.<ref>PÜRCHER (2000): Erlebnis Ennstal und [[Schladminger Tauern]], S. 25.</ref>
 
landwirtschaftlichen Flächen insbesondere die Erschließung durch den Verkehr.<ref>PÜRCHER (2000): Erlebnis Ennstal und [[Schladminger Tauern]], S. 25.</ref>
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Datei:Historisch Irdninger Moos.jpg|<small>Historische Aufnahme einer Naturlandschaft, Blick auf das [[Irdninger Moos]].</small>
 
Datei:Historisch Irdninger Moos.jpg|<small>Historische Aufnahme einer Naturlandschaft, Blick auf das [[Irdninger Moos]].</small>
 
Datei:Ennsboden bei Gröbming 1929.jpg|<small>Nun wurde der Talboden kultivierbar gemacht.</small>
 
Datei:Ennsboden bei Gröbming 1929.jpg|<small>Nun wurde der Talboden kultivierbar gemacht.</small>
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Vor dem industriellen Zeitalter gab es den Saumverkehr, der auch über steile Pässe und Seitentäler stattfand. So war der [[Sölkpass]] schon seit [[Romanisches Ennstal und Römisch-Schladming|Römerzeit]] ein Verkehrsweg. Derart steile Saumwege konnten mit neuen Verkehrsmitteln jedoch nicht befahren werden. Dies war das Ende für viele Saumwege, der Sölkpass blieb jedoch erhalten und wurde wie andere Beispiele zu Fahrstraßen ausgebaut. Die neuen Fuhrwerke und später auch die Pkw konnten keine starken Steigungen meistern, wodurch nun viele Serpentinen gebaut wurden. Solche Fahrstraßen haben einen enormen finanziellen Aufwand. Die [[Ramsauer Straße]] wurde bspw. von
 
Vor dem industriellen Zeitalter gab es den Saumverkehr, der auch über steile Pässe und Seitentäler stattfand. So war der [[Sölkpass]] schon seit [[Romanisches Ennstal und Römisch-Schladming|Römerzeit]] ein Verkehrsweg. Derart steile Saumwege konnten mit neuen Verkehrsmitteln jedoch nicht befahren werden. Dies war das Ende für viele Saumwege, der Sölkpass blieb jedoch erhalten und wurde wie andere Beispiele zu Fahrstraßen ausgebaut. Die neuen Fuhrwerke und später auch die Pkw konnten keine starken Steigungen meistern, wodurch nun viele Serpentinen gebaut wurden. Solche Fahrstraßen haben einen enormen finanziellen Aufwand. Die [[Ramsauer Straße]] wurde bspw. von
 
[[1908]] bis [[1909]] [[Der Bau der Ramsauer Straße|erbaut]]. Schon damals wurde über die zunehmende Verkehrsbelastung diskutiert.<ref>BÄTZING (2015): Die Alpen: Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft, S. 139-140.</ref>
 
[[1908]] bis [[1909]] [[Der Bau der Ramsauer Straße|erbaut]]. Schon damals wurde über die zunehmende Verkehrsbelastung diskutiert.<ref>BÄTZING (2015): Die Alpen: Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft, S. 139-140.</ref>
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Datei:Passloch am sölkpass 60589 2014-06-15.jpg|<small>Der Sölkpass - ein Verkehrsweg mit langer Geschichte</small>
 
Datei:Passloch am sölkpass 60589 2014-06-15.jpg|<small>Der Sölkpass - ein Verkehrsweg mit langer Geschichte</small>
 
Datei:Ramsauerstraße.jpg|<small>Straßen wie die Ramsauer Straße stellen einen nicht unerheblichen Eingriff in das Landschaftsbild dar.</small>
 
Datei:Ramsauerstraße.jpg|<small>Straßen wie die Ramsauer Straße stellen einen nicht unerheblichen Eingriff in das Landschaftsbild dar.</small>
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Im Anschluss folgten die Autostraßen, wie wir sie heute kennen. Für das Ennstal ist die [[Ennstal Straße]] zu nennen. Die Autostraßen sind derart angelegt, um hohe Geschwindigkeiten zu gewährleisten. Das bedeutete jedoch, dass sie sich immer weniger an das Relief anpassen. Es war ein zunehmender Eingriff in die Landschaft.<ref>BÄTZING (2015): Die Alpen: Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft, S. 143-144.</ref>
 
