Angelo Soliman

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Angelo Soliman stammte ursprünglich aus Afrika, stand als „Hochfürstlicher Mohr“ im Dienste adeliger Europäer und scheint nach Erwerb eines gewissen Reichtums auch Investor bzw. Gewerke beim Schladminger Kobalterzbergbauauf. Seine facettenreiche Lebsgeschichte als zwangseuropäisierter Afrikaner, Prinzenerzieher und Freimaurer sowie die Präparation seiner sterblichen Überreste nach seinem Tod machten aus Soliman einen Mythos.

Herkunft - Verschleppung

Angelo Soliman gab bei seiner Heirat an, er sei „natus in Africa Parentibus Accatholicis“, also in Afrika nichtkatholischen Eltern geboren worden und bei dieser einzigen Erklärung seinerseits blieb es. Die Wiener Literatin und Gastgeberin eines bekannten bürgerlichen Salons, Caroline Pichler (1769- 1843), war die erste Biografin Solimans und die einzige historische Quelle für seine afrikanischen Ursprünge; ihren Bericht bzw. ihre Erinnerungen an Soliman verfasste sie zehn Jahre nach seinem Tod. Aktuellen Forschungen zufolge wurde er um 1721 geboren und stammte vermutlich aus dem Volk der Kanuri und dessen Stamm der Magumi Kanuri welcher im heutigen Grenzgebiet zwischen Niger und Tschad zu lokalisieren ist. Pichler gibt an, er habe den Namen Mmadi Make getragen; er ist als Moslem aufgewachsen. Die politischen Rahmenumstände in seiner Region waren bewegt und immer wieder von Gewalt in den Grenzgebieten gekennzeichnet. Plündernde berittene Banden entführten Dorfbewohner und verkauften sie als Sklaven. Im Alter von acht Jahren geraubt, wurde Soliman von maghrebinischen Schleppern nach Nordafrika gebracht. Pichler berichtete, dass er vorerst in einer Kolonie in Afrika Kamele hütete. Hier gab man ihm den Namen André. Seiner Erinnerung nach ist er mit einem „schwimmenden Haus“ nach Messina – damals Zentrum des Ostmediterranen Sklavenhandels- gekommen, wo eine Gräfin ihn gekauft und als Bediensteten genommen hat. Solimans neue Herrin sorgte für seine Erziehung und brachte ihn dazu, sich taufen zu lassen. Aus Zuneigung zu einer Dienerin, Angelina, die ihn während einer Krankheit gepflegt hatte, nahm er den Namen Angelo an. Die Grafen Sollima (oder Sollyma) waren eine prominente Adelsfamilie in Messina und eng mit der Administration des österreichischen Militärgouverneurs Fürst Georg Christian Lobkowitz (1686-1763) verbunden. Im Zuge einer Taufe erhielten Sklaven die Nachnamen ihrer Besitzer und so erhielt der Junge bei seiner Taufe wohl den Namen Angelo Sollima, welcher ver mutlich aufgrund der Hörgewohnheiten im Habsburgerreich (Suleiman der Prächtige, der 1529 Wien belagert und fast eingenommen hatte, war hier immer noch ein bedrohlich klingender Name) zu Soliman umgewandelt wurde. An einem 11. September wurde er getauft. Diesen Tag feierte er später als seinen Geburtstag.

Angelo Soliman und Fürst Georg Christian von Lobkowitz

Nach mehrfacher Anfrage wurde er um 1734 dem Fürsten Johann Georg Christian von Lobkowitz „geschenkt“ – vielleicht, um dem Dreizehnjährigen eine Karriere unter fürstlicher Protektion im kaiserlichen Heer zu ermöglichen. Zwanzig Jahre seines Lebens verbrachte Soliman beim Militärkommandanten und späteren Feldmarschall Lobkowitz, der ihn als Kammerdiener, Soldat und Reisebegleiter einsetzte. Pichler schreibt davon, dass Lobkowitz seinen Diener außerordentlich schätzte und ihm vertraute. In einer Schlacht rettete Soliman ihm das Leben, was wesentlich für seine künftige soziale Stellung verantwortlich gewesen sein könnte. Er soll „als tapferer Krieger und erfahrener Offizier“ (Pichler) ausgezeichnet worden sein. Afrikaner sind seit dem 15 Jahrhundert in europäischen Armeen nachweisbar und in Ermangelung anderer Karrieremöglichkeiten bot ihnen der Militärdienst die Chance, ein relativ eigenständiges Leben zu führen. Die zwanzig Jahre die Soliman beim Fürsten verbrachte, sind bis auf Pichlers Äußerungen aber völlig undokumentiert. Wie es ihm in diesen Jahren erging, weiß man nicht, nur anhand des Lebenslaufs des Fürsten kann man erahnen wir unruhig Solimans Leben verlief, er verbrachte diese Jahre in der Lombardei, in Siebenbürgen, in Böhmen und Ungarn.

