Gertrude Zucker
Gertrude Zucker, geborene Schnürmacher (* 8. Juni 1915 in Schladming; † in Litzmannstadt in Polen), wurde am 2. November 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert, wo sie auch zu Tode kam. Zucker war jüdischer Herkunft und ist somit ein Shoah Opfer.
Leben
Gertrud(e) Zucker verheiratete sich mit dem in Schladming geborenen Ernst Zucker. Dieser arbeitete in Schladming als Kürschners und Fellhändler. (1) Vermutlich hatten die beiden eine Tochter, eventuell mit dem Vornamen Margarete. (2) Die Familie lebte in der Siedergasse in Schladming. Die Wohnfläche betrug 30 m² und hatte einen Wert von 140 RM, heutzutage ungefähr 630 €. (3) Dem Ehepaar wurde die Wohnung im Jahr 1938 entzogen.
Dem Akt der Sammelstellen A und B ist zu entnehmen, dass eine handschriftliche Notiz des Geschäftsführers derselben der Liegenschaft des Jakob Zucker (* 4. Oktober 1869), Vater von Ernst Zucker, einen geringen Wert bescheinigte und dies zu der Entscheidung führte, dass der Fall nicht mehr weiterverfolgt würde. (4)
Vor ihrer Deportation lebte sie mit ihrem Ehemann in einer Sammelwohnung in Wien, im 2. Bezirk, Große Schiffgasse 18.
Das Ehepaar Zucker war ursprünglich nicht für die Deportation nach Litzmannstadt vorgesehen, sondern wurde anstatt erkrankter Personen hinzugenommen. Dadurch ergibt sich eine inhomogene Zahl des Transportakts, der dem Ehemann zugeordnet ist. (5)
Der Ehefrau wurden bei der Deportation Vermögenswerte in der Höhe von 17 RM abgenommen. Dem Ehemann 23 RM. Auf der Transportliste wird Gertrude S. mit der Nummer 995 angeführt, der Ehemann Ernst Zucker mit der Nummer 941. (6) Das Ehepaar Zucker (7) (8) wurde ins Ghetto Litzmannstadt gebracht und ist dort verstorben. Ihre Todesumstände sind nicht bekannt.
Der Brief an die Zukunft stieg am 5. Mai 2003 an einen Luftballon gebunden in den Himmel. Darauf vermerkt der Text zweier Schülerinnen, Magdalena und Barbara:
"Ernst Zucker wurde in Schladming geboren; er wurde mit dem Transport Nr. 10 am 2. September 1941 nach Litzmannstadt deportiert und 1945 wurde er für tot erklärt. Musste diesem Menschen soviel Leid geschehen? Hätte man das alles verhindern können? Über all diese Fragen nachzudenken bringt uns heute nicht mehr viel; viel wichtiger ist, dass wir verhindern, dass so etwas Schreckliches in Zukunft nochmals passiert.
Wünschenswert wäre, wenn in Zukunft alle Religionen akzeptiert werden würden; wenn sich keiner mehr zu verstecken braucht aufgrund seines Glaubens, seiner Rasse bzw. seiner Hautfarbe. Es ist unerlässlich, dass so etwas wie Massenvernichtung nicht mehr passiert; alle Menschen sollten akzeptiert werden; keiner hat das Recht über andere zu urteilen oder andere zu verurteilen.
Die Opfer sollten nicht vergessen werden; ein Gedenkplatz wäre eine richtige Methode dafür.
Es ist wichtig, nicht zu vergessen, welches Leid all diesen Menschen zugestoßen ist; lassen wir es nicht zu! Kämpfen wir für die Erinnerung an all diese Personen; vor allem im speziellen Fall an Ernst Zucker." (9)
Die Schwägerin von Gertrud(e) Zucker war Grete Weiss, geborene Zucker (* 12. Mai 1905 in Schladming). Grete Weiss wurde mit ihrem Ehemann Karl Weiss (* 3. September 1889) am 14. Juni 1942 im Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet.
In Erinnerung an die von den Nazis deportierten Familien Zucker und Weiß wurden am 4. Juli 2023 vor dem Rathaus Schladming im Rathauspark Stolpersteine (siehe Stolpersteinverlegungen in Schladming im Juli 2023).
Quellen
- (1) Nationalfonds, Historische Recherchen (2020)
- (2) A letter to the stars
- (3) Wikipedia: Reichsmark
- (4) Nationalfonds, Historische Recherchen (2020)
- (5) Nationalfonds, Historische Recherchen (2020)
- (6) Nationalfonds, Historische Recherchen (2020)
- (7) Findbuch ÖStA – FLD Reg. 21214
- (8) Findbuch ÖStA – FLD Reg. 27215
- (9) Letter to the stars
- (10) Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes