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== Allgemeines ==
 
== Allgemeines ==
Die Aufstandsführer in der Obersteiermark, wie auch in Tirol und [[swiki:Erzstift Salzburg|Salzburg]], rekrutierten sich aus der bürgerlichen Schicht: bürgerliche Gewerken, Hammerherren, Hutleute, höhere landesfürstliche  Beamte bürgerlichen Standes oder schlicht wohlhabende Bürger. So wurde kurz vor dem [[30. Juni]] 1525 der [[swiki:Brixental|Brixental]]er Bergwerksverweser [[Michael Gruber]] zum Feldhauptmann an der [[Mandling (Fluss)|Mandling]] gewählt. Der Sieg von Schladming, der Überfall auf das Lager des steirischen Landeshauptmannes [[Siegmund von Dietrichstein]], der gekommen war, um die Aufständischen in Schladming niederzuringen, machte Gruber berühmt; ebenso seine in der Folge maßvolle Haltung gegenüber den adeligen Gefangenen.
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Die Aufstandsführer in der Obersteiermark, wie auch in Tirol und [[swiki:Erzstift Salzburg|Salzburg]], rekrutierten sich aus der bürgerlichen Schicht: bürgerliche [[Gewerke]]n, [[Hammerherr]]en, Hutleute, höhere landesfürstliche  Beamte bürgerlichen Standes oder schlicht wohlhabende Bürger. So wurde kurz vor dem [[30. Juni]] 1525 der [[swiki:Brixental|Brixental]]er Bergwerksverweser [[Michael Gruber]] zum Feldhauptmann an der [[Mandling (Fluss)|Mandling]] gewählt. Der Sieg von Schladming, der Überfall auf das Lager des steirischen Landeshauptmannes [[Siegmund von Dietrichstein]], der gekommen war, um die Aufständischen in Schladming niederzuringen, machte Gruber berühmt; ebenso seine in der Folge maßvolle Haltung gegenüber den adeligen Gefangenen.
    
== Einleitung ==
 
== Einleitung ==
Als [[1522]] auf hauptsächliches Betreiben des Schladminger Bergwerks der Neubau der [[swiki:Romanik|romanischen]] [[Achazi-Kirche]] in Angriff genommen wurde, sahen viele darin den ersten öffentlichen Protest gegen die völlige Abhängigkeit <!--von?--> der [[Pfarre Haus im Ennstal]] sowie eine Demonstration für die „neukatholische Lehre“ des Wittelsbacher Mönchs, für den [[Evangelische Glaubensgeschichte im Ennstal|Protestantismus]]. Am [[25. Mai]] 1525 kam es im Salzburger [[swiki:Gasteiner Tal|Gasteinertal]] zu einem Aufstand der Knappen gegen ihren Landesherrn, den Erzbischof [[swiki:Matthäus Lang von Wellenburg|Matthäus Lang von Wellenburg]]. Auch dort fand die Luthersche Lehre rasch Verbreitung. Die Knappen zogen nach Salzburg, wo sie die Festung Hohensalzburg belagerten.
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Als [[1522]] auf hauptsächliches Betreiben des [[Bergbau in der Region Schladming|Schladminger Bergwerks]] der Neubau der [[swiki:Romanik|romanischen]] [[Achazi-Kirche]] in Angriff genommen wurde, sahen viele darin den ersten öffentlichen Protest gegen die völlige Abhängigkeit <!--von?--> der [[Pfarre Haus im Ennstal]] sowie eine Demonstration für die „neukatholische Lehre“ des Wittelsbacher Mönchs, für den [[Evangelische Glaubensgeschichte im Ennstal|Protestantismus]]. Am [[25. Mai]] 1525 kam es im Salzburger [[swiki:Gasteinertal]] zu einem Aufstand der Knappen gegen ihren Landesherrn, den Fürsterzbischof [[swiki:Matthäus Lang von Wellenburg]]. Auch dort fand die Luthersche Lehre rasch Verbreitung. Die Knappen zogen nach Salzburg, wo sie die [[swiki:Festung Hohensalzburg]] belagerten.
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== Die Ereignisse 1525 ==
 
Im  März desselben Jahres sorgte ein „neugläubischer“ Pfarrer „Franz“ in Schladming für Unruhe. Nach dem Aufstand im Gasteinertal hatte die Botschaft der aufständischen Salzburger Knappen ihre Wirkung bei den Schladmingern nicht verfehlt. Zu den Pfingstfeiertagen, am [[4. Juni|4.]] und [[5. Juni]], wurde der „Angriff“ beschlossen.
 