Im Anschluss folgten die Autostraßen, wie wir sie heute kennen. Für das Ennstal ist die [[Ennstal Straße]] zu nennen. Die Autostraßen sind derart angelegt, um hohe Geschwindigkeiten zu gewährleisten. Das bedeutete jedoch, dass sie sich immer weniger an das Relief anpassen. Es war ein zunehmender Eingriff in die Landschaft.<ref>BÄTZING (2015): Die Alpen: Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft, S. 143-144.</ref>
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Die Eisenbahn stellt sicherlich einen wichtigen Eckpunkt in der Geschichte des Ennstals dar. Eng mit der [[Geschichte der Eisenbahn]] ist die junge Gemeinde [[Selzthal]] verknüpft, die aufgrund ihrer geeigneten Lage zum [[Bahnhof Selzthal|Bahnhofsknotenpunkt]] erbaut wurde. Von dort gibt es Zugverbindungen nach Linz, Amstetten, Graz und weiter nach Salzburg. Wie stark und schnell der Mensch in die Landschaft eingreifen kann, zeigt die [[Selzthal Geschichte|Entwicklung Selzthals]] im 19. Jahrhundert sehr gut.
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Die Eisenbahn stellt sicherlich einen wichtigen Eckpunkt in der Geschichte des Ennstals dar. Eng mit der [[Geschichte der Eisenbahn im Bezirk Liezen|Geschichte der Eisenbahn]] ist die junge Gemeinde [[Selzthal]] verknüpft, die aufgrund ihrer geeigneten Lage zum [[Bahnhof Selzthal|Bahnhofsknotenpunkt]] erbaut wurde. Von dort gibt es Zugverbindungen nach Linz, Amstetten, Graz und weiter nach Salzburg. Wie stark und schnell der Mensch in die Landschaft eingreifen kann, zeigt die [[Selzthal Geschichte|Entwicklung Selzthals]] im 19. Jahrhundert sehr gut.
    
Heute stellt der Verkehr im Allgemeinen ein großes Problem für das Ennstal dar. Die verkehrsgünstige Lage der nördlichen Längstalfurche wird hier gleichzeitig zum
 
Heute stellt der Verkehr im Allgemeinen ein großes Problem für das Ennstal dar. Die verkehrsgünstige Lage der nördlichen Längstalfurche wird hier gleichzeitig zum
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Die bereits erwähnte Ennstal Straße ist vom hohem Verkehr und hoher Unfallhäufigkeit stark betroffen, weshalb lange Zeit über den Ausbau diskutiert wurde. Die Diskussion
 
Die bereits erwähnte Ennstal Straße ist vom hohem Verkehr und hoher Unfallhäufigkeit stark betroffen, weshalb lange Zeit über den Ausbau diskutiert wurde. Die Diskussion
 
wurde emotional geführt, da sich Gegner der Ausbauidee formierten. Gerade die Ennstaler Kulturlandschaft ist unter dem Aspekt des Verkehrs durch die beengte Lage äußerst empfindlich. So gibt es die [[Bürgerinitiative Schönes Ennstal]], die [[1982]] gegründet wurde und die sich für den Schutz von bestimmten Naturgebieten des Ennstals einsetzt. Die Debatte um die Ennstrasse zeigt deutlich, wie oft es zu Interessenskonflikten innerhalb einer Kulturlandschaft kommt. Natürlich kommt der emotionale Aspekt in dieser Thematik dazu, wenn es darum geht, die heimatliche Landschaft nachhaltig erhalten zu wollen.  
 
wurde emotional geführt, da sich Gegner der Ausbauidee formierten. Gerade die Ennstaler Kulturlandschaft ist unter dem Aspekt des Verkehrs durch die beengte Lage äußerst empfindlich. So gibt es die [[Bürgerinitiative Schönes Ennstal]], die [[1982]] gegründet wurde und die sich für den Schutz von bestimmten Naturgebieten des Ennstals einsetzt. Die Debatte um die Ennstrasse zeigt deutlich, wie oft es zu Interessenskonflikten innerhalb einer Kulturlandschaft kommt. Natürlich kommt der emotionale Aspekt in dieser Thematik dazu, wenn es darum geht, die heimatliche Landschaft nachhaltig erhalten zu wollen.  
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Datei:Sallaberger Bruecke1 1.jpeg|<small>Wie stark der Eingriff in die Landschaft sein kann, zeigt die Sallaberger Brücke, die das erste Bauwerk der geplanten Ennstrasse war.</small>
 
