Maria Karoline von Sachsen-Coburg und Gotha: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Maria Karoline von Sachsen-Coburg und Gotha und Bragança''' (* [[10. Jänner]] [[1899]] in Pula, Küstenland, heute Kroatien; † [[6. Juni]] [[1941]] in Schloss Hartheim bei Linz) war eine Prinzessin aus der katholischen Linie Sachsen-Coburg-Koháry.
  
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== Leben und Familie Schladmings vergessene Prinzessin ==
 
== Leben und Familie Schladmings vergessene Prinzessin ==

Version vom 29. April 2023, 17:31 Uhr

Maria Karoline von Sachsen-Coburg und Gotha und Bragança (* 10. Jänner 1899 in Pula, Küstenland, heute Kroatien; † 6. Juni 1941 in Schloss Hartheim bei Linz) war eine Prinzessin aus der katholischen Linie Sachsen-Coburg-Koháry.

Datei:Maria Karoline, 2. von links.jpg
Maria Karoline, zweite von links
Datei:Maria karoline, zweite von rechts.jpg
Maria Karoline, zweite von rechts

Leben und Familie Schladmings vergessene Prinzessin

Maria Karoline, in der Familie nur Marie gerufen, wurde am 10. Jänner 1899 in Pola an der Südspitze Istriens geboren. Pola war Haupthafen und Sitz der K. u. K. Kriegsmarine und ihr Vater Prinz August Leopold von Sachsen-Coburg diente in der kaiserlichen Marine. 1867 wurde er in Rio de Janeiro geboren. Sein Vater war Prinz Ludwig-August, seine Mutter Leopoldina war die Tochter des brasilianischen Kaisers Pedro II. Mit nur vier Jahren verlor er seine Mutter und wuchs gemeinsam mit seinem älteren Bruder Pedro Augusto bei seinen kaiserlichen Großeltern in Brasilien auf. Vater Ludwig August hielt sich die meiste Zeit in Europa auf, ab 1884 vor allem in seinem neu erbauten Schloss in Schladming.

1893 trat August Leopold in die österreichische Kriegsmarine ein und wurde nach Pola versetzt. Prinzessin Clémentine d´Orléans, Matriarchin der Wiener Linie der Coburger und Großmutter von August Leopold, machte sich jedoch Sorgen um ihren Enkel. Damit dieser nicht auf die schiefe Bahn geraten würde, suchte sie nach einer passenden Ehefrau für ihn. Ihre Wahl fiel auf Erzherzogin Karolina aus der toskanischen Linie der Habsburger. Karoline hatte einen prominenten Bruder, Erzherzog Franz Salvator. Dieser war mit Franz Josephs Tochter Marie Valerie verheiratet und gehörte so als Schwiegersohn des Kaisers zum engsten Kreis des Monarchen. Das junge Paar verstand sich sehr gut, 1894 fand die glänzende Hochzeit der beiden in der Burgkapelle der Wiener Hofburg statt, alle Zeitungen berichteten über das Fest im Kaiserhaus. Großmutter Clémentine schenke dem jungen Paar eine prächtige Villa in Pola zur Hochzeit. Rasch füllte sich das Haus, zwischen 1895 und [[1907 kamen 8 Kinder zur Welt.

Nach dem Tod seines Vaters 1907 erbte August Leopold Schloss Schladming, dieses wurde neben dem niederösterreichischen Schloss Gerersdorf zum Hauptaufenthalt der Familie. 1918, nach dem Ende der Monarchie, übersiedelte die Familie endgültig nach Schladming. Hier verstarb 1922 August Leopold und wurde in der Stadtpfarrkirche beigesetzt. Erst in den 1930er Jahren überführte man seine sterblichen Überreste in die Familiengruft nach Coburg.

