Sachsen-Coburg und Gotha (Fürstenhaus): Unterschied zwischen den Versionen
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In dieser Epoche des wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwunges tritt eine Persönlichkeit in Erscheinung, über deren Bedeutung für unsere Stadt man heute leider nur mehr wenig informiert ist. Es ist [[Gustave de Vernouillet]], der einer höchst angesehenen und wohlhabenden Pariser Familie entstammte und auf einer seiner zahlreichen Auslandsreisen auch in die Familie des Hofrates [[Johann Rudolf Ritter von Gersdorff]] in Wien eingeführt wurde. Gersdorff besaß bekanntlich die [[Silber- und Kobaltbergbau Zinkwand|Nickelgruben]] in der [[Zinkwand]] im Schladminger [[Obertal]]. Ihm gehörte das Haus des ehemaligen Marktrichters Reißinger - den Schladmingern besser unter dem Namen [[Villa Flechner]] oder „Vilia Deubier" bekannt -, das Gersdorff während seiner Schladminger Aufenthalte bewohnte. | In dieser Epoche des wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwunges tritt eine Persönlichkeit in Erscheinung, über deren Bedeutung für unsere Stadt man heute leider nur mehr wenig informiert ist. Es ist [[Gustave de Vernouillet]], der einer höchst angesehenen und wohlhabenden Pariser Familie entstammte und auf einer seiner zahlreichen Auslandsreisen auch in die Familie des Hofrates [[Johann Rudolf Ritter von Gersdorff]] in Wien eingeführt wurde. Gersdorff besaß bekanntlich die [[Silber- und Kobaltbergbau Zinkwand|Nickelgruben]] in der [[Zinkwand]] im Schladminger [[Obertal]]. Ihm gehörte das Haus des ehemaligen Marktrichters Reißinger - den Schladmingern besser unter dem Namen [[Villa Flechner]] oder „Vilia Deubier" bekannt -, das Gersdorff während seiner Schladminger Aufenthalte bewohnte. | ||
− | Da | + | Da Vernouillet ein passionierter Jäger war, machte ihm Gersdorff den Vorschlag, in seinem Haus in Schladming festen Wohnsitz zu nehmen und einige Jagdgebiete im oberen Ennstal zu pachten bzw. anzukaufen. Vernouillet folgte dieser Einladung und besaß schließlich um 1870 ca. 79.000 Joch Jagdreviere. |
Der gebürtige Franzose kam aber nicht nach Schladming, um nur seinen Weidmannsfreuden zu huldigen, sondern er schloss bald mit der Bevölkerung einen herzlichen Kontakt, der bis zu seinem Lebensende im Jahre 1901 erhalten blieb. In welch dankbarer Verehrung die Schladminger Bevölkerung Gustav de Vernouillet zugetan war, geht aus dem Nachruf im [[Der Ennstaler|Ennstaler]] vom [[3. April]] [[1901]] hervor, dessen Schlusssätze lauteten: "''Für Nothleidende hatte er stets eine Gabe bereit, Confessionelle Partheinahme kannte er nicht, aber Menschen glücklich zu machen, glücklich zu sehen, schien ihm Zweck seines Lebens zu sein. Kein Wunder wenn die Trauer um den wahrhaft vornehmen Greis eine ganz allgemeine, vom Herzen kommende ist gleich bei Arm und Reich, Alt und Jung, Hoch und Niedrig, wovon am besten die außerordentlich große Theilnahme am Leichenbegängnisse Zeugnis ablegte, zu welchem sich von nah und fern Leidtragende, besonders aus der bäuerlichen Bevölkerung eingefunden hatten. Sein Andenken wird im Segen bleiben!''" | Der gebürtige Franzose kam aber nicht nach Schladming, um nur seinen Weidmannsfreuden zu huldigen, sondern er schloss bald mit der Bevölkerung einen herzlichen Kontakt, der bis zu seinem Lebensende im Jahre 1901 erhalten blieb. In welch dankbarer Verehrung die Schladminger Bevölkerung Gustav de Vernouillet zugetan war, geht aus dem Nachruf im [[Der Ennstaler|Ennstaler]] vom [[3. April]] [[1901]] hervor, dessen Schlusssätze lauteten: "''Für Nothleidende hatte er stets eine Gabe bereit, Confessionelle Partheinahme kannte er nicht, aber Menschen glücklich zu machen, glücklich zu sehen, schien ihm Zweck seines Lebens zu sein. Kein Wunder wenn die Trauer um den wahrhaft vornehmen Greis eine ganz allgemeine, vom Herzen kommende ist gleich bei Arm und Reich, Alt und Jung, Hoch und Niedrig, wovon am besten die außerordentlich große Theilnahme am Leichenbegängnisse Zeugnis ablegte, zu welchem sich von nah und fern Leidtragende, besonders aus der bäuerlichen Bevölkerung eingefunden hatten. Sein Andenken wird im Segen bleiben!''" | ||
Version vom 16. August 2011, 19:51 Uhr
Das Sachsen-Coburg und Gotha (Fürstenhaus) und seine Beziehung zur Geschichte Schladmings nach einem Manuskript für den gleichnamigen Festvortrag, gehalten am 24. November 1984 im Stadtsaal Schladming.
