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Mit [[Hans Wödl]] (* 1863, † 1937) wurde die Wiener [[Alpine Gesellschaft Preintaler]] im Jahre 1886 in ihrem Arbeitsgebiet der Schladminger Tauern tätig. Die Erschließung einer bis dahin fast unbekannten Bergwelt begann. Und mit Rat und Tat standen die heimischen Führer [[Traugott Wieser]], vlg. Rodler aus dem [[Seewigtal]] 1860 bis 1932 und Peter Gerharter den Erschließern zur Seite, allen voran Hans Wödl. Mehrmalige Eintragungen im Führerbuch erzählen davon. | Mit [[Hans Wödl]] (* 1863, † 1937) wurde die Wiener [[Alpine Gesellschaft Preintaler]] im Jahre 1886 in ihrem Arbeitsgebiet der Schladminger Tauern tätig. Die Erschließung einer bis dahin fast unbekannten Bergwelt begann. Und mit Rat und Tat standen die heimischen Führer [[Traugott Wieser]], vlg. Rodler aus dem [[Seewigtal]] 1860 bis 1932 und Peter Gerharter den Erschließern zur Seite, allen voran Hans Wödl. Mehrmalige Eintragungen im Führerbuch erzählen davon. |
Version vom 23. September 2013, 18:18 Uhr
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Peter Gerhardter (* 19. August 1860, † 5. April 1955) war ein bekannter Alpinist aus der Familie Gerhardter aus Schladming. In den vorliegenden Urkunden und Berichten findet man ausschließlich die Schreibung des Namens mit „t" und nicht mit „dt". Auch er selbst unterschreibt im Führerbuch mit Gerharter.
Leben
Peter Gerhardter wandte sich in besonderer Weise dem Alpinismus zu, denn nach Ablegung der Bergführerprüfung erwarb er am 4. September 1893 die Autorisierung als Bergführer. Man könnte über den „Greanstock Peter“ als Bergführer eine eigene Geschichte schreiben, wollte man all die Erlebnisse und Ereignisse um den zu seiner Zeit ältesten Bergführer Österreichs schreiben. 232 mal war er am Hohen Dachstein und kannte nicht nur alle Aufstiegsrouten zum Gipfel, sondern erkundete auch gemeinsam mit den Gebrüdern Irg und Franz Steiner die Höhlen im Bereiche der Dachstein-Südwand. Der letzten Eintragung im Führerbuch Gerhardters zufolge war er noch im Alter von 72 Jahren am Hohen Dachstein. Aber nicht nur im Dachsteingebiet war Peter Gerhardter „zuhause“, auch in den Schladminger Tauern führte er so manchen Gast auf den Hochgolling oder auf eine andere Tour, auf der man sich der sicheren Führung Gerhardters anvertraute.
Der älteste Bergführer Österreichs
Peter Gerharter, der „Greanstock Peter“ (Grünstock-Peter), wie ihn die Schladminger liebevoll nannten, erreichte das hohe Alter von fast 95 Jahren und verkörperte schon zu Lebzeiten ein gutes Stück „Alt-Schladming".
Gipfelbusserl
Gerne saß er in seinen letzten Lebensjahren auf seiner geliebten Hausbank. Verschmitzt blitzten zwei blaugraue Augen aus seinem wettergebräunten Gesicht, wenn er sich auf seine Bergsteigerjahre zurückerinnerte und eines seiner vielen Erlebnisse zum besten gab. Die Weiberleut' haben ihm „lang guat g'fall'n", und wenn jemand im Vorübergehen zu ihm meinte, dass es damit nun wohl sein Ende hätte, lachte er nur: „Da muaßt wohl an Ölteren frag'n!" Und da dachte er wohl an ein „Gipfelbusserl" auf dem Dachstein, welches ihm „als Führerlohn" doch zustand. Der holde Gast, ob dieses Brauchs noch unkundig, soll nämlich gemeint haben: „Deshalb sind wir da herauf? Das hätt´ ma ja unt'n a toan können!" Einem rüstigen Neunziger gratulierte Franko Vasold aus Liezen, Führerwart des Landes Steiermark und Mitglied des Hauptausschusses des Alpenvereins. „Rüstig und gerade", so erzählen die wenigen, die sich daran noch erinnern können, kam der Senior der Schladminger Bergführer seinen Gratulanten entgegen.
Vom Schafhirten zum Unternehmer
„Ob der Mauer" beim vlg. Grünstock in Schladming in der Berggasse, am Fuße des Fastenbergs, kam Peter im Jahre 1860 zur Welt. Nach seiner Schulzeit verdiente er sich etliche Jahre auf der Weißen-Wand-Alm im Untertal als „Schafhüata" [Schafehüter] sein Brot. Dort war bald kein Felsblock, keine Felswand vor den „ersten Kletterfahrten" des drahtigen und schneidigen Buben sicher. Erste Bergfahrten führten ihn auf den Höchstein, die Hohe Wildstelle und auf den Hochgolling.
