Reichsstraße
Eine Reichsstraße, auch Ärarialstraße genannt von lat. Aerarĭum, öffentlicher Schatz, ‚Staatsschatz, war im kaiserlichen Österreich, amtlich seit 1867 in den im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern, bis 1918 die Bezeichnung für eine vom Staat (k.k. Ministerium) unterhaltene Fernstraße.
Geschichte
Erbaut und unterhalten wurden diese Straßen mit Hilfe eines teilweise selbst betriebenen, teilweise verpachteten Mautsystems, dessen Einnahmen in den "Wegefonds" oder "Straßenbaufonds" flossen. Zuletzt war von 1908 bis 1918 das k.k. Ministerium für öffentliche Arbeiten für die Reichsstraßen zuständig. Diese wurden größtenteils von den nachfolgenden Nationalstaaten übernommen. In Österreich wurden daraus 1921 die mit Unterbrechung bis 2002 existierenden Bundesstraßen, die nach der Übertragung der Verwaltung an die Bundesländer heute noch immer die Bezeichnung "B" führen.
Ihnen standen die "nicht ärarischen Straßen" gegenüber, ein Begriff, der sich bis zum "Anschluss" Österreichs 1938 hielt. Das waren von den einzelnen Kronländern, später Bundesländern, unterhaltene Landesstraßen, von den politischen Bezirken unterhaltene Bezirksstraßen und von Gemeinden errichtete Gemeindestraßen, die in einigen Kronländern (z. B. Böhmen, Steiermark, Galizien, Kärnten, Krain, Oberösterreich, Salzburg) bis zum Schluss innerhalb ihrer politischen Sprengel verwaltet wurden, während in anderen Kronländern (Niederösterreich, Mähren, Schlesien, Istrien, Görz-Gradiska) "Straßenkonkurrenzbezirke" aus den Gemeinden der Bezirksgerichtssprengel gebildet wurden und die Geschäftsleitung einem "Bezirksstraßenausschusse" oblag.
In der Steiermark erreichte das Netz der Reichsstraßen mit 842,3 km im Jahr 1859 seine weiteste Ausdehnung.
Reichsstraßen im Bezirk Liezen
Im heutigen politischen Bezirk Liezen verliefen u. a. folgende Reichsstraßen:
- Spitaler Reichsstraße (heute Pyhrnpass Straße, B 138)
Notizen zu Reichsstraßen im Bezirk Liezen
- Beschreibung bei Georg Göth 1843
"Im damaligen Gemeindegebiet von Lassing lag die Salzstraße von Leoben nach Aussee bzw. Salzburg. Sie führte über die Röthlbrücke der Enns entlang bis zur Gemeindegrenze bei Versbichl. Weiters durchquerte eine Bezirksstraße die Gemeinde. Sie führte über den Burgberg bei der Burg Strechau in Richtung Irdning, später wurde sie zur Reichsstraße. Nach Oppenberg führte ein Gemeindefahrweg über den Ortsteil Burgfried."
- Auszugsweise die Charakteristik Schladmings aus der Sicht Josef Andreas Janisch's, wie sie in seinem (Graz 1885) Topographisch-statistisches Lexikon von Steiermark 3. Band zu lesen ist:
"Schladming, Orts-, Katastral- und Marktgemeinde des gleichnamigen Gerichtsbezirkes liegt am rechten Ufer der Enns und an der Einmündung des tosenden Talbaches in diese und wird von der Reichsstraße durchzogen. Der Bahnhof befindet sich am linken Ennsufer in der Gemeinde Klaus. Die Strecke um den Markt herum ausgenommen, welche eben ist, ist die ganze Oberfläche gebirgig und waldig. Das Grubeck ist eine Viehweide mit Gestrüppe am Fastenberge. Am Thalbache liegen 3 Mauthmühlen, 2 Ölstampfen, 1 Säge, 1 Kupfer- und 1 Eisenhammerwerk.
- Das Hochwasser 1920 verursachte zahlreiche Schäden an Reichstraßen.
- Der Todesmarsch 1945: vom Paltental nach Liezen führte noch über eine von der Bevölkerung so genannten Reichsstraße.
Quellen
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Reichsstraße"
- und dortige Quellen, darunter → Länge der Ärarialstraßen