Bergbau in der Region Schladming

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Bergbau in der Region Schladming in den Schladminger Tauern war für Jahrhunderte hindurch von großer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des oberen Ennstales.

Einleitung - Der Schladminger Bergbau[1]

In der Bromriesen, in Roßblei, im Duisitzkar, auf der Eschachalm, Neualm, in Krombach und auf dem Krahbergzinken wurde nach Kupfer, Silber, Blei, Zink, Kobalt und Nickel geschürft. Besonders die Gewinnung von Silbererzen machte Schladming in der Zeit vom späten 13. bis zum 15. Jahrhundert zu einem der bedeutendsten Bergbauorte der Steiermark.

Die Anfänge des Schladminger Bergbaues

Im Jahre 1285 kaufte Herzog Albrecht I. das Dorf Schladming von den swiki:Salzburger Ministerialen[2] von denswiki:Herren von Goldegg um einen Preis, der so hoch war, dass er nicht anders als durch die auf dem gekauften Grund liegenden Erzgruben zu erklären ist. Seine Witwe, Königin Elisabeth, verlieh im Jahre 1304 dem Dorf Rechte, die seine Bewohner den Bürgern anderer Märkte gleichstellte. An der Stelle, wo heute die Altstadt liegt, erstand auf "grünem Wasen" ein Markt, in dem die Bürger ihre Häuser und die dazugehörigen Gärten und Äcker zu "Burgrecht", d. h. zu freier Erbleihe, innehatten. An der Mündung des Talbaches in die Enns standen die Schmelzhütten, Kohlstätten und Bergarbeiterbehausungen.

Gefahren am Berg

Wie gefahrvoll die Arbeit für die Knappen besonders im Duisitzkar, nahe der Hopfriesen im Schladminger Obertal war, geht aus einigen Unfallmeldungen hervor, die in ihrer herben Sprache die Not und das Elend solcher verunglückter Bergleute deutlich veranschaulichen.

"Als Christof Schütter und Ruep Helpferer am Theositzkar Sprengpulver entzündeten, sind sie dadurch übel brennt worden. Die Elisabeth Reschin gab ihnen um 1 Gulden Prennsalbe.

"Als Hans Jenepeck, gewester Erzknapp von Schwaz im tirolischen im Theosilzkar in der Stainer-Zech auf Erz gearbeitet, ist unvermeinter eine Wand herdan gefallen und hat in an der Stelle erdruckt.

"Dem Simon Schießing hat dieGschwendt-Wand im Theositzkar beide Füß zerschlagen und zerschmettert.

"Den Georg Huber, Herrnarbeiter imRoßblei hat eine Wand vor der heruntern Gruben durch die Rinn hinabgeschlagen und ihm den Kopf all zerschlagen und viele Schramben und Wunden gemacht.“

"Beim Zurichten eines Kohlhaufens ist der alte Bergmann Veit Reiterer über das Holz gefallen und hat sich die Rippen angebrochen.“

Geschichte

Jungsteinzeit – Bronzezeit – Eisenzeit (5000 v. Chr.–15 v. Chr.)

Kupfer ist das älteste Gebrauchsmetall des Menschen. Zuerst wurde es als "dehnbarer Stein“ verarbeitet und später erschmolzen. Ab der Bronzezeit (1800–800 v. Chr.) fertigte man schließlich Schmuck und Waffen aus Bronze, welche zu 90 % aus Kupfer und zu zehn Prozent aus Zinn bestand. Es entwickelte sich eine hochspezialisierte Schmiedekunst.

Im Bezirk Liezen sind spätbronzezeitliche bzw. hallstattzeitliche Kupferhütten vor allem im Palten- und Liesingtal nachzuweisen.

Römerzeit (15 v. Chr.–Ende 5. Jahrhundert n. Chr.)

