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+ | Die '''Burg Gallenstein''', heute nur mehr als Burgruine erhalten, befindet sich im östlichen Gemeindegebiet von [[Sankt Gallen]] im östlichen [[Ennstal]]. Sie steht auf der [[Denkmalliste St. Gallen|Liste]] der [[Denkmalschutz|denkmalgeschützten]] Objekte der Marktgemeinde. | ||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
− | Die Burg war der Sitz einer festen Verwaltung der Güter des [[Benediktinerstift Admont|Benediktinerstifts Admont]], dem sie gehörte. Sie war eine Schutz- und Fluchtburg für die [[Äbte von Admont|Äbte]], Konventualen<ref>alle Mönche und geistlichen Ritter, welche im Konvent Sitz und Stimme haben, Quelle [http://www.enzyklo.de/Begriff/Konventualen]</ref>, die Kirchen- und Klosterschätze, wenn bedrohliche Zeiten für das Stift herankamen. Sie war der Sammelpunkt der admontischen Untertanen, und von hier aus schützte man die Grenzpässe der admontischen Herrschaft vor feindlichem Überfall. Niemals hat sich ein Feind so weit genähert, dass er die Burg hätte erstürmen können, aber sie barg Waffen genug um sich im Ernstfall zu verteidigen. | + | Die Burg war der Sitz einer festen Verwaltung der Güter des [[Benediktinerstift Admont|Benediktinerstifts Admont]], dem sie gehörte. Der Verwalter war der [[Erklärungen früherer Bezeichnungen und Ausdrücke#P|Pfleger]]. Sie war eine Schutz- und Fluchtburg für die [[Äbte von Admont|Äbte]], Konventualen<ref>alle Mönche und geistlichen Ritter, welche im Konvent Sitz und Stimme haben, Quelle [http://www.enzyklo.de/Begriff/Konventualen]</ref>, die Kirchen- und Klosterschätze, wenn bedrohliche Zeiten für das Stift herankamen. Sie war der Sammelpunkt der admontischen Untertanen, und von hier aus schützte man die Grenzpässe der admontischen Herrschaft vor feindlichem Überfall. Niemals hat sich ein Feind so weit genähert, dass er die Burg hätte erstürmen können, aber sie barg Waffen genug um sich im Ernstfall zu verteidigen. |
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+ | == Historische Ansichten == | ||
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+ | File:058 Herrschaft Gallenstein, dem Stifte Admont zugehörig, S. Kölbl - J.F.Kaiser Lithografirte Ansichten der Steiermark 1830.jpg|Stich Franz Joseph Kaiser um 1830 | ||
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== Chronologie == | == Chronologie == | ||
− | * [[1278]]: Rudolf I. von Habsburg erlaubt seinem getreuen Anhänger, dem [[ | + | * [[1278]]: Rudolf I. von Habsburg erlaubt seinem getreuen Anhänger, dem [[Abt von Admont]], [[Heinrich II. (Abt)|Heinrich II.]] auf admontischem Boden eine feste Burg zu erbauen; |
* [[1283]]: Albrecht I., der Sohn Rudolfs, bestätigt in Kindberg die väterliche Verfügung und es dürfte das Jahr des vermutlichen Baubeginns gewesen sein; | * [[1283]]: Albrecht I., der Sohn Rudolfs, bestätigt in Kindberg die väterliche Verfügung und es dürfte das Jahr des vermutlichen Baubeginns gewesen sein; | ||
* [[1292]]: Die neu erbaute Burg dient erstmals dem Abt und dem Stift Admont als Fluchtburg vor der salzburgisch-bayrischen Heerhaufen, die das Kloster Admont brandschatzten, es kommt zum Kampf des steirischen Adels gegen die Habsburger; | * [[1292]]: Die neu erbaute Burg dient erstmals dem Abt und dem Stift Admont als Fluchtburg vor der salzburgisch-bayrischen Heerhaufen, die das Kloster Admont brandschatzten, es kommt zum Kampf des steirischen Adels gegen die Habsburger; | ||
* [[1467]]: Ein großer Teil der Burg brennt nieder, Aufbau unter Abt [[ Johannes III. von Trautmannsdorf]]; | * [[1467]]: Ein großer Teil der Burg brennt nieder, Aufbau unter Abt [[ Johannes III. von Trautmannsdorf]]; | ||