Bis 1938 lebte seine Witwe Karoline mit ihren Töchtern Leopoldine und Marie weiter in Schloss Schladming, doch nach dem Anschluss Österreichs 1938 holte ihr Sohn Philipp Josias, seit 1921 Oberhaupt der Koháry-Linie, sie gemeinsam mit Leopoldine zu sich nach Budapest. Philipp Josias kaufte ein Palais in Budapest und füllte es mit Beständen aus Familienbesitz, vor allem dem Wiener Palais Coburg. 1945, in der Schlacht um Budapest, war auch das Palais beschädigt worden. Mitte März lebten dort Philipps Frau und sein Sohn, seine Mutter Erzherzogin Karoline und seine Schwester Leopoldine. Philipp Josias selbst war als Soldat eingezogen worden. Die Dienerschaft war geflohen, das Gebäude eigentlich nicht mehr bewohnbar. Als Plünderer das Palais besuchten, trafen sie ausgerechnet auf die geistig beeinträchtigte Prinzessin Leopoldine. Ihr war nicht klar, was rund um sie geschah und wer diese Leute waren, die sie nach Schätzen fragten. Nichts ahnend, führte sie die Plünderer zu den Stellen, an denen das Tafelsilber und die Goldschmiedearbeiten versteckt waren. Alles wurde mitgenommen. Am 12. Mai 1945 starb dort Erzherzogin Karoline. In einem Sarg, den man aus den Resten eines Kleiderkastens zimmerte, wurde sie im Garten der Franziskanerkirche von Budapest beigesetzt, später wurde sie auf den Budapester Zentralfriedhof umgebettet. Leopoldine blieb bis zu ihrem Tod 1978 bei einer Pflegefamilie in Ungarn, die Verwandte der Frau ihres Bruders Philipp Josias waren.

Gedenkprojekt „Gegen das Vergessen“

Seit November 2021 wird in Schladming Prinzessin Maria Karoline durch einen Stolperstein vor ihrem jahrzehntelangen Wohnort, dem Jagdschloss ihrer Familie (heutiges Rathaus) gedacht. 2021 jährte sich die Ermordung von Prinzessin Maria Karoline zum 80. Mal. Damit bringt die Stadt Schladming zum Ausdruck, dass ihr ein Platz und ein Erinnerungsort zusteht - mitten unter uns. Dies als klares Bekenntnis, dass jedes Leben, auch wenn es äußerlich nicht erfolgreich scheinen mag, denselben Wert hat wie jedes andere.

Dass beim Gedenkprojekt "Gegen das Vergessen" Jugendliche aus Schladming und der Ramsau mitwirken, ist mit ein Zeichen, dass es gerade die junge Generation ist, die sich nicht scheut, sich mit hoher Sensibilität und entschlossenem Verantwortungsbewusstsein ehrenamtlich einzusetzen. Sie haben unermüdlich geforscht zu Prinzessin Maria Karoline. Einige dieser Jugendlichen kommen in diesem Beitrag zu Wort. Sie nehmen damit den Auftrag wahr, für andere aufzustehen und einzutreten.

Leiden und Sterben der vergessenen Prinzessin

Prinzessin Marie wurde in eine Zeit der Dunkelheit geboren. Die politischen Verhältnisse veränderten sich rasend schnell und brachten Zerstörung und Tod. Was wir aus ihrem etwas über 40jährigen Leben wissen, sind Fragmente an Erinnerungen. Sie beinhalten Beiträge des Historikers Mag. Günter Fuhrmann. Die Erinnerungen des Familienmitglieds Dom Carlos Tasso de Saxe Coburge e Braganca, der Prinzessin Maria Karoline noch persönlich kannte. Die Begegnungen der Jugendlichen mit Prinzessin Felicitas Trotzky, einer Großnichte der Prinzessin, gaben wertvolle Einblicke in ihr Leben und die Familie Sachen Coburg und Gotha. Dazu kamen die Dokumente des Kirchenpflegers Dr. Kollo aus Coburg. Dies alles fügte sich zusammen. Wurden zu einer Spurensuche, zum Gedenken an eine Vergessene.

Ältere Zeitzeugen in Schladming erinnern sich an Prinzessin Marie und ihre Familie. Sie berichten von Begegnungen, den Sitzplätzen der Familie in der katholischen Kirche. In dieser Kirche findet sich ein berührendes Detail der Verbundenheit der Familie Sachsen-Coburg und Gotha mit Schladming. Heute noch ist dort das Hochzeitskleid ihrer Mutter dort zu finden. Prinzessin Marie führte ein von Krankheit gezeichnetes Leben. Sie war dadurch ans Haus gefesselt und führte in den 1930er-Jahren ein stilles Leben in einem Zimmer im Jagdschloss in Schladming. Schladmings vergessene Prinzessin. Dann 1938 der grausame Einschnitt. Marie musste das Jagdschloss, ihre vertraute Umgebung, ihre Mutter, ihre Schwester verlassen und war plötzlich allein. Eingewiesen in die Landesheilanstalt Salzburg.

