Gustav Freytag: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Gustav Freytag''' (* [[23. Jänner]] [[1852]] in Neuhaldensleben bei Magdeburg; † [[19. Dezember]] [[1938]] in Bad Ischl, [[OÖ]].) war der Gründer der kartografischen Anstalt Freytag & Berndt in Wien.
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'''Gustav Freytag''' (* [[23. Jänner]] [[1852]] in Neuhaldensleben bei Magdeburg; † [[19. Dezember]] [[1938]] in Bad Ischl, [[OÖ]].) war der Gründer der kartografischen Anstalt Freytag & Berndt in Wien.
  
 
== Leben (Auszug) ==
 
== Leben (Auszug) ==
Freytag kam 1866 nach Wien, um bei seinem Onkel Friedrich Köke Lithografie zu erlernen. Danach ging er nach Leipzig zu Brockhaus und arbeitete in der topografischen Abteilung des Großen Generalstabes in Berlin, bevor er wieder nach Wien zurückkehrte. Dort eröffnete er seine eigene kartografisch-lithografische Anstalt. Unter anderem fertigte er für Artaria Landkarten an. Freytag spezialisierte sich zunehmend im Bereich der Hochgebirgskartografie der Alpen. Der Kaufmann Wilhelm Berndt finanzierte ihm eine eigene Druckerei, und die Zusammenarbeit sollte über 30 Jahre dauern, bis Berndt aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat und Freytag den Anteil übergab.  
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Freytag kam [[1866]] nach Wien, um bei seinem Onkel Friedrich Köke Lithografie zu erlernen. Danach ging er nach Leipzig zu Brockhaus und arbeitete in der topografischen Abteilung des Großen Generalstabes in Berlin, bevor er wieder nach Wien zurückkehrte. Dort eröffnete er seine eigene kartografisch-lithografische Anstalt. Unter anderem fertigte er für Artaria Landkarten an. Freytag spezialisierte sich zunehmend im Bereich der Hochgebirgskartografie der [[Alpen]]. Der Kaufmann Wilhelm Berndt finanzierte ihm eine eigene Druckerei, und die Zusammenarbeit sollte über 30 Jahre dauern, bis Berndt aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat und Freytag den Anteil übergab.
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Bekannt wurde Freytag durch die von ihm entwickelte und patentierte kartografische Farbenskala, die heute noch verwendet wird. Unter anderem färbte er Felsen braun, Wälder olivgrün, Straßen, Wege und [[Steig]]e rot.
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Seine einzige bekannte Publikation "Die Wirkung der Farben in der Geländedarstellung auf Landkarten" erschien [[1911]].
  
