Amtmanngalgen
Zwei hohe Felssäulen stehen an der Straße nach Johnsbach.
Eine uralte Sage erzählt: In Krumau bei Admont lebte einst ein stiftischer Amtmann mit seinem bösen, zank- und streitsüchtigen Weibe, das ihm das Leben gar schwer machte.
Verbittert darüber vernachlässigte er seine Amtsgeschäfte und ergab sich
leidenschaftlich dem Spiel und Trunk. Dadurch verschuldete er sich und verschrieb sich dem
Teufel. - Jetzt führte der Amtmann erst recht ein lustiges Leben. Um sein Weib und seine
Amtsgeschäfte kümmerte er sich überhaupt nicht mehr. Alles das überließ er seinem Diener, dem
Teufel, der zur Ausübung der Amtsgeschäfte sogar die Gestalt des Amtmannes annehmen musste.
Aber bald war die Jahresfrist abgelaufen. Der Teufel ergriff den Amtmann und entführte ihn,
durch die Lüfte flatternd, in die Johnsbacher Berge. Hier sollte er sich die Todesart selbst
wählen. Der Amtmann war auch jetzt im Angesichte des Todes noch pfiffig genug. Er zeigte ihm
zwei turmartige, aufrecht stehende Felsen. „Zwischen diesen beiden Felsen will ich
hängen“, sagte der Amtmann zum Teufel. „Gut“, erwiderte der Satan, „aber der Querbalken
fehlt noch“. „Den will ich mir selbst in den Wäldern suchen und an den beiden Felsen
befestigen“, entgegnete der Amtmann. Der Teufel gewährte ihm das. - Der Amtmann ließ
sich nun beim Aussuchen eines passenden Querholzes recht viel Zeit. Der Ahorn war
ihm zu knorrig, das Buchenholz zu hart, die Fichte zu weich, das Krummholz zu krumm,
die Erle zu dünn und schwach, die kleinwüchsige Eibe zu kurz, die Pappel zu spröde.
Kurzum, er konnte und konnte kein passendes Querholz finden! So verstrich die „Galgenfrist“. Da merkte der Teufel, dass er überlistet worden war. Er schrie den Amtmann voller Wut an: „Nichtswürdiger Schurke, du bist ja noch schlauer als ich! Du bist sogar für die Hölle zu schlecht!“ Er holte aus, versetzte dem Amtmann mit seinen behaarten Teufelspranken einen schallenden Schlag auf die Wange, dass es im Johnsbachtal nur so widerhallte, und fuhr mit Gestank in die Hölle zurück.
Im Gesäuse haben anscheinend die Teufel wenig Erfolg, sie werden gefoppt und überlistet. Dass man das auch mithilfe
von Baumsorten machen kann, ist unter allen bekannten Teufelssagen eine einzigartige Besonderheit des Gesäuses.
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