„Hochfürstlicher Mohr“ im Hause des Fürsten Joseph Wenzel I. von Liechtenstein

Nach Lobkowitz' Tod oder auch schon davor kam Soliman 1753 zu Fürst Wenzel von Liechtenstein und stieg dort zum Chef der Dienerschaft auf. Die erste gesicherte Erwähnung Solimans stammt aus einer fürstlich Liechtenstein’schen Haushaltsrechnung des Jahres 1754. Dort wird der inzwischen in den Dreißigern stehende Angelo als „Fürstl.Mohr“ bezeichnet. Dies lässt darauf schließen, dass er zu diesem Zeitpunkt einen Dienstvertrag hatte, also kein Sklave mehr war, jedoch nach wie vor mit vielen Einschränkungen der persönlichen Freiheit (etwa dem Verbot zu heiraten und eine Familie zu gründen, keine Trennung von Arbeitszeit und Freizeit, eingeschränkte Bewegungsfreiheit oder der Auflage sich als repräsentativer Exot kleiden zu müssen)einherging. Die Aufnahme Angelos entsprach dem bekannt opulenten Charakter der Hofhaltung Liechtensteins, seinen Kammerdiener suchte der Fürst auch wie eine prestigeträchtige Neuanschaffung zu repräsentieren und ließ ein Porträt anfertigen, welches sehr bekannt geworden ist. Trotz aller Einschränkungen und Abhängigkeiten konnte Soliman im Gegensatz zur Masse der städtischen Bevölkerung dieser Zeit Luxus und Sicherheit erfahren und bildete zwar ein unfreies, aber kostbares Element in der öffentlichen Selbstinszenierung der Hocharistokratie: sein Aussehen war Stigma aber auch Chance. Für die Wiener High Society war Soliman aufgrund seiner Hautfarbe, aber auch infolge seiner Gewandtheit, seiner Sprachkenntnisse und seines Talents im Kartenspiel ein auffälliger exotischre Referenzpunkt. Überliefert ist auch, dass Kaiser Josef II. Soliman als Gesellschafter schätzte, ihn zu Spaziergängen einlud und mit ihm Schach spielte.


Allgemeines

Seit vielen Jahrzehnten geht in Schladming eine sagenhafte Geschichte im Zusammenhang mit dem Bergbau um. Es sollte angeblich ein „hochfürstlicher Mohr“ Anteile an einer Bergbaugewerkschaft gehabt haben. In Schladming wurde im Jahr 1763 eine „k.k. Kobalderzinspektion“ eingerichtet, mit dem Auftrag entsprechende Erzvorkommen in den Schladminger Tauern zu untersuchen.

In der Folge wurde über Initiative eines gewissen Peter Paul Strobel und Maximilian Putterer intensive Schurfarbeiten durchgeführt, in deren Verlauf offenbar bauwürdige Vorkommen von Kobalterzen aufgefunden wurden. Im Jahr 1767 kam es schließlich zur Gründung von drei Gewerkschaften und zwar jener des Peter und Paul Stollens, des Mutter von Kirchental Stollens und des Ignazi Stollens.

Die Gewerken entstammten fast durchwegs wohlhabenden und einflussreichen Kreisen der Wiener Gesellschaft.

Wie die jüngsten Quellenforschungen von Min.-Rat mag. jur. Dipl.Ing. Alfred Weiß ergaben, verdient bei diesen Gewerkschaften der Name Angelo Soliman besondere Aufmerksamkeit. Soliman ist der einzige Gewerke, über dessen Leben Details überliefert sind. Eine eingehende Zusammenfassung der Forschungsergebnisse über Soliman von Dipl.-Ing. Alfred Weiß konnte man in der im Jänner 2003 erscheinenden Kulturzeitschrift „Da schau her“ lesen.

Weblinks

Quelle