Einleitung
Eine Ausgabe der Heimatkundlichen Blätter von Schladming war dem Jubiläum des hundertjährigen Bestandes des ehemaligen Jagdschlosses der Prinzen Coburg - dem heutigen Stadtgemeindeamt gewidmet. Es sollte in diesem Zusammenhang daran erinnert werden, dass die Familie Coburg nahezu 60 Jahre der neueren Geschichte Schladmings mitgeprägt und sich auf wirtschaftlichem, kulturellem und sozialem Gebiet bleibende Verdienste erworben hat.
Ehe auf das eigentliche Thema „Das Haus Coburg und seine Beziehungen zur Geschichte Schladmings" näher eingegangen wird, seien noch einige allgemeine Gedanken vorausgeschickt.
Spricht man von der Geschichte Schladmings, dann geht es meist um den Bergbau und um die beiden großen Ereignisse, den Bauernkrieg und die Reformation und ihre Auswirkungen. Man übersieht aber dabei fast immer einen sehr wesentlichen Abschnitt der Geschichte der Stadt - das 19. Jahrhundert.
Mag sein, dass man glaubt, in dieser Zeit habe sich - gemessen an den Großereignissen vergangener Jahrhunderte nichts Wesentliches zugetragen. Gerade seit der Mitte des 19. Jahrhunderts aber bahnten sich in Schladming in der Wirtschaft, Kultur und im gesellschaftlichen Leben Entwicklungen an, die zum Teil heute noch wirksam sind. Es seien hier beispielsweise nur einige Begebenheiten der damaligen Zeit erwähnt: Nach der neuen Gemeindeverfassung von 1849 trat ein Jahr später, also 1850, der Kaufmann Johann Angerer als erster Bürgermeister von Schladming sein Amt an.
1852 bis 1862 wurde die evangelische Kirche durch Karl Ganzenberg erbaut. Am 30. Juli 1875 fuhr der erste Dampfzug in Schladming ein. 1883 wurde zur Hebung der Leistungskraft der Schladminger Wirtschaft eine „Collektiv-Gewerbe-Genossenschaft" gegründet und zehn Jahre später diente eine allgemeine Regional-Ausstellung der Repräsentation der heimischen Wirtschaft. 1889 wurde die „Bürgerschaftssparkasse" - jetzt Sparkasse Schladming-Gröbming - und 1897 die Raiffeisenkasse Schladming gegründet.
Dazu wären aus dieser Zeit noch eine Reihe von Vereinsgründungen zu nennen, wobei jene des Verkehrsvereines Schladming im Jahre 1884 im Zusammenhang mit dem Leben und Wirken der Familie Coburg in Schladming besonders erwähnenswert ist.
