Landwirtschaft

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Die Landwirtschaft war und ist ein das Ennstal prägender Wirtschaftszweig.

Geschichte

Seit der Besiedelung des Ennstals wurde hier Landwirtschaft betrieben. Durch die Franken kam das System der Mayerhöfe in die Region. Ein Mayerhof war ein Großhof, der in Huben unterteilt wurde, diese wiederum in Lehen oder „Lechen“. Aus der Mayerhofstruktur entstanden später die noch heute typischen Weiler zum Beispiel Altlassing in der Gemeinde Lassing.

Die Huben und Lehen hatten selbst nur Kleintierhaltung wie Schweine und Gänse und wurden von Grundholden bewirtschaftet. Erst einige Zeit danach wurden auch die Mayerhöfe selbst an Bauern vergeben und nicht mehr von der Herrschaft bewirtschaftet. Später kamen auch noch Höfe dazu, die hauptsächlich der Tierhaltung gewidmet waren - die sogenannten Schweigen.

Eine weitere Hofeinheit war ein sogenannter Stadelhof lat. „curtes stabolaria“. Dieser befand sich in Gebieten mit Getreideanbau und war ebenfalls von kleineren Huben umgeben. Als Beispiel im Gemeindegebiet von Lassing ist der Ortsteil Treschmitz zu nennen, mit dem vulgo Treschmitzer als Stadelhof. Im Paltental kann als typischer Stadelhof der vulgo Grießmoar in Au bei Gaishorn genannt werden. Leider wurde der mächtige Stadel nach einem Windschaden abgetragen.

Um 1200 kann man davon ausgehen, dass die Bauernschaft sich als eine einheitliche Gruppe etablierte. Sie war zwar rechtlich von der Herrschaft abhängig, jedoch wirtschaftlich durchaus eigenständig.

Bis in das 13. Jahrhundert war die Freistift die häufigste Besitzform. Der Grundherr konnte den Bauern jederzeit an- oder abstiften. In frühester Zeit wurde ein Hof nur auf ein Jahr vergeben, später wurde dies durch das Leibgedinge abgelöst – ein Hof gehörte für eine Lebenszeit dem darauf sitzenden Bauern.

1848 wurden die Grundherrschaften aufgelöst und die Bauern Eigentümer ihres Besitzes. Es kam zu einem regelrechten Bauernsterben, da viele mit der neu gewonnen Freiheit ohne den wirtschaftlichen Schutz der Herrschaft nicht umgehen konnten. 1868 fiel auch noch das Belastungsverbot für bäuerliche Liegenschaften und die Genehmigungspflicht bei bäuerlichem Besitzverkauf. Durch die Verschuldung kam es zu häufigen Zwangsversteigerungen von Bauerngütern. Oft kauften den Besitz wieder Bauern, die ihn dann zerstückelten und weiterverkauften, sogenannte "Güterschlächter".

Als Beispiel der Aussiedlung ganzer Täler kann die Katastralgemeinde Mitteregg bei Aigen im Ennstal genannt werden. Hier wurden bis 1910 fast alle kleineren Bauerngüter aufgelassen und zu Großgrundbesitz zusammengefasst. Die neuen Eigentümer waren hier etwa die Grafen Lamberg, die Familie Keller und die Familien Krenn und Schaunitzer aus Lassing. Dasselbe passierte überall in der Region, Industrielle und Adelsfamilien versuchten ihre Besitzungen zu erweitern oder durch Zukauf eine neue Gutsverwaltung zu errichten. So etwa in Lassing der Industrielle Dr. Julius Hofmeier. In seinem Buch 'Jakob der Letzte' beschreibt Peter Rosegger diese Vorgehensweise und den Umbruch in der Landwirtschaft im 19. Jahrhundert.

Viele Bauern übernahmen auch Almrechte, die in sogenannten Regulierungsvergleichen festgeschrieben wurden. Meist verpflichtete sich die ehemalige Grundherrschaft gegenüber dem Bauern, ihm dieses Recht einzuräumen. Die Zahl der Tiere und sonstigen Rechte war genau festgeschrieben. Da diese Rechte nicht verjährten und auf dem Besitz bestehen blieben, mussten sie vom Grundeigentümer abgelöst werden. Viele Bauern ließen sich in den Jahren nach 1900 ihre Alm und Weiderechte ablösen oder verkauften ihre Eigenalmen.

Quelle

  • Lassing und die dort angeführten Quellen