Dachsteingletscher
Als Dachsteingletscher wurden einst fünf Gletscher im Bereich des Dachsteinmassivs auf oberösterreichischer Seite bezeichnet. Durch die Klimaerwärmung schmelzen die Eismassen jedoch stetig ab und ihre Verbindungen lösen sich. So gibt es inzwischen bereits neun Gletscherfelder.
Die Gletscher
Die ursprünglich fünf großen Gletscher waren (von Westen nach Osten)
- der Kleine Gosaugletscher
- der Große Gosaugletscher
- der Schneelochgletscher (nördlich des Großen Gosaugletschers)
- der Hallstätter Gletscher
- der Schladminger Gletscher.
Hinzu kamen inzwischen
- die Untere Windlucke und Torsteineisrinne
- der Edelgriesgletscher
- der Nördliche Torsteingletscher
- der Südliche Torsteingletscher.
Der Schmiedstockgletscher wird meist nicht mehr berücksichtigt, da er bereits abgeschmolzen ist.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts war die vergletscherte Fläche am Dachsteinmassiv noch ca. 11 km² groß. Heute sind es etwa 5 km².
Erforschung
1840 begann Friedrich Simony mit seiner wissenschaftlichen Forschung am Dachstein und der damals noch acht Gletscher. Von seinem Quartier in Hallstatt aus stieg er in Begleitung von Bergführern auf. Er beobachtete dabei alle Veränderungen der Gletscher über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren. Für seine wissenschaftlichen Arbeiten, die unter anderem auch Messungen enthielten, fertigte Simony vor allem aber auch unzählige Graphiken und Fotos an. Diese dokumentieren die Zeit des letzten Gletscherhöchststandes im Zeitraum zwischen 1850 und 1880. Besonders beeindruckt war er vom Karls-Eisfeld (Hallstätter Gletscher), auf dem er dann auch 1846 mit den ersten exakten Eisbewegungsmessungen begann. Zwei Jahre später hatte er ein Wachstum von zwölf Metern an diesem Eisfeld festgestellt. 1856 konnte Simony dann den beginnenden Schrumpfungsprozess beobachten. Zwar dehnte sich das Eisfeld talwärts aus, jedoch nahm die Gletscherzunge an Dicke deutlich ab.
1875 nahm Simony erstmals einen Fotografen, Alois Elsenwengar, mit auf den Dachstein. Simony war damals bereits über 60 Jahre alt.
1901 erschien dann die von Arthur von Hübl angefertigte erste Dachsteinkarte. Diese Karte zeichnet sich vor allem durch eine fast unglaubliche Anzahl von Details aus, die den Gletscherstand von 1899 festgehalten hatte.
Die wissenschaftliche Tätigkeit wurde dann durch die beiden Weltkriege unterbrochen bzw. diente in diesen Zeiten nicht ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken. Gegen Ende der 1950er-Jahre war es dann der Alpenverein, der wieder mit kontinuierlichen Längenmessungen begann. Es folgten weitere, genauere Untersuchungen des Hallstätter- und Großen Gosaugletschers (in den 1950er- und 1960er-Jahren). In den folgenden Jahren waren wissenschaftliche Untersuchungen der Gletscher wieder nur sehr spärlich durchgeführt worden.
In den 2000er-Jahren begann das Projekt "Untersuchung von Klima und Massenhaushalt am Dachsteingletscher".
Über den Rückgang der Gletscher im 21. Jahrhundert
Dachsteingletscher Herbst 2020
Pilot und Journalist Gerald Lehner schreibt zu seinem Bild (siehe ganz oben):
Gletscherschmelze: Dachstein aktuell
Heute kurzes Zeitfenster fliegerisch genutzt für die Wissenschaft: In den letzten zwei Wochen ist der im Spätsommer und Frühherbst gefallene Neuschnee fast komplett abgeschmolzen. Für die Forscher sehr positiv: So liegen nun die Gletscher in ihrer Realität fast nackt da zur fachlichen Auswertung. Hier die Bilder von heute vom Hallstätter Gletscher.
