Odelsteinhöhle: Unterschied zwischen den Versionen
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− | In den Wanderkarten und auch auf der Karte des österreichischen Bundesamt für Eich und Vermessungwesen wird sie auch als | + | In den Wanderkarten und auch auf der Karte des österreichischen Bundesamt für Eich und Vermessungwesen wird sie auch als "Odlsteinhöhle" angegeben. Die Höhle, deren Eingang sich auf etwa 1 000 [[m ü. A.]] am nördlichen Fuß des [[Grieskogel]]s befindet, liegt in den [[Gesäuse]]bergen der südlichen [[Ennstaler Alpen]] südöstlich des Zentrums der [[ehemals selbständige]]n Gemeinde Johnsbach, die seit [[2015]] in die Marktgemeinde [[Admont]] eingemeindet ist. |
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− | Es handelt sich um eine Kalksinterhöhle mit schönen blauen Eisenblüten. In ihrer Ausgabe vom 7. November 1908 berichtet die | + | Es handelt sich um eine Kalksinterhöhle mit schönen blauen Eisenblüten. In ihrer Ausgabe vom 7. November 1908 berichtet die "[[Steirische Alpenpost]]":<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=apt&datum=19081107&query=%22Odelsteinh%c3%b6hle%22&ref=anno-search&seite=5 ANNO], Steirische Alpenpost, Ausgabe vom 7. November 1908, Seite 5</ref><blockquote>''Johnsbach. (Die Odelsteinhöhle.) Es hat sich in Steiermark seit etwa 18 Jahren der Sport für Höhlenforschung ausgebildet und es werden immer neue Höhlen erschlossen und durchforscht. Da möchten wir interessante Kreise auf die Odelsteinhöhle im Grieskogel zu Johnsbach aufmerksam machen. Diese Höhle wird vom [[Johnsbachtal|Tale]] (Kölbl-Gasthaus) in einer halben Stunde erreicht. Der Eingang ist bequem, man ist jedoch bald genötigt, sich niederzulassen und ein ganz kurzes Stück zwischen den Felswänden hindurchzukriechen. Dann erreicht man eine beiläufig 300 Meter lange, domartige Felshalle. Der Boden ist mit Geröll bedeckt; stellenweise bemerkt man, daß bereits ganz prächtige Tropfsteine abgeschlagen wurden, deren Bruchflächen einen ansehnlichen Durchmesser haben. Als eine Merkwürdigkeit müssen die versteinerten Spinnen bezeichnet werden. Das Ende der bisher begangenen Höhle ist durch eine aufgesetzte Stange bezeichnet. Von hier weiter hat der Höhlengrund ein sehr steiler Gefälle und es hat sich noch niemand gewagt, weiter vorzudringen. Man wird in der Annahme nicht fehlgehen, daß sich in dem noch unbekannten Ende der Höhle ein größeres Wasserbecken befindet, weil sich am Fuße des Griestogels ein sehr weit ausgebreitetes, starkes Quellgebiet mit kristallklarem Wasser vorfindet, welches sich seeartig ansammelt und den Kölbl-Johnsbach bildet.</blockquote> |
− | Am [[27. Juni]] wurde die Höhle von der ersten Expedition von | + | Am [[27. Juni]] wurde die Höhle von der ersten Expedition von "fünf Herren und einer Dame"<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=miz&datum=19090108&query=(text:Odelsteinh%c3%b6hle)&ref=anno-search&seite=50 ANNO], Moderne illustrierte Zeitung für Reise und Sport, Ausgabe 1909</ref> auf einer Länge von 500 Metern erforscht. [[1910]] wurde die Odelsteinhöhle durch den Besitzer des [[Gasthof Kölblwirt|Kölblwirts]] Franz Berghofer eröffnet.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=otz&datum=1909&page=301&size=45&qid=IVC92EN7XBDB47193Z9319I9H15Y5H ANNO], [[Österreichische Touristenzeitung]], Ausgabe 1909, Seite 284</ref> Drei Namen sind bekannt: Dei Höhlenforscher aus Wien, die Studenten Rudolf Freiherr von Saar, Fritz und Alois Hobelsberger.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=dil&datum=19091001&query=%22Odelsteinh%c3%b6hle%22&ref=anno-search&seite=8 ANNO], Dillinger's Reisezeitung, Ausgabe 1. Oktober 1909, Seite 8</ref> |