„Dem politischen und gesellschaftlichen System des Nationalsozialismus lag eine zentrale Utopie zugrunde: die Schaffung einer durch biologische Kriterien definierten und politisch harmonischen Volksgemeinschaft, die aus rassereinen und erbgesunden Individuen bestehen sollte... Korrespondierend mit der Definition des „Fremdrassigem“ als äußerem Feind, der durch seine bloße Existenz eine Gefahr für die Volksgemeinschaft darstellte, wurden erbkranke, arische Individuen als Gefährdung der Gesundheit und Stärke des „Volkskörpers“ angesehen. Es galt also, die Exklusion beider Gruppen zu planen und zu realisieren.“ (1)

Prinzessin Marie hatte buchstäblich keine Chance. Ihre Familie konnte die Hand nicht über sie halten. Man wähnte sie vermutlich vergeblich in Sicherheit.

„Maria von Sachsen-Coburg wurde am 13. September 1938 mit der Diagnose Schizophrenie in der Klinik Salzburg aufgenommen. Sie blieb dort bis zum 21. Mai 1941. An diesem Tag erfolgte ihre Verlegung Richtung Hartheim. Der 6. Juni 1941 wird das offizielle Todesdatum sein, diese gefälschten Daten wurden auf jeweils 14 Tage bis drei Wochen nach dem Transport datiert. Was den Aufenthalt von Maria Karoline in Niedernhart anbelangt: offiziell wurde sie (wie alle anderen Opfer der "Aktion T4") dort nicht registriert. Niedernhart war Zwischenanstalt für Hartheim. Es ist daher möglich, dass Maria Karoline kurzzeitig dort war. Es ist aber auch möglich, dass sie bereits am 21.05.1941 nach direkt nach Hartheim kam und ermordet wurde.“

Die „Aktion T4“, der Prinzessin Marie zum Opfer fiel, begann mit Anfang Mai 1940 in der „Ostmark“. In den späten 20erjahren gewann die Diskussion an Gewicht, „dass die knappen Mittel der staatlichen Sozialpolitik zum überwiegenden Teil dort eingesetzt werden sollten, wo Aussicht auf Erfolg stand... Unmittelbar vor Kriegsbeginn (1938/39) fiel die Entscheidung für den Start der Euthanasieprogramme und die Art und Weise ihrer Durchführung. Dieser Zeitpunkt war nicht zufällig: jeder Krieg verschiebt das Normen- und Wertesystem der betroffenen Gesellschaft, es werden Handlungen möglich, die in Friedenszeiten keine Akzeptanz finden würden.“

Seit Ende April 1940 war die Tötungsanstalt Hartheim in Alkoven bei Linz betriebsbereit. Der Psychiater und „T4“ Gutachter Rudolf Lonauer leitete sowohl die Tötungsanstalt Hartheim wie auch die Landesheilanstalt Niedernhart, in die Prinzessin Marie eingewiesen wurde. Hier wurde das Schicksal von Prinzessin Marie besiegelt. Die vergessene Prinzessin wurde in der Tötungsanstalt Hartheim ermordet.

Die Tötungsanstalt Hartheim hatte Kremationsöfen, eine Gaskammer. Transporte wurden mit Bussen durch das Tor des Schlosses in den Arkadenhof gefahren. Im Entkleidungsraum mussten sich die Opfer ausziehen. Ein Arzt verifizierte die Identität der Opfer. Danach wurden an die 60 nackten Patienten in die etwa 25m² Gaskammer gepfercht. Diese war als Baderaum mit Duschköpfen getarnt. Nach dem Verschließen der luftdichten Türen wurde das tödliche Gas freigesetzt. Nach etwa 15 Minuten waren alle in der Gaskammer tot. Die Leichen wurden in den Totenraum geschleift. Vor der Verbrennung wurden die Goldzähne entfernt. Eine Knochenmühle zerkleinerte die Knochen. Ein Teil der Asche wurde in Urnen gefüllt, ein größerer Teil in die nahe Donau entleert oder beim Schloss vergraben. Die Opfer kamen meistens aus österreichischen Anstalten für Menschen, die als psychisch krank oder beeinträchtigt diagnostiziert war. Unter ihnen Prinzessin Marie.

