Anna von Lamberg

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Anna Lamberg, geborene Werndl und ab 1880 verheiratete Gräfin Lamberg, wohnhaft unter anderem auf Schloss Trautenfels, galt aufgrund ihres sozialen Engagements als eine im mittleren Ennstal hochgeschätzte Persönlichkeit und ist besonders mit der Ortsgeschichte von Pürgg-Trautenfels eng verknüpft.

Gräfin Lamberg und das Schloss Trautenfels

Am 12. Juli 1880 heiratete die 18-jährige Anna Werndl, Tochter Josef Werndls, Begründers der Waffenfabrik Gesellschaft in Steyer und Erfinders des ersten österreichischen Hinterladergewehres, in Schloss Dorf an der Enns den Grafen Josef Friedrich Lamberg. Mit dem 22- jährigen Grafen ehelichte sie auch den damaligen Eigentümer von Schloss Trautenfels. Das Schloss war davor - in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts - ziemlich vernachlässigt worden; es kam zu häufigen Besitzerwechseln, da kaum jemand die anstehenden Renovierungsarbeiten bewältigen konnte. Mit dem Grafen Lamberg als Eigentümer begann ab 1878 aber eine neue Blütezeit. In nur zwei Jahren setzte er das Schloss instand und mit der großen Mitgift welche Anna in die Ehe brachte, konnten zahlreiche weitere Investitionen getätigt werden; unter anderem die Installation einer Zentralheizung.

Anna Lamberg brachte im Laufe ihrer Ehe fünf Kinder zur Welt, die jüngste Tochter, Christiana, wurde im Jahr 1899 geboren.

Die soziale Gesinnung der Schlossherrin ist bis heute unvergessen. Herausragendes und bis in die Gegenwart wirkendes Beispiel ist die Gründung eines Altersheimes für ihre ehemaligen Bediensteten. 1895 brannte der Bauernhof vlg. Friedl in Unterburg ab. An dieser Stelle ließ sie das Altersheim errichten, stattete es mit einer eigenen Landwirtschaft aus und übertrug die Betreuung den Kreuzschwestern, die dieser Arbeit bis 1987 nachkamen. Anna Lamberg sorgte nicht nur für die ältere Bevölkerung, sondern auch für die Dorfjugend. Im Altenheim hatten Mädchen die Möglichkeit, in Handarbeiten ausgebildet zu werden. Sie veranstaltete Weihnachtsfeiern für arme Kinder; alle bekamen laut Überlieferung ein Geschenk und eine warme Jause, für viele wird es wohl der erste Weihnachtsbaum des Lebens gewesen sein. 1907 eröffnete die Volksschule Unterburg. Sie wurde ebenso von Gräfin Anna Lamberg gestiftet. Im ersten Jahr besuchten 70 Kinder in die Volksschule, welche damals einklassig geführt wurde.

Die Familie Lamberg stellte die letzten adeligen Eigentümer des Schlosses dar. Anna führte den Besitz nach dem Tod des Grafen bis 1941 weiter, ehe sie aus finanziellen Gründen das Schloss an die Deutsche Reichspost verkaufen musste.

Das Marmorrelief der Gräfin Lamberg

Marmorrelief der Gräfin Anna Lamberg Werndl im Schloss Trautenfels

Im Jahre 1904 starb Graf Lamberg und wurde in Pürgg beigesetzt. Erst 1912 kam es zur Errichtung der prunkvollen Familiengruft an der Westseite der Pürgger Pfarrkirche; verantwortlich dafür zeichnete der Wiener Bildhauer Joseph Heu, zu dem die Familie Lamberg schon längere Zeit gute Beziehungen unterhalten haben dürfte. Im Besitz des Landschaftsmuseum Schloß Trautenfels ist heute eine Hochreliefplatte aus schneeweißem Marmor, welches auch dieser Künstler gefertigt hat. Dieses für die Schloßgeschichte bedeutsame Geschenk zeigt die Büste der Gräfin Anna Lamberg-Werndl in Seitenansicht. Die Gräfin ist im Stil der Antike mit wallendem Kleid und im Nacken geknoteten Haar wiedergegeben. Das Relief erhält durch die dreifache Kannelierung eine seitliche Rahmung. Darunter die Aufschrift: ANNA GRAEFIN LAMBERG WERNDL. Rechts oben findet sich die Signatur des Künstlers: J. HEU. FECIT 21. SEPT. 1899. Die Höhe des Marmors beträgt 77 cm, die Breite 42,5 cm und die Stärke 4 cm. Das Marmorrelief der Gräfin wurde folglich schon im Jahre 1899 von Josef Heu ausgeführt. Heu kam 1875 in Marburg an der Drau auf die Welt und besuchte nach der Grundschule die Gewerbeschule in Graz. Von 1892 bis 1899, dem Ausführungsjahr des Porträts, studierte er an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Die „Auffindung der Quelle“, eine Brunnenfigurengruppe aus dieser Zeit, wurde mehrfach ausgezeichnet und von der Stadt Wien im Stadtpark aufgestellt. Seine Ausbildung und sein erfolgreiches „Jugendwerk“ dürfte ihm auch den Auftrag zur Errichtung der repräsentativen Familiengruft eingebracht haben. Darüber hinaus galt Heu als einer der namhaftesten Mitglieder des Wiener Künstlerhauses und wurde auch zur plastischen Ausgestaltung der Karl Lueger-Kirche am Wiener Zentralfriedhof herangezogen.

Anna, die älteste Tochter der Gräfin Lamberg, heiratete den Südtiroler Baron Mersi. Über deren einzigen Sohn, Josef Maximilian Freiherr von Mersi, und dessen Erben gelangte das Marmorrelief in den regionalen Antiquitätenhandel. Die Museumsleitung von Schloß Trautenfels stand seit Jahren mit Herrn Günther Kappel sen., Antiquitätenhändler in Bad Mitterndorf, in regelmäßigem Kontakt. Über seine Vermittlung gelangten zahlreiche wertvolle Objekte in die Sammlung, so auch dieses Marmorrelief: Anlässlich seines Eintritts in den Ruhestand verabschiedete sich Günther Kappel mit diesem großzügigen Geschenk und ermöglichte so die Rückkkehr eines besonderen Erinnerungsstückes an die Gräfin Anna Lamberg Werndl an seinen ursprünglichen Aufenthaltsort.

Quellen

  • Da Schau Her. Beiträge aus dem Kulturleben des Bezirkes Liezen, 18. Jahrgang. Nr. 2, April 1997