− | Im selben Jahr berichtete die | + | Im selben Jahr berichtete die "Steirische Alpenpost" in ihrer Ausgabe vom 18. Dezember von einer weiteren Expedition:<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=apt&datum=19091218&query=%22Odelsteinh%c3%b6hle%22&ref=anno-search&seite=2 ANNO], Steirische Alpenpost, Ausgabe vom 18. Dezember 1909, Seite 2</ref><blockquote>''Die Odelsteinhöhle bei Johnsbach. Am [[8. Dezember|8. Dez.]] unternahmen drei Herren und eine Dame unter Führung des Ingenieurs Hermann Bock aus Graz im schönen Johnsbachtal eine Partie unter der Erde. Es wurde die bisher wenigbekannte Höhle am Odelstein erforscht. Das Ergebnis dieser Höhlen fahrt war ein überraschend günstiges. Schon nach kurzer Wanderung durch einen mäßig abwärts führenden Stollen gelangte die Expedition in einen weiten Dom von unabsehbarer Höhe. Selbst bei Magnesiumbeleuchtung wurde die Decke nicht sichtbar. Der Dom bietet wunderbare Gesteinsbildungen. Eine mächtige, gewölbte Steinplatte gleich dem Panzer einer Riesenschildkröte. Daneben liegt eine Tropfsteinsäule von der Form eines Elefantenzahnes in der Länge von fünf Metern. In einer Nische der Wand konnte man zierliche schneeweiße und blaue Tropfstein- und Kalksinterbildungen bewundern. |
''Auch glitzerndes Bergkristall schmückt die Wände dieser großartigen Grotte. Zwei Stollen, parallel übereinander gelegen, führen aus dem Dome wieder weiter ins Innere des Berges. Ein Teil der Expedition drang auf dem oberen, der andere auf dem unteren Gange vor. Nach etwa einer Stunde bemerkte die untere Partie die obere wieder über sich; die Teilnehmer konnten sich jedoch nur die Hände reichen, nicht aber sich vereinigen. Wegen Mangels an Licht mußte für diesmal die Weiterforschung unterbrochen werden, obwohl man nicht bis zum Ende der Höhle gelangt war.</blockquote> | ''Auch glitzerndes Bergkristall schmückt die Wände dieser großartigen Grotte. Zwei Stollen, parallel übereinander gelegen, führen aus dem Dome wieder weiter ins Innere des Berges. Ein Teil der Expedition drang auf dem oberen, der andere auf dem unteren Gange vor. Nach etwa einer Stunde bemerkte die untere Partie die obere wieder über sich; die Teilnehmer konnten sich jedoch nur die Hände reichen, nicht aber sich vereinigen. Wegen Mangels an Licht mußte für diesmal die Weiterforschung unterbrochen werden, obwohl man nicht bis zum Ende der Höhle gelangt war.</blockquote> |
Aktuelle Version vom 18. September 2023, 17:06 Uhr
Die Odelsteinhöhle befindet sich in Johnsbach, ist eine der ersten Höhlen, die ab 1910 begehbar gemacht wurden und ist ein Naturdenkmal.
Geografie
In den Wanderkarten und auch auf der Karte des österreichischen Bundesamt für Eich und Vermessungwesen wird sie auch als "Odlsteinhöhle" angegeben. Die Höhle, deren Eingang sich auf etwa 1 000 m ü. A. am nördlichen Fuß des Grieskogels befindet, liegt in den Gesäusebergen der südlichen Ennstaler Alpen südöstlich des Zentrums der ehemals selbständigen Gemeinde Johnsbach, die seit 2015 in die Marktgemeinde Admont eingemeindet ist.
Über die Höhle
Es handelt sich um eine Kalksinterhöhle mit schönen blauen Eisenblüten. In ihrer Ausgabe vom 7. November 1908 berichtet die "Steirische Alpenpost":[1]
Johnsbach. (Die Odelsteinhöhle.) Es hat sich in Steiermark seit etwa 18 Jahren der Sport für Höhlenforschung ausgebildet und es werden immer neue Höhlen erschlossen und durchforscht. Da möchten wir interessante Kreise auf die Odelsteinhöhle im Grieskogel zu Johnsbach aufmerksam machen. Diese Höhle wird vom Tale (Kölbl-Gasthaus) in einer halben Stunde erreicht. Der Eingang ist bequem, man ist jedoch bald genötigt, sich niederzulassen und ein ganz kurzes Stück zwischen den Felswänden hindurchzukriechen. Dann erreicht man eine beiläufig 300 Meter lange, domartige Felshalle. Der Boden ist mit Geröll bedeckt; stellenweise bemerkt man, daß bereits ganz prächtige Tropfsteine abgeschlagen wurden, deren Bruchflächen einen ansehnlichen Durchmesser haben. Als eine Merkwürdigkeit müssen die versteinerten Spinnen bezeichnet werden. Das Ende der bisher begangenen Höhle ist durch eine aufgesetzte Stange bezeichnet. Von hier weiter hat der Höhlengrund ein sehr steiler Gefälle und es hat sich noch niemand gewagt, weiter vorzudringen. Man wird in der Annahme nicht fehlgehen, daß sich in dem noch unbekannten Ende der Höhle ein größeres Wasserbecken befindet, weil sich am Fuße des Griestogels ein sehr weit ausgebreitetes, starkes Quellgebiet mit kristallklarem Wasser vorfindet, welches sich seeartig ansammelt und den Kölbl-Johnsbach bildet.
Am 27. Juni wurde die Höhle von der ersten Expedition von "fünf Herren und einer Dame"[2] auf einer Länge von 500 Metern erforscht. 1910 wurde die Odelsteinhöhle durch den Besitzer des Kölblwirts Franz Berghofer eröffnet.[3] Drei Namen sind bekannt: Dei Höhlenforscher aus Wien, die Studenten Rudolf Freiherr von Saar, Fritz und Alois Hobelsberger.[4]
Im selben Jahr berichtete die "Steirische Alpenpost" in ihrer Ausgabe vom 18. Dezember von einer weiteren Expedition:[5]
Die Odelsteinhöhle bei Johnsbach. Am 8. Dez. unternahmen drei Herren und eine Dame unter Führung des Ingenieurs Hermann Bock aus Graz im schönen Johnsbachtal eine Partie unter der Erde. Es wurde die bisher wenigbekannte Höhle am Odelstein erforscht. Das Ergebnis dieser Höhlen fahrt war ein überraschend günstiges. Schon nach kurzer Wanderung durch einen mäßig abwärts führenden Stollen gelangte die Expedition in einen weiten Dom von unabsehbarer Höhe. Selbst bei Magnesiumbeleuchtung wurde die Decke nicht sichtbar. Der Dom bietet wunderbare Gesteinsbildungen. Eine mächtige, gewölbte Steinplatte gleich dem Panzer einer Riesenschildkröte. Daneben liegt eine Tropfsteinsäule von der Form eines Elefantenzahnes in der Länge von fünf Metern. In einer Nische der Wand konnte man zierliche schneeweiße und blaue Tropfstein- und Kalksinterbildungen bewundern. Auch glitzerndes Bergkristall schmückt die Wände dieser großartigen Grotte. Zwei Stollen, parallel übereinander gelegen, führen aus dem Dome wieder weiter ins Innere des Berges. Ein Teil der Expedition drang auf dem oberen, der andere auf dem unteren Gange vor. Nach etwa einer Stunde bemerkte die untere Partie die obere wieder über sich; die Teilnehmer konnten sich jedoch nur die Hände reichen, nicht aber sich vereinigen. Wegen Mangels an Licht mußte für diesmal die Weiterforschung unterbrochen werden, obwohl man nicht bis zum Ende der Höhle gelangt war.
Am 30. Juni 1931 wurde sie zum Naturdenkmal erklärt.
Die versperrte Höhle wurde immer wieder aufgebrochen und ausgeplündert. 2002 wurde die Höhle wieder begehbar gemacht, ein neues, einbruchsicheres Eisentor wurde angebracht, die alten, morschen Holzleitern wurden durch verzinkte Gitterrostleitern ersetzt.
Information
- Gasthof Kölblwirt
Weblinks
- Lage auf AMap
- ANNO, Dillinger's Reisezeitung, Ausgabe vom 1. Februar 1910: Eine genauere Beschreibung der ersten Expedition im Sommer 1909
Quellen
- Bergfex
- www.johnsbach.at, Odelsteinhöhle, pdf
Einzelnachweise
- ↑ ANNO, Steirische Alpenpost, Ausgabe vom 7. November 1908, Seite 5
- ↑ ANNO, Moderne illustrierte Zeitung für Reise und Sport, Ausgabe 1909
- ↑ ANNO, Österreichische Touristenzeitung, Ausgabe 1909, Seite 284
- ↑ ANNO, Dillinger's Reisezeitung, Ausgabe 1. Oktober 1909, Seite 8
- ↑ ANNO, Steirische Alpenpost, Ausgabe vom 18. Dezember 1909, Seite 2