Martinitag

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Der Martinitag, der 11. November, wird in vielen befragten Bauernfamilien des Ennstales als Stichtag genannt, ab dem die Tiere nicht mehr ausgetrieben werden, das heißt, dass "eingestallt" wird.

Allgemeines

Der volkstümliche Brauch der Martinigans, die an vielen Orten zum Martinsfest gegessen wird, geht auf den Martinstag als Hauptzinstag zurück. Für die Bauern begann an diesem Tag früher das neue Wirtschaftsjahr. An diesem Tag erhielt das Gesinde seinen Lohn ausbezahlt, wurden Pachtverträge geschlossen, Steuern abgeführt, Dienstboten, Knechte und Mägde konnten, wie ebenso an Maria Lichtmess, den Dienstherrn wechseln.

Damit man nicht das gesamte Vieh aus Kostengründen den ganzen Winter hindurch füttern musste, wurde an diesem Tag auch viel geschlachtet. Dazu zählten eben auch die Gänse. Es war also nochmals ein Festessen mit dem Gänsebraten vor dem großen Fasten im Advent.

Im Ennstal

An diesem Tag gibt es von Öblarn aus eine Prozession nach Sankt Martin am Grimming, wo der Pfarrpatron mit einem feierlichen Hochamt, zelebriert von Abt vom Benediktinerstift Admont wird. Anschließend ist eine Einkehr mit bester Bewirtung in St. Martin Brauch.

Das Martiniganserl wird allerdings für das Ennstal nicht als typischer Brauch genannt. Erst in den letzten Jahren haben einige Gasthöfe damit begonnen, Martinigänse anzubieten.

Martiniloben

Das richtige Martiniloben hat sich im Tal aufgehört. Nur mehr in den Sölktälern wird dieser alte Brauch geschätzt und praktiziert. Am Abend des Martinitages gibt es eine sehr üppige Kost: zuerst eine Schnapssuppe, das ist eine Einbrennsuppe, die mit Schnaps abgeschmeckt und mit Schwarzbrotwürferln verfeinert wird. Danach wird ein herrliches Schweinsbratl mit sämtlichen möglichen Beilagen serviert. Im Anschluss gibt es Schnapsnudeln, das ist ein Germteig zu kleinen Raunkerln geformt und dann in Schnaps plus Wasser plus Gewürzen aufgekocht, angezündet und brennend serviert.

Dazu werden nun alle Leute eingeladen, die einem während des Jahres etwas Gutes getan haben. Auch die Nachbarn sind selbstverständlich herzlich willkommen.

Zu diesem Tag gehört auch das Spießen. Zuerst gehen die Kinder, die einen Stecken mit sich tragen, von Haus zu Haus. Sie bekommen Würstel, Packerln mit Orangen, Lebkuchen Schnecken oder Krapfen aufgespießt.

Die Sölker Bauern halten den Martinibrauch noch im Andenken an den Heiligen Martin hoch, der sein Habe mit einem Armen geteilt hat. In den anderen Orten erinnert man sich zwar noch an Erzählungen vom Martiniloben und dem Spießen, das in Gröbming nur von Erwachsenen gemacht wurde, die ihre Spieße durch das Fenster streckten. Praktiziert wird dieser Brauch aber sonst nirgends mehr.

Laternenfest

Ein jüngerer Brauch ist in den meisten Orten jetzt aber das Laternenfest der Kinder. Die Kindergärtnerinnen lernen mit ihren Gruppen Martinslieder und Gedichte und basteln schöne, bunte Laternen, mit denen sie im Andenken an den Hl. Martin bei Einbruch der Dunkelheit am 11. November einen Laternenumzug machen und dabei die Lieder und Gedichte den mitwandernden Eltern und anderen Erwachsenen zu Gehör bringen. In Admont bringen die Kinder das Martinilicht auch dem Abt des Benediktinerstiftes Admont und bekommen eine köstliche Jause von der Gastronomie.

Quellen

  • Buch Ennstaler Bräuche im Jahrlauf, Erhoben von: Otto Hubner und Josef Tritscher (Schladming), Thomas Pilz, Martin Pilz und Manfred Pichler (Gröbming), Ingrid Jandl (Öblarn), Andreas Radlingmaier (Aigen), Franz Reiter (Lassing), Aloisia Pfatschbacher und Regina Puntigam (Admont), Zusammengefasst von VD Ingrid Jandl, Begleittexte von Manfred Pichler, Projektbetreuung: Dr. Roswitha Orač-Stipperger, Verband der Heimat- und Trachtenvereine Enns- und Paltental und Steirisches Salzkammergut, 8962 Gröbming 2002, ISBN 3-9501633-0-1
  • Salzburger Woche, 28. Oktober 2011


Ein Beitrag im Rahmen des Leader-Projekts "Heimatkunde - heimatkundig"
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