Blankeisfelder und Gletscherbrüche gegenüber 2019 wenig verändert, noch relativ viel Altschnee vom letzten Winter, gesamte Abschmelzung heuer etwas gebremst vermutlich: Das ist meine private Meinung nach unserem heutigen "Forschungsflug" mit OE-CMC für die Universität Innsbruck und das Land Oberösterreich über das Dachstein-Massiv. Das Experten-Urteil aus Innsbruck mag durchaus anders aussehen. Es kommt im Jahresbericht in den nächsten Wochen.
Das Zeitfenster zur Dokumentation des Blankeises war heuer sehr kurz. Heute Donnerstag war vermutlich der letzte Tag, bevor ab Freitag und übers Weekend wieder viel Neuschnee im Hochgebirge dazukommen und den aktuellen Zustand wieder für die Wintermonate verdecken wird.
Die Fotos sind eine Auswahl, die wir dem Team der Innsbrucker Hochgebirgs- und Gletscherforscherin Andrea Fischer zur Verfügung stellen. Die Frau Professorin sagt, für die so genannte Massenbilanz des Jahres 2020 seien solche Fotos wertvoll, weil sie den aktuellen Zustand im Zusammenspiel zwischen Altschnee und Eisbildung bzw. Blankeis-Zustand zeigen - ohne kurzfristige Beeinträchtigung des Gesamtbildes durch frischen Sommer- und Herbstschnee. Die Forscher stimmen die Fotos mit ihren terrestrischen Beobachtungen und Messpunkten bei der Kartierung ihres Jahresberichtes ab. Weniger anzeigen.
2022/2023: Eisschwund verhinderte Winterskilauf auf dem Schladminger Gletscher
Auf dem Schladminger Gletscher gab im Herbst 2022 und Winter 2022/2023 keinen Skiliftbetrieb. Hitze, Regen und Saharasand hatten dem Eis zu stark zugesetzt und bis zu fünf Meter Schnee fehlten an vielen Stellen. Es müssten die Liftstützen um fünf Meter versetzt und die Gletscherspalten an den Pisten geschlossen werden teilte Georg Bliem, Geschäftsführer der Planai-Hochwurzen-Bahnen, die für den Liftbetrieb am Gletscher zu sorgen haben, am 14. September 2022 einen Bericht der "Kleinen Zeitung" mit.
Schon in den vergangenen Jahren hatte der Gletscher im Sommer stets ein trauriges Bild geboten. 2022 war keine Ausnahme, im Gegenteil: Hitze und Regen bis auf 2 500 Meter Seehöhe haben Gletscherspalten aufgerissen. Wer auf den Hohen Dachstein klettern wollte, brauchte die Erfahrung eines Bergführers, zu gefährlich war und ist die Situation. Besonders den Stützen der Schlepplifte hat die Schmelze zugesetzt. Sie müssten versetzt werden. Skitourenüberquerungen waren weiterhin möglich.[1]
Bildergalerie
weitere Bilder
- Dachsteingletscher – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien bei Ennstalwiki
Literatur
- "Ansichten vom Ewigen Eis, die Geschichte der Dachsteingletscher in Bildern und Texten“, mit zahlreichen Zeichnungen und Bildern von Friedrich Simony
Quellen
- Projekt "Untersuchung von Klima und Massenhaushalt am Dachsteingletscher"
- "Die Weite des Eises, Arktis und Alpen von 1860 bis heute“, Hrsg. Monika Faber, Albertina, Wien, 2008, ISBN 978-3-7757-2252-0
- Franz Mandl: "Der Hallstätter Gletscher“. In: Mandl-Neumann, H. & Graf, G. (lekt., 2006). "Alpen. Archäologie, Geschichte, Gletscherforschung“, 202–215. Haus i. E.: ANISA
- facebook, Gerald Lehner, 24. September 2020