Im  März desselben Jahres sorgte ein „neugläubischer“ Pfarrer „Franz“ in Schladming für Unruhe. Nach dem Aufstand im Gasteinertal hatte die Botschaft der aufständischen Salzburger Knappen ihre Wirkung bei den Schladmingern nicht verfehlt. Zu den Pfingstfeiertagen, am [[4. Juni|4.]] und [[5. Juni]], wurde der „Angriff“ beschlossen.
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Der „fürstlich Durchlaucht geschworne“ Schladminger [[Bergrichter]] [[Konrad Ränstl]] lehnte sich gegen den Landeshauptmann [[Siegmund von Dietrichstein]] auf und plünderte als Rebellenhauptmann mit 1&nbsp;200 Mann das [[Ennstal]]. Am [[3. Juli]] 1525 kam es dann zum Überfall auf Schladming, bei dem der Aufständische [[Michael Gruber]] eine wichtige Rolle spielte. Der Überlieferung nach gab es unmittelbar vor dem Aufstand rund 1&nbsp;500 Knappen<ref>Quelle [[Heimatkundliche Blätter von Schladming]] Nr. 46, März 2002, verfasst von [[Walter Stipperger]]</ref>.
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Anfang  Juli 1525 sammelten sich im Feldlager an der Mandling 1&nbsp;200 Knechte vom  Salzburger  Belagerungsheer, 1&nbsp;000 aus dem Pinzgau, 900 aus dem Pongau und  250 aus Rauris (Pinzgau) sowie  hunderte Schladminger Knappen, jedoch  keine Reiter und Geschütze. So  stand man den etwa 3&nbsp;000 bis  4&nbsp;000 Mann des [[Siegmund  von Dietrichstein]] gegenüber. Der Aufständische  [[Michael Gruber]], den man aus Tirol geholt hatte,  sollte sich eigentlich auf die  Grenzverteidigung beschränken.  
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== Die Ereignisse 1525 ==
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Der „fürstlich Durchlaucht geschworne“ Schladminger [[Bergrichter]] [[Konrad Ränstl]] lehnte sich gegen den Landeshauptmann [[Siegmund von  Dietrichstein]] auf und plünderte als Rebellenhauptmann mit 1&nbsp;200 Mann das [[Ennstal]]. Am [[3. Juli]] 1525 kam es dann zum Überfall auf Schladming, bei dem der Aufständische Michael Gruber eine wichtige Rolle spielte. Der Überlieferung nach gab es unmittelbar vor dem Aufstand rund 1&nbsp;500 Knappen<ref>Quelle [[Heimatkundliche Blätter von Schladming]] Nr. 46, März 2002, verfasst von [[Walter Stipperger]]</ref>.
Anfang Juli 1525 sammelten sich im Feldlager an der Mandling 1&nbsp;200 Knechte vom Salzburger Belagerungsheer, 1&nbsp;000 aus dem Pinzgau, 900 aus dem Pongau und 250 aus Rauris (Pinzgau) sowie hunderte Schladminger Knappen, jedoch keine Reiter und Geschütze. So stand man den etwa 3&nbsp;000 bis 4&nbsp;000 Mann des Siegmund von Dietrichstein gegenüber. Gruber sollte sich eigentlich auf die  Grenzverteidigung beschränken.  
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Landeshauptmann Dietrichstein wartete inzwischen auf den Anmarsch des [[Niklas Graf Salm|Niklas Grafen Salm]] und dessen Unterstützung und versuchte durch Abschluss  eines Waffenstillstandes Zeit zu gewinnen. Gruber kam dem Gegner jedoch  mit einem Überraschungsschlag zuvor. Das ständische Heer unter  Dietrichstein wiegte sich eher in Sicherheit und fürchtete von den  flankierenden Berghängen keine Gefahr, sie waren der irrigen Annahme, [[Enns]] und [[Talbach]] wären zu reißend, und sie hielten einen Zugang über [[Preunegg]], [[Rohrmoos]] und [[Fastenberg]] durch das unwegsame Gebirge für  ausgeschlossen.
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Landeshauptmann Dietrichstein wartete inzwischen auf den Anmarsch des [[Niklas Graf Salm|Niklas Grafen Salm]] und dessen Unterstützung und versuchte durch Abschluss  eines Waffenstillstandes Zeit zu gewinnen. Gruber kam dem Gegner jedoch  mit einem Überraschungsschlag zuvor. Das ständische Heer unter  Dietrichstein wiegte sich eher in Sicherheit und fürchtete von den  flankierenden Berghängen keine Gefahr. Sie waren der irrigen Annahme, [[Enns]] und [[Talbach]] wären zu reißend, und sie hielten einen Zugang über [[Preunegg]], [[Rohrmoos]] und [[Fastenberg (Berg)|Fastenberg]] durch das unwegsame Gebirge für  ausgeschlossen.
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Sonntagnacht ([[2. Juli]]) brach Gruber mit  etwa 3&nbsp;500 Mann von Mandling nach Schladming auf und marschierte fast  die ganze Nacht durch. In [[Pichl]] teilte er seine Männer: Ein Trupp stieg  in nordöstlicher Richtung den Steilhang empor nach [[Ramsau-Leiten]], der  er, an den Gehöften vorbei, nach Osten folgte, bis er sich nördlich  oberhalb von Schladming befand. Nun mussten sie nur noch ins Tal  absteigen. Der größere Anteil der Angreifenden, auch von ortskundigen  Knappen geführt, hatte den schwierigeren Weg. Sie stiegen von Preunegg  in südöstlicher Richtung auf den Rohrmooser Hang, querten ihn nach  Osten, stiegen ins [[Untertal (Tal)|Untertal]] ab, überschritten vermutlich beim ehemaligen [[Wirtshaus Pruggerer]] den Talbach und erklommen den Fastenberg. Auch die  Hauptmacht brauchte jetzt nur noch gerade abwärts zu stoßen.
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Sonntagnacht ([[2. Juli]]) brach Gruber mit  etwa 3&nbsp;500 Mann von Mandling nach Schladming auf und marschierte fast  die ganze Nacht durch. In [[Pichl]] teilte er seine Männer: Ein Trupp stieg  in nordöstlicher Richtung den Steilhang empor in die [[Ramsauer Leiten]], der  er, an den Gehöften vorbei, nach Osten folgte, bis er sich nördlich  oberhalb von Schladming befand. Nun mussten sie nur noch ins Tal  absteigen. Der größere Anteil der Angreifenden, auch von ortskundigen  Knappen geführt, hatte den schwierigeren Weg. Sie stiegen von Preunegg  in südöstlicher Richtung auf den Rohrmooser Hang, querten ihn nach  Osten, stiegen ins [[Untertal (Tal)|Untertal]] ab, überschritten vermutlich beim ehemaligen [[Wirtshaus Pruggerer]] den Talbach und erklommen den Fastenberg. Auch die  Hauptmacht brauchte jetzt nur noch gerade abwärts zu stoßen.
    
