Wallfahrten zum Filzmooser Kindl
Mirakelbücher[1] und Votivbilder dienen als Hinweise zu lokalgeschichtlichen Ereignissen rund um die Wallfahrten zum „Filzmooser Kindl".
Allgemeines
Der weithin bekannte Wallfahrtsort Filzmoos zu Füßen der Bischofsmütze im salzburgischen Pongau ist auch den Schladmingern gut bekannt. Bekannt vielleicht auch deshalb, weil man in manchen Familien den Ort schon aus Großmutters Zeiten kennt und vielleicht schon selbst als Kind mitgenommen wurde zu einer Wallfahrt zum Filzmooser Kindl. Diese Gnadenstätte ist aber schon Jahrhunderte früher Ziel vieler frommer Pilger aus nah und fern gewesen, die in Not und Bedrängnis voll Gottvertrauen eine Wallfahrt dorthin unternahmen.
Noch bis 1960, dem Jahr der Kirchenrestaurierung, konnte man hinter dem Hochaltar der Kirche eine große Zahl von Votivbildern sehen, die als Danktafeln für Errettung aus Krankheit, Bedrängnis und Unglücksfall, Verlöbnistafeln als Einlösung eines Gelübdes oder als Bitttafeln in Sorge um Haus und Hof gestiftet wurden.
Die meisten dieser Votivbilder sind leider nicht mehr in Filzmoos, sondern in alle Winde zerstreut. Durch Zufall war es möglich, für das Dekanatsmuseum Haus im Ennstal acht Bilder zu bekommen, wo sie nun in sinnvollem Zusammenhang mit der Dokumentation des Wallfahrtswesens im oberen Ennstal gezeigt werden. Von lokalgeschichtlicher Bedeutung für Schladming ist aber auch das im Jahre 1772 in Salzburg gedruckte „Filzmooser Wallfahrtsbüchlein", in dem von 208 Gebetserhörungen von 1705 bis 1772 berichtet wird. Auch in Schladming fand man in dieser Zeit verschiedentlich Anlass zu Wallfahrten nach Filzmoos, wo man nach erfolgter Gebetserhörung dann ein Votivbild stiftete.
So gibt uns das Filzmooser Wallfahrtsbüchlein Aufschluss über so manches unglückliche Ereignis, von dem wir nie etwas erfahren hätten, gäbe es nicht dieses Mirakelbuch.
Filzmooser Wallfahrtsbüchlein
- Anno 1713
Brachte des Andreas Graßberger, burgerl. Schneider-Meister zu Schlädming Eheweib ein Opfer-Tafl, weilen ihr Sohn mit einem drithalb jährigen Gottenkind die tiefe Kellerstiegen eingefallen, und jedoch der Fall auf ihr Verlobnuß weder dem Sohn, noch dem Kind geschadet hat.
- Anno 1721
Den 26. Juni verrichtete allda sein Dank-Opfer mit seiner Frauen, Herr Verweser zu Schlädming, weilen er auf hierher gemachtes Gelübd, da ihm ein ganz feuer-heisses Bley in das Angesicht und in die Augen gespritzet, nur einen Tag Schmerzen zu leiden gehabt, und ohne Schaden sein voriges Gesicht erlanget.
- Anno 1722
Christian Scheick, burgerl. Böckenmeisters zu Schlädming, fiele sein Kind über den Tisch hinab auf das Köpfl zur Erden, also, daß man kein Leben daran verspiehret. So bald er sich aber anhero verlobet, hat selbes sich alsobald ohne Schaden erhollet.
- Anno 1722
Einem anderen Burger fiele sein Söhnlein auf der Gassen, und kunte sich nicht eher aufrichten, bis inzwischen ein Fuhrwagen schnell, ohne mehr ihn aufhalten zu können, über ihn gegangen. In dieser Gefahr rufte die Mutter das JESUS Kindl in Filzmoß an, und es ist den Kind nicht das mindeste Leid widerfahren.
- Anno 1722
Am Fest des heiligen Erz-Engel Michael kame anhero mit seiner Frauen Herr Johann Michael Adam Winkler, Kaiserlicher Einnehmer zu Schladming, opferte dem Göttlichen Kind ein kostbares roth sammetes Röcklein: anerwogen durch dessen Güte ein seiniges Söhnlein von einem heftig hitzigen Fieber stündlich zur Besserung, und endlich zur völligen Gesundheit gekommen.
- Anno 1726
Über das Kind der Maria Gleimmingerin Wittib zu Schlädming gienge ein mit Holz beladener Wagen, druckte das Kind so sehr, daß man die Masen am Leib des Kinds lang sehen können. Auf verlobte Kirchfahrt aber anhero ist es ohne anderen Schaden gesund worden.
- Anno 1735
Verrichteten ihr Andacht allda Georg Dunhardt, und seine Ehewürthin Zuckerbacherin zu Schlädming, wegen erlangter Gesundheit nach schwär, und langwiehriger Krankheit.
- Anno 1743
Es brachte eine Votiv-Tafl Frau Eva Lindmayrin zu Schlädming wegen ihren tod-kranken, aber auf Verlobnuß hierher alsobald gesund wordenen Knäbl.
- Anno 1749
Mit einer Votiv-Tafl kam Frau Cäcilia Prandstetterin, Hammerschreiberin vonSchlädming, mit welcher sie zu verstehen gegeben, daß das Göttliche Kind mit ihrem kleinen Kind in einem großen Anliegen geholfen habe.
- Anno 1756
Franz Joseph Pichler, GlasserermeisterSohn zu Schlädming, fiele als ein Kind, bey enstandener Feuers-Brunst daselbst drei Gaden hoch in Gloggenthurn auf das vor herabgeworffene Eisen, und Gloggenspeis herab, also, dass er kein Zeichen des Lebens gegeben. Die Mutter verlobt ihn hieher, und das Kind fangt an Lebens-Zeichen zu geben: kunte aber nicht reden. Die Mutterverlobt sich das zweytemal, daß solches Kind gehöret; und alsbald redet das Kind: 0 heiliges Kindl im Filzmoß hilf mir; und nach und nach zur vollkommenen Sprach, und Gesundheit gelanget. Also die hergebrachte Votiv- Tafel.
- Anno 1769
Sieben Bergknappen in obern Schlädminger-Thal seynd von einer Schneelähn abgetragen worden. Zwey hiervon wurden völlig in Schnee vergraben. Weil sie sich aber alle hierher verlobt, wurden diese zwey noch lebend ausgegraben, und seynd alle der Gefahr glücklich entgangen. Den 16. Februari waren sie alle hier.
Quelle
- Heimatkundliche Blätter von Schladming, Nr. 8, Juli 1987, Beitrag von Walter Stipperger
Fußnoten
- ↑ Ein Mirakelbuch ist eine Sammlung von Wunderberichten, meist bezogen auf einen bestimmten Heiligen, dem die gesammelten Wunder zugeschrieben werden, Quelle: Wikipedia Mirakelbuch