Datei:Sallaberger Bruecke1 1.jpeg|<small>Wie stark der Eingriff in die Landschaft sein kann, zeigt die Sallaberger Brücke, die das erste Bauwerk der geplanten Ennstrasse war.</small>
 
Datei:Sallaberger Brücke2.jpeg|<small>Bürger engagierten sich bei der Sallaberger Brücke für die Landschaftserhaltung des Ennstals.</small>
 
Datei:Sallaberger Brücke2.jpeg|<small>Bürger engagierten sich bei der Sallaberger Brücke für die Landschaftserhaltung des Ennstals.</small>
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Insbesondere der Skifremdenverkehr greift aufgrund der Pistenbauten stark in die Landschaft ein und verändert diese nachhaltig. Heute sind wir den Anblick einer [[Planai]] oder eines [[Hauser Kaibling]]s gewohnt, einige Jahrzehnte zuvor sah die Landschaft noch anders aus. Die beiden Bilder sollen den direkten Vergleich der Planai bieten.
 
Insbesondere der Skifremdenverkehr greift aufgrund der Pistenbauten stark in die Landschaft ein und verändert diese nachhaltig. Heute sind wir den Anblick einer [[Planai]] oder eines [[Hauser Kaibling]]s gewohnt, einige Jahrzehnte zuvor sah die Landschaft noch anders aus. Die beiden Bilder sollen den direkten Vergleich der Planai bieten.
 
Stark ersichtlich sind der aktuelle verringerte Waldbestand und die Pistenschneisen bis in den Gipfelbereich.  
 
Stark ersichtlich sind der aktuelle verringerte Waldbestand und die Pistenschneisen bis in den Gipfelbereich.  
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Datei:Ansichtskarte-schladming-347.jpg|[[Schladming]] und die [[Planai]] im Jahre 1954.
 
Datei:Ansichtskarte-schladming-347.jpg|[[Schladming]] und die [[Planai]] im Jahre 1954.
 
Datei:Ballon-schladming-rohrmoos0001.JPG|[[Schladming]] und die [[Planai]] in einer Luftaufnahme.
 
Datei:Ballon-schladming-rohrmoos0001.JPG|[[Schladming]] und die [[Planai]] in einer Luftaufnahme.
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Kritikwürdig sind jedenfalls das neu errichtete [[Servicedeck Planai-Stadion]], insbesondere in seiner Maßstäblichkeit, sowie die [[Hohenhaus Tenne]], die in ihrer Gestaltung nichts von der regionalen Architektur bietet und schlichtweg als Gebäude des Lederhosen-Stils bezeichnet werden kann. Dem Besucher wird mit diesem Gebäude eventuell fälschlicherweise der Eindruck vermittelt, dass es sich hier um ein authentisches Beispiel der Ennstaler Architektur handelt. Derartige Bauten sind als negativ für die Kulturlandschaft anzusehen.
 
Kritikwürdig sind jedenfalls das neu errichtete [[Servicedeck Planai-Stadion]], insbesondere in seiner Maßstäblichkeit, sowie die [[Hohenhaus Tenne]], die in ihrer Gestaltung nichts von der regionalen Architektur bietet und schlichtweg als Gebäude des Lederhosen-Stils bezeichnet werden kann. Dem Besucher wird mit diesem Gebäude eventuell fälschlicherweise der Eindruck vermittelt, dass es sich hier um ein authentisches Beispiel der Ennstaler Architektur handelt. Derartige Bauten sind als negativ für die Kulturlandschaft anzusehen.
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== Quellen und Fußnoten ==
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== Quellen und Einzelnachweise ==
 
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[[Kategorie:Wissenschaft]]
 
[[Kategorie:Geografie]]
 
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[[Kategorie:Geschichte]]
 
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[[Kategorie:Kulturgeschichte]]
 
[[Kategorie:Kulturgeschichte]]
 
[[Kategorie:Wirtschaft]]
 
[[Kategorie:Wirtschaft]]