Kuranstalt Wörschach: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Kuranstalt Wörschach war am Fuße der [[Burgruine Wolkenstein]] auf dem Grund des „Ganserergütls“ errichtet worden. Das Gebäude war in den Felsen hineingebaut worden und die Frontseite des Hauses war dem [[Wörschachbach]] nach Westen zugewandt. Sie bestand aus zwei miteinander verbundenen Gebäudeteilen: dem gemauerten Wohn- und Gasthaus und dem gezimmerten Badehaus. Beide waren durch ein Bretterdach bedeckt. Das Ehepaar Roßmann schien sehr bedacht auf Qualität gewesen zu sein. Die Schätzung des Gebäudes aus dem Jahr 1839 bewertete das Badehaus mit 2.400 Gulden, das Wohnhaus gar mit 3.500 Gulden. Zum Vergleich: die Schätzung des eigentlichen Bauerngutes ergab nur 180 Gulden. | Die Kuranstalt Wörschach war am Fuße der [[Burgruine Wolkenstein]] auf dem Grund des „Ganserergütls“ errichtet worden. Das Gebäude war in den Felsen hineingebaut worden und die Frontseite des Hauses war dem [[Wörschachbach]] nach Westen zugewandt. Sie bestand aus zwei miteinander verbundenen Gebäudeteilen: dem gemauerten Wohn- und Gasthaus und dem gezimmerten Badehaus. Beide waren durch ein Bretterdach bedeckt. Das Ehepaar Roßmann schien sehr bedacht auf Qualität gewesen zu sein. Die Schätzung des Gebäudes aus dem Jahr 1839 bewertete das Badehaus mit 2.400 Gulden, das Wohnhaus gar mit 3.500 Gulden. Zum Vergleich: die Schätzung des eigentlichen Bauerngutes ergab nur 180 Gulden. |
Version vom 12. Januar 2013, 16:33 Uhr
Die Kuranstalt Wörschach ist ein nicht mehr bestehender Kurbetrieb in der Ennstaler Gemeinde Wörschach.
Geschichte
Von der Wirkungskraft der Heilquellen in Wörschach wusste man bereits seit urdenklichen Zeiten, jedenfalls aber ab dem 16. Jahrhundert. Dieses Wissen war auch noch in den Grundbüchern der Gemeinde nachzulesen, wo sich Mitte des 18. Jahrhunderts vom Schwebel Bad auf der so genannten Brandwiese berichtet wird. Dabei darf man sich aber kein Bad im heutigen Sinn vorstellen. Den Quellen von damals kann man entnehmen, dass die Kranken mühsam zu den Quellen gebracht werden mussten, die sich im Freien befanden. Manchmal konnte man ein Bad auch in einem benachbarten Bauernhof nehmen.
Dadurch hielt sich der Zustrom zu den Heilquellen in Grenzen. Erst in den 1830er änderte sich dies grundlegend. Ausschlaggebend dafür wurde Joseph Roßmann. Roßmann war zunächst Bezirkskommissar in Rottenmann tätig. Am 12. Mai 1833 kaufte er von Franz Xaver Sprung die Grundherrschaft Wolkenstein und übernahm das Amt eines Bezirkskommissars von Wolkenstein. Damit war er zugleich auch als Orts- und Kriminalrichter sowie Vogteiverwalter mit Amtssitz in Irdning tätig.
Viele Untertanen der Grundherrschaft Wolkenstein wohnten im Ort Wörschach. Dadurch wurde Roßmann auf die dortigen schwefelhaltigen Quellen aufmerksam. Aufgrund seiner genaueren Nachforschungen erkannte er bald, dass die Vermarktung des Heilwassers wirtschaftlich interessant ist. Spätestens 1836 veröffentlichte Joseph Roßmann die Wiederauffindung der Mineralquellen. Als Erzherzog Johann am 19. Februar 1836 durch das Ennstal reiste und in Gröbming an der Sitzung der Filiale der Landwirtschaftsgesellschaft teilnahm, war das heilkräftige Wasser ein Thema der örtlichen Vorträge. Darüber gibt es einen Tagebucheintrag des Erzherzogs:
"Ich erfuhr hier die Entdeckung reichlicher, kalter Schwefelquellen oberhalb Wörschach, welche sehr gut zum Badegebrauch seyn sollen."