− | * [[1491]]: Der aus dem Venezianischen stammende Abt [[ | + | * [[1491]]: Der aus dem Venezianischen stammende Abt [[Antonius Gratia Dei]] flieht wegen unlauterer Wirtschaftsführung aus Admont, wird gefangen genommen und auf Gallenstein in ehrenhafter Gefangenschaft - ''honesto cubiculo'' - gehalten. Der Volksmund macht aus seinem Gefängnis einen fürchterlichen Kerker, das "Prälatenloch". |
* [[1524]]: Bauernaufstände in Salzburg. Die Burg birgt in ihrem Mauern Klosterinsassen und Klosterschatz. | * [[1524]]: Bauernaufstände in Salzburg. Die Burg birgt in ihrem Mauern Klosterinsassen und Klosterschatz. | ||
− | * [[1532]]: Eine türkische Streifschar wird vom Gallensteinschen Landsturm zwischen | + | * [[1532]]: Eine türkische Streifschar wird vom Gallensteinschen Landsturm zwischen Pfaffenstein und Sattelhag blutig zurückgeschlagen; |
* [[1621]]: Umbau der Burg | * [[1621]]: Umbau der Burg | ||
− | * [[1626]]: Bauernaufstand in [[Oberösterreich]], Fadinger sammelt die Klosterschätze aus Admont, sowie den bürgerlichen Wohlstand aus Weyer, Steyr und Gaflenz in der Burg. Der | + | * [[1626]]: Bauernaufstand in [[Oberösterreich]], Fadinger sammelt die Klosterschätze aus Admont, sowie den bürgerlichen Wohlstand aus Weyer, Steyr und Gaflenz in der Burg. Der Dreißigjährige Krieg, der Türkensturm [[1683]] und Epidemien - [[Pest]] - verlangten eine ständige Bereitschaft der Herrschaft Gallenstein, die Grenzpässe, Laussa, Pfaffenstein und [[Mendling (Pass)|Mendling]] zu sichern. |
− | * [[1740]] bis [[1743]]: Bayrische und französische Truppen werden in der Laussa und am Pfaffenstein vom Gallensteiner Landsturm zurückgeschlagen - Auswirkungen des Österreichischen Erbfolgekriegs. | + | * [[1740]] bis [[1743]]: Bayrische und französische Truppen werden in der Laussa (in [[Sankt Gallen]]) und am Pfaffenstein (im oberösterreichischen Weyer östlich der [[Enns]]) vom Gallensteiner Landsturm zurückgeschlagen - Auswirkungen des Österreichischen Erbfolgekriegs. |
* [[1791]]: Die moderne Waffentechnik verhindert eine notwendige Ausbesserung an der Burg. Sie ist nur mehr der Sitz der Herrschaft Gallenstein, Wohnung des Pflegers und Arrest für Übeltäter. | * [[1791]]: Die moderne Waffentechnik verhindert eine notwendige Ausbesserung an der Burg. Sie ist nur mehr der Sitz der Herrschaft Gallenstein, Wohnung des Pflegers und Arrest für Übeltäter. | ||
* [[ 1800]]: Gegen die Franzosen helfen auch die Verschanzungen der Pässe nichts mehr, Gallenstein hat aufgehört, Schutz des Gebietes zu sein. | * [[ 1800]]: Gegen die Franzosen helfen auch die Verschanzungen der Pässe nichts mehr, Gallenstein hat aufgehört, Schutz des Gebietes zu sein. | ||
− | * [[1831]]: Da die 8.000 [[swiki:Gulden]] zur gründlichen Renovierung des Burggebäudes vom Stift nicht mehr aufgebracht werden können, verlegt der letzte [[swiki:Pfleger]] Ferdinand Berthold die Verwaltung in den Ort | + | * [[1831]]: Da die 8.000 [[swiki:Gulden]] zur gründlichen Renovierung des Burggebäudes vom Stift nicht mehr aufgebracht werden können, verlegt der letzte [[swiki:Pfleger]] Ferdinand Berthold die Verwaltung in den Ort St. Gallen. Die Burg Gallenstein wird um 400 Gulden an einen Nagelschmied verkauft, der Baumaterial und Metallbestandteile herausholte. Ebenso verfuhren manche St. Gallener, die sich schon behauenes Baumaterial zur Ausgestaltung ihrer Häuser holten. [[Erzherzog Johann]] verhinderte zwar eine weitere Zerstörung, doch Wind und Wetter konnten ihr Werk beginnen. |
− | * [[1969]]: Aus dem | + | * [[1969]]: Aus dem Männerchor St. Gallen konstituiert sich der Burgverein Gallenstein. Seine Mitglieder haben damit begonnen, Mauern und 100-jährige Bäume aus dem Ruinenareal zu entfernen und die Mauern zu konservieren. |
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Aktuelle Version vom 6. August 2024, 16:15 Uhr
Die Burg Gallenstein, heute nur mehr als Burgruine erhalten, befindet sich im östlichen Gemeindegebiet von Sankt Gallen im östlichen Ennstal. Sie steht auf der Liste der denkmalgeschützten Objekte der Marktgemeinde.