Die  Koordinierung des getrennten Nachtmarsches auf schlechten Wegen, über  Steilhänge, durch Wälder und Bachgräben war eine Meisterleistung. In  Ermangelung von Uhren, Karten oder Kompaß waren genaue Ortskenntnis,  sicheres Zeitgefühl und exakte Absprachen der Abteilungsführer  notwendig. Laternen oder Fackeln als Wegbeleuchtung oder Signalmittel  durften, falls überhaupt, nur verwendet werden, wenn sie vom Tal aus  nicht sichtbar waren. Ein unvorhersehbares Ereignis, wie schlechtes  Wetter, hätten zum Scheitern Grubers führen können.
 
Die  Koordinierung des getrennten Nachtmarsches auf schlechten Wegen, über  Steilhänge, durch Wälder und Bachgräben war eine Meisterleistung. In  Ermangelung von Uhren, Karten oder Kompaß waren genaue Ortskenntnis,  sicheres Zeitgefühl und exakte Absprachen der Abteilungsführer  notwendig. Laternen oder Fackeln als Wegbeleuchtung oder Signalmittel  durften, falls überhaupt, nur verwendet werden, wenn sie vom Tal aus  nicht sichtbar waren. Ein unvorhersehbares Ereignis, wie schlechtes  Wetter, hätten zum Scheitern Grubers führen können.
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Die  Bewachung der Tore und Mauern war schlecht. Ein Trupp von 130  Salzburgern besetzte das offene Stadttor, und Grubers Männer konnten in die Stadt eindringen. Damit war Schladming praktisch gefallen; der Kampf im Inneren nicht mehr heftig. Als Dietrichstein die Lage  erkannte, hatte er nicht einmal mehr Gelegenheit zur Flucht.
 
