Sigmund Eisler: Unterschied zwischen den Versionen
(Die Seite wurde neu angelegt: „'''Sigmund Eisler''' (* 24. Juni 1870 in Koykowitz Böhmen; † 26. Februar 1952 in Liezen) war Tischlermeister in Liezen und wurde ein …“) |
K (Linkfix) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | '''Sigmund Eisler''' (* [[24. Juni]] [[1870]] in Koykowitz Böhmen; † | + | '''Sigmund Eisler''' (* [[24. Juni]] [[1870]] in Koykowitz, Böhmen; † [[26. Februar]] [[1952]] in [[Liezen]]) war Tischlermeister in Liezen und wurde ein [[Shoah Opfer|Opfer]] des [[Nationalsozialismus]]. |
==Leben== | ==Leben== | ||
− | Er kam als Sohn des jüdischen Einwanderer [[Emanuel Eisler]] und dessen Frau Marie in Koykowitz in Böhmen zur Welt. Zusammen mit seiner Mutter und Bruder [[Ignaz Eisler|Ignaz]] folgte er | + | Er kam als Sohn des jüdischen Einwanderer [[Emanuel Eisler]] und dessen Frau Marie in Koykowitz in Böhmen zur Welt. Zusammen mit seiner Mutter und Bruder [[Ignaz Eisler|Ignaz]] folgte er dem nach Liezen ausgewanderten Vater nach. Hier besuchte er die Schule. Später erlernte er den Beruf des Tischlers und übernahm von seinen Vater die gutgehende Tischlerei in Liezen. Bekannt war die Tischlerei für ihre aus [[Zirbe]]nholz gefertigte Möbel in Bayrischen Stil.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ftz&datum=19240314&seite=5&zoom=33&query=%22Eisler%2BLiezen%22~8&ref=anno-search Österreichische Forstzeitung vom 14. März 1924]</ref> |
− | Er war anerkanntes Mitglied der Gemeinde und beteiligte sich an diversen Vereinen wie den Gewerbeverein<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=gtb&datum=19270204&seite=20&zoom=33&query=%22Eisler%2BLiezen%22~8&ref=anno-search Grazer Tagblatt vom 4. Februar 1927]</ref> | + | Er war anerkanntes Mitglied der Gemeinde und beteiligte sich an diversen Vereinen wie den Gewerbeverein.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=gtb&datum=19270204&seite=20&zoom=33&query=%22Eisler%2BLiezen%22~8&ref=anno-search Grazer Tagblatt vom 4. Februar 1927]</ref> |
− | Sigmund war Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=gtb&datum=19160128&query=%22Eisler+Liezen%22~8&ref=anno-search Grazer Tagblatt vom 28. Jänner 1916]</ref> | + | Sigmund war Mitglied der [[Freiwillige Feuerwehr Liezen-Stadt|Freiwilligen Feuerwehr]],<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=gtb&datum=19160128&query=%22Eisler+Liezen%22~8&ref=anno-search Grazer Tagblatt vom 28. Jänner 1916]</ref> des Männergesangsvereins,<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=gtb&datum=19280628&seite=7&zoom=33&query=%22Eisler%2BLiezen%22~8&ref=anno-search Grazer Tagblatt vom 28. Juni 1928]</ref> und Mitglied im Maschinenverein.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=apt&datum=19080502&seite=2&zoom=33&query=%22Eisler%2BLiezen%22~8&ref=anno-search Steirische Alpenpost vom 2.Mai 1908]</ref> |
− | + | Im Jahre [[1910]] ging er mit Josefine Secklehner eine sogenannte Notzivilehe ein. Wobei Josefine kurz aus der katholischen Kirche austreten musste, die Ehe wurde dann in der [[Israelitischen Kulturgemeinde]] registriert. Das Paar hatte zwei Kinder. | |
− | Im Jahre [[1910]] ging er mit | ||
− | Am [[9. November]] [[1938]] im Zuge der landesweiten Prognome wurden Sigmund und sein Bruder Ignaz verhaftet und am [[10. November]] ins [[Konzentrationslager Dachau]] überstellt. | + | Am [[9. November]] [[1938]], im Zuge der landesweiten Prognome, wurden Sigmund und sein Bruder Ignaz verhaftet und am [[10. November]] ins [[Konzentrationslager Dachau]] überstellt. Sigmund war es gelungen vor seiner Verhaftung eine Handlungsvollmacht seinem Sohn Fritz zu überschreiben. Diesen blieb nichts anderes übrig, als das auf [[8. November]] vordatierte Ansuchen auf Genehmigung der Veräußerung, zu unterschreiben. Die Tischlerei wurde an den Tischler Kleewein veräußert. |