In dieser Epoche des wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwunges tritt eine Persönlichkeit in Erscheinung, über deren Bedeutung für unsere Stadt man heute leider nur mehr wenig informiert ist. Es ist Gustave de Vernouillet, der einer höchst angesehenen und wohlhabenden Pariser Familie entstammte und auf einer seiner zahlreichen Auslandsreisen auch in die Familie des Hofrates Johann Rudolf Ritter von Gersdorff in Wien eingeführt wurde. Gersdorff besaß bekanntlich die Nickelgruben in der Zinkwand im Schladminger Obertal. Ihm gehörte das Haus des ehemaligen Marktrichters Reißinger - den Schladmingern besser unter dem Namen Villa Flechner oder „Vilia Deubier" bekannt -, das Gersdorff während seiner Schladminger Aufenthalte bewohnte.
Da Vernouillet ein passionierter Jäger war, machte ihm Gersdorff den Vorschlag, in seinem Haus in Schladming festen Wohnsitz zu nehmen und einige Jagdgebiete im oberen Ennstal zu pachten bzw. anzukaufen. Vernouillet folgte dieser Einladung und besaß schließlich um 1870 ca. 79.000 Joch Jagdreviere. Der gebürtige Franzose kam aber nicht nach Schladming, um nur seinen Weidmannsfreuden zu huldigen, sondern er schloss bald mit der Bevölkerung einen herzlichen Kontakt, der bis zu seinem Lebensende im Jahre 1901 erhalten blieb. In welch dankbarer Verehrung die Schladminger Bevölkerung Gustav de Vernouillet zugetan war, geht aus dem Nachruf im Ennstaler vom 3. April 1901 hervor, dessen Schlusssätze lauteten: "Für Nothleidende hatte er stets eine Gabe bereit, Confessionelle Partheinahme kannte er nicht, aber Menschen glücklich zu machen, glücklich zu sehen, schien ihm Zweck seines Lebens zu sein. Kein Wunder wenn die Trauer um den wahrhaft vornehmen Greis eine ganz allgemeine, vom Herzen kommende ist gleich bei Arm und Reich, Alt und Jung, Hoch und Niedrig, wovon am besten die außerordentlich große Theilnahme am Leichenbegängnisse Zeugnis ablegte, zu welchem sich von nah und fern Leidtragende, besonders aus der bäuerlichen Bevölkerung eingefunden hatten. Sein Andenken wird im Segen bleiben!"
August Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha
Zu den vielen Persönlichkeiten, zu denen Gustav de Vernouillet gesellschaftliche Kontakte pflegte, zählte auch August Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha, der auf Einladung Vernouillet öfter zur Jagd nach Schladming kam und bald Jagdrechte in den Sölktälern erwarb. Schon in den Jahren 1869 und 1873 erbaute der Prinz in der Groß- und Kleinsölk Jagdhäuser und 1880 eines im Schladminger Untertal.
Es blieb aber nicht allein beim Bau dieser Jagdhäuser, sondern Prinz August fasste den Plan, in Schladming ein Jagdschloss zu erbauen, das ursprünglich auf einem Grundstück des Hofbauer-Anwesens am Rohrmoos errichtet werden sollte. Die Verkaufsverhandlungen um das Grundstück gediehen aber nicht wunschgemäß, so dass der Prinz beim vulgo Oanleitner im Bereich des östlichen Ausläufers der Ramsau ein passendes Areal erwerben wollte. Aber auch dies war nicht möglich, worauf er 1882 das Anwesen vulgo Kürschner im sogenannten „alten Markt" von Schladming zum Abbruch kaufte und 1884 das Jagdschloss erbauen ließ.