 
== Freytag und das Ennstal ==
 
== Freytag und das Ennstal ==
Der [[Admont]]er [[Bürgermeister der Marktgemeinde Admont|Bürgermeister]] [[Karl Pongratz]] (* 1850; † 1914) förderte den Fremdenverkehr und unterstützte in Verbindung mit Gustav Freytag und [[Heinrich Heß]] die Schutzhüttengründungen im [[Gesäuse]]. Durch die Freundschaft mit Heinrich Hess war er maßgeblich an der Erschließung der [[Ennstaler Alpen]] beteiligt, die er mit der „''Karte der Gesäuseberge mit ihren erlaubten Touristenwegen''“ [[1891]] erstmals kartografisch dokumentierte. Freytag lebte viele Jahre in der 1913 errichteten Villa (Freytagvilla, später Soherr-Villa) in Hall und war [[Ehrenbürger der Marktgemeinde Admont|Ehrenbürger]] von Admont.
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Der [[Admont]]er [[Bürgermeister der Marktgemeinde Admont|Bürgermeister]] [[Karl Pongratz]] (* [[1850]]; † [[1914]]) förderte den [[Fremdenverkehr]] und unterstützte in Verbindung mit Gustav Freytag und [[Heinrich Heß]] die Schutzhüttengründungen im [[Gesäuse]]. Durch die Freundschaft mit Heinrich Hess war er maßgeblich an der Erschließung der [[Ennstaler Alpen]] beteiligt, die er mit der "Karte der Gesäuseberge mit ihren erlaubten Touristenwegen" [[1891]] erstmals kartografisch dokumentierte.  
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Gustav Freytag heiratet in zweiter Ehe die 35 Jahre jüngere Camilla Diensthuber (* [[24. Jänner]] [[1887]]; † [[28. März]] [[1973]] in Bad Ischl) Tochter des Forstmeisters des [[Benediktinerstift Admont|Stifts Admont]] Julius Diensthuber. Für sie ließ er [[1913]] durch den Baumeister [[Antonio Franz]] die Villa Camilla, auch Freytagvilla genannt, später Soherr-Villa, in Hall errichten, wo sie dann wohnten. [[1919]] hatte er seine Firma an seinen gleichnamigen Sohn, den Salzburger Landesgerichtsrat [[swiki:Gustav Freytag]]<ref>{{salzburgwiki}}</ref> aus seiner ersten Ehe mit Anna Ertelt übergeben, der sie weiterverkaufte, um den Konkurs seiner eigenen Firma abzuwenden.
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Zu seinen Freunden in Admont zählten u. a. [[Heinrich Heß]], Hotelier [[Franz Sulzer senior]] und der Fotograf [[Franz Fankhauser]].
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Am Samstag, den 23. Jänner [[1932]] feierte Gustav Frey ­ seinen 80. Geburtstag in [[Hall (Gemeinde)|Hall]]. Freytag hielt sich seit seinem Austritt aus der Firma in seiner Villa in Hall bei Admont auf. Zu seiner 80. Geburtstagsfeier fanden sich zahlreiche in der Touristenwelt bekannte Persönlichkeiten, wie Heinrich Heß, Bankdirektor Krasny, die Fabrikanten Karl Schulz und Ernst Mach aus Grünburg, Sommerhuber aus Linz sowie Gustav Schmidt aus Wien, in Admont ein. Bürgermeister Pongratz verlieh Freytag zu seinem 80. Geburtstag die [[Ehrenbürger der Marktgemeinde Admont|Ehrenbürgerschaft]] von Admont.
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Aufkommende finanzielle Probleme führten [[1936]] zur Versteigerung seiner Haller Villa und zu seiner Übersiedlung nach Steeg am Hallstätter See, wo er mit seiner Familie auf einem Bauernhof Unterkunft fand. Dorthin hatte ihn sein Freund Josef Eberl begleitet. Eberl sorgte für den bereits betagten Freytag, der trotz seines hohen Alters seine geistige Frische bewahrt hatte, bis zu dessen Tod. Der zuletzt blinde und taube alte Herr fand dann im Gasthaus "Schwarze Katz" in Bad Ischl-Ahorn eine bescheidene Gasthaus. Dieses Gasthaus hatte sein treuer Freund Eberl trotz der schwierigen Zeiten gepachtet. In diesem Gasthaus starb Gustav Freytag am 19. Dezember 1938 verarmt.  
  
Am Samstag, den 23. Jänner [[1932]] feierte Gustav Frey ­ seinen 80. Geburtstag in [[Hall (Gemeinde)|Hall]]. Freytag hielt sich seit seinem Austritt aus der Firma in seiner Villa in Hall bei Admont auf. Zu seiner 80. Geburtstagsfeier fanden sich zahlreiche in der Touristenwelt bekannte Persönlichkeiten, wie Heinrich Heß, Bankdirektor Krasny, die Fabrikanten Karl Schulz und Ernst Mach aus Grünburg, Sommerhuber aus Linz sowie Gustav Schmidt aus Wien, in Admont ein.
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Aber das Begräbnis war dann für diesen großartigen Menschen unwürdig. Da seiner Frau Camilla die nötigen Geldmittel fehlten, musste Gustav Freytag in einem Leiterwagen zum evangelischen Teil auf dem Bad Ischler Friedhof gebracht werden. Dort wurde er am [[21. Dezember]] 1938 im engsten Familienkreis und Beisein einiger weniger Mitarbeiter seiner ehemaligen Firma, die aus Wien angereist waren, beigesetzt. Die Begräbnisrechnung schickte die Witwe dem Sohn aus erster Ehe, wo dieser als Oberlandesgerichtsrat tätig war. Aber dieser war jedoch darüber verärgert, dass sich sein Vater eine so junge Frau genommen hatte und schickte die Rechnung mit der Bemerkung wieder zurück, diese sei von der Auftraggeberin selbst zu bezahlen.
  
