Kelten

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Die Ureinwohner des Ennstales waren Nachkommen jener Kelten, welche ungefähr 1 500 vor Christi von Asien her donauaufwärts nach Mittel- und Westeuropa vordrangen.

Geschichte

Die keltische Älpler

Die Urbewohner der Steiermark waren Nachkommen jener Kelten, welche ungefähr 1 500 v. Chr. von Asien her donauaufwärts nach Mittel- und Westeuropa drangen und damals mit den später nachrückenden Griechen, Lateinern, Germanen und Slawen noch ein und dieselbe Muttersprache hatten. Diese Naturvölker hausten großenteils über dem Wasser in sogenannten Pfahlbauten und betrieben nebst Jagd und Fischerei bereits einigen Ackerbau auf Gerste, Linsen, Weizen u. dgl. Überreste solcher Pfahlbauten fanden sich in dem oberösterreichischen Mond-, Atter- und Traunsee. Ungefähr 600 v. Chr. zogen die keltischen Taurisker über die „Leichen" dieser Urbewohner in die Ennstaler Bergwelt.

Die Taurisker oder „Älpler" (vom keltischen „Tor«, das bedeutet „Berg" abgeleitet), später gewöhnlich Noriker genannt, werden von den Schriftstellern des Altertums als echte Alpensöhne geschildert, mit blühend weißem Antlitze, blauen Augen und langem, buschigem Haupthaare, das sie mit einem Kamme nach rückwärts schlangen. Über Kleidung, Waffenschmuck und Gesittung dieser keltischen Bergvölker gibt uns erwünschten Aufschluss das große keltische Gräberfeld bei Hallstatt am Nordfuße des Dachsteins mit fast 1 000 Grabstätten und über 6&bnsp;000 Fundobjekten. Darunter befinden sich unzählige Schmuäsacheu aus Bronze, Gold, Bernstein und Glas, dann Gefäße aus Ton und Erz und über 800 Waffen aus Bronze und Eisen.

Kleidung

Im Salzton des Hallstätter Sees wurden zehn verschiedene Sorten von Wollstoff gefunden, vom gröbsten bis zum feinsten Gewebe, dann gegerbtes Lamm-, Ziegen-, Kalb-, Reh- und Gemsfell. Es trugen also schon die keltischen Hallstätter ähnlich wie die jetzigen Älpler „irchene" und loden Beinkleider, Bracken genannt. Die buntfälbigen Wamsröcke gürteten sie mit gewaltigen Leder- und Metallgürteln, auf welchen etruskische Händler aus dem Welschlande (Italien) rohe Jagddarstellungen und klappernde Ziergehänge angebracht hatten. Darüber schnallten sie mit oft kostbaren Fibeln im Winter zottige Fellmäntel, im Sommer bunt gestreifte und gewürfelte Überröcke. Die Frauen trugen selbstgesponnene und gewebte Linnenkleider, ebenfalls buntfarbig und oft mit Gold- und Silberfäden durchwirkt. Wie die Keltenfrau überaus eingenommen war für glitzernde Ohrgehänge, zierliche lange Haarnadeln, für Hals-, Brust- und Armschmuck, so trug auch der Mann seine Halskette („Maniaken"), am Ober- und Unterarm Brouzereifen udgl. Auch hatte jeder freie Kelte sein Schwert oder wenigstens ein Beil. Von den 28 Hallstätter Schwertern haben bereits 22 eiserne und sechs bronzene Klingen. Auf dem Kopfe trugen die Kelten oft schön gearbeitete Bronze-Helme mit eingefügten Hörnern oder seltsamen Tier- und Vögel-Skulpturen. In Hallstatt fand man zwei schöne Helme und einen Schild mit Bronze-Buckel.

Krieg und Jagd

Krieg und Jagd waren die Hauptbeschäftigungen der adeligen und freien Kelten. Ihr erster Ansturm gegen den Feind war fürchterlich. Waren sie Sieger, so „schlugen sie den Feinden die Köpfe ab, banden sie an den Hals ihrer Pferde und zeigten sie zu Hause, mit Öl bestrichen und in Truhen aufbewahrt, mit Stolz ihren Gästen, oder sie ließen die Hirnschale in Silber fassen und gebrauchten sie als Trinkbecher bei ihren Gelagen." Mißlang der Angriff, so zogen sie sich zunächst in die Wagenburg zurück, wo sie unter Jammer- und Wutgeschrei ihrer Weiber und Kinder „zwischen den Karren und Rädern Speere und Wurfgeschosse auf die Feinde schleuderten", um dann in heilloser Flucht ihre Rettung zu suchen.