Natürlich waren die Schladminger sehr stolz auf ihren hohen Gast und freuten sich sehr, als sie von dem Bauvorhaben des Prinzen nähere Einzelheiten erfuhren. Man beeilte sich daher diese, für Schladming sehr bedeutsame Neuigkeit an die Presse weiterzugeben, worauf im „Grazer Volksblatt" vom 13. Juli 1882 folgendes zu lesen stand:
„Ein neuer Schladminger Bürger. Seine Hoheit Prinz August, Her.zog zu SachsenCoburg- Gotha (von der katholischen Linie dieses Fürstenhauses) hat in diesem Frühjahr das sogenannte Kürschner-Anwesen im Markte Schladming angekauft und beabsichtiget, darauf eine Villa für sich und eine Wohnung für sein Jagd- und Forstpersonale zu erbauen. Derselbe ist nämlich seit ein paar Jahren Besitzer von sehr ausgedehnten Waldungen bei Schladming und in den drei Sölken beiGröbming; diese Forste waren ehemals als Zubehörde des Montanwerkes Eisenerz Staatseigenthum gewesen, von da an die Innerberger Hauptgewerkschaft übergegangen und von dieser an ihren dermaligen erlauchten Besitzer verkauft worden.“
Und als nach Fertigstellung des Schlosses im Jahre 1884 im darauffolgenden Frühjahr August Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha mit seiner Familie das Haus bezog, gab es wiederum einen Zeitungsbericht - diesmal in der Ausseer „Steirischen Alpenpost". Da hieß es am 21. April 1884:
„Heute bezog Prinz August von Coburg-Gotha sein neu erbautes Jagdschloß und gab in dem reizenden Heim ein Diner, bei welchem die bewährte Schladminger Musikkapelle unter Leitung des Capellmeisters Herrn Franz Tuller die Tafelmusikbesorgte.
Um 6 Uhr Abends begab sich Seine königliche Hoheit, geleitet von Herrn von Vernouillet und dem hier zum Besuche weilenden General a. D. Herrn Baron Richter auf den Bahnhof, um dort seinen Bruder, den Prinzen Philipp von Coburg-Gotha, zu erwarten. In den letzten Tagen wurden mehrere Jagdausflüge unternommen und 6 schöne Exemplare von Auerhähnen erlegt.“
Die Familie des Prinzen
Es mag nun wohl von Interesse sein, einiges über die Familie des Prinzen August von Sachsen-Coburg-Gotha und ihre Heimat zu erfahren. Wie schon der Name sagt, stammt die Familie aus dem im Bereich desThüringer Waldes gelegenen ehemaligen Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha, das nach verschiedenen Erbteilungen und Abtretungen im Laufe der Zeit aus den einzelnen Herzogtümern zu jener Einheit zusammengeschlossen wurde, die man wie schon erwähnt, Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha bezeichnete, dessen Landesfarben - man könnte es als einen Zufall bezeichnen, gleich den steirischen grün-weiß sind. Die weitverzweigte Familiengeschichte geht vom Hause Sachsen aus, führt über die ernestinische Linie zum Stammvater des Hauses Sachsen-Coburg-Gotha, Johann Ernst, Herzog von Sachsen-Saalfeld, der 1658 geboren wurde.
Der Prinz und die Jagd
Prinz August Ludwig, der Erbauer des Jagdschlosses in Schladming, wurde 1845 in Frankreich geboren, verlebte dort seine ersten Jugendjahre und kam später nach Koburg, wo er seine Schulbildung genoss. Vermählt war er mit Leopoldine Prinzessin von Brasilien, die aber schon nach siebenjähriger Ehe verstarb. Seither hatte sich der Prinz vom öffentlichen Leben zurückgezogen, betrieb wissenschaftliche Studien, machte Weltreisen und war ein eifriger Weidmann.
Hier boten ihm natürlich seine weitläufigen Jagdreviere im oberen Ennstal ausreichende Möglichkeiten, wobei Prinz August besonderen Wert auch auf die Wildhege legte. In einer zeitgenössischen Veröffentlichung („Die eherne Mark" von Ferdinand Knauß, Graz 1897) werden die einzelnen coburg'schen Reviere wie folgt beschrieben:
„Es war dies die ganze Nordseite der Niederen Tauern von Schladming bis Stein an der Enns mit den Haupttälern Untertal, Oberhaustal, Gumpental, Seewigtal, Saltental, Groß- und Kleinsölk. Die teils eigenen, teils gepachteten Jagden zählen zu den schönsten und bestgehegten Revieren Österreichs."
