Holzflößerei auf der Enns
Jahrhunderte lang wurde Holz mittels Holzflößerei auf der Enns an seine flussabwärts gelegenen Bestimmungsorte gebracht.
Allgemeines
Holz, das in den aufstrebenden Ansiedlungen als Bau- und Brennholz und vor allem in Form von Holzkohle für den Betrieb der Hammerwerke benötigt wurde, schaffte man aus den holzreichen Tälern an der Ybbs, an der Salza und an der Enns mittels Holztrift, Holzschwemmbetrieb und Flößerei heran. Für die Ybbs ist die Holzflößerei bereits im 16. Jahrhundert belegt. Mit der Holzflößerei auf der Enns entstand ein eigener Wirtschaftszweig mit einer eigenen Berufsgruppe, den Ennsflößern. Für Bau und Steuerung der Flöße benötigte man je nach der Anzahl der Flöße, die aneinandergereiht wurden, die entsprechende Besatzung, die aus dem Floßmeister und seinen Knechten bestand.
Transportweg Wasser
Vor der Errichtung der Eisenbahnen war der Holztransport auf Flüssen über längere Strecken der einzig mögliche. Aber noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als bereits Bahntrassen bestanden, wurde der Großteil des Holzes ennsabwärts geflößt. Erst der Bau der Ennskraftwerke während der NS-Zeit setzte der Holzflößerei auf der Enns ein nachhaltiges Ende.
Auf der Salza wurde die Holzflößerei erst 1952 endgültig eingestellt, auf der Ybbs jedoch aus Mangel an Holz bereits im Jahr 1880.
Holzfloß – Transportgut und Transportmittel zugleich
Das in großen Mengen benötigte Holz musste aus den waldreichen und damit meist entlegenen Gegenden in ausreichender Menge und zeitlich bedarfsgerecht herangebracht werden.
Auf der Enns wurde beispielsweise auch Holz transportiert, das vorher auf der Salza bis zu deren Einmündung in die Enns geflößt wurde. Um dort auch außerhalb der Schneeschmelze Holz flößen zu können, baute man eigene Klausen, aus denen man gezielt einen Wasserschwall ablassen konnte. Diesbezüglich einzigartig ist die Prescenyklause nahe dem Ort Weichselboden.
Für den Transport verwendete man aus Langholz zusammengesetzte Holzflöße. Das Baumaterial war damit gleichzeitig Transportgut, auf dem gelegentlich auch noch Schichtholz als Oberladung mitgeführt wurde. Die benötigten Stämme wurden miteinander zu einem Floß mit der für den Flusstransport geeigneten Breite und Länge verbunden.
Auf der Salza hatten die Flöße eine Länge von 18 bis 22 m und eine Breite von vier bis knapp fünf Meter. Zur Steuerung wurden an Bug und Heck je zwei Ruder eingesetzt. Die Holzmenge eines Floßes entsprach etwa 20 bis 25 Festmetern. Bis Brunn waren zwei Mann Besatzung auf dem Floß, ab Brunn bis zur Einmündung in die Enns vier Mann.
Von der Ybbs ist bekannt, dass Floßverbände von beispielsweise einmal 31 Holzflößen mit über 400 Stämmen von Hollenstein nach Amstetten unterwegs waren.
Das Ende der Holzflößerei auf der Enns
Die Holzflößerei auf der Enns wurde noch in den 1940er-Jahren intensiv betrieben und war ein nicht unbedeutender regionaler Wirtschaftszweig. Sie stellte aber ein entscheidendes Hindernis für den Bau der Laufkraftwerke an der Enns, die in der NS-Zeit als kriegswirtschaftlich wichtig erachtet wurden, dar.
Die Interessen der Elektrizitätswirtschaft setzten sich – wie nicht anders zu erwarten - rasch gegenüber jenen des Holzflößerei-Gewerbes durch. Auch deswegen, weil als alternative Möglichkeit für den Holztransport die Verbringung mit der Bahn gegeben war.
Dass die Beendigung dieser Tradition aber nicht ohne Widerstand und Auseinandersetzungen erfolgt ist, zeigen zahlreiche Behördenakte.
Modernität kontra Tradition
An der Enns wurden während der NS-Zeit mehrere als kriegswirtschaftlich wichtig angesehene Laufkraftwerke geplant und einige davon unter Einsatz zahlreicