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− | [[File:Vischer - Topographia Ducatus Stiriae - 358 Stift Rottenmann.jpg|thumb|[[Georg Matthäus Vischer]]: ''Topographia Ducatus Stiriae'' - 358 Stift Rottenmann]]'''Augustiner-Chorherrenstift Rottenmann''' bestand von [[1455]] bis [[1885]] in [[Rottenmann]]. Die Gebäude zählen heute zu den [[Denkmalliste Rottenmann|denkmalgeschützten Objekten]] in der Stadt. | + | [[Datei:Rottenmann Zentrum Stadtpfarrkirche Augustiner-Chorherrenstift 1930er.jpg|thumb|Blick auf das Stadtzentrum von [[Rottenmann]] mit der [[Katholische Stadtpfarrkirche hl. Nikolaus|katholischen Stadtpfarrkirche hl. Nikolaus]] und den Gebäuden des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstifts. Aufnahme zwischen 1928 und 1938.]] |
| + | [[Datei:Rottenmann_Ehemaliges_Augustinerchorherrenstift.jpg|thumb|Rottenmann, ehemaliges Augustinerchorherrenstift]] |
| + | [[File:Vischer - Topographia Ducatus Stiriae - 358 Stift Rottenmann.jpg|thumb|[[Georg Matthäus Vischer]]: ''Topographia Ducatus Stiriae'', Stift Rottenmann]] |
| + | [[File:Vischer - Topographia Ducatus Stiriae - 359 Stift Rottenmann.jpg|thumb|[[Georg Matthäus Vischer]]: ''Topographia Ducatus Stiriae'', Stift Rottenmann]] |
| + | '''Augustiner-Chorherrenstift Rottenmann''' bestand von [[1455]] bis [[1885]] in [[Rottenmann]]. Die Gebäude zählen heute zu den [[Denkmalliste Rottenmann|denkmalgeschützten Objekten]] in der Stadt. |
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| == Früherer Name == | | == Früherer Name == |
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| == Geschichte == | | == Geschichte == |
− | Der reiche Bürger und Amtmann des Kaisers, Wolfgang Dietz, ließ ab etwa [[1446]] bis [[1451]] das [[Bürgerspital Rottenmann|Bürgerspital]] und die [[Bürgerspitalskirche Maria am Rain]] errichten. Diese wurden anstelle zweier bestehenden kleineren Bauten aus [[1341]] erbaut. [[1453]] begann Dietz mit dem Bau eines Klosters. [[1455]] genehmigte Kaiser Friedrich III. das Kloster, der auch als Gründer des Stiftes gilt. Propst Nikolaus der Augustiner St. Dorothea in Wien wurde am [[6. Mai ]] 1455 von Papst Calixtus III. beauftragte die Dotation des Stiftes und die Situation der Pfarrkirche zu prüfen. Noch im selben Jahr, am [[16. August]], wurde Johann Jung von Dinkelsbühl, Dr. theol. der Wiener Universität, ehemaliger Dekan des Stiftes Vorau, zum ersten Propst von Rottenmann ernannt. Doch schon [[1463]] ernannte der Salzburger Fürsterzbischof [[swiki:Burkhard II. von Weißpriach]]<ref>{{salzburgwiki}}</ref> (bis [[1786]] gehörte das Gebiet um Rottenmann zum [[swiki:Erzbistum Salzburg]]) Jung zum Propst des [[swiki:Kloster Au am Inn|swiki:Klosters Au am Inn]] in Bayern. | + | Der reiche Bürger und Amtmann des Kaisers, Wolfgang Dietz, ließ ab etwa [[1446]] bis [[1451]] das [[Bürgerspital Rottenmann|Bürgerspital]] und die [[Bürgerspitalskirche Maria am Rain]] errichten. Diese wurden anstelle zweier bestehenden kleineren Bauten aus [[1341]] erbaut. [[1453]] begann Dietz mit dem Bau eines Klosters. [[1455]] genehmigte Kaiser Friedrich III. das Kloster, der auch als Gründer des Stiftes gilt. Propst Nikolaus der Augustiner St. Dorothea in Wien wurde am [[6. Mai]] 1455 von Papst Calixtus III. beauftragte die Dotation des Stiftes und die Situation der Pfarrkirche zu prüfen. Noch im selben Jahr, am [[16. August]], wurde Johann Jung von Dinkelsbühl, Dr. theol. der Wiener Universität, ehemaliger Dekan des Stiftes Vorau, zum ersten Propst von Rottenmann ernannt. Doch schon [[1463]] ernannte der Salzburger Fürsterzbischof [[swiki:Burkhard II. von Weißpriach]]<ref>{{salzburgwiki}}</ref> (bis [[1786]] gehörte das Gebiet um Rottenmann zum [[swiki:Erzbistum Salzburg]]) Jung zum Propst des [[swiki:Kloster Au am Inn|swiki:Klosters Au am Inn]] in Bayern. |
