Augustiner-Chorherrenstift Rottenmann

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Augustiner-Chorherrenstift Rottenmann bestand von 1453 bis 1885 in Rottenmann.

== Geschichte == # Der reiche Bürger und Amtmann des Kaisers Wolfgang Dietz, ein reicher Bürder von Rottenmann und Amtmann des Kaisers ließ ab etwa 1446 bis 1451 das Bürgerspital und die Bürgerspitalskirche Maria am Rain errichten. Diese wurden anstelle zweier bestehenden kleineren Bauten aus 1341 erbaut. 1453 begann Dietz mit dem Bau eines Klosters. 1455 genehmigte Kaiser Friedrich III. das Kloster, der auch als Gründer des Stiftes gilt. Propst Nikolaus der Augustiner St. Dorothea in Wien wurde am 6. Mai 1455 von Papst Calixtus III. beauftragte die Dotation des Stiftes und die Situation der Pfarrkirche zu prüfen. Noch im selben Jahr, am 16. August wurde Johann Jung von Dinkelsbühl, Dr. theol. der Wiener Universität, ehemaliger Dekan des Stiftes Vorau, zum ersten Propst von Rottenmann ernannt. Doch schon 1463 ernannte der Salzburger Fürsterzbischof swiki:Burkhard II. von Weißpriach (bis 1786 gehörte das Gebiet um Rottenmann zum Erzbistum Salzburg) Jung zum Propst des Klosters Au in Bayern

Am 17. August 1480 übersiedelten die Augustinermönche von dem vor den Toren der Stadt gelegenen Stift wegen der drohenden Türkengefahr in den bisherigen Pfarrhof. Zunächst diente die Bürgerspitalskirche (heute St. Nikolaus) als Propsteikirche. Bereits wenige Tage später versuchten auch tatsächlich die Türken die Stadt zu stürmen, was ihnen aber nicht gelang. Doch die Bürgerspitalskirche wurde verwüstet und die Kirche in St. Georgen teilweise zerstört. 1495 wurden die alten Klostergebäude abgetragen.

Bedeutende Pröpste

In der schwieriger Aufbauzeit waren die beiden Pröpste Johann Kuglperger und Magnus Praitenpaumer, die 37 und 27 Jahre wirkten (1475-1512-1539) von großer Bedeutung für das Stif. 1494 wurde Propst Kuglperger Salzburger Fürsterzbischof zum Archidiakon im Ennstal berufen. Als „groß an Gestalt und Geist“ bezeichnet wurde Propst Praitenbaumer.

Auch Propst Andreas Pechinger (1623 - 1645) dürfte für das Stift wichtig gewesen sein. Über dem Portal des 1643/44 errichteten Zeughauses in der Grazer Herrengasse ist an erster Stelle sein persönliches Wappen mit der Inschrift „Andreas Probst zu Rottenmann“ zu sehen. Zu sehen in diesem Portal ist auch das Wappen der Propstei Rottenmann, das drei Nikolauskugeln und einen Geldbeutel mit Münzen darstellt.

Dem kaiserlichen und Bambergischen Rat Propst Georg Christoph Mourat (1672 - 1683) seine übergroße Prachtliebe und sein unsteter Sinn veranlassten allerdings das „gesambte Kapitl“ zu „Khlagen wider ihren genedigen Herrn Propsten“.

Propst Johann Albert Kendlmayr (1683 - 1702) war dann der letzte bedeutende Propst. Er schrieb 1687 in lateinischer Sprache das für Historiker wichtige „Chronicon Rotenmannense“.

Bautätigkeit

Ab 1480 setzte eine rege Bautätigkeit ein. Bei St. Nikolaus waren erst die Außenmauern des ersten Bauabschnittes der gotischen Kirche fertig, mit dem zweiten Bauabschnitt wurde sie dann zur großen Augustinerkirche. In der Barockzeit wurde St. Nikolaus dann weitgehend verändert. 1674 entstand die Orgelempore, die aber fünf Jahre später bereits wieder abgetragen und neu gebaut wurde. 1675 entstanden die Seitenkapellen.

In der Barockzeit wurde das Kloster bedeutend vergrößert. Die Baulücke zwischen Kloster und Kirche entlang der Burgtorgasse wurde durch einen neuen Trakt geschlossen, teilweise wurden Gebäude aufgestockt, zwei weitere Flügel, Schloss genannt, mit einer Torhalle gebaut, sowie das Renaissancetor errichtet.

Erste Schwierigkeiten

Wiederholt kämpfte das Stift mit Schwierigkeiten der unterschiedlichsten verschiedenster Art. Das Kloster war noch nicht fertig, begannen schon die Probleme. Die Chorherren waren zunächst im Bürgerspital untergebracht. Das aber stieß auf großen Unmut bei den Insassen. Als die Pfarrkirche St. Nikolaus von den Chorherren inkorporiert wurde, ließen sich die Weltpriester die Pfarre jedoch nicht verlassen. Es kam auch zu Protesten der Bürger und Bauern, die die Kirchenschlüssel gewaltsam in Besitz nahmen und die Chorherren aus Kirche und Sakristei jagten. Auch einige kirchliche Seiten waren mit der Inkorporation vorerst nicht einverstanden.

