Margaretha Steiner: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Heimathaus margarethe steiner 65660 2014-06-16.jpg|thumb|Heimathaus der Margaretha Steiner in Ramsau am Dachstein]]
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'''Margaretha Steiner''', ''Steiner-Gretl'' (* [[14. März]] [[1924]] in [[Mandling (Ort)|Mandling]]; † [[31. Mai]] [[2013]]), war Bergsteigerin und Sängerin.
  
== Biografie ==
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== Leben ==
Die Wiege der Gretl stand in der Lodenwalke in Mandling. Ihr Vater war [[Franz Steiner]], Bergführer und Erstbegeher der [[Dachstein-Südwand]] (über den [[Steinerweg]] am [[22.September]] [[1909]] mit Bruder [[Georg Steiner|Georg]], ''Irg'' genannt) und [[Loden Steiner|Lodenwalker]] in Mandling.  
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Die Wiege der Gretl stand in der [[Loden Steiner|Lodenwalke]] in Mandling. Ihr Vater war [[Franz Steiner]], Bergführer und Erstbegeher der [[Dachstein-Südwand]] (über den [[Steinerweg]] am [[22. September]] [[1909]] mit Bruder [[Georg Steiner|Georg]], ''Irg'' genannt) und [[Loden Steiner|Lodenwalker]] in Mandling.  
  