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− | Am [[17. August]] [[1480]] übersiedelten die Augustinermönche von dem vor den Toren der Stadt gelegenen Stift wegen der drohenden Türkengefahr in den bisherigen Pfarrhof. Zunächst diente die Bürgerspitalskirche (heute [[Katholische Stadtpfarrkirche hl. Nikolaus|hl. Nikolaus]]) als Propsteikirche. Bereits wenige Tage später versuchten auch tatsächlich die Türken die Stadt zu stürmen, was ihnen aber nicht gelang. Doch die Bürgerspitalskirche wurde verwüstet und die [[Katholische Kirche St. Georg (Alt-Rottenmann)|Kirche St. Georg ]] in [[Sankt Georgen]] teilweise zerstört. [[1495]] wurden die alten Klostergebäude abgetragen. | + | Am [[17. August]] [[1480]] übersiedelten die Augustinermönche von dem vor den Toren der Stadt gelegenen Stift wegen der drohenden Türkengefahr in den bisherigen Pfarrhof. Zunächst diente die Bürgerspitalskirche (heute [[Katholische Stadtpfarrkirche hl. Nikolaus|hl. Nikolaus]]) als Propsteikirche. Bereits wenige Tage später versuchten auch tatsächlich die Türken die Stadt zu stürmen, was ihnen aber nicht gelang. Doch die Bürgerspitalskirche wurde verwüstet und die [[Katholische Kirche St. Georg (Alt-Rottenmann)|Kirche St. Georg]] in [[Sankt Georgen]] teilweise zerstört. [[1495]] wurden die alten Klostergebäude abgetragen. |
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| === Bedeutende Pröpste === | | === Bedeutende Pröpste === |
− | Es gab 18 Pröpste. In der schwieriger Aufbauzeit waren die beiden Pröpste Johann Kuglperger und Magnus Praitenpaumer, die 37 und 27 Jahre wirkten (1475–1512–1539) von großer Bedeutung für das Stift. [[1494]] wurde Propst Kuglperger Salzburger Fürsterzbischof zum Archidiakon im [[Ennstal]] berufen. Als „groß an Gestalt und Geist“ bezeichnet wurde Propst Praitenbaumer. | + | Es gab 18 Pröpste. In der schwieriger Aufbauzeit waren die beiden Pröpste Johann Kuglperger und Magnus Praitenpaumer, die 37 und 27 Jahre wirkten (1475–1512–1539) von großer Bedeutung für das Stift. [[1494]] wurde Propst Kuglperger Salzburger Fürsterzbischof zum Archidiakon im [[Ennstal]] berufen. Als "groß an Gestalt und Geist" bezeichnet wurde Propst Praitenbaumer. |
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| Auch Propst Andreas Pechinger ([[1623]]–[[1645]]) dürfte für das Stift wichtig gewesen sein. Über dem Portal des 1643/44 errichteten Zeughauses in der | | Auch Propst Andreas Pechinger ([[1623]]–[[1645]]) dürfte für das Stift wichtig gewesen sein. Über dem Portal des 1643/44 errichteten Zeughauses in der |
− | Grazer Herrengasse ist an erster Stelle sein persönliches Wappen mit der Inschrift „Andreas Probst zu Rottenmann“ zu sehen. Zu sehen in diesem Portal ist auch das Wappen der Propstei Rottenmann, das drei Nikolauskugeln und einen Geldbeutel mit Münzen darstellt. | + | Grazer Herrengasse ist an erster Stelle sein persönliches Wappen mit der Inschrift "Andreas Probst zu Rottenmann" zu sehen. Zu sehen in diesem Portal ist auch das Wappen der Propstei Rottenmann, das drei Nikolauskugeln und einen Geldbeutel mit Münzen darstellt. |