Geschichte
Die Burg war der Sitz einer festen Verwaltung der Güter des Benediktinerstifts Admont, dem sie gehörte. Der Verwalter war der Pfleger. Sie war eine Schutz- und Fluchtburg für die Äbte, Konventualen[1], die Kirchen- und Klosterschätze, wenn bedrohliche Zeiten für das Stift herankamen. Sie war der Sammelpunkt der admontischen Untertanen, und von hier aus schützte man die Grenzpässe der admontischen Herrschaft vor feindlichem Überfall. Niemals hat sich ein Feind so weit genähert, dass er die Burg hätte erstürmen können, aber sie barg Waffen genug um sich im Ernstfall zu verteidigen.
Historische Ansichten
Chronologie
- 1278: Rudolf I. von Habsburg erlaubt seinem getreuen Anhänger, dem Abt von Admont, Heinrich II. auf admontischem Boden eine feste Burg zu erbauen;
- 1283: Albrecht I., der Sohn Rudolfs, bestätigt in Kindberg die väterliche Verfügung und es dürfte das Jahr des vermutlichen Baubeginns gewesen sein;
- 1292: Die neu erbaute Burg dient erstmals dem Abt und dem Stift Admont als Fluchtburg vor der salzburgisch-bayrischen Heerhaufen, die das Kloster Admont brandschatzten, es kommt zum Kampf des steirischen Adels gegen die Habsburger;
- 1467: Ein großer Teil der Burg brennt nieder, Aufbau unter Abt Johannes III. von Trautmannsdorf;
- 1491: Der aus dem Venezianischen stammende Abt Antonius Gratia Dei flieht wegen unlauterer Wirtschaftsführung aus Admont, wird gefangen genommen und auf Gallenstein in ehrenhafter Gefangenschaft - honesto cubiculo - gehalten. Der Volksmund macht aus seinem Gefängnis einen fürchterlichen Kerker, das "Prälatenloch".
- 1524: Bauernaufstände in Salzburg. Die Burg birgt in ihrem Mauern Klosterinsassen und Klosterschatz.
- 1532: Eine türkische Streifschar wird vom Gallensteinschen Landsturm zwischen Pfaffenstein und Sattelhag blutig zurückgeschlagen;
- 1621: Umbau der Burg
- 1626: Bauernaufstand in Oberösterreich, Fadinger sammelt die Klosterschätze aus Admont, sowie den bürgerlichen Wohlstand aus Weyer, Steyr und Gaflenz in der Burg. Der Dreißigjährige Krieg, der Türkensturm 1683 und Epidemien - Pest - verlangten eine ständige Bereitschaft der Herrschaft Gallenstein, die Grenzpässe, Laussa, Pfaffenstein und Mendling zu sichern.
- 1740 bis 1743: Bayrische und französische Truppen werden in der Laussa (in Sankt Gallen) und am Pfaffenstein (im oberösterreichischen Weyer östlich der Enns) vom Gallensteiner Landsturm zurückgeschlagen - Auswirkungen des Österreichischen Erbfolgekriegs.
- 1791: Die moderne Waffentechnik verhindert eine notwendige Ausbesserung an der Burg. Sie ist nur mehr der Sitz der Herrschaft Gallenstein, Wohnung des Pflegers und Arrest für Übeltäter.
- 1800: Gegen die Franzosen helfen auch die Verschanzungen der Pässe nichts mehr, Gallenstein hat aufgehört, Schutz des Gebietes zu sein.
- 1831: Da die 8.000 swiki:Gulden zur gründlichen Renovierung des Burggebäudes vom Stift nicht mehr aufgebracht werden können, verlegt der letzte swiki:Pfleger Ferdinand Berthold die Verwaltung in den Ort St. Gallen. Die Burg Gallenstein wird um 400 Gulden an einen Nagelschmied verkauft, der Baumaterial und Metallbestandteile herausholte. Ebenso verfuhren manche St. Gallener, die sich schon behauenes Baumaterial zur Ausgestaltung ihrer Häuser holten. Erzherzog Johann verhinderte zwar eine weitere Zerstörung, doch Wind und Wetter konnten ihr Werk beginnen.
- 1969: Aus dem Männerchor St. Gallen konstituiert sich der Burgverein Gallenstein. Seine Mitglieder haben damit begonnen, Mauern und 100-jährige Bäume aus dem Ruinenareal zu entfernen und die Mauern zu konservieren.
Bildergalerie
weitere Bilder
- Burgruine Gallenstein – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien bei Ennstalwiki
Burgruine Gallenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Quellen
- Hutter, Franz: Geschichte Schladmings und des steirisch-salzburgischen Ennstales, Graz, 1906, Verlag von Ulr. Hofers Buchhandlung
- Schautafel Gallenstein
- Eintrag zu Burgruine Gallenstein in: Austria-Forum, dem österreichischen Wissensnetz – online