Es gab mutige Stimmen, die dagegen auftraten. Unvergessen die aufrüttelnden Worte des Münsteraner Bischof Clemens von Galen in seiner Predigt vom 3. August 1941: „...hier handelt es sich um Menschen, unsere Mitmenschen, unsere Brüder und Schwestern. Arme Menschen, kranke Menschen, unproduktive Menschen meinetwegen. Aber haben sie damit das Recht auf das Leben verwirkt? Hast du, habe ich nur solange das Recht zu leben, solange wir produktiv sind, solange wir von anderen als produktiv anerkannt werden?“ (3)

Diese Predigt, die Ablehnung der Bevölkerung führten dazu, dass die unsägliche Vernichtungs- und Tötungsaktion T4, die scheinbar lebensunwertes Leben auslöschen wollte, um erbgesunden Menschen Platz zu machen, auf Befehl von Adolf Hitler am 24. August 1941 gestoppt wurde. Doch dies verhinderte das Morden nicht. Andere Wege wurden gefunden.

„Was sich hier zugetragen hat, ist eine Verschiebung des normativen Rahmens, der die Grundlage unserer Zivilisation bildet und der besagt, dass das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit ausnahmslos allen Menschen zusteht. Der Nationalsozialismus kündigte diesen Konsens auf und behauptete: die Schwächsten, die unheilbar Kranken, die Behinderten dürfen geopfert werden, um die Lebenschancen der Gesunden zu verbessern. Indem der Nationalsozialismus eine entsprechende eigene Moral etablierte, wurde das Töten zu einer möglichen Methode der Lösung politischer und sozialer Probleme.“ (1)

Die tragische Herausforderung bleibt, dass diese menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus mit dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus nicht verschwunden ist. Der Stolperstein von Prinzessin Maria Karoline gilt dem Gedenken an eine Frau, die eingebettet in ihre Familie, jäh herausgerissen wurde und in Einsamkeit einen furchtbaren Tod starb. Dass das Gedenkprojekt „Gegen das Vergessen“ durch die Stolpersteinlegung Prinzessin Maria Karoline nun Namen und Platz schenkt in Schladming, zeugt von tiefstem Respekt allem Leben gegenüber. Es sind mit gerade die Stimmen von jungen Menschen, die hier ans Licht bringen, was vergessen schien. Dies darf und muss uns zur Mahnung und zum Auftrag werden.

Zum Auftrag, dafür einzutreten, dass jedes Leben lebenswert ist. Zur Mahnung, dass weder Eugenik noch Euthanasie ihre Berechtigung haben.

Erinnerungen der Großnichte Prinzessin Felicitas Trotzky, geb. Coburg

Meine Großtante Ihr Vater, Prinz August Leopold von Sachsen-Coburg und Gotha diente in der kaiserlichen Marine. Verheiratet war er mit Erzherzogin Maria Karoline von Österreich, einer Schwester von Erzherzog Franz Salvator. Das Paar bekam in kurzer Zeit acht Kinder, 4 Buben und 4 Mädchen. Doch bald machte man sich um 3 dieser Kinder Sorgen: Der 1895 geborene August zeigte geistige Auffälligkeiten, ebenso wie die 1899 geborene Marie und die 1905 geborene Leopoldine. Die Kinder waren kränklich und ihre geistige Entwicklung blieb zurück. Es ist schwer zu sagen, woran genau die Kinder litten.

Im Jahr 1918, nach dem Ende der Monarchie übersiedelte die Familie nach Schladming. Der Zustand von Prinzessin Marie verschlechterte sich mit zunehmendem Alter. Zusätzlich zu ihrer vermutlich geistigen Beeinträchtigung dürfte sie an Polio erkrankt sein. Ihre Nichte, Marie Amelie, Tochter von Prinzessin Clementine, erwähnt dies in ihren Memoiren.

Marie hatte eine Pflegerin und verbrachte die meiste Zeit in ihrem Zimmer, im 2. Stock, im Schloss in Schladming. Bis 1938 lebte auch ihre Mutter mit der ebenfalls beeinträchtigen Tochter Leopoldine und anderen Familienmitgliedern in Schladming.