Neben dem nun hundertjährigen Jagdschloss in Schladming ließ Prinz August Ludwig ein kleineres Gebäude im Schlosspark und das sogenannte Waldmeisteramt - heute Sportgeschäft Kahr - errichten und schuf damit geeignete Räumlichkeiten für das Jagd- und Forstpersonal, sowie für die notwendigen Kanzleien. An der nördlichen, südlichen und östlichen Außenfront des im Stile der englischen Gotik erbauten Schlosses ist je ein Wappen des Herzogtums Sachsen angebracht, und seit 1940 befindet sich auch das Stadtwappen von Schladming am Turm des Hauses. Dieses Wappen wurde vom alten Rathaus am Hauptplatz abgenommen und hierher übertragen. Über die Inneneinrichtung des Schlosses kann nur auf Grund schriftlicher oder mündlicher Überlieferung berichtet werden, denn so manches nach dem Verkauf noch im Schloss verbliebene Stück ist heute leider auch nicht mehr vorhanden. Das Vorhaus allein war seinerzeit schon eine Sehenswürdigkeit, denn der Prinz brachte von seinen Weltreisen interessante völkerkundliche Erinnerungsstücke mit, die durch eine Sammlung brasilianischer Waffen ergänzt war.
Unzählige Jagdtrophäen erweckten das Interesse jedes Gastes, der zu Besuch ins Schloss geladen war. Drei Gemskrikeln zeigte der Prinz mit besonderem Stolz: Es war die 1 000. Gemse, die er am 4. September 1884 am Schladminger Roßkopf erlegte, die 2 000., erlegt im Jahre 1891, und die 3 000., erlegt im Jahre 1899.
Erfreulicherweise sind noch einige Jagdgemälde erhalten geblieben, die der herzogliche Kammermaler Otto Recknagel in München 1885 und 1888 malte. Recknagel war auch oftmals in Schladming und stellte sich gerne zur Verfügung, wenn für festliche Anlässe in Schladming künstlerischer Schmuck zu entwerfen war.
Der Prinz und der Schladminger Fremdenverkehr
Mit Prinz August kamen sehr oft auch seine Söhne, die Prinzen August Leopold, Peter August und Ludwig nach Schladming. Meist kamen sie aber nicht alleine, sondern in Begleitung Verwandter oder Freunde, sodass während der Sommermonate Schladming nicht selten der Treffpunkt des Hochadels war, was sich natürlich äußerst vorteilhaft auf den Fremdenverkehr auswirkte. Prinz August unterstützte aber auch mit guten Ratschlägen das Schladminger „Verschönerungs-Comité'" und ließ ihm manch größere Geldspende zur Realisierung verschiedener Vorhaben zufließen. In dankbarer Anerkennung dieser Mithilfe ernannte man August Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha zum Protektor und später zum Ehrenmitglied des „Verschönerungs-Comités".
Ein besonderes gesellschaftliches Ereignis für Schladming war der Empfang des jungvermählten Paares August Leopold (des Sohnes Prinz Augusts) und Erzherzogin Karoline Maria Immakulata am Abend des 30. Mai 1894. Ganz Schladming war auf den Beinen, als der Hofzug am festlich beleuchteten und geschmückten Bahnhof ankam und das Hochzeitspaar sich nach der Begrüßung durch die Honoratioren des Ortes zum Schloss begab. Eine heute noch sichtbare Erinnerung an diese Hochzeit ist das Brautkleid der Erzherzogin, das sie der Katholischen Kirche spendete und das nun umgearbeitet als Kleid daran linken Seitenaltar befindlichen Marienstatue im Glasschrein Verwendung fand.
Nach dem Tod des Prinzen
Mit dem Tod Prinz August Ludwigs, des Erbauers des Jagdschlosses in Schladming, am 14. August 1907 tritt die Familie des Prinzen August Leopolds durch die Erbschaft des Schlosses mehr in Erscheinung. Es wurden Protektorate über Vereine und Institutionen übernommen, wie z. B. über den Kinderschutzverein, das Rote Kreuz, den Schützenverein, oder über das vom Ortsausschuss Schladming eingerichtete Verwundetenspital im Ersten Weltkrieg. Es sei hier auch daran erinnert, dass Karoline Prinzessin von Sachsen-Coburg-Gotha das Protektorat über das denkwürdige Trachtenfest von 1910 übernommen hatte.