Schwester Trude starb in frühem Kindesalter, ihr Bruder Franz fiel [[1944]] in Nikopol, Russland, ihr Bruder [[Wilhelm Steiner|Willi]] baute den elterlichen Betrieb in Mandling aus. Als Tochter eines Lodenwalkers musste man am Bach leben, da kann man nicht davonlaufen, dort wächst man auf. Und die [[Mandling (Fluss)|Mandling]] konnte ihre Wildbachqualitäten manches Mal schon ordentlich ausspielen, meinte die Gretl, die hier auch die Volksschule besucht hat. Übrigens: Ihren Namen - Margaretha - bekam sie auf Wunsch ihrer Mutter in Erinnerung an deren Heimatort [[swiki:Sankt Margarethen im Lungau|Sankt Margarethen im Lungau]].  
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Schwester Trude starb in frühem Kindesalter, ihr Bruder Franz fiel [[1944]] in Nikopol, Russland, ihr Bruder [[Wilhelm Steiner senior|Willi]] baute den elterlichen Betrieb in Mandling aus. Als Tochter eines Lodenwalkers musste man am Bach leben, da kann man nicht davonlaufen, dort wächst man auf. Und die [[Mandling (Fluss)|Mandling]] konnte ihre Wildbachqualitäten manches Mal schon ordentlich ausspielen, meinte die Gretl, die hier auch die Volksschule besucht hat. Übrigens: Ihren Namen - Margaretha - bekam sie auf Wunsch ihrer Mutter in Erinnerung an deren Heimatort [[swiki:Sankt Margarethen im Lungau]]<ref>{{salzburgwiki}}</ref>.
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Margaretha wuchs in Mandling auf, besuchte dort die Volks- und in [[Schladming]] schließlich die Hauptschule. Im Mai 1938 wurde sie von Pfarrer [[Otto Kirnbauer]] in Schladming konfirmiert. Nach der Pflichtschule besuchte sie die Landwirtschaftsschule am [[Grabnerhof]]. 20-Jährig wurde sie 1944 noch in den Krieg als Nachrichtenhelferin einberufen, kam aber unversehrt aus Oberschlesien wieder zurück in die Heimat. 1951 verstarb ihre Mutter, die sie einige Jahre treu und umsichtig pflegte. Gretl Steiner arbeitete bis zur Übernahme durch den Bruder im elterlichen Betrieb, baute dann in Mandling bis Ende der 1950er-Jahre Schotter ab und betrieb im Winter Schlepplifte auf der [[Bachlalm]] und in [[Ramsau]]-[[Kulm (Ramsau)|Kulm]], wo sie sich 1978 als Ersatz für ihr Wohnrecht im Elternhaus ein Häuschen baute. Ihre unternehmerische Karriere war nicht besonders steil, widmete sie sich doch vor allem dem Singen und Jodeln. Sie setzte sich besonders für die Volksmusik ein. 1956 war Gretl Steiner mit Sing- und Volkstanzgruppen bis nach Neuseeland gekommen.
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2007 verstarb ihr Lebenspartner [[Helmut Gebauer]]. Mit ihm unternahm sie zahlreiche Wander-, Berg- und Klettertouren. Über sich selbst sagte Gretl Steiner einmal: "Mein Leben habe ich versungen und verglandert". Ordnungs- und Pünktlichkeitssinn waren bei ihr weniger ausgeprägt, der Hang zum Lied und Jodler dafürumso stärker. Die "Steiner Gretl" war und bleibt ein "Dachstein-Urgestein" der besonderen Art. Sie fühlte sich, so Pfarrer Senior Mag. [[Gerhard Krömer]] im Nachruf, aber auch dem Herrgott und der Ökumene verbunden. So war sie auf katholischen Skiwochen und gestaltete als Mitglied der "Steiner-Sänger" manches Begräbnis mit. Krankenhausaufenthalte, Stürze, ein Schlaganfall und Schwächeanfälle prägten die letzten Jahre, wodurch sie im Herbst 2012 ins Bezirksaltenheim übersiedelte, wo sie am 14. März 2013 im Kreise einer kleinen Singrunde auch ihren 89. Geburtstag feierte. In den Abendstunden des 31. Mai 2013 schloss sie für immer ihre Augen.
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== Die Gretl als Alpinistin ==
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Gretels erster Berg war die [[Steirische Kalkspitze]]. Mit nur drei Jahren wurde sie von ihren Brüdern Willi und Franz mehr oder minder hinauf getragen. Gerade erst dreizehn Jahre alt - Gretl besuchte die [[Hauptschule Schladming|Hauptschule]] in [[Schladming]] - nahm sie ihr Vater erstmals auf den [[Hoher Dachstein|Dachstein]] mit. Am musikalischen Anfang stand die [[Mandlinger Jodlergruppe]], der Franz Steiner, Pauli Ursleger (ein Gosauer, der beim Straßenbau in Mandling tätig war) und [[Hans Simonlehner]] (Stierersohn aus der Ramsau, der als Bahnwärter in Mandling beschäftigt war) angehörten. Es wurde nicht nur gesungen, sondern auch musiziert, da Gretls Vater Ziehharmonika und Gitarre, die beiden anderen die Zither vortrefflich beherrschten. Später stießen dann die Geschwister Gretls, Willi und Franz, dazu. Und sogar Gretl wurde in diese Männerrunde aufgenommen, obwohl sie meinte, für diese als Frau stimmlich kein Gewinn gewesen zu sein, aber ihr Vater wollte "alle unter einem Dach"wissen.  
  
Gretels erster Berg war  die [[Steirische Kalkspitze]]. Mit nur drei Jahren wurde sie von ihren  Brüdern Willi und Franz mehr  oder minder hinauf getragen. Gerade erst  dreizehn Jahre alt - Gretl besuchte die [[Hauptschule Schladming|Hauptschule]] in [[Schladming]] - nahm  sie ihr Vater erstmals auf den [[Hoher Dachstein|Dachstein]] mit. Am musikalischen Anfang stand die  [[Mandlinger Jodlergruppe, der Franz Steiner, Pauli Ursleger (ein Gosauer,  der beim Straßenbau in Mandling tätig war) und [[Hans Simonlehner]] (Stierersohn aus  der Ramsau, der als Bahnwärter in Mandling beschäftigt war) angehörten.  Es wurde nicht nur gesungen, sondern auch musiziert, da Gretls Vater  Ziehharmonika und Gitarre, die beiden anderen die Zither vortrefflich  beherrschten. Später stießen dann die Geschwister Gretls, Willi und  Franz, dazu. Und sogar Gretl wurde in diese Männerrunde aufgenommen,  obwohl sie meinte, für diese als Frau stimmlich kein Gewinn gewesen zu  sein, aber ihr Vater wollte "alle unter einem Dach"wissen.
 
