Mehrmals traf die Pest auch das Ennstal.

Allgemeines

Pest ist eine hochgradige ansteckende Krankheit, die in verschiedenen Formen aufgetreten war. Da man ja nicht wusste, wodurch sie hervorgerufen wurde, gab es auch manch sonderliche Bekämpfung dieser Seuche.

So glaubte man, dass die Pest durch schlechten Atem übertragen wird. Daher entstanden die langen Schnäbel, die sich Ärzte umbanden, wenn sie zu Patienten gingen. Auch meinte man, mit Essig könne man alles desinfizieren und stellte Essigschalen in verseuchten Räumen auf. Daneben nahm man den Zorn Gottes als Ursache an, ebenso wie Nahrungsmittel, die in "giftiger Luft" wuchsen, Erdbeben, meteorologische Ereignisse oder Pest in den Augen der Menschen ausbrechen ließ.

Die Pest im Ennstal

Auch das obere Ennstal blieb von dieser, in den meisten Fällen todbringenden Krankheit nicht verschont. 1382 trat die Pest in Aigen im Ennstal auf. Im Oktober 1679 trat die Seuche erstmals in Stainach auf. 26 Menschen fanden bis zur Mitte des Monats den Tod. Der Ort wurde vollkommen von der Außenwelt abgeriegelt. Einer Stainacher Bittprozession zur Pürgger Kirche, die damals auch die Pfarrkirche der Stainacher war, wurde von den Pürggern der Einlass in den Ort verweigert, weil sie die Ansteckung fürchten. Einer Sage Sage nach soll ein Vöglein einer betenden Mutter mit zwei kleinen Kindern auf dem Rückweg von Pürgg »Enzian und Pimpinell (= Bibernelle)«  zugezwitschert haben. Die Anwendung dieser »Pestkräuter« soll die »Pestdämonen«  vertrieben und somit dieser Gottesgeißel ein Ende gesetzt haben[1]. 1679/1680 wütete die Pest im ganzen Ennstal und forderte eine Unzahl von Todesopfern in diesem Gebiet. Brücken wurden abgerissen, um eine weitere Verschleppung der Seuche zu verhindern und auf allen Wegen wurden bewaffnete Flurwachen postiert, um herumziehendes, krankheitsverdächtiges Volk unter Kontumaz[2] zu bringen, und schließlich wurden herumstreunende Hunde sogleich erschossen.

Von nicht minderem Ausmaß war die zweite Pestwelle, die 1715 ausbrach. Sie suchte u.a. zum zweiten Male die Gemeinde Ramsau am Dachstein heim. Allerdings wurde der hintere Teil der Ramsau verschont, wie die Inschrift am „Pestkreuz“ besagt: „bis hierher und nicht weiter. 1715“. 1716 erreichte sie ihren Höhepunkt und besonders in der „Kohlgrube" (Ramsauer Straße) unter den dort wohnenden Bergknappen viele Opfer forderte. Tagelang lagen die Pestleichen oft in den Häusern, da sich niemand getraute, sich wegen der Ansteckungsgefahr den Verstorbenen zunähern und sie zu bestatten. Mit langen Stangen und Hacken wurden die Toten von den „Ziehknechten" aus den Häusern geholt und in Massengräbern bestattet. Einer der vielen Pestfriedhöfe im Nahbereich der Stadt Schladming ist heute noch durch eine kleine Kreuzkapelle gekennzeichnet. Eine Inschrift erinnert an die unsagbaren Leiden, die einst über die Bevölkerung hereingebrochen sind.

Durch die Neuerrichtung der Pestkapelle im Jahre 1813 bzw. die oftmalige Restaurierung (1875, 1897, 1933 und 1980) ist auch der ursprüngliche Hinweis auf das Jahr 1716 als das Pestjahr durch die Jahreszahl 1715 verändert worden.

Obwohl man über das Wesen der Pest noch nicht Bescheid wusste, setzte man in den Pestfriedhöfen eine hygienische Maßnahme, die eine Weiterverbreitung verhindern konnte, indem man die Leichen mit Kalk übergoß.

Die zahlreichen Pflanzen, denen man Heilkraft in Pestzeiten zusprach, mussten in Anbetracht der bakteriellen Infektion weitgehend wirkungslos bleiben. Man vertraute so der Wirkung der Pestwurz (Petasites), der Bibernell (Pimpinella) und des Wacholders (Juniperus).Das Kauen von Wacholderbeeren kann durch die Wirkung der, ätherischen Öle und Harze in geringem Maße eine desinfektorische Wirkung ausüben.

Die Pest in Schladming

Aus einer Knappschaftsrechnung sind noch einige Hilfeleistungen aus dieser Zeit überliefert: „Für die eingesperrten Kollgrübler eine heilige Meß lesen lassen …, den in der Kollgruebn eingesperrten, verlassenen Pergsleut, Weib und Khindern hinuntergeben ¼ Pfund. Pulver (Medikamente), ein Achtl Weiz, 6 Khörzen ..., dem Pader für hinuntergegebene Medikamenter ..., den Ziehknechten (die mit Stangen und Haken die Pestleichen aus den Häusern entfernen. mußten) eine viertel Khanne Wein ...[3].

Infektions- oder Pest-Ordnungen

Im Erzstift Salzburg ist eine solche 1547 erstmals erschienen, in Graz bereits 1521, in Innsbruck war es 1534 und in Wien 1540. Eine Verordnung im damals bayerischen Innviertel folgte erst 1585.

Den oben angeführten vermeintlichen Gründen der Entstehung von Pest entsprechend wurden religiöse Handlungen oft als erste Hilfe empfohlen. Ergänzend wurden Maßnahmen zur Luftverbesserung und sorgfältige Auswahl der Ernährung vorgeschlagen. Kranke wurde von Gesunden streng getrennt, was eine Isolierung der infizierten Personen mit sich zog.

Zur Durchführung und Überwachung dieser Maßnahmen kam es zur Bestellung von Ordinatoren, Ärzten, Aderlassern, Zuträgern, Auswärtern, Priestern und Totengräbern. Kranke wurden in Bruderhäuser und Lazarette eingewiesen und ein Verbot von Menschenansammlungen wurde erlassen. …

Weblink

Quellen

Fußnoten

  1. Quelle www.dekanat.at
  2. ein Begriff aus dem 19. Jahrhundert für Quarantäne
  3. Quelle Heimatkundliche Blätter von Schladming Nr. 46, März 2002, verfasst von Walter Stipperger
  4. Quelle hw.oeaw.ac.at, Datenstand abgerufen am 5. Mai 2010