=== Wirtschaftliche Grundlage des Stifts ===] hatte Kaiser Friedrich III. alle Schurfrechte der Gegend an das Stift Rottenmann erliehen. In Oppenberg wurden bis 1615 insbesondere Silber und Kupfer abgebaut. Die Kosten für die Bauten bis 1513 und deren Ausstattung wurden durch den bereits erwähnten Wolfgang Dietz, die Erträge aus dem Bergbau, aber auch durch Spenden, Vermächtnisse und den Verkauf von Grundstücken finanziert. Weitere Maßnahmen waren dennoch nötig. 1514 wurde vom Stift Rottenmann die Pfarre Irdning inkorporiert, 1515 die Pfarre Lassing mit dem Vikariat Oppenberg und der Filialkirche Liezen. Martin Luther 1517 hat Martin Luther seine 95 Thesen an der Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen. Seine Lehre verbreitete sich rasch. Schon 1528 führen königliche Visitatoren zu Admont darüber Klage. Hans Friedrich Hoffmann d. Ä., Freiherr von Grünbühel und Strechau (1538/39-1590), der in Rottenmann berechtigt war die Mautgebühren und den Torpfennig einzuheben, wurde zum großen Protestantenführer. Die neue Lehre wurde von immer mehr Leuten angenommen. Die von Hoffmann 1579 „beim Talhof“ erbaute Kirche hatte großen Zulauf. Evangelische Prediger kamen. Prozessionen und Wallfahrten wurden unmöglich gemacht. Die Zahl der Chorherren nahm ständig ab, teils waren nur noch vier Priester im Stift. 1599 ließ die Reformationskommission die Kirche „beim Talhof“ zerstören. Bürger, die lutherisch gesinnt blieben, mussten 1602 auswandern. Administratoren statt Pröpste Aquilin Hirmer, Propst seit 1702, war ein guter Seelsorger, wirtschaftlich aber glücklos. 1711 hat er abgedankt, bis zu seinem Tod 1738 lebte er in Lassing. Das Rottenmanner Stift wurde nun dem Augustiner Chorherrenstift Vorau unterstellt, das für Rottenmann Administratoren bestellte. Ab 1736 unterstand Rottenmann wieder direkt dem Salzburger Erzbischof. Nun ernannte er die Administratoren. Unser Gebiet gehörte damals zum Erzbistum Salzburg, und zwar bis 1786. Pfarrschule Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) hat 1774 das Schulwesen gesetzlich geregelt. Damit waren auch die klösterlichen Pfarrschulen entsprechend umzuwandeln. Kaiser Joseph II. (1471-1790), Sohn und Nachfolger der Kaiserin, legte auf die Durchführung großen Wert. Diesbezüglich gab es ab 1781 zwischen dem Kreisamt Judenburg und dem Rottenmanner Administrator Dechant Ortner einen umfangreichen Schriftverkehr. Nachstehend Teile aus der letzten Zeit. Am 29. Jänner 1785 verlangte das Kreisamt vom Stift, „es solle bei Abgang eines Schulhauses einstweilen im Stiftshause ein angemessenes Zimmer als Schulklasse hergeben und einrichten“. Ortner wehrte sich, es fehlten ihm die nötigen finanziellen Mittel. Am 30. März 1785 hat das Kreisamt dem Stift die Herstellung und die Einrichtung des Schulzimmers bis Mai aufgetragen. Am 11. Juli 1785 berichtete Ortner, dass das „Normalschullzimmer im hiesigen Stift nunmehr bereits hergestellt seye“, im vom Stift inkorporierten Liezen sei es aber immer noch nicht möglich. Aufhebung des Stiftes Rottenmann Am 15. Juli 1785 erschien der Kreishauptmann von Judenburg Paul Purgstaller im Stift und kündigte dem Administrator Dechant Franz Ortner und seinen sechs Mitbrüdern die Aufhebung an. Sie durften noch fünf Monate verbleiben. Ortner wurde dann bis 1790 der Pfarrer. Damit hatte Kaiser Joseph II. von den fünf Augustinerstiften in der Steiermark vier aufgehoben, neben Rottenmann auch Pöllau, Stainz und Seckau. Nur Vorau durfte bleiben. Rottenmann gehörte damals zum Kreis Judenburg. Politische Bezirke, z. B. Liezen, wurden erst nach dem Revolutionsjahr 1848 gebildet.

Kunstwerke

Drei spätgotische Schnitzwerke haben bis heute überlebt: der Betstuhl (1514) in St. Nikolaus, der Hochaltar (um 1520) in St. Georgen und der Oppenberger Krippenschrein (1485 - 1490). Letztere dürfte wohl in Rottenmann gestanden haben. Nicht mehr gibt es die 1513 in St. Nikolaus geweihten fünf spätgotischen Altäre. Sie dürften zur Barockzeit zusammen mit den von der romanischen Kirche noch vorhanden gewesenen Altären dem Zeitgeist zum Opfer gefallen sein.

Überlebte Kunstwerke in Stein von der gotischen Kirchen: die Kanzel (1513), das Taufbecken und ein Weihwasserbecken (Torso), alle aus Salzburger Rotmarmor.

Werke aus der Barockzeit: in St. Nikolaus der mächtige Hochaltar und die Seitenaltäre mit den jeweiligen Altarblättern, in St. Georgen die Seitenaltäre, in der Bürgerspitalskirche der Hochaltar und die Seitenaltäre, Gemälde, Statuen und Orgeln in allen drei Kirchen, weiters Kruzifixe vor der den Kirchen St. Nikolaus und St. Georgen.


Quelle