Villa Nassau in Altaussee

Die Villa Nassau in Altaussee (das Seehaus) ist eine nicht mehr bestehende Fremdenverkehrseinrichtung am Altausseer See in der Ausseerland-Gemeinde Altaussee.

Geschichte

Joseph Christian Freiherr von Zedlitz (* 1790; † 1862) ließ 1847 in Altaussee eine Villa, das „Seehaus“, gemeinsam mit dem Ehepaar August Daniel und Emilie von Binzer erbauen.

Von Zedlitz kaufte von der Bergmeisterswitwe Elisabeth Pruckner, geb. Egger, ein Grundstück. Am 15. September 1847 von Zedlitz als neuer Besitzer im Grundbuch eingetragen und begann im selben Jahr mit dem Bau eines Hauses im Schweizer Stil. Es begann die Hausnummer Fischerndorf 45. Später wurde noch ein Stallgebäude, Fischerndorf 47, errichtet, das heute noch steht. Die Villa wurde „Seehaus“ genannt. Zunächst war es auch von Familie Binzer bewohnt, bis diese in der Nachbarschaft zwei weitere Häuser kaufte. Dann zog Zedlitz seinen großen und wohlsituierten Bekanntenkreis nach, weshalb er mit gutem Grund als einer der Initiatoren des Fremdenverkehrs in Altaussee gilt. Moritz von Schwind war oft Gast in diesem Haus, sein Bruder war zu dieser Zeit Bergbaudirektor in Altaussee.

Im Winter 18611862 verkaufte Zedlitz kurz vor seinem Tod das Anwesen an den regierenden Fürsten Adolf Herzog von Nassau. 1873 wurde dessen Sohn gleichen Namens neuer Eigentümer der Villa. Dieser verkaufte es dann 1893 an einen Verwandten, Adolf Großherzog von Luxemburg. Durch Erbschaft ging der Besitz im Februar 1907 an dessen Sohn, Wilhelm Großherzog von Luxemburg, über. Von diesem erwarb wenige Monate später der Altausseer Hotelier Michael Frischmuth die Villa und aus dem „Seehaus“ wurde das „Parkhotel“. Einer seiner Söhne, Anton Frischmuth, verheiratet mit der Bad Ausseerin Maria Schmidt, übernahm 1936 das Parkhotel von seinem Vater. Er fiel jedoch im Zweiten Weltkrieg, und so wurde der gesamte Besitz 1959 an den Engländer Denis James Alexander (6th Earl of Caledon), verkauft. 1960 ließ der Earl das Parkhotel abtragen, genau 100 Jahre nach dem Tod seines Erbauers.

Ein zeitgenössischer Beitrag von Kouschegg aus Fremden-Zeitung, Ausgabe 1901

Wo des „Lösers“ Felsenkrone am formreichsten dem Blicke des erstaunten Wanderers sich zeigt, wo des „Alt-Ausseer-See’s“ dunkle Fluth in weitester Ausdehnung gegen die fast senkrechten Steinwände des „Trisselberges“ sich hinzieht, wo des Dachsteins glitzerndes Eisfeld in seiner ganzen Breite überblickt werden kann und knorrige Ahornbäume in herrlicher Gruppierung auf weitem Wiesenplane lauschiger Plätzchen genug boten, da baute sich Josef Christian Freiherr v. Zedlitz, nachdem er im Ministerium des „starren“ Kanzlers Metternich Dienste genommen, nach Zeichnungen C v. Binzer’s, des Sohnes jenes August Daniel v. Binzer, dessen Dichtergabe wir das schöne Commerslied „Wir hatten gebauet“ verdanken, eine kleine, doch überaus geschmackvolle Villa. Manch’ liebliches Lied Zedlitz’s ist hier entstanden, manche gemüthliche Stunde hat der Dichter der „nächtlichen Heerschau“ im stillen Älpthale in Freundeskreisen erlebt, und als des Völkerfrühlings goldener Schein auch von den Kalkfelsen des „treu-deutschen“ Salzkammergutes wieder schien, fühlte sich der dem „starren System“ ergebene Dichter auch hier nicht mehr sicher (eine dem Anhänger Metternich’s gegenüber geplante Misstrauens Misstrauenskundgebung ­der Ausseer wurde durch die besonneren Elemente vereitelt) und als er Nassau’scher Geschäftsträger am österreichischen Hofe geworden, ging die Villa am Alt-Ausseer-See in den Besitz des Herzog Adolf von Nassau über, der sie durch grosse Zubauten und herrliche Gartenanlagen verschönerte und die Sommermonate hier zubrachte.

Der Herzog musste der Einigung Deutschlands seine Krone zum Opfer bringen, und als der am 6. Juni d. J. verstorbene bayrische Ministerpräsident Chlodwig Fürst zu Hohenlohe, der Besitznachbar des Herzogs in Alt-Aussee, Botschafter des neuen Deutschen Reiches bei der niedergeworfenen Frankennation wurde, bezog der Herzog die Villa in Alt-Aussee nicht mehr, so dass durch ein dutzend Jahre der stattliche Bau unbewohnt dastand.

Die Macht der Liebe sollte jedoch wieder einmal die Gegensätze der Politik ausgleichen; im Jahre 1885 führte der Enkel des Heldenkaisers des entthronten Nassauer Herzogs Tochter als Frau heim und Erbprinz Friedrich Wilhelm von Baden und Prinzessin Hilda von Nassau verlebten die ersten Stunden des jungen ehelichen Glückes in den auf das behaglichste adaptierten Räumen der Villa in Alt-Aussee.

Mittlerweile hat Herzog Adolf als Grossherzog den Thron von Luxemburg bestiegen, und sein Sohn, Erbprinz Wilhelm Alexander, der am 21. Juni 1893 in dem vom Dombaumeister Friedrich Schmidt in so imposanter Weise renovierten swiki:Schlosse Fischhorn[1] bei swiki:Zell am See mit der Infantin Maria Alma von Braganza sich vermählte, zog am Abend desselben Tages in die reizende Villa am Alt-Ausseer-See ein und brachte auch seine Flitterwochen hier zu. Herzog Ernst August von Cumberland, der ehemalige Kronprinz von Hannover, bewohnte mit seiner Gemahlin Thyra im Sommer 1879 die Villa durch Monate hindurch, bevor er seine schöne Burg in der Nähe Gmundens erbaute, und als seine Tochter, Prinzess Maria Louise im vergangenen Jahre dem Prinzen Maximilian von Baden die Hand zum ewigen Bunde reichte, kamen auf der Rückreise von den Hochzeitsfeierlichkeiten Erbgrossherzog Friedrich und seine Gemahlin, Prinzessin Hilda, abermals nach Alt-Aussee, um kurze Zeit wenigsten wieder in der schönen Villa, in der sie ihre Flitterwochen verbrachten, sich aufhalten zu können.

Im heurigen Sommer bewohnte die Villa der Statthalter der Steiermark, Manfred Graf zu Clary und Aldringen mit seiner Familie, und im herrlichen Parke vor der Villa wurden dem allverehrten Statthalter von der dankbaren Bevölkerung von Aussee und Alt-Aussee herzliche Ovationen dargebracht.

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Quellen

Fußnote

  1. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im SALZBURGWIKI, dem Mutterwiki des EnnstalWikis