 
 
=== Wie's weiter ging? ===
 
=== Wie's weiter ging? ===
''"I bin in d'Bamschul gongan''",lacht die Gretl, "''so sogt ma, wann ma nix recht's glernt hotl Von dohoam aushält i jeden Beruf lerna kenna, den i mir gwünscht hätt!''" Ihr Wunsch war, alle Berge der Welt kennen zu lernen - aber damit konnte man ja damals wirklich nichts verdienen. Dann hat sie sich eine lange Liste über alle möglichen Berufe angelegt, sie jedoch nacheinander wegen deren Schattenseiten wieder "''abg'hakelt!''" Ein Pflegeberuf hätte die Gretl interessiert, eine Musikausbildung auch, jedoch ist nichts daraus geworden. So arbeitete sie im elterlichen Betrieb. Der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] verschlug sie nach Ols bei Breslau zum Bodenpersonal der Flieger. Kurz vor Kriegsende 1945 gelangte sie mit dem letzten von Königsberg kommenden Flüchtlingszug aus der umkämpften Stadt.
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"I bin in d'Bamschul gongan", lacht die Gretl, "so sogt ma, wann ma nix recht's glernt hotl Von dohoam aushält i jeden Beruf lerna kenna, den i mir gwünscht hätt!" Ihr Wunsch war, alle Berge der Welt kennen zu lernen - aber damit konnte man ja damals wirklich nichts verdienen. Dann hat sie sich eine lange Liste über alle möglichen Berufe angelegt, sie jedoch nacheinander wegen deren Schattenseiten wieder "abg'hakelt!" Ein Pflegeberuf hätte die Gretl interessiert, eine Musikausbildung auch, jedoch ist nichts daraus geworden. So arbeitete sie im elterlichen Betrieb. Der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] verschlug sie nach Ols bei Breslau zum Bodenpersonal der Flieger. Kurz vor Kriegsende 1945 gelangte sie mit dem letzten von Königsberg kommenden Flüchtlingszug aus der umkämpften Stadt.
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=== Das Bergsteigen im Blut ===
 