Die  Bewachung der Tore und Mauern war schlecht. Ein Trupp von 130  Salzburgern besetzte das offene Stadttor, und Grubers Männer konnten in die Stadt eindringen. Damit war Schladming praktisch gefallen; der Kampf im Inneren nicht mehr heftig. Als Dietrichstein die Lage  erkannte, hatte er nicht einmal mehr Gelegenheit zur Flucht.
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=== September 1525 ===
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Graf Salm wurde von der Niederlage Dietrichsteins in Rottenmann informier. Die ihm zur  Verfügung stehenden geringen Truppenmacht war zu schwach für einen Entsatz  Schladmings. Salm schlug zur Sicherung des Innerberger  Gebietes bei Leoben sein Lager auf. Erzherzog Ferdinand von Österreich erließ am 10. Juli ein  strenges  Mandat, in welchem er vor jedweder Verbindung mit den aus  Salzburg  eingefallenen Rebellen warnt. Wer den Befehlen Salms nicht  Folge leiste, solle „gebrandschatz werden an leib, hab  und gut".
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Mittlerweile fürchte die Bürgerschaft Schladmings und die „Gemeinde" des Ennstales eine Strafe des Landesfürsten. Daher sandten sie an Erzherzog  Ferdinand ein  Entschuldigungsschreiben. In diesem erklärten sie, sie  hätten sich nur zur Wehr des Landes  versammelt, als Dietrichstein mit  seinen böhmischen und ungarischen Knechten  hereingebrochen sei und  ihnen vielen Schaden verursacht habe. Nach dem Befehl des Erzherzogs seien sie schnell abgezogen und bäten nun um Schonung.
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Noch aber waren im oberen  Ennstal um  Radstadt waren 2&nbsp;000 aufständische  Knechte versammelt. Die Bauern errichteten weiterhin  neue Klausen. Am [[5. August]]  gab der Vizestatthalter und der  Hofrat die Weisung an Graf Niklas  Salm,  den  „aufrührerischen Flecken Schladming an der Enns" zu zerstören. Aber Salm  war infolge Mangels an  Streitkräften immer noch untätig in Leoben.  Erst am [[30. August]]  erging ein landschaftliches Aufgebotspatent für ganz Steiermark zur  Sammlung der  Streitkräfte  in Leoben. Nachdem in den den ersten Septembertagen sich genügend Soldaten gemeldet hatten, folgte Salm seinem  Befehl, das (Salzburger) Erzstift nicht anzugreifen, sondern nur Schladming einzunehmen deren Einwohner zu bestrafen. Ein neuerlicher Befehl am [[14. September]] unterstrich seine Pflicht, die Schladminger mit  Truppenmacht  anzugreifen und zu züchtigen. Aber erst am [[20. September]] erhielt schließlich Salm den  endgültigen Befehl, Schladming  niederzubrennen. Am [[28. September]] wurde  die Konfiskation aller Berg- und Hüttwerke, die die Bürger und Inwohner  von Schladming  besaßen,  samt allen Vorräten, nichts ausgenommen,  angeordnet. Während Salm in den  letzten Septembertagen gegen Schladming  vorrückte, wurde ihm berichtet, dass die Aufrührer bei Schladming ein Bollwerk errichtet hätten  und dass dort an die 4&nbsp;000 Mann versammelt  seien. Sein anrückender Vortrab  fand 300 Knappen vor der Stadt versammelt,  die angesichts des Gegners  in die Stadt zurückwichen. Sie wurden aber verfolgt,  an die 50  erstochen. Vor der nachrückenden Heeresmacht Salms flohen die  Knappen  in die Häuser oder beim oberen Stadttor ins Gebirge. Da also ein  Überfall seitens der Knappen nicht zu  befürchten  war, verbot Salm jede  Plünderung und lieh den Wechsler, den Fröner und den Fronschmelzer auf  deren  Begehren unter sicherem Geleite ins Lager führen. Diese meldeten ihm, dass der gesamte Besitz aus der Stadt gebracht worden wäre und kein Bürger mehr in der Stadt weile. Die meisten Bürger waren in die Klause an der Mandling  auf  salzburgischen Boden geflohen, den Salm befehlsgemäß  nicht angreifen  durfte. Dann gab Salm den Befehlt, Schladming anzünden und bis auf den Grund  niederbrennen. Allen Vorrat an Schmelzwerk hatte er vorher vergraben  lassen. Die Anweisungen wurden in den ersten Oktobertagen ausgeführt, da Salm bereits am [[6.  Oktober]]  von [[Gröbming]] aus an den  niederösterreichischen Hofrat vom Vollzug dieser Anweisungen berichtete<ref>Kapitel September 1525 - Quelle [http://www.sagen.at/doku/bergbau/Bergbau_Schladming.html www.sagen.at]</ref>.
    
== Siehe auch ==
 
== Siehe auch ==