Schafsteinhöhle
Die Schafsteinhöhle ist eine labyrinthartig verzweigte Höhle im Traweng nahe Tauplitz im Toten Gebirge.
Beschreibung
Im Entdeckungsjahr 1975 konnten bereits 635 m Gangstrecken mit 70 m Gesamthöhenunterschied vermessen werden (vgl. A.Mayer, Ch. Stoiber und J. Wirth 1976).
Fortsetzungen aus den damals vermessenen Räumen konnten vor allem zwischen den Blöcken der Zweidrittelhalle gefunden werden. Durch Schlufstrecken gelangt man in
die Deckenkarrenhalle, die 82 m Länge und Raumhöhen bis zu 6 m aufweist. Die Halle, in der der tiefste Punkt der Höhle liegt, unterlagert den Eingangsteil der Schafsteinhöhle
und verläuft in ihrem südlichsten Teil unter den Schutthalden des Aufstiegskares.
Bis zu 2 m tiefe Deckenkarren boten Anlaß für die Namensgebung. Eine weitere Entdeckung brachte die Erweiterung eines Fensters unter einem Versturzblock bei der Bellaria im Hochland der Schafsteinhöhle. Der Abstieg in einen 50 m langen Höhlenteil wurde freigelegt. Durch labiles Blockwerk gelangt man nach Durchquerung eines 3,5 m hohen Raumes in eine 30 m lange, bis zu 10 m breite und bis zu 4 m hohe, durch einen Pfeiler gegliederte Halle, die der feinkörnigen Sedimente wegen den Namen Sandkiste erhielt.
Östlich der Bellaria gelangt man in den Tropfsteinteil, in dem 120 m Gangstrecken vermessen werden konnten. Kennzeichnend sind die bedeutenden, durch Korrosionsvorgänge im Abbau befindlichen Tropfsteingebilde und grob-plumpe Gebilde aus dem Formenkreis der Excentriques. An der Sohle lagern zwischen dem feuchten Höhlenlehm Sinterplatten; ein fallweise fließendes kleines Höhlengerinne wurde beobachtet.
Bedeutende Entdeckungen von dem 1975 erforschten Höhlenteil aus gelangen auch beim Forschertor. Durch den 17 m tiefen Jubiläumsschacht gelangt man zu
mehreren Fortsetzungen, von denen die bedeutendste, der Bärenrundgang, in größere Räume und über eine an einer Verwerfung unter 48° ansteigende Gangstrecke ins Hochland II führt (Ganglänge 136 m). Dorthin gelangt man vom Forschertor aus auch über eine mit 40° ansteigende Platte und einen 25 m langen Gang, der an einem 3 m tiefen Abbruch endet. Oberhalb dieses in Hochland II mündenden Abbruches steigt entlang der Verwerfung der mit Bergmilchbildungen ausgekleidete Sängercanon noch 20 m steil an.
Vom Bereich der Einmündung des oben genannten Abbruches in den Bärenrundgang gelangt man in einen Versturzraum, aus dem der Gruselschluf zu einem aufsteigendenGang führt, in dem der bisher höchste Punkt der Höhle liegt; an dieser Stelle wurde der Vorstoß abgebrochen.
Unter den übrigen Ergänzungen der 1975 erfolgten Forschungen ist noch die Entdeckung eines etwa 20 m langen Verbindungsganges zwischen dem Windigen Versturz und dem Deckencanyonlabyrinth II erwähnenswert.
Geologie
Geologisch befindet sich die Schafsteinhöhle im massigen, ungebankten Dachsteinkalk. Dieser enthält nur wenige Fossilien. Vereinzelt sind ein paar Korallenreste sichtbar.
Entstehung der Höhle
Die Basis für die Anlage dieser verzweigten Höhle lieferte eine 40° bis 45° nach Südosten einfallende Störung. Entlang dieser Fuge konnten sich versickernde Oberflächenwässer bewegen. Durch eine chemische Reaktion zwischen Wasser und in der Luft befindlichem Kohlendioxid entsteht Kohlensäure. Diese führt zur Verwitterung und Lösung von Karbonatgesteinen, hier dem Dachsteinkalk. So entstand dieses labyrinthartige Netz aus Gängen und Röhren. Heute fließen keine Wässer mehr hindurch. Sickerwässer fließen direkt über vertikale Klüfte in die Tiefe ab.
Nach Anlegung des "Grundgerüsts" wurde das heute sichtbare Bild der Höhle noch durch Verstürze modelliert. Neben- und übereinanderliegende Gänge und Schächte stürzten ein und es entstanden große Hallen, wie etwa die Lexerhalle und die Zweidrittelhalle. Dies bezeugen noch häufig sichtbare Reste von ehemaligen Gangprofilen. Auf Versturzblöcken sind mancherorts Deckenkarren sichtbar, die eine Hohlraumform älterer Abschnitte belegen. Demzufolge sind die Hallen ein Resultat jüngerer Entwicklungsphasen.
Sinterbildungen
In einigen Abschnitten der Schafsteinhöhle gibt es zahlreiche Sinterbildungen. Manche Hohlräume sind zur Gänze mit Sinterschichten und Tropfsteinen bedeckt. Unter den gegenwärtigen Klimaverhältnissen gibt es keine Sinterneubildung. Dafür ist es zu feucht und kühl. Deshalb müssen die vorliegenden Sinter aus wärmeren Perioden der Vergangenheit stammen. Bestimmt waren einst wesentlich mehr Versinterungen in der Höhle vorhanden, doch diese fielen wohl der Verwitterung zum Opfer. Dies bezeugen zahlreiche auf der Sohle liegende Sinterbruchstücke.
Fundstücke
Im Zuge der Höhlenerforschung konnten Knochen von zum Teil bereits ausgestorbenen Tieren, wie etwa dem Höhlenbär oder dem Höhlenlöwen, geborgen werden. Auch die rezente Höhlenfauna ist von großer Bedeutung. Hier sei der im Toten Gebirge endemitisch vorkommende Höhlen-Pseudoskorpion Neobisium aueri BEIER genannt.
Quellen
- Graf, G.: Die Schafsteinhöhle im Traweng in: Da schau her, 4/1980, 3-4, Verein "Arbeitskreis für Heimatpflege", 1980
- Christine und Egon Stoiber