=== Das Bergsteigen im Blut ===
Die Wiege der Steinerischen stand beim vlg. Bartlbauerin Ramsau-[[Hirzegg]]. Hier kam Gretls Großvater, [[Johann Steiner]] zur Welt, ein Bergführer der ersten Generation, dem die Erstbesteigung der [[Große Bischofsmütze|Großen Bischofsmütze]] mit [[Johann Schrempf]], vulgo Auhäusler, am [[28. Juni]] [[1879]] gelang. Der Kampf um die Bischofsmütze mit dem Mitbewerber [[swiki:Markgraf Alfred Pallavicini|Markgraf Alfred Pallavicini]] und seine Ampezzaner Führern, nahm Länder übergreifende Dimensionen an. Daher muss es für Gretls Großvater schon eine große Genugtuung gewesen sein, als Erster auf diesem schönen unbezwingbaren Berg gestanden zu sein. Denn er hielt sich gerne bei seiner Mutter auf, die viele Sommer als Sennin auf der Aualm am Fuße der Bischofsmütze verbrachte. Später bekam Johann Steiner von der Österreichischer Alpenverein Sektion Austria sogar den Auftrag, eine Kletterroute durch die [[Dachstein-Südwand]] zu finden. Mit seinem Bergkameraden Johann Schrempf gelangte er bereits bis zum sogenannten Dachl. Damit ermöglichte er seinen Söhnen, den berühmten Dachsteinführern Franz und Georg, bereits den Einstieg, über den die beiden dann am [[22. September]] 1909 den Steinerweg durch die Dachstein-Südwand eröffneten. Das Bergsteigen lag also den Steinarischen im Blut und natürlichauch der Gretl!  
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Die Wiege der Steinerischen stand beim vlg. [[Bartlbauer]]in Ramsau-[[Hierzegg]]. Hier kam Gretls Großvater, [[Johann Steiner]] zur Welt, ein Bergführer der ersten Generation, dem die Erstbesteigung der [[Große Bischofsmütze|Großen Bischofsmütze]] mit [[Johann Schrempf vulgo Auhäusler]] am [[28. Juni]] [[1879]] gelang. Der Kampf um die Bischofsmütze mit dem Mitbewerber [[swiki:Markgraf Alfred Pallavicini|Markgraf Alfred Pallavicini]] und seine Ampezzaner Führern, nahm Länder übergreifende Dimensionen an. Daher muss es für Gretls Großvater schon eine große Genugtuung gewesen sein, als Erster auf diesem schönen unbezwingbaren Berg gestanden zu sein. Denn er hielt sich gerne bei seiner Mutter auf, die viele Sommer als Sennin auf der Aualm am Fuße der Bischofsmütze verbrachte. Später bekam Johann Steiner von der [[Oesterreichischer Alpenverein, Sektion Austria|Oesterreichischer Alpenverein, Sektion Austria]] sogar den Auftrag, eine Kletterroute durch die [[Dachstein-Südwand]] zu finden. Mit seinem Bergkameraden Johann Schrempf gelangte er bereits bis zum sogenannten Dachl. Damit ermöglichte er seinen Söhnen, den berühmten Dachsteinführern Franz und Georg, bereits den Einstieg, über den die beiden dann am [[22. September]] 1909 den Steinerweg durch die Dachstein-Südwand eröffneten. Das Bergsteigen lag also den Steinarischen im Blut und natürlich auch der Gretl!
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==="Koan Tog möcht' i jünga sein!"===
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Gretl zu ihrem Achtziger am [[14. März]] [[2004]] - ein Blick zurück. Den durfte die Gretl nach einem langen, erfüllten Leben schon machen. Ihre Anliegen waren nicht nur die Pflege des Volksliedes und der Volksmu­sik, sondern die Erhaltung des Kulturgutes allgemein - verbunden mit dem besonderen Gespür für Natur- und Umweltschutz. "...Mein Leben war stets von Optimismus geprägt, den ich auch heute noch nicht verloren habe, aber ich bin realistisch genug zur Kenntnis zu nehmen, dass vieles unwiederbringlich verloren ging und noch gehen wird. Natürlich bringt die Zeit ein Fort­schreiten in eine für uns alle nicht gewisse Zukunft, doch zurückschauen und sich unserer Väter zu erinnern und deren Tradition zu pflegen, kann doch nichts Schlechtes sein? Singen und Bergsteigen gehörten zweifelsohne zu den Sonnseiten meines Lebens und Sonnentage durfte ich viele erleben, wenn's auch nicht immer leicht war".
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=== Gernstl in den Alpen ===
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Der renommierte Münchner Filmemacher Franz-Xaver Gernstl, Grimme-Preisträger, ist seit über 30 Jahren mit seinem Kameramann und seinem Tonmeister unterwegs um dabei spontan und ohne redaktionelle Vorbereitung interessante Menschen kennenzulernen. Bei einer seiner Reisen kam er zufällig zum [[Auwirt (Ramsau)|Auwirt]] und lernte nicht nur die beiden Bergkameraden Margaretha Steiner und Helmut Gebauer, sondern auch die von diesen beiden vorgetragene Ballade über die Erstbesteigung der [[Große Bischofsmütze|Großen Bischofsmütze]] kennen. Der Film und die Ballade sind auf DVD "Gernstl in den Alpen" (Bayerischer Rundfunk) dokumentiert.<ref>Quelle Dr. phil. Matthias Lermann M.A. Historiker in Würzburg per E-Mail an Administrator [[Benutzer:Peter Krackowizer|Peter]] im Jänner 2019</ref>
  