− | Nach sechs Wochen im Dachau kam Sigmund frei Und wie er selbst den Landesgericht in Graz | + | Nach sechs Wochen im Dachau kam Sigmund frei. Und wie er selbst den Landesgericht in Graz schrieb:<blockquote>''[...] "Mir selbst und meiner Familie wurde eine Anwesenheit und Aufenthalt in Liezen verboten und habe mich durch 8 Jahre als über 70 Jähriger Mann durch meine Hände Arbeit als Tischler in Wien durchgebracht" [...] </blockquote> |
− | |||
Nach dem Krieg kam Sigmund nach Liezen zurück. Nach aufwendigen Bemühungen kam es im September [[1948]] durch das Landesgericht in Graz zum Gerichtsbeschluss. Das "Kaufobjekt" musste umgehend zurückgestellt werden, da es sich um eine glatte Arisierung gehandelt hat. | Nach dem Krieg kam Sigmund nach Liezen zurück. Nach aufwendigen Bemühungen kam es im September [[1948]] durch das Landesgericht in Graz zum Gerichtsbeschluss. Das "Kaufobjekt" musste umgehend zurückgestellt werden, da es sich um eine glatte Arisierung gehandelt hat. | ||
Sigmund Eisler verstarb am 26. Februar 1952 in Liezen, wo er auch begraben liegt. | Sigmund Eisler verstarb am 26. Februar 1952 in Liezen, wo er auch begraben liegt. | ||
− | |||
==Quellen== | ==Quellen== |
Version vom 12. Februar 2022, 14:13 Uhr
Sigmund Eisler (* 24. Juni 1870 in Koykowitz, Böhmen; † 26. Februar 1952 in Liezen) war Tischlermeister in Liezen und wurde ein Opfer des Nationalsozialismus.
Leben
Er kam als Sohn des jüdischen Einwanderer Emanuel Eisler und dessen Frau Marie in Koykowitz in Böhmen zur Welt. Zusammen mit seiner Mutter und Bruder Ignaz folgte er dem nach Liezen ausgewanderten Vater nach. Hier besuchte er die Schule. Später erlernte er den Beruf des Tischlers und übernahm von seinen Vater die gutgehende Tischlerei in Liezen. Bekannt war die Tischlerei für ihre aus Zirbenholz gefertigte Möbel in Bayrischen Stil.[1]
Er war anerkanntes Mitglied der Gemeinde und beteiligte sich an diversen Vereinen wie den Gewerbeverein.[2] Sigmund war Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr,[3] des Männergesangsvereins,[4] und Mitglied im Maschinenverein.[5]
Im Jahre 1910 ging er mit Josefine Secklehner eine sogenannte Notzivilehe ein. Wobei Josefine kurz aus der katholischen Kirche austreten musste, die Ehe wurde dann in der Israelitischen Kulturgemeinde registriert. Das Paar hatte zwei Kinder.
Am 9. November 1938, im Zuge der landesweiten Prognome, wurden Sigmund und sein Bruder Ignaz verhaftet und am 10. November ins Konzentrationslager Dachau überstellt. Sigmund war es gelungen vor seiner Verhaftung eine Handlungsvollmacht seinem Sohn Fritz zu überschreiben. Diesen blieb nichts anderes übrig, als das auf 8. November vordatierte Ansuchen auf Genehmigung der Veräußerung, zu unterschreiben. Die Tischlerei wurde an den Tischler Kleewein veräußert.
Nach sechs Wochen im Dachau kam Sigmund frei. Und wie er selbst den Landesgericht in Graz schrieb:
[...] "Mir selbst und meiner Familie wurde eine Anwesenheit und Aufenthalt in Liezen verboten und habe mich durch 8 Jahre als über 70 Jähriger Mann durch meine Hände Arbeit als Tischler in Wien durchgebracht" [...]
Nach dem Krieg kam Sigmund nach Liezen zurück. Nach aufwendigen Bemühungen kam es im September 1948 durch das Landesgericht in Graz zum Gerichtsbeschluss. Das "Kaufobjekt" musste umgehend zurückgestellt werden, da es sich um eine glatte Arisierung gehandelt hat.
Sigmund Eisler verstarb am 26. Februar 1952 in Liezen, wo er auch begraben liegt.
Quellen
- Menschen Bücher Katastrophen von Karl Wimmler jun. Verlag Clio Herausgegeben: 2019
- Stadtarchiv Liezen und dessen Verfasser Karl Hödl
- Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes
- Ennstalwiki Beiträge und deren Quellen
- Zwischenwelt Zeitschrift für Kultur des Exils und des Wiederstands 33Jg Nr3 Okt.2016 ,Karl Wimmler ;Die Eislers von Liezen Verlag:Theodor Kramer Gesellschaft [1]