Nicht nur ideale Hilfen gewährte das Haus Coburg, sondern es wurden oft auch namhafte Geldbeträge für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung gestellt, wie etwa anlässlich der Neuanschaffung von Glocken für die Katholische Kirche nach dem Ersten Weltkrieg. Der im Stiegenaufgang des ersten Stockes im Rathaus befindliche Wehrschild soll auch eine dauernde Erinnerung an das Haus Coburg sein. Im August 1915 fand im Rahmen des Kaisergeburtstages die festliche Eröffnung der Wehrschild-Nagelung statt. Der Wehrschild war als Zeichen patriotischer Opferwilligkeit der Bewohner Schladmings und der Umgebung gedacht. Jede Nagelung war mit einer Geldspende verbunden, die man für Kriegsfürsorgezwecke zur Verfügung stellte. Schon am Vorabend dieses vaterländischen Ereignisses fand ein musikalischer Zapfenstreich und ein Fackelzug mit Beteiligung aller in Schladming anwesender Familienmitglieder des Hauses Coburg, zahlreicher Sommergäste und der Bevölkerung statt. Bürgermeister Franz Tutter wies in seiner Festansprache auf den Sinn und Zweck der Wehrschild-Nagelung hin.
Am Hauptplatz war ein Festzelt errichtet worden, in dem am darauffolgenden Vormittag nach vorangegangenem Gottesdienst die Eröffnung der Nagelung in Anwesenheit der Bürgermusik und des Veteranenvereines vorgenommen wurde. Den ersten Nagel schlug Prinzessin Karoline in den Schild, dann folgte Prinz August und Prinzessin Klementine, worauf in weiterer Folge Sommergäste und Einheimische aus Schladming Nägel einschlugen.
Der in der Art eines Ritterschildes entworfene Wehrschild ist eine Arbeit des Grazer Kunstgewerbevereines und trägt in den oberen linken und rechten Ecken die Wappen der Steiermark und der Stadt Schladming.
Neben all diesen repräsentativen und caritativen Handlungen, die das Haus Coburg setzte, ist nicht zu vergessen, dass durch die weltläufigen Besitzungen im oberen Ennstal diese Familie auch das Wirtschaftsleben nicht unerheblich beeinflusste. Das Jagd- und Forstpersonal hatte in Prinz August von Sachsen-Coburg-Gotha und dessen Vater einen fürsorglichen Arbeitgeber, der stets um das Wohl seiner Mitarbeiter besorgt war.
Eine besondere Auszeichnung für einige Schladminger Gewerbebetriebe war die Verleihung des Titels „Kammer-Lieferant", wie z. B. für die Erste Alpenländische Volksbrauerei Schladming, die Südfrüchtehandlung Zuljan oder den Schuhmachermeister Haslauer. Zum "Kammer-Friseur" wurde der Friseurmeister Karl Balzar ernannt.
Am 11. Oktober 1922 starb Prinz August Leopold in Schladming und wurde provisorisch in der Anna-Kapelle beigesetzt. Dr. Oskar Kotschy balsamierte den Leichnam ein, für den nach ursprünglichem Plan am katholischen Friedhof in Schladming ein Mausoleum errichtet werden sollte. Man entschied sich aber schließlich doch für eine Überführung des Prinzen nach Coburg, wo er seit 1933 seine endgültige letzte Ruhestätte hat. Die provisorische Beisetzung in Schladming war nicht nur ein Beweis größter Wertschätzung des Verstorbenen, die durch die zahlreiche Teilnahme aus allen Kreisen der Bevölkerung zum Ausdruck kam, sondern war auch von echt ökumenischem Geist getragen: der katholischen Kirche fehlten durch die Ablieferung im Ersten Weltkrieg noch Glocken und so fand durch eine spontane Geste die Beisetzung unter dem Geläute der Glocken der evangelischen Kirche statt.
Weblinks
Quelle
- Heimatkundliche Blätter von Schladming, Nr. 5, Juni 1985, Beitrag von Walter Stipperger