==="Koan Tog möcht' i jünga sein!"==
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== Bilder ==
Gretl zu ihrem Achtziger am [[14. März]] [[2004]] - ein Blick zurück. Den  durfte die Gretl nach einem langen, erfüllten Leben schon machen. Ihre  Anliegen waren nicht nur die Pflege des Volksliedes und der Volksmu­sik,  sondern die Erhaltung des Kulturgutes allgemein - verbunden mit dem  besonderen Gespür für Natur- und Umweltschutz. "''...Mein Leben war stets  von Optimismus geprägt, den ich auch heute noch nicht verloren habe,  aber ich bin realistisch genug zur Kenntnis zu nehmen, dass vieles  unwiederbringlich verloren ging und noch gehen wird. Natürlich bringt  die Zeit ein Fort­schreiten in eine für uns alle nicht gewisse Zukunft,  doch zurückschauen und sich unserer Väter zu erinnern und deren  Tradition zu pflegen, kann doch nichts Schlechtes sein? Singen und  Bergsteigen gehörten zweifelsohne zu den Sonnseiten meines Lebens und  Sonnentage durfte ich viele erleben, wenn's auch nicht immer leicht  war"''.
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== Quelle ==
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== Quellen ==
* Walter Bastl - Artikel
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:Gretl Steiner, Ramsau <br />
 
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:Helmut Gebauer Berg- und Skiführer, Ramsau <br />
 
:Helmut Gebauer Berg- und Skiführer, Ramsau <br />
:Gunther Novak, Graz <br />
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:Gunther Novak, Graz <br />
 
:Manfred Percht <br />
 
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:ÖAV Haus <br />
 
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:Gemeindeamt Ramsau, Birgit Schrempl<br />
 
:Gemeindeamt Ramsau, Birgit Schrempl<br />
 
:Steirisches Volksliedwerk Graz
 
:Steirisches Volksliedwerk Graz
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==== Einzelnachweise ====
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[[Kategorie:Person|Steiner, Margaretha]]
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[[Kategorie:Gestorben 2013]]
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[[Kategorie:Ennstaler Original]]
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[[Kategorie:Video]]

Aktuelle Version vom 11. Juni 2024, 06:52 Uhr

Margaretha Steiner
Gretl Steiner im Schweizer Fernsehen am 11.08.2009
Margaretha Steiner
Heimathaus der Margaretha Steiner in Ramsau am Dachstein

Margaretha Steiner, Steiner-Gretl (* 14. März 1924 in Mandling; † 31. Mai 2013), war Bergsteigerin und Sängerin.

Leben

Die Wiege der Gretl stand in der Lodenwalke in Mandling. Ihr Vater war Franz Steiner, Bergführer und Erstbegeher der Dachstein-Südwand (über den Steinerweg am 22. September 1909 mit Bruder Georg, Irg genannt) und Lodenwalker in Mandling.

Schwester Trude starb in frühem Kindesalter, ihr Bruder Franz fiel 1944 in Nikopol, Russland, ihr Bruder Willi baute den elterlichen Betrieb in Mandling aus. Als Tochter eines Lodenwalkers musste man am Bach leben, da kann man nicht davonlaufen, dort wächst man auf. Und die Mandling konnte ihre Wildbachqualitäten manches Mal schon ordentlich ausspielen, meinte die Gretl, die hier auch die Volksschule besucht hat. Übrigens: Ihren Namen - Margaretha - bekam sie auf Wunsch ihrer Mutter in Erinnerung an deren Heimatort swiki:Sankt Margarethen im Lungau[1].

Margaretha wuchs in Mandling auf, besuchte dort die Volks- und in Schladming schließlich die Hauptschule. Im Mai 1938 wurde sie von Pfarrer Otto Kirnbauer in Schladming konfirmiert. Nach der Pflichtschule besuchte sie die Landwirtschaftsschule am Grabnerhof. 20-Jährig wurde sie 1944 noch in den Krieg als Nachrichtenhelferin einberufen, kam aber unversehrt aus Oberschlesien wieder zurück in die Heimat. 1951 verstarb ihre Mutter, die sie einige Jahre treu und umsichtig pflegte. Gretl Steiner arbeitete bis zur Übernahme durch den Bruder im elterlichen Betrieb, baute dann in Mandling bis Ende der 1950er-Jahre Schotter ab und betrieb im Winter Schlepplifte auf der Bachlalm und in Ramsau-Kulm, wo sie sich 1978 als Ersatz für ihr Wohnrecht im Elternhaus ein Häuschen baute. Ihre unternehmerische Karriere war nicht besonders steil, widmete sie sich doch vor allem dem Singen und Jodeln. Sie setzte sich besonders für die Volksmusik ein. 1956 war Gretl Steiner mit Sing- und Volkstanzgruppen bis nach Neuseeland gekommen.