Der Anschluss Österreichs an Hitler Deutschland bewirkte, dass die Mutter auf Geheiß ihres Sohnes Philipp Josias mit Leopoldine nach Budapest übersiedelte, um den Nationalsozialisten aus dem Weg zu gehen. Prinzessin Marie ließ man wegen ihres schlechten gesundheitlichen Zustands zurück. Weder ihr berühmter Name noch der Wohlstand ihrer Familie bewahrte sie vor dem Schicksal des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms. In der Aktion T4 wurden 70.000 Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen systematisch ermordet. Prinzessin Marie wurde nach Schloss Hartheim bei Linz überstellt und dort am 6. Juni 1941 vergast und kremiert. Ihre Asche wurde an die Familiengruft St. Augustin in Coburg gesandt und dort beigesetzt. Der genaue Ort des Urnengrabes ist bisher nicht bekannt. Heute erinnert eine Gedenktafel im Gruftraum an das tragische Schicksal der Prinzessin, die fast 30 Jahre ihres Lebens in Schladming verbracht hatte.

Die „Koháry-Gruft“: Maria von Sachsen-Coburg und Gotha – die Prinzessin, die nicht vergessen werden darf

Die „Koháry-Gruft“ unter der katholischen Pfarrkirche St. Augustin in Coburg ist ein Baudenkmal von überregionaler Bedeutung. Die hier beigesetzten Mitglieder des katholischen Zweigs des Hauses Coburg wurden im Hundert-Jahr-Fenster zwischen 1817 und 1911 geboren, fast alle als Prinzen und Prinzessinnen, manche von ihnen waren oder wurden sogar königliche Hoheiten. Entsprechend prunkvoll sind ihre Sarkophage gefertigt, mit bedeutenden künstlerischen bzw. kunsthistorischen Attributen aus jener Zeit, in der man die Zugehörigkeit zum Hochadel noch mit Macht, Einfluss, Wohlstand und sonstigen Privilegien verband.

Was dem aufmerksamen Besucher des östlichen Gruftraums sicher nicht entgeht: die kleine Wandtafel aus Sandstein, die an Prinzessin Maria von Sachsen-Coburg und Gotha erinnert. Sie wurde 1941 von den Nationalsozialisten in Hartheim bei Linz getötet, nur weil sie psychisch krank war. Sie teilte damit das schreckliche Schicksal von Tausenden, die dem Euthanasieprogramm der Nazis zum Opfer fielen.

Die Urne mit der „Asche der Verstorbenen“ kam per Postpaket nach Coburg. Unterlagen des Pfarrarchivs St. Augustin zufolge wurde die Urne am 16. Juli 1941 in der Koháry-Gruft beigesetzt. In aller Stille. Außer Pfarrer Schmitt, Prälat Romanow und Kirchendiener Arnold war keine weitere Person anwesend. Nach der Urnenbeisetzung wird an diesen Tag im Sterbbuch von St. Augustin vermerkt: „Maria von Sachsen-Coburg-Gotha, Prinzessin, kath., ledig“. Auch ein Eintrag zur Todesursache findet sich: „Geisteskrank; behördliche Maßnahmen“, ergänzt um die Bemerkung „eingeäschert Hartheim 7. Juni (involuntate), behördliche Maßnahmen“.

Bedauerlicherweise ist heute schon lange nicht mehr bekannt, wo genau in der Koháry-Gruft die oben erwähnte Urnenbeisetzung stattgefunden hat. Leider sind dazu keine Aufzeichnungen in den Archiven überliefert.


Am 12. November 2021 wurde vor dem Rathaus Schladming ein Stolperstein im Gedenken an die Prinzessin verlegt.

Quellen

Literaturempfehlung: „Haus der Könige“ (Geschichte der Wiener Coburger von den Anfängen bis heute. Das eindrucksvolle Porträt einer großen Familie. Verlag Amalthea)

  • (6) Dr. Helmut Kollo, Kirchenpfleger, Kath. Pfarrgemeinde St. Augustin, Coburg
  • (7) Felicitas Trotzky - Prinzessin von Sachsen-Coburg und Gotha, Großnichte von Prinzessin Maria Karoline
  • (8) Heimatkundliche Blätter Schladming