Michael Gruber

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Michael Gruber(*1490),, ein Bauernaufstandsführer, der mitunter eine wichtige Rolle im Schladminger Bauern- und Knappenaufstand 1525 einnahm.

Herkunft und Anfänge seines militärischen Wirkens

Michael Gruber wurde vermutlich um 1490 geboren; angeblich stammte er aus Bramberg im Pinzgau. Über sein familiäres Leben ist weiter nichts bekannt. In jungen Jahren hat er vermutlich als Söldner das Kriegshandwerk erlernt, vielleicht im Kampf gegen die Venezianer (1508-1516). Er war Gewerke und um 1521 salzburgischer Bergwerksverweser am Jufen und auf der Brunnalpe, südöstlich von Kirchberg in Tirol. Zusammen mit Kitzbühlern und Brixentalern schloß sich Gruber 1525 Aufständischen an und kam nach Salzburg um an der Seite der Bauern, Knappen und ländlichen und städtischen Unterschichten für Sozialreformen und die Wiederherstellung des „alten Rechts“, das heißt der Rückführung der Abgaben und der Dienste auf den Stand vor 100 Jahren sowie für die „Freiheit eines Christenmenschen“ zu kämpfen.

Der Kampf um Schladming am 3. Juli 1525

Die Aufstandsführer in der Obersteiermark, wie auch in Tirol und Salzburg rekrutierten sich jedoch eher aus der bürgerlichen Schicht: bürgerliche Gewerken, Hammerherren, Hutleute, höhere landesfürstliche Beamte bürgerlichen Standes oder schlicht wohlhabende Bürger. So wurde kurz vor dem 30. Juni wurde der Brixentaler Bergwerksverweser Michael Gruber zum Feldhauptmann an der Mandling gewählt. Der Sieg von Schladming, der Überfall auf das Lager des steirischen Landeshauptmannes Siegmund von Dietrichsteins, der gekommen war um die Aufständischen in Schladming niederzuringen, machte Gruber berühmt; ebenso seine in Folge maßvolle Haltung gegenüber den adeligen Gefangenen. Hier ein kurzer Abriss dieses Ereignisses: Anfang Juli 1525 sammelten sich im Feldlager an der Mandling 1200 Knechte vom Salzburger Belagerungsheer, 1000 aus dem Pinzgau, 900 aus dem Pongau und 250 aus Rauris sowie hunderte Schladminger Knappen, jedoch keine Reiter und Geschütze. So stand man etwa den 3000 bis 4000 Mann des Siegmunds von Dietrichstein gegenüber. Gruber sollte sich eigentlich auf die Grenzverteidigung beschränken. Landeshauptmann Dietrichstein wartete inzwischen auf den Anmarsch Niklas von Salms und dessen Unterstützung und versuchte mittels Abschluß eines Waffenstillstandes Zeit zu gewinnen. Gruber kam dem Gegner jedoch mit einem Überraschungsschlag zuvor. Das ständische Heer unter Dietrichstein wiegte sich eher in Sicherheit und fürchtete von den flankierenden Berghängen keine Gefahr, sie waren der irrigen Annahme Enns und Talbach wären zu reißend und sie hielten einen Zugang über Preunegg, Rohrmoos und Fastenberg durch das unwegsame Gebirge für ausgeschlossen. Sonntagnacht (2. Juli) brach Gruber mit etwa 3500 Mann von Mandling nach Schladming auf und marschierte fast die ganze Nacht. In Pichl teilte er seine Männer: Ein Trupp stieg in nordöstlicher Richtung den Steilhang empor nach Ramsau-Leiten, der er, an den Gehöften vorbei, nach Osten folgte, bis er sich nördlich oberhalb von Schladming befand. Nun mußten sie nur noch ins tal absteigen. Der größere Anteil der Angreifenden, auch von ortskundigen Knappen geführt, hatte den schwierigeren Weg. Sie stiegen von Preunegg in südöstlicher Richtung auf den Rohrmooser Hang, querten ihn nach Osten, stiegen ins Untertal ab, überschritent vermutlich beim ehemaligen Wirtshaus Pruggerer den Talbach und erklommen den Fastenberg. Auch die Hauptmacht brauchte jetzt nur noch gerade abwärts zu stoßen. Die Koordinierung des getrennten Nachtmarsches auf schlechten Wegen, über Steilhänge, durch Wälder und Bachgräben war eine Meisterleistung. In Ermangelung von Uhren, Karten oder Kompaß waren genaue Ortskenntnis, sicheres Zeitgefühl und exakte Absprachen der Abteilungsführer notwendig. Laternen oder Fackeln als Wegbeleuchtung oder Signalmittel durften, falls überhaupt, nur verwendet werden, wenn sie vom Tal aus nicht sichtbar waren. Ein unvorhersehbares Ereignis, wie schlechtes Wetter, hätten zum Scheitern Grubers führen können. Der plötzliche Angriff von Süden und Norden machte den Mangel an Reitern und Geschütz wett. Gruber könnte man demnach als sehr geschickten Improvisator, risikofreudigen Planer und Organisator bezeichnen. Die Bewachung der Tore und Mauern war schlecht. Ein Trupp von 130 Salzburgern besetzte das offene Stadttor, und Grubers Männer konnten in die Stadt eindringen. Damit war Schaldming praktisch gefallen; der Kampf im Inneren nicht mehr heftig. Als Dietrichstein die Lage erkannte, hatte er nicht einmal mehr Gelegenheit zur Flucht. Als Michael Gruber über den Sieg Klarheit gewonnen hatte — die Reisigen und Husaren geflohen, die Böhmen teils gefangen, teils geflohen, die deutschen Landsknechte meist übergelaufen, der Rest ebenfalls gefangen oder geflohen —, ließ er Dietrichstein und die anderen mit Trommlern und Pfeifern in sein Quartier führen.Die adeligen Gefangenen wurden von Grubers Schreiber notiert. Eine Gerichtsversammlung wurde auf dem Hauptplatz einberufen. Dietrichstein und sechs adelige Gefangene transportierte man jedoch in Folge nach Radstadt und von dort am 13. Juli in die Festung Hohenwerfen. In handgreiflichen Symbolen demonstrierte man ihnen das Ende adeliger Vorrechte, die Gleichheit aller Menschen, auch, um sie bewußt zu demütigen. Gruber indes führte sein Heer ins Salzburgische zurück.

