Der Kainisch/Ödensee-Hochmoorkomplex von der Info-Plattform aus mit Blick Richtung Norden.

Der Kainisch/Ödensee-Moorkomplex befindet sich im westlichsten Bereich des Mitterndorfer Beckens. Dieses Hochmoor im Ortsteil Pichl-Kainisch der Gemeinde Bad Mitterndorf ist seit 1991 Naturschutzgebiet des Landes Steiermark. Der Kernbereich wurde als Natura 2.000-Gebiet ausgewiesen und ist durch einen Themenweg mit Infotafeln für Besucher erschlossen.

Bildung des Moorkomplexes

Im Zuge des Abschmelzens der Würm-Eismassen entstand im Bereich von Kainisch kurzzeitig ein Schmelzwassersee. Dabei lagerten sich schluffige Bändertone ab, die stellenweise entlang der Kainisch Traun aufgeschlossen sind. Der Schmelzwassersee wurde von der damaligen Traun durchflossen, doch sie konnte nicht Richtung Koppentraun-Tal abfließen, da dies noch durch Gletschermassen verstopft war. So verlegte die Traun ihren Flusslauf in Richtung Osten, südlich des Kamps vorbei und durch das Salzabach-Tal hindurch bis zur Enns.

Das Becken des Ödensees wurde im Würm beim letzten Gletschervorstoß aus dem östlichen Dachsteinplateau vor 15.000 Jahren in den gebankten Dachsteinkalk eingeschürft. Im Zuge dessen entstanden auch die Moränen-Wälle, die im Nordosten den See begrenzen und den Bändertonen auflagern. Mit den steigenden Temperaturen siedelten sich nach der Eisschmelze torfbildende Pflanzen, wie etwa Seggen und Braunmoose, darauf an. Nordöstlich des Ödensees gibt es zwischen zwei Moränen-Wällen noch zwei kleine, runde Seen. Sie sind wassergefüllte Toteislöcher. Toteis waren Eismassen, die im Zuge der Gletscherschmelze abgetrennt und von Sedimenten überlagert wurden und dann langsam abschmolzen. Durch das Nachsacken der Ablagerungen entstanden rundliche Senken, die Toteislöcher, welche heute mit Wasser gefüllt sind und diese beiden Seen bilden.

Die Vegetations- und Klimageschichte des Moores ließ sich anhand von pollenführenden, ungestörten Torf-Schichten entschlüsseln. Die Analysen belegen durch "siedlungsanzeigende" Pflanzen die Besiedelung durch Menschen in diesem Gebiet seit mindestens 3.300 Jahren.

Das Ausseerland bot und bietet gute Bedingungen für die Bildung und den Fortbestand von Mooren. Einerseits waren die Seebecken, ihre Verlandung und die wasserstauenden Bändertone eine gute Basis und andererseits waren und sind die außergewöhnlich hohen Niederschläge von mehr als 1.500 mm wichtig. Grund für das Klima ist die Staulage der vom Atlantik her kommenden, regenbringenden Nordwest- und Westwinde. Als nach Ende des Würms dann vor ca. 8.000 Jahren schlussendlich das Klima feuchter und wärmer wurde, siedelten sich in den Mooren Torfmoose an und es entstand dieses 28 Hektar große Hochmoor. Durch die Torfwirtschaft blieben östlich und westlich der Ödensee-Traun Resttorfflächen erhalten. Sie sind gut anhand der Latschen-Gruppen im zentralen Bereich erkennbar. Im Randbereich bildeten sich über den abgebauten Flächen Nieder- und Übergangsmoore. Um den ursprünglichen Wasserhaushalt wiederherzustellen, haben die Österreichischen Bundesforste in einem Renaturierungsprojekt die alten Entwässerungsgräben im Moorgebiet westlich der Ödensee-Traun mit Holzpiloten abgedämmt.

Torfwirtschaft

Moore waren früher weniger von nachhaltigem Interesse, sondern viel mehr von wirtschaftlichem. Im Kainisch/Ödensee-Moor wurde mit kurzen Unterbrechungen von 1742 bis 1926 Torf gestochen. Dieser diente zur Befeuerung der Pfannen in der Saline Aussee. Bis in das Jahr 1975 kam der Torf auch als Brennstoff für private Haushalte zum Einsatz. Abbauwürdig waren bis zu 4 m mächtige Torf-Schichten.

Quellen

  • Draxler, I. (1977). Pollenanalytische Untersuchungen von Mooren zur spät- und postglazialen Vegetationsgeschichte im Einzugsgebiet der Traun. Jb. Geol. B.-A., 120, 131-163, Wien
  • Lobitzer, H. (2011). Geologische Spaziergänge. Ausseerland – Salzkammergut. Wien: Geologische Bundesanstalt
  • Weidinger, J. T., Lobitzer, H. & Spitzbart, I. (Hrsg., 2003). Beiträge zur Geologie des Salzkammergutes. Gmundner Geo-Studie, 2, Gmunden
  • Van Husen, D. (1977). Zur Fazies und Stratigraphie der jungpleistozänen Ablagerungen im Trauntal. JB. Geol. B.-A., 120, 1-130, Wien