2007 verstarb ihr Lebenspartner Helmut Gebauer. Mit ihm unternahm sie zahlreiche Wander-, Berg- und Klettertouren. Über sich selbst sagte Gretl Steiner einmal: "Mein Leben habe ich versungen und verglandert". Ordnungs- und Pünktlichkeitssinn waren bei ihr weniger ausgeprägt, der Hang zum Lied und Jodler dafürumso stärker. Die "Steiner Gretl" war und bleibt ein "Dachstein-Urgestein" der besonderen Art. Sie fühlte sich, so Pfarrer Senior Mag. Gerhard Krömer im Nachruf, aber auch dem Herrgott und der Ökumene verbunden. So war sie auf katholischen Skiwochen und gestaltete als Mitglied der "Steiner-Sänger" manches Begräbnis mit. Krankenhausaufenthalte, Stürze, ein Schlaganfall und Schwächeanfälle prägten die letzten Jahre, wodurch sie im Herbst 2012 ins Bezirksaltenheim übersiedelte, wo sie am 14. März 2013 im Kreise einer kleinen Singrunde auch ihren 89. Geburtstag feierte. In den Abendstunden des 31. Mai 2013 schloss sie für immer ihre Augen.

Die Gretl als Alpinistin

Gretels erster Berg war die Steirische Kalkspitze. Mit nur drei Jahren wurde sie von ihren Brüdern Willi und Franz mehr oder minder hinauf getragen. Gerade erst dreizehn Jahre alt - Gretl besuchte die Hauptschule in Schladming - nahm sie ihr Vater erstmals auf den Dachstein mit. Am musikalischen Anfang stand die Mandlinger Jodlergruppe, der Franz Steiner, Pauli Ursleger (ein Gosauer, der beim Straßenbau in Mandling tätig war) und Hans Simonlehner (Stierersohn aus der Ramsau, der als Bahnwärter in Mandling beschäftigt war) angehörten. Es wurde nicht nur gesungen, sondern auch musiziert, da Gretls Vater Ziehharmonika und Gitarre, die beiden anderen die Zither vortrefflich beherrschten. Später stießen dann die Geschwister Gretls, Willi und Franz, dazu. Und sogar Gretl wurde in diese Männerrunde aufgenommen, obwohl sie meinte, für diese als Frau stimmlich kein Gewinn gewesen zu sein, aber ihr Vater wollte "alle unter einem Dach"wissen.

Wie's weiter ging?

"I bin in d'Bamschul gongan", lacht die Gretl, "so sogt ma, wann ma nix recht's glernt hotl Von dohoam aushält i jeden Beruf lerna kenna, den i mir gwünscht hätt!" Ihr Wunsch war, alle Berge der Welt kennen zu lernen - aber damit konnte man ja damals wirklich nichts verdienen. Dann hat sie sich eine lange Liste über alle möglichen Berufe angelegt, sie jedoch nacheinander wegen deren Schattenseiten wieder "abg'hakelt!" Ein Pflegeberuf hätte die Gretl interessiert, eine Musikausbildung auch, jedoch ist nichts daraus geworden. So arbeitete sie im elterlichen Betrieb. Der Zweite Weltkrieg verschlug sie nach Ols bei Breslau zum Bodenpersonal der Flieger. Kurz vor Kriegsende 1945 gelangte sie mit dem letzten von Königsberg kommenden Flüchtlingszug aus der umkämpften Stadt.

