Thomas Scharfetter

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Biografie

1927 - †1971
Hüttenwirt auf der Krummholzhütte, 1870 m

Thomas Scharfetter — ein klingender Name in unserem Tal! Untrennbar verbunden mit der touristischen Entwicklung in Haus, am Hauser Kaibling und wohl in unserem Land überhaupt. Als im Jahre 1986 das Konzept für diesen Bericht erstellt wurde, war Thomas Scharfetter noch am Leben, und er selbst sollte noch erzählen, was ihm besonders am Herzen gelegen war. So kann dieses bescheidene Porträt in der vorliegenden Ausgabe von „DER BERG" nicht die Lebensgeschichte eines überaus aktiven, lebensbejahenden Mannes bringen — es kann in wenigen Gedanken nur skizzieren, was Thomas Scharfetter über vier Jahrzehnte auch war — der HÜTTENWIRT DER KRUMMHOLZHÜTTE AN HAUSER KAIBLING. Sein Bruder Hias, damals Pächter der ursprünglich „Kaiser-Franz-Josef-Jubiläums-Schutzhaus" benannten Krummholzhütte, holte ihn als Träger aus seiner Lungauer Heimat, wo er bei Bauern aufgewachsen war und nur kurz in der Papierfabrik Pols einen ungeliebten Dienst zu verrichten hatte. 1927 pachtete er dann selbst, gemeinsam mit seiner Hauser Ehegattin Maria die Krummholzhütte. Bis zu seinem 70. Lebensjahr im Jahr 1971 blieb er Wirt auf „seiner" Hütte und dokumentierte damit auch das gute Verhältnis zum hüttenbesitzenden Verein der „Alpinen Gesellschaft Krummholz", die in Wien ihren Sitz hat.

Die Zeichen der Zeit

zu erkennen, war eine Stärke von Thomas Scharfetter. Eine Sensation schlechthin war z. B. der erste Fernseher auf der Hütte, zu einer Zeit nach dem 2. Weltkrieg, wo es noch gar kein österreichisches Fernsehen gab, sondern das bayrische Programm empfangen wurde. Die Zentralheizung im Jahr 1937, das Elektrizitätswerk im Gföhl, die erste Tiefkühltruhe, die ersten Schneeberichte vom Kaibling nach Wien — das alles sind weitere Zeugnisse seiner Aufgeschlossenheit.

Der Pioniergeist

wie er kaum zu finden war und ist, zeigte sich aber besonders bei seinen Seilbahnprojekten: 1946 Bau der Materialseilbahn, 1950 die erste und 1960 die zweite, eine leistungsfähigere Gondelbahn. Die ungeheure Erleichterung, die die Seilbahn brachte, läßt sich vielleicht verstehen, wenn man weiß, daß vorher im Winter die Milch täglich vom vlg. Dirtler und im Sommer von den Dürrenbachalmen geholt werden mußte. Nun konnte auch das am Kaibling (noch heute) kostbare Wasser mit der Seilbahn auf den Berg transportiert werden — vorher war oft genug lediglich der Schnee als Wasserreserve zur Verfügung gestanden. DIE JUGEND IST DER GAST VON MORGEN, pflegte er zu sagen. Sein Interesse und Verständnis galt der sportbegeisterten Jugend. Am 15. 12. 1964 genehmigte er der AV-Ju-gend Haus, die gerade ihre ersten Schritte auf die Berge unternahm, die Auffahrt mit der Gondel zum Sonderpreis von nur 5,— S (!). Thomas Scharfetter war ein geselliger Mensch, er spielte selbst Gitarre. Er war begeisterter Berg- und Schitourengeher — solange ihn der Umfang seiner Aktivitäten, auch in Vereinen und Körperschaften, nicht zu sehr einschränkte. Seine Erfolge kamen nicht von selbst, sondern er arbeitete unermüdlich dafür. Von Null ging es sozusagen aufwärts. Im Frühjahr und Herbst war er alljährlich in Wien unterwegs, um alle Reisebüros abzuklappern, um Kontakte zu pflegen und zu knüpfen. So sind denn auch viele, viele Wiener Freunde bis heute treue Gäste am Hauser Kaibling. Der „Zug ins Blaue" von Wien mit der Ankunft mitten in der Nacht war bekannt, und die Hauser Burschen verdienten sich beim Gepäcktragen auf die Krummholzhütte mehr, als bei einer Woche normaler Arbeit. Eine Gruppe ungarischer Besucher, denen anläßlich einer solchen Gelegenheit Schneereifen für den Aufstieg zur Verfügung gestellt worden waren, kamen am Kaibling mit umgehängten Schneereifen an, da sie leider nicht wußten, wie die Reifen zu verwenden waren. Thomas Scharfetter war kein zimperlicher Zauderer, sondern er hat überlegt und die Dinge dann auch angepackt. Dies könnte ein Vermächtnis seines Lebens sein — Herausforderungen nämlich optimistisch zu begegnen. Sein Wirken verdient es. gewürdigt zu werden. Mögen auch diese wenigen Zeilen dazu beitragen.

Quelle

  • Siegfried Steiner - Archiv Oeav Haus im Ennstal