 
== Quellen ==
 
== Quellen ==
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* [[Ernst Kren|Kren, Ernst]]: "Der Kartograph und Verleger Gustav Freytag (1852–1938)" in "[[Da schau her]]", [[Da schau her 2021 Ausgabe 1|2021 Ausgabe 1]], Seite 6f
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* [https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10230611919149799&set=p.10230611919149799&type=3 Facebook-Gruppe Historische Runde Admont], Posting am 5. August 2023
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* [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=gtb&datum=19320123&query=text:%22Admont%22&ref=anno-search&seite=11 ANNO], "Grazer Tagblatt", Ausgabe vom 23. Jänner 1932, Seite 11
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* [https://www.friedhofsfuehrer.at/friedhof-bad-ischl/gustav-freytag/ www.friedhofsfuehrer.at], Friedhof Bad Ischl
 
* {{wikipedia-de|Freytag & Berndt|Freytag & Berndt}}
 
* {{wikipedia-de|Freytag & Berndt|Freytag & Berndt}}
* [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=gtb&datum=19320123&query=text:%22Admont%22&ref=anno-search&seite=11 ANNO], Grazer Tagblatt, Ausgabe vom 23. Jänner 1932, Seite 11
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* {{wikipedia-de|Gustav Freytag (Kartograf)}}
* [[Ernst Kren]] in der ''Facebook-Gruppe Historische Runde Admont'' ([https://www.facebook.com/photo?fbid=2941785602616211&set=pcb.2632105910386918 Bild von Gustav Freytag]]
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[[Kategorie:Geboren 1852]]
 
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[[Kategorie:Gestorben 1938]]
 
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Aktuelle Version vom 31. Mai 2024, 14:26 Uhr

Gustav Freytag
Portrait von Gustav Freytag in der Zeitschrift "Die Gartenlaube" (1886).

Gustav Freytag (* 23. Jänner 1852 in Neuhaldensleben bei Magdeburg; † 19. Dezember 1938 in Bad Ischl, .) war der Gründer der kartografischen Anstalt Freytag & Berndt in Wien.

Leben (Auszug)

Freytag kam 1866 nach Wien, um bei seinem Onkel Friedrich Köke Lithografie zu erlernen. Danach ging er nach Leipzig zu Brockhaus und arbeitete in der topografischen Abteilung des Großen Generalstabes in Berlin, bevor er wieder nach Wien zurückkehrte. Dort eröffnete er seine eigene kartografisch-lithografische Anstalt. Unter anderem fertigte er für Artaria Landkarten an. Freytag spezialisierte sich zunehmend im Bereich der Hochgebirgskartografie der Alpen. Der Kaufmann Wilhelm Berndt finanzierte ihm eine eigene Druckerei, und die Zusammenarbeit sollte über 30 Jahre dauern, bis Berndt aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat und Freytag den Anteil übergab.

Bekannt wurde Freytag durch die von ihm entwickelte und patentierte kartografische Farbenskala, die heute noch verwendet wird. Unter anderem färbte er Felsen braun, Wälder olivgrün, Straßen, Wege und Steige rot.

Seine einzige bekannte Publikation "Die Wirkung der Farben in der Geländedarstellung auf Landkarten" erschien 1911.