Bauernführer in Salzburg

Noch vor Mitte August 1525 wurde Gruber oberster Feldhauptmann der Salzburger. Die Tatsache, daß er im dortigen Konflikt die Stellungen der Aufständischen gegen die 8 000 Mann des Schwäbischen Bundes, mit Hohensalzburg im Rücken, zu halten vermochte, gilt als militärische Leistung, die den Schladminger Sieg noch übertrifft. Nach dem sogenannten “Salzburger Vertrag” kapitulierte er jedoch schließlich vor dem Bayernherzog und leistete dem Erzbischof Abbitte. Trotz der Amnestie kehrte er heim ins Brixental um sich wieder im Bergwesen zu betätigen. Ende November/Anfang Dezember beging Gruber einen Totschlag, Opfer und Ursache sind unbekannt. Er floh ins "Asyl" in das Kloster St. Georgenberg bei Stans/Schwaz. Die Innsbrucker Regierung wollte ihn gemäß Ferdinands Befehl gefangennehmen, wagte dies aber nicht, da Gruber erstens salzburgischer Untertan war und weiters unter den Schwazer Knappen einen großen Anhang hatte. Gruber verhandelte eher zum Schein mit der Regierung über freies Geleit. Ende Februar 1526 aber gelang ihm nachts die Flucht und er ging nach Kirchberg, wo er seine Arbeit wieder aufnahm und sich mit dem Erzbischof aussöhnte. Dort kämpfte er beim zweiten Salzburger Aufstand im Mai 1526 erfolglos für den Erzbischof. Mit freiem Geleit der Innsbrucker Regierung kam er nach Rattenberg und trat in den Dienst des Schwäbischen Bundes. Im Juni brach er mit der Vorhut der Bundestruppen von Berchtesgaden auf, eroberte die Schanzen der Bauer am Hirschbichl und zog nach Lofer, von wo er entscheidend am Sieg beim Zeller See und an der Unterwerfung des Pinzgaues mitwirkte. Danach blieb er ein angesehener Gewerke im Brixental. Im August/September 1526 wurde er dort erzbischöflicher Bergrichter, Wechsler und Froner, 1527 auch Bergrichter im Oberpinzgau. Noch 1552 führte Gruber ein Fähnlein Knechte zum Schutz der Stadt Salzburg heran, als man den Einbruch des Kurfürsten Moritz von Sachsen befürchtete. In Folge verschwindet Michael Gruber aus den Quellen.

Quellen

  • Schäffer, Roland: Der obersteirische Bauern und Knappenaufstand und der Überfall auf Schladming 1525, Militärhistorische Schriftenreihe, Heft 62, Bundesverlag, Wien 1989, S.70f., S.14f., S.22ff.
  • Rohrmoos-Untertal. Natur-Kultur-Menschen. Ortschronik, Rohrmoos-Untertal 2009, S. 245f.
  • Schladming. Geschichte und Gegenwart. Ortschronik, Schladming 1994, S.33ff.
  • Hutter, Franz: Geschichte Schlamdings und des steirisch-salzburgischen Ennstales. Graz 1906, S. 145-165.
  • Vgl.[1]