Funde aus dieser Zeit sind im Bezirk Liezen äußerst spärlich. Die sogenannten Alpenkelten (Taurisker) betrieben aber zweifellos Bergbau in den Schladminger Tauern. Abbauspuren aus dieser Zeit finden sich etwa in der Zinkwand (Gemeindegebiet Rohrmoos-Untertal).

Völkerwanderungszeit (4.–6. Jahrhundert)

Bergbautätigkeit gab es auch in der Völkerwanderungszeit, jedoch verlief der Handel äußerst eingeschränkt. Ab dem 6. Jahrhundert wanderten Slawen in die Steiermark ein und Orts- und Flurnamen wie Duisitzkar, Znachsattel oder Liegnitzhöhe - also Namen, die eindeutig slawischen Ursprungs sind - beweisen, dass sie die alten Bergbaue fortsetzten.

Frühmittelalter (6.-10. Jahrhundert)

712 beginnt der Sage nach der Eisenabbau am Erzberg, tatsächlich wird eine Abbautätigkeit seit dem 8. Jhdt. in der Forschung angenommen. Oberflächennah gewonnene Erze wurden in Gruben vorgeröstet und in einfachen Windöfen geschmolzen. Die erste schriftliche Urkunde über Bergbau in der Steiermark stammt aus dem 10. Jahrhundert. Darin wird ein Eisenschmelzofen südlich von Obdach (steirisch-kärntnerische Grenze) genannt.

Hochmittelalter (10.–13. Jahrhundert)

Die Nachfrage nach Eisen stieg im Hochmittelalter an. Neue technische Errungenschaften veränderten das Schmelzwesen. Etwa wurde Wasserkraft für den Antrieb von Blasebalg und Hammer genutzt. Schmelzöfen baute man zunehmend nahe an Bächen und eine räumliche Trennung von Erzgewinnung und Schmelzprozess etablierte sich. Um 1200 begann der Handel aufzublühen. Nicht nur Eisen und auch Blei waren gefragt, es stieg vor allem die Nachfrage nach Silber, dem Münzmetall des Mittelalters. Zwei der bedeutendsten Silberlagerstätten wurden entdeckt: Zeiring und Schladming. 1285 kaufte Herzog Albrecht I. das Dorf Schladming zu einem nun hohen Preis. Im Bereich der heutigen Altstadt entstand ein Markt, an der Mündung des Talbaches in die Enns wurden sukzessive Schmelzhütten, Kohlstätten und Knappenhäuser gebaut.

Spätmittelalter (13.–15. Jahrhundert)

In das Jahr 1321 datiert die urkundliche Nennung von Schladming als Stadt. 1408 verfasste der Bergrichter Leonhard der Ecklzain den Schladminger Bergbrief. Darin wurden umfassende Richtlinien für die Berggesetzgebung angeführt. Dieser Bergbrief erlangte internationale Bedeutung und wurde zur Vorlage für Berggesetze im Alpenraum, Süddeutschland und Zentraleuropa.

In der Blütezeit des Bergbaus in den Schladminger Tauern lebten und arbeiteten 1 500 Knappen in Schladming. Bedeutende Gewerke wie etwa Kaiser Maximilian I. (1493–1519) betrieben hier um 1500 Bergbau. Eine Trennung von Arbeitskraft und Kapital manifestierte sich.

Neuzeit (16. und 17. Jahrhundert)

Die Bauern- und Knappenaufstände 1525 leiteten eine neue Zeit ein. Schladminger Bergknappen unter Bergrichter Konrad Räustl nahmen eine führende Rolle bei den Aufständen ein. Knappen in Schladming überwältigten den steirischen Landeshauptmann, Siegmund von Dietrichstein, und nahmen ihn fest. Niklas Graf Salm führte daraufhin ein Söldnerheer gegen die Knappen und Bauern, warf den Aufstand nieder und ließ die Schladminger Stadtmauern schleifen.