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− | Dem kaiserlichen und Bambergischen Rat Propst Georg Christoph Mourat ([[1672]]–[[1683]]) seine übergroße Prachtliebe und sein unsteter Sinn veranlassten allerdings das „''gesambte Kapitl''“ zu „''Khlagen wider ihren genedigen Herrn Propsten''“. | + | Dem kaiserlichen und Bambergischen Rat Propst Georg Christoph Mourat ([[1672]]–[[1683]]) seine übergroße Prachtliebe und sein unsteter Sinn veranlassten allerdings das "''gesambte Kapitl''" zu "''Khlagen wider ihren genedigen Herrn Propsten''". |
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− | Propst Johann Albert Kendlmayr (1683–1702) war dann der letzte bedeutende Propst. Er schrieb [[1687]] in lateinischer Sprache das für Historiker wichtige „Chronicon Rotenmannense“. | + | Propst Johann Albert Kendlmayr (1683–1702) war dann der letzte bedeutende Propst. Er schrieb [[1687]] in lateinischer Sprache das für Historiker wichtige "Chronicon Rotenmannense". |
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| Ab [[1736]] gab es keine Pröpste mehr, sondern nur mit Vollmacht versehene k.k. Administratoren und perpetuirliche Dechante, deren der erste Joseph Albinus (''de Apolstolis''), der vierte und letzte dann Albin Patriutius Mayrhofer hieß. | | Ab [[1736]] gab es keine Pröpste mehr, sondern nur mit Vollmacht versehene k.k. Administratoren und perpetuirliche Dechante, deren der erste Joseph Albinus (''de Apolstolis''), der vierte und letzte dann Albin Patriutius Mayrhofer hieß. |
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| === Die Auswirkungen Martin Luthers nach Rottenmann === | | === Die Auswirkungen Martin Luthers nach Rottenmann === |
| Nach dem Anschlag der 95 Thesen an der Schlosskirche in Wittenberg [[1517]] von Martin Luther verbreitete sich seine Lehre sich rasch. Bereits [[1528]] führten königliche Visitatoren im [[Benediktinerstift Admont]] darüber Klage. [[Hans Friedrich Hofmann d. Ä.]], Freiherr zu Grünbüchel und Strechau (* 1538/39; † 1590), war in | | Nach dem Anschlag der 95 Thesen an der Schlosskirche in Wittenberg [[1517]] von Martin Luther verbreitete sich seine Lehre sich rasch. Bereits [[1528]] führten königliche Visitatoren im [[Benediktinerstift Admont]] darüber Klage. [[Hans Friedrich Hofmann d. Ä.]], Freiherr zu Grünbüchel und Strechau (* 1538/39; † 1590), war in |
− | Rottenmann berechtigt, die Mautgebühren und den Torpfennig einzuheben. Er wurde zum großen [[Evangelische Glaubensgeschichte im Ennstal|Protestantenführer]]. Dabei hatte die von Hoffmann [[1579]] „beim Talhof“ erbaute Kirche großen Zulauf. Evangelische Prediger machten Prozessionen und Wallfahrten in Rottenmann unmöglich, die Zahl der Chorherren nahm ständig ab. Zeitweise waren nur noch vier Priester im Stift. | + | Rottenmann berechtigt, die Mautgebühren und den Torpfennig einzuheben. Er wurde zum großen [[Evangelische Glaubensgeschichte im Ennstal|Protestantenführer]]. Dabei hatte die von Hoffmann [[1579]] "beim Talhof" erbaute Kirche großen Zulauf. Evangelische Prediger machten Prozessionen und Wallfahrten in Rottenmann unmöglich, die Zahl der Chorherren nahm ständig ab. Zeitweise waren nur noch vier Priester im Stift. |
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| Nach der Zerstörung der Kirche "beim Talhof" [[1599]] durch die Reformationskommission mussten Bürger, die lutherisch gesinnt blieben, [[1602]] auswandern. | | Nach der Zerstörung der Kirche "beim Talhof" [[1599]] durch die Reformationskommission mussten Bürger, die lutherisch gesinnt blieben, [[1602]] auswandern. |