Anlässlich dieser Sitzung äußerte der Erzherzog auch seine Meinung über Joseph Roßmann, den er als Beamten nicht sehr schätzte. Der Erzherzog war der Meinung, dass Roßmann als Bezirkskommissar von Rottenmann zu nachgiebig zu den Bauern gewesen wäre, sei er – so die Ansicht des Erzherzogs – als Grundherr von Wolkenstein ganz ausgewechselt und hätte aufgrund seiner nunmehr gezeigten Härte das Vertrauen der ländlichen Bevölkerung verloren.
Joseph Roßmann ließ sich von der Meinung seines Chefs nicht beirren und meldete die (Wieder)Entdeckung der Schwefelwässer dem Kreisamt Judenburg. Am Fuß des Wolkensteiner Burgberges ließ er die Quellen zusammen leiten und errichtete vier hölzerne Badehütten. Schon im ersten Jahr wurden mehrere hundert Bäder verabreicht.
Doch die sehr einfachen Verhältnisse konnte die wohlhabende Gästeschicht noch nicht nach Wörschach locken. Also ließ Joseph Roßmann die chemische Zusammensetzung der Quellen analysieren, um den Nachweis der Heilkraft des Wassers zu erbringen. Zu diesem Zweck holte Roßmann 1837 den renommierten Wissenschafter Anton Schrötter, Professor für Physik und Chemie am Joanneum in Graz, der bereits für eine Reihe von steirischen Säuerlingen und Thermalwässern Gutachten verfasst hatte. Dieser stellte bei den Wörschacher Quellen eine große Menge Schwefelwasserstoffgas und etwas freie Kohlensäure, an festen Bestandteilen kohlensaures Natron, kohlensaure Kalkerde, schwefelsaures Natron, Chlornatrium, etwas schwefelsaure Talkerde, einige Kalisalze und etwas Eisenoxydul fest. Insgesamt bescheinigte er dem Wasser gute Wirksamkeit als kräftiges, tonisch auflösendes Schwefelwasser.
Die Kuranstalt entsteht
Das für eine Kuranstalt benötigt Grundstück kaufte Roßmann am 22. April 1837 von Gottfried Sengsbratl vulgo Paulwirt um 120 Gulden, das der Grundherrschaft Gstatt untertänige „Ganserergütl“ mit der Badehütte. Zwei Monate später, am 17. Juni 1837, kaufte seine Frau Maria Roßmann von Ferdinand Wagner die der Herrschaft Wolkenstein untertänige „Jägerkeusche“ mit ihren zugehörigen Grundstücken um 1.600 Gulden. Maria Roßmann war aber nur an der Brandwiese mit den Schwefelquellen interessiert und verkaufte 1838 wieder alle übrigen Teile. Noch 1837 begannen Joseph und Maria Roßmann mit dem Bau des neuen Kurgebäudes, im Mai 1838 kamen sie um die Bewilligung zur Eröffnung ihrer Mineralbade-Anstalt beim Gubernium in Graz ein. Die Zustimmung der Behörden war eine reine Formsache. Denn die Qualität des Heilwassers stand außer Zweifel. Die Quellen waren ja auch längst bekannt und erprobt. Durch das neue Badehaus waren auch alle baulichen Voraussetzungen geschaffen worden. Mit 1. Juni 1838 wurde die Eröffnung des Kurbetriebes gestattet.
Die Kuranstalt Wörschach war am Fuße der Burgruine Wolkenstein auf dem Grund des „Ganserergütls“ errichtet worden. Das Gebäude war in den Felsen hineingebaut worden und die Frontseite des Hauses war dem Wörschachbach nach Westen zugewandt. Sie bestand aus zwei miteinander verbundenen Gebäudeteilen: dem gemauerten Wohn- und Gasthaus und dem gezimmerten Badehaus. Beide waren durch ein Bretterdach bedeckt. Das Ehepaar Roßmann schien sehr bedacht auf Qualität gewesen zu sein. Die Schätzung des Gebäudes aus dem Jahr 1839 bewertete das Badehaus mit 2.400 Gulden, das Wohnhaus gar mit 3.500 Gulden. Zum Vergleich: die Schätzung des eigentlichen Bauerngutes ergab nur 180 Gulden.
(wird noch fortgesetzt)