Erste Elektromotor Schladmings
Nach der Ablegung der Bergführerprüfung, die damals schon hohe Anforderungen an den Aspiranten - wie früher die Bergführer-Anwärter bezeichnet worden waren - stellten, wurde er 1893 autorisiert bzw. erhielt am 4. September von der k. k. Bezirkshauptmannschaft Gröbming das Bergführerbuch. Im gleichen Jahr übernahm der angehende Bergführer auch den elterlichen Betrieb, eine Erzeugungsstätte des bekannten Schladminger Lodens und hochwertiger Schafwollwaren. Er nahm dort den ersten Elektromotor Schladmings in Betrieb und legte mit viel Fleiß und Umsicht den Grundstein für den weiteren Aufbau des heute renommierten Schladminger Betriebes.
232 Mal auf dem Hohen Dachstein
Zwei Jahre später (1895) besuchte Führer Peter Gerharter, wie aus der „Österreichischen Touristenzeitung" zu erfahren war, den zweiten Bergführer-Instructionscurs in Graz, einem Lehrgang für Aspiranten und Bergführer aus allen Alpenländern der Monarchie. Der Lehrplan sah zahlreiche Unterrichtsfächer mit prominenten Lehrkräften vor: k.k. Univ. Prof. Dr. Johannes Frischauf, Dr. jur. Viktor Wolf Edler v. Glanvell, Karl Domenigg u. a. Peters Führerberge waren der Dachstein, den er 232 Mal bestieg, einer letzten Eintragung in seinem Führerbuch zufolge sogar noch an seinem 72. Geburtstag auf der Route Dachstein-Südwand-Hütte - Hunerscharte - Dachstein - Adamekhütte - Windleger - swiki:Filzmoos. Auf der Tauernseite lagen die Hohe Wildstelle (140 Mal) und der Hochgolling (108 Mal) an der Spitze seiner Begehungen. Sein Führerbuch gibt auch eine kurze Beschreibung seines „Äußeren" wieder, die den Leser ein wenig schmunzeln lässt: Größe - mehr klein, Gesicht - oval, Augen - blau-grau, Augenbraune - dunkelbraun, Nase und Mund - regulär, Haare - dunkelbraun; Zähne - gute, Bart - brauner Schnurrbart, Besondere Kennzeichen - kein. Das war der „Grünstock"-Peter, allerdings nur in „optischer" Kurzfassung.
Mit Hans Wödl unterwegs
28./29. Juni 1908 mit Peter Gerharter als Träger haben die Unterzeichneten nachfolgende Tour durchgeführt: Von Schladming - Obertal - Hopfriesen zu den Giglachseen, über die Rotmandlscharte und Rotmandlspitze. Hier verließ uns Peter um über Krugeckscharte zum Herrenhaus abzusteigen u. uns dort zu erwarten; während wir über den Nordgrat des Sauberges, zum Nord- und Südgipfel und durch die breite Scharte zwischen Sauberg und Vetternspitzen, und durch das Schnabelkar ebenfalls zum Herrenhaus gelangten (28. Juni).
Am 29. Morgens stiegen wir über eine noch unbenannte Scharte, welche uns zu den Landawirseen brachte, es ist dies ungefähr in der Mitte zwischen Trockenbrotscharte und Pietrachgipfel; an den Landawirseen abwärts ins hintere swiki:Göriachtal u. zur Gollingscharte und weiter zur Gollinghütte im Steinriesental.
Mit Hans Wödl (* 1863, † 1937) wurde die Wiener Alpine Gesellschaft Preintaler im Jahre 1886 in ihrem Arbeitsgebiet der Schladminger Tauern tätig. Die Erschließung einer bis dahin fast unbekannten Bergwelt begann. Und mit Rat und Tat standen die heimischen Führer Traugott Wieser, vlg. Rodler aus dem Seewigtal 1860 bis 1932 und Peter Gerharter den Erschließern zur Seite, allen voran Hans Wödl. Mehrmalige Eintragungen im Führerbuch erzählen davon.
Ein universeller Bergführer
Der „Grünstock"-Peter war Zeit seines Lebens voll Unternehmungsgeist. So war er nicht nur auf den Bergen unterwegs, sondern kroch auch in sie hinein. Mit den Steinerbuam und Erstbegehern der Dachstein-Südwand betätigte er sich auch als Höhlenforscher und erkundete die Höhlen der Dachstein-Südwand.
Als Zimmermann und glaubensstarker Protestant half Peter beim Aufbau des evangelischen Gotteshauses in der Ramsau, das in den Jahren 1888 bis 1895 errichtet worden war. 35 Meter über dem Boden turnte er auf wackeligen Pfosten und zimmerte am Dachstuhl der Kirchturmspitze. Karl Stocker sen., Tischlermeister in Schladming, erinnert sich als Lehrling an der Zimmerer Peter Gerharter, wie er im Alter von 80 Jahren noch auf dem Dach des damaligen „Brunnmeister-Häusl" (jetzt Tischlerei Stocker) umherkletterte, um Reparaturarbeiten durchzuführen. Im Jahre 1902 überließ der bergkundige Berater und Planer Peter Gerharter der Sektionsleitung des ÖAV Schladming eine Skizze, aus welcher der neue Standort der nunmehrigen Gollinghütte hervorging, nachdem das bisherige Schutzhaus, die „Franz-Keil-Hütte) auf der oberen Eiblalm durch eine Lawine arg zugerichtet worden war. Das geht u. a. aus dem Protokollbuch der Sektion Schladming hervor, datiert vom 9. April 1902, unterfertigt von Obmann Franz Jörg und Schriftführer Hans Grasmuck.