Den ausgeplünderten Bürgern von Schladming fehlte in Folge das Kapital, um die Bergbaue wieder aufzunehmen. Neue Gewerken (Familien von Moosheim, Katzpeck von Katzenstein, swiki:Christoph Weitmoser aus dem swiki:Gasteinertal, Benediktinerstift Admont u.a.) kauften Gruben auf. Um 1560 traten Oberdeutsche Handelshäuser (Sitzinger aus Nürnberg, Prantmayr aus Augsburg) als Gewerken in Erscheinung. 1609–1610 waren die Erträge aus den Gruben rückläufig, deutsche Investoren zogen sich zunehmend zurück. Schatzsucher und Abenteurer schürften weiterhin nach kostbaren Erzen.

18. Jahrhundert

Eine Bergwerkserhebung im Jahre 1739 hatte zum Ziel, die Edelmetall-Bergbaue wieder zu beleben. Die Firma Schütz & Kompanion erwarb 1746 ein Privileg zur Gewinnung von Kobalterzen auf der Neualm. 1763 ordnete Maria Theresia [3] eine neuerliche Suche nach Bodenschätzen an und eine fieberhafte Suche nach Erzen begann. Eine "k.k. Kobald-Bauinspektion“ sollte die Abbauwürdigkeit der Kobaltlagerstätten in Schladming feststellen. Die Wiener Kobaldbaugewerkschaft, welche aus rund 40 Gewerken bestand, betrieb ab 1776 Bergbau im Bereich Zinkwand. In Klaus-Pichl begann ein Jahr früher die Braunkohlegewinnung. In der Hopfriesen in Rohrmoos-Obertal wurden Erze zur Kobaltgewinnung sortiert, zerkleinert, aufbereitet und an Blaufarbenfabriken in Pottenstein (Niederösterreich), Salzburg, Nürnberg (Bayern) und Eisenach (Thüringen) verkauft. Ab 1816 gab es Absatzschwierigkeiten, der Gewerke Johann Eyselsberg plante den Bau einer Blaufarbenfabrik in der Hopfriesen, doch dieses Vorhaben wurde nie realisiert; die Kobaltgewinnung 1818 eingestellt.

19. Jahrhundert

Ende des 18. Jahrhunderts erlebte das Bergwesen einen enormen Aufbruch. Durch die Industrialisierung konnten altbekannte und neue Konsumgüter in Massen hergestellt werden. Für die Versorgung der Industrie mit Rohstoffen sollten die Produktion alter Bergbaue gesteigert und neue Lagerstätten erschlossen, sowie neue Verfahren unter Einbeziehung neuester naturwissenschaftlicher Erkenntnisse entwickelt werden.

In diese Zeit fiel auch das Wirken von Johann Rudolf Ritter von Gersdorff. Mit der jüngeren Bergbaugeschichte Schladmings ist das Wirken dieses Mannes aufs Engste verknüpft, an den die Erinnerung auch durch die Benennung einer Straße erhalten bleiben soll. Johann Rudolf Ritter von Gersdorff, Hofrat in der Hofkammer im Münz- und Bergwesen erwarb 1832 den aufgelassenen Silber- und Kobaltbergbau Zinkwand im Schladminger Obertal, der danach als Nickelbergbau eine neue Blüte erlebte. Die Stadt Schladming verdankt von Gersdorff auch den Bau des heutigen Bezirksgerichtes, das er im Jahre 1841 als Wohnhaus errichten ließ, nachdem der Ankauf der "Hanglischen oder Innerwegerischen Behausung" (zum Abbruch für den Neubau) am 29. Dezember 1840 vorangegangen war. Das alte Gewerkenhaus (später im Besitz von Hans Deubler) kaufte von Gersdorff am 23. Dezember 1841 vom Schladminger Bürger Florian Menner um 1.200 swiki:Gulden.