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| Königin Maria Theresia (* 1717; † 1780) hatte 1774 das Schulwesen gesetzlich geregelt. Auch die klösterlichen Pfarrschulen mussten sich diesem System anpassen. Ihr Sohn und Nachfolger Kaiser Joseph II. (1471–1790) legte auf die Umsetzung seiner Maßnahmen großen Wert. Diesbezüglich gab es ab 1781 zwischen dem Kreisamt Judenburg und dem Rottenmanner Administrator Dechant Ortner einen umfangreichen Schriftverkehr. | | Königin Maria Theresia (* 1717; † 1780) hatte 1774 das Schulwesen gesetzlich geregelt. Auch die klösterlichen Pfarrschulen mussten sich diesem System anpassen. Ihr Sohn und Nachfolger Kaiser Joseph II. (1471–1790) legte auf die Umsetzung seiner Maßnahmen großen Wert. Diesbezüglich gab es ab 1781 zwischen dem Kreisamt Judenburg und dem Rottenmanner Administrator Dechant Ortner einen umfangreichen Schriftverkehr. |
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− | So verlangte das Kreisamt am [[29. Jänner]] 1785 vom Stift, „''es solle bei Abgang eines Schulhauses einstweilen im Stiftshause ein angemessenes Zimmer als Schulklasse hergeben und einrichten''“. Ortner wehrte sich, denn dem Stift fehlten die nötigen finanziellen Mittel. Am [[30. März]] 1785 hatte das Kreisamt dem Stift die Herstellung und die Einrichtung des Schulzimmers bis Mai aufgetragen. | + | So verlangte das Kreisamt am [[29. Jänner]] 1785 vom Stift, "''es solle bei Abgang eines Schulhauses einstweilen im Stiftshause ein angemessenes Zimmer als Schulklasse hergeben und einrichten''". Ortner wehrte sich, denn dem Stift fehlten die nötigen finanziellen Mittel. Am [[30. März]] 1785 hatte das Kreisamt dem Stift die Herstellung und die Einrichtung des Schulzimmers bis Mai aufgetragen. |
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− | Am [[11. Juli]] 1785 berichtete Ortner, dass das „''Normalschullzimmer im hiesigen Stift nunmehr bereits hergestellt seye''“, im vom Stift inkorporierten Liezen sei es aber immer noch nicht möglich. | + | Am [[11. Juli]] 1785 berichtete Ortner, dass das "''Normalschullzimmer im hiesigen Stift nunmehr bereits hergestellt seye''", im vom Stift inkorporierten Liezen sei es aber immer noch nicht möglich. |
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| == Kunstwerke == | | == Kunstwerke == |
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| * ''Austria Sacra, oesterreichische Hierarchie und Monasteriologie'' - ''Geschichte der ganzen österreichischen, weltlichen und klösterlichen Klerisey beyderlich Geschlechtes'' von Marian, Priester des reformierten Ordens der Augustiner Barfüßer, 3. Teil, 6. Band, Schluss des Innerösterreichs oder das Herzogthum Steyermark, Wien, 1784, Seite 78 (im Internet [https://books.google.at/books?id=RZ5bAAAAcAAJ&pg=PA80&lpg=PA80&dq=%223.+J%C3%A4nner%22+Admont&source=bl&ots=6G4rmmerdj&sig=EhHEGAN6hqD1FZtT_6UYWJyk2-M&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiB5rzIwLvYAhUOKFAKHa5uBQkQ6AEIOTAD#v=onepage&q=%223.%20J%C3%A4nner%22%20Admont&f=false in googlebooks], abgefragt am 3. Jänner 2018) | | * ''Austria Sacra, oesterreichische Hierarchie und Monasteriologie'' - ''Geschichte der ganzen österreichischen, weltlichen und klösterlichen Klerisey beyderlich Geschlechtes'' von Marian, Priester des reformierten Ordens der Augustiner Barfüßer, 3. Teil, 6. Band, Schluss des Innerösterreichs oder das Herzogthum Steyermark, Wien, 1784, Seite 78 (im Internet [https://books.google.at/books?id=RZ5bAAAAcAAJ&pg=PA80&lpg=PA80&dq=%223.+J%C3%A4nner%22+Admont&source=bl&ots=6G4rmmerdj&sig=EhHEGAN6hqD1FZtT_6UYWJyk2-M&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiB5rzIwLvYAhUOKFAKHa5uBQkQ6AEIOTAD#v=onepage&q=%223.%20J%C3%A4nner%22%20Admont&f=false in googlebooks], abgefragt am 3. Jänner 2018) |
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