Familie
Als treuer Weggefährte stand Peter Gerharter seine Frau Maria, geb. Laserer (* 1872, † 1962) zur Seite. Sie schenkte ihm, dem Familienvater Peter Gerharter, vier Buben: Friedrich (1897), Gustav (1898), Adolf (1899) und Peter (1901). Der jüngste, Peter , schlüpfte in die Fußstapfen seines Vaters, wurde Bergführer, übernahm den Betrieb und spielte - wie sein Vater übrigens auch - die Klarinette. 67 Jahre gehörte der „älteste" Gerharter als Musikant der Stadtmusikkapelle an.
Weggefährten und Zeitgenossen
Die Zeit des „ältesten" Grünstock-Bergführers fiel in die Epoche der „großen" Bergsteiger rund um den Dachstein und in den Tauern. So traf er auf seinen vielen Dachsteinfahrten Eduard Pichl (Pichlweg in der Dachstein-Südand, Erstbegehung durch Pichl am 27. Juli 1901), war mit den Steinerbuam Franz und Georg (Irg) befreundet, welche am 22. September 1909 die Dachstein-Südwand in ihrer vollen Höhe erstmals durchkletterten, lernte auf der Austriahütte den bekannten Bergsteiger und Alpinschriftsteller Kurt Maix („Im Banne der Dachstein-Südwand") kennen und ist in den Tauern mit dem Gründungsobmann der Preintaler, Edmund Forster, und Hans Wödl unterwegs.
Abschied von den Bergen
Im Jahre 1928 - dem Jahr, als sein jüngster Sohn Peter als Schi- und Bergführer autorisiert worden war - übergab er seine Bergführerinsignien Seil und Pickel an seinen Nachfolger. Nach einem langen, oft harten und kargen Arbeitsleben und sicherlich erfüllten Bergsteigerleben nahm er am 5. April 1955 in seinem Heimathaus Abschied von dieser Welt. Bergführer waren es, die Peter am Gründonnerstag zu seiner letzten Ruhestätte trugen, begleitet von Feuerwehr, Stadtmusikkapelle und einer „vielhundertköpfigen Trauergemeinde", wie aus den Tageszeitungen und Meldungen in Bergsteigerzeitungen hervorging.
Denkwürdiges Jahr 1955
- Altbergführer Franz Vierthaler, ein Freund Peter Gerharters, feierte in seinem Heim „Gipfelrast der Bergführerfamilie Vierthaler" in Mandling seinen 85. Geburtstag. Sein Revier waren Dachstein und Bischofsmütze.
- Ing. Alfred von Radio-Radiis, Verfasser des „Führer durch das Dachsteingebirge", welches künftighin als Muster eines alpinen Führers galt, vollendete am 26. September sein 80. Lebensjahr.
- Die OEAV Sektion Schladming (1895 - 1955), der Peter Gerharter angehörte, beging ihr 60jähriges Gründungsjubiläum.
- Die Alpine Gesellschaft Preintaler war in diesem Jahr 60 Jahre alt geworden, In einer schlichten Feier am 24. September auf der Preintalerhütte wurde auch an die beiden Miterschließer Peter Gerharter und Traugott Wieser gedacht.
- Hofrat Dipl.-Ing. Eduard Pichl, der große Mann der OEAV Sektion Austria, geht dem Peter am 15. März 1955 voraus. Noch vor seinem Ableben hielt er folgende Worte auf dem Papier fest, die auch unser „Grünstock"-Peter, Österreichs ältester Bergführer und Senior der Dachstein-Tauern-Bergführer, so wiedergegeben hätte: "Ich blicke zurück auf ein langes Leben, und stünde ich am Anfang desselben, ich würde es genau so wieder leben wollen"
Quellen
- Walter Bastl - Archiv Alpenverein Sektion Haus im Ennstal
- Das Bergführerbuch Peter Gerharters „Der Bergsteiger und Berge und Heimat", 22. Jg. 1955
- Österreichische Touristenzeitung Nr. 6-XV. 1895
- Berichte aus „Der Ennstaler"
- verschiedene Ausgaben Festschrift „100 Jahre Alpine Gesellschaft Preintaler"
- AV-Führer „Dachstein-Gebirge" vin Willi End
- Protokollbuch der OEAV Sektion Schladming, Auszug, 1901 bis 1939.
- Heimatkundliche Blätter von Schladming Nr. 54, Dezember 2004, verfasst von Walter Stipperger