Von diesem Zeitpunkt an lebte von Gersdorff mit Vorliebe in Schladming, denn er benützte die Gelegenheit der Nähe des Nickelbergbaues Zinkwand zu wissenschaftlichen Arbeiten. Zu diesem Zwecke richtete er sich im Gewerkenhaus ein eigenes Laboratorium ein. Dem hervorragenden Metallurgen ist die Erfindung der reinen Darstellung des Nickels zu verdanken, ebenso die Begründung der Packfong-Industrie. Die reiche Ausbeute des Zinkwand-Bergbaues veranlasste von Gersdorff 1847 seine Nickelhütte von Thalhof bei Gloggnitz nach Mandling zu verlegen. 1875 musste von den Erben Gersdorffs - er starb am 30. April 1849 - der Betrieb wegen Preisverfalles, hervorgerufen durch die Neukaledonische Produktion, eingestellt werden.

1824/25 erhielt er nach erfolgreichen Forschungen und Versuchen zur Reindarstellung des Nickels ein Privileg zur Gewinnung und Verarbeitung von Nickel. Er errichtete in Schlögelmühl am Semmering die erste Nickelhütte der Donaumonarchie. 1832 erwarb Gersdorff die alten Kobaltbaue im Bereich der Zinkwand und Vötternspitze. Die Erze wurden in der Hopfriesen und in Öblarn aufbereitet und in Schlöglmühl (Gemeinde Payerbach, Niederösterreich) verhüttet. Um lange Transportwege zu vermeiden, ließ Gersdorff 1840 zuerst den Nickelschmelzofen in der Hopfriesen errichten und 1847 eine Anlage zur weiteren Verhüttung in Mandling. Abbau und Aufbereitung erlebten in den 1840er-Jahren ihren Höhepunkt. Mit dem Tode Gersdorffs 1849 begann der Verfall von Bergbau und Hütte. Der Preis für Nickel nahm mit der Entdeckung neuer Nickelvorkommen in Neukaledonien und Kanada ständig ab und 1876 war der damalige Leiter des Werkes, Rudolf Flechner, welcher eine Enkel Rudolfs von Gersdorff war, gezwungen, Nickelabbau und Verhüttung einzustellen.

20. und 21. Jahrhundert

Um 1900 gab es nur mehr geringe Schurfarbeiten; Lagerstätten wurden Ziel von Spekulationen. Während des Zweiten Weltkrieges öffnete die "Reichsstelle für Bodenforschung“ alte Gruben, aber die Vorräte wurden als zu gering für einen Abbau befunden. 1969 wurden auf der Suche nach Uranerzen Tiefbohrungen vorgenommen und Untersuchungsstollen angelegt. Geringe Spuren von Scheelit stellte man 1980 während der gezielten Suche nach Wolframerzen im Bereich der Planai sicher. Seit 1982 werden die noch vorhandenen Stollen verfüllt und Halden begrünt. Die Gruppe der "Höhlenforscher“ des Alpenvereins rund um Ing. Anton Streicher, sowie die Gemeinde Rohrmoos-Untertal bemühen sich um sanfte touristische Erschließung der Stollen sowie der Aufbereitungs- und Verhüttungsplätze. Als besonderes Beispiel ist dazu die Restaurierung und Wiederbelebung des Nickelschmelzofens in der Hopfriesen zu nennen, welcher 2004 als Museum adaptiert und eröffnet wurde.

Quellen

  • Archiv Nickelmuseum Hopfriesen, Rohrmoos-Obertal
  • Nickel im 19. Jahrhundert, Ausstellungskatalog, Schladming 2002

Einzelnachweise

  1. Quelle Heimatkundliche Blätter von Schladming Nr. 28, Oktober 1995, von Claudia Adelwöhrer-Moerisch
  2. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im Salzburgwiki, dem Mutterwiki des EnnstalWikis
  3. regierende Erzherzogin von Österreich und Königin u. a. von Ungarn, und wurde, obwohl nicht selbst gekrönt, auch Kaiserin genannt, 13. Mai 1717 in Wien; † 29. November 1780 ebenda