Freytag und das Ennstal

Der Admonter Bürgermeister Karl Pongratz (* 1850; † 1914) förderte den Fremdenverkehr und unterstützte in Verbindung mit Gustav Freytag und Heinrich Heß die Schutzhüttengründungen im Gesäuse. Durch die Freundschaft mit Heinrich Hess war er maßgeblich an der Erschließung der Ennstaler Alpen beteiligt, die er mit der "Karte der Gesäuseberge mit ihren erlaubten Touristenwegen" 1891 erstmals kartografisch dokumentierte.

Gustav Freytag heiratet in zweiter Ehe die 35 Jahre jüngere Camilla Diensthuber (* 24. Jänner 1887; † 28. März 1973 in Bad Ischl) Tochter des Forstmeisters des Stifts Admont Julius Diensthuber. Für sie ließ er 1913 durch den Baumeister Antonio Franz die Villa Camilla, auch Freytagvilla genannt, später Soherr-Villa, in Hall errichten, wo sie dann wohnten. 1919 hatte er seine Firma an seinen gleichnamigen Sohn, den Salzburger Landesgerichtsrat swiki:Gustav Freytag[1] aus seiner ersten Ehe mit Anna Ertelt übergeben, der sie weiterverkaufte, um den Konkurs seiner eigenen Firma abzuwenden.

Zu seinen Freunden in Admont zählten u. a. Heinrich Heß, Hotelier Franz Sulzer senior und der Fotograf Franz Fankhauser.

Am Samstag, den 23. Jänner 1932 feierte Gustav Frey ­ seinen 80. Geburtstag in Hall. Freytag hielt sich seit seinem Austritt aus der Firma in seiner Villa in Hall bei Admont auf. Zu seiner 80. Geburtstagsfeier fanden sich zahlreiche in der Touristenwelt bekannte Persönlichkeiten, wie Heinrich Heß, Bankdirektor Krasny, die Fabrikanten Karl Schulz und Ernst Mach aus Grünburg, Sommerhuber aus Linz sowie Gustav Schmidt aus Wien, in Admont ein. Bürgermeister Pongratz verlieh Freytag zu seinem 80. Geburtstag die Ehrenbürgerschaft von Admont.

Aufkommende finanzielle Probleme führten 1936 zur Versteigerung seiner Haller Villa und zu seiner Übersiedlung nach Steeg am Hallstätter See, wo er mit seiner Familie auf einem Bauernhof Unterkunft fand. Dorthin hatte ihn sein Freund Josef Eberl begleitet. Eberl sorgte für den bereits betagten Freytag, der trotz seines hohen Alters seine geistige Frische bewahrt hatte, bis zu dessen Tod. Der zuletzt blinde und taube alte Herr fand dann im Gasthaus "Schwarze Katz" in Bad Ischl-Ahorn eine bescheidene Gasthaus. Dieses Gasthaus hatte sein treuer Freund Eberl trotz der schwierigen Zeiten gepachtet. In diesem Gasthaus starb Gustav Freytag am 19. Dezember 1938 verarmt.

Aber das Begräbnis war dann für diesen großartigen Menschen unwürdig. Da seiner Frau Camilla die nötigen Geldmittel fehlten, musste Gustav Freytag in einem Leiterwagen zum evangelischen Teil auf dem Bad Ischler Friedhof gebracht werden. Dort wurde er am 21. Dezember 1938 im engsten Familienkreis und Beisein einiger weniger Mitarbeiter seiner ehemaligen Firma, die aus Wien angereist waren, beigesetzt. Die Begräbnisrechnung schickte die Witwe dem Sohn aus erster Ehe, wo dieser als Oberlandesgerichtsrat tätig war. Aber dieser war jedoch darüber verärgert, dass sich sein Vater eine so junge Frau genommen hatte und schickte die Rechnung mit der Bemerkung wieder zurück, diese sei von der Auftraggeberin selbst zu bezahlen.

Quellen

Fußnote

  1. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im Salzburgwiki, dem Mutterwiki des EnnstalWiki