Wohnen, Essen und Trinken

Sie lebten größtenteils über dem Wasser in Pfahlbauten und betrieben neben Jagd und Fischerei bereits einigen Ackerbau aus Gerste, Weizen und ähnlichem.

In friedlichen Zeiten gab es Jagdabenteuer in Hülle und Fülle, deren Mär besonders an den langen Winterabenden eine lustige Sippe um den lodernden Herd des meist aus Holzbalken gezimmerten Keltenhauses versammelte. So mochte auch der keltische Hallstätter erzählen von der flinken Gemse am hohen Alpenkar, vom Wolf, Luchs, Bär und Eber, vom gewaltigen Ur, „auf dessen Haut fünfzehn Menschen nebeneinander liegen können", von den wilden Alpenrössern, vom weißen Alpenhasen, vom stolzen Auer- und noch leckeren Birk- oder Schildhahn, den er jüngst einem gierigen Welschen für einen funkelnden Armreif verfeilschte. Indes trank man aus Bechern, aus gold- und silbergcfaßten Hörnern den beliebten italischen Wein oder das "Sabaia" genannte Nationalgebräu aus Getreide und Wasser und aß das über der Hcrdglut geröstete Fleisch, dessen Stücke mit beiden Händen gefasst uud mit kleinen Messern zerschnitten oder auch bloß mit den Zähnen abgebissen wurden. Da mag dann freilich auch von den keltischen Älplern die Bemerkung Diudors gelten, „dass ihnen der Bart beim Essen zwischen die Speisen käme und das Getränk wie durch einen Seiher hineinfließe". Waren die Kelten um Hallstatt vorzüglich Salzbauer oder „Hallinger" (Halauni), so betrieben sie doch auch wie heutzutage Ackerbau und Viehzucht. Wenn auch, nach Strabo, „der größere Teil der Alpengegenden öde und unfruchtbar" ist, besonders an den „Hochwäldern, wo die Räuber hausen", so seien doch „in der ganzen Alpenregion Berghänge, guten Baues fähig, und wohlbestellte Täler".

Sprache

Sie hatten damals mit den später nachrückenden Griechen, Lateinern, Germanen und Slawen noch ein und dieselbe Muttersprache.

Keltischen Taurisker

Die Taurisker waren ein Stamm der Kelten, der ungefähr 600 v. Chr. die inneren Gebirgstäler der Alpen von Süden her besiedelten. Sie wurden auch Älpler genannt, später kam die Bezeichnung Noriker auf.

Keltische Noriker

Diese galten für die Schriftsteller des Altertums als echte Alpensöhne, mit blühend weißen Gesichtern, blauen Augen und langem, buschigem Haar, das sie mit einem Kamm nach hinten banden.

Zentren

Wie für das keltische Reich Norikum Noreja im oberen Murtal im Bereich von Neumarkt als politischer Mittelpunkt bezeichnet werden darf, so war Hallstatt das religiöse Zentrum der Noriker.

Das Ennstal

Muchar setzt in seiner Römerkarte "Stiria Romana" für das südliche Ufergebiet des obersten Ennstales bei Schladming die Bezeichnung Fodinea Tauriscorum", das sind die Erzgruben der Taurisker, und will somit die Grenzstöcker zwischen den Schladminger- und Lungauer Tälern geltend machen.

Auch ist die Bennenung der Enns vorrömischen bzw. keltischen Ursprungs. Die alte Form "Ani" hat noch die Beutingersche Reisetafel (ca. 393 n. Chr.) als römische Poststation bei Altenmarkt im Pongau in der Nähe der Ennsquelle, und eine halbe Hube dort mit dem Namen "Ani", jetzt "Anichhof" bezeichnet.

Keltische Wortreste im Ennstal

Quelle

  • Hutter, Franz: Geschichte Schladmings und des steirisch-salzburgischen Ennstales, Graz, 1906, Verlag von Ulr. Hofers Buchhandlung