Das Bergsteigen im Blut

Die Wiege der Steinerischen stand beim vlg. Bartlbauerin Ramsau-Hierzegg. Hier kam Gretls Großvater, Johann Steiner zur Welt, ein Bergführer der ersten Generation, dem die Erstbesteigung der Großen Bischofsmütze mit Johann Schrempf vulgo Auhäusler am 28. Juni 1879 gelang. Der Kampf um die Bischofsmütze mit dem Mitbewerber Markgraf Alfred Pallavicini und seine Ampezzaner Führern, nahm Länder übergreifende Dimensionen an. Daher muss es für Gretls Großvater schon eine große Genugtuung gewesen sein, als Erster auf diesem schönen unbezwingbaren Berg gestanden zu sein. Denn er hielt sich gerne bei seiner Mutter auf, die viele Sommer als Sennin auf der Aualm am Fuße der Bischofsmütze verbrachte. Später bekam Johann Steiner von der Oesterreichischer Alpenverein, Sektion Austria sogar den Auftrag, eine Kletterroute durch die Dachstein-Südwand zu finden. Mit seinem Bergkameraden Johann Schrempf gelangte er bereits bis zum sogenannten Dachl. Damit ermöglichte er seinen Söhnen, den berühmten Dachsteinführern Franz und Georg, bereits den Einstieg, über den die beiden dann am 22. September 1909 den Steinerweg durch die Dachstein-Südwand eröffneten. Das Bergsteigen lag also den Steinarischen im Blut und natürlich auch der Gretl!

"Koan Tog möcht' i jünga sein!"

Gretl zu ihrem Achtziger am 14. März 2004 - ein Blick zurück. Den durfte die Gretl nach einem langen, erfüllten Leben schon machen. Ihre Anliegen waren nicht nur die Pflege des Volksliedes und der Volksmu­sik, sondern die Erhaltung des Kulturgutes allgemein - verbunden mit dem besonderen Gespür für Natur- und Umweltschutz. "...Mein Leben war stets von Optimismus geprägt, den ich auch heute noch nicht verloren habe, aber ich bin realistisch genug zur Kenntnis zu nehmen, dass vieles unwiederbringlich verloren ging und noch gehen wird. Natürlich bringt die Zeit ein Fort­schreiten in eine für uns alle nicht gewisse Zukunft, doch zurückschauen und sich unserer Väter zu erinnern und deren Tradition zu pflegen, kann doch nichts Schlechtes sein? Singen und Bergsteigen gehörten zweifelsohne zu den Sonnseiten meines Lebens und Sonnentage durfte ich viele erleben, wenn's auch nicht immer leicht war".

Gernstl in den Alpen

Der renommierte Münchner Filmemacher Franz-Xaver Gernstl, Grimme-Preisträger, ist seit über 30 Jahren mit seinem Kameramann und seinem Tonmeister unterwegs um dabei spontan und ohne redaktionelle Vorbereitung interessante Menschen kennenzulernen. Bei einer seiner Reisen kam er zufällig zum Auwirt und lernte nicht nur die beiden Bergkameraden Margaretha Steiner und Helmut Gebauer, sondern auch die von diesen beiden vorgetragene Ballade über die Erstbesteigung der Großen Bischofsmütze kennen. Der Film und die Ballade sind auf DVD "Gernstl in den Alpen" (Bayerischer Rundfunk) dokumentiert.[2]

Bilder

Weitere Artikel im Ennstalwiki

Quellen

An diesem Beitrag haben mit gearbeitet:
Gretl Steiner, Ramsau
Helmut Gebauer Berg- und Skiführer, Ramsau
Gunther Novak, Graz
Manfred Percht
ÖAV Haus
Gemeindeamt Ramsau, Birgit Schrempl
Steirisches Volksliedwerk Graz

Einzelnachweise

  1. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im Salzburgwiki, dem Mutterwiki des EnnstalWiki
  2. Quelle Dr. phil. Matthias Lermann M.A. Historiker in Würzburg per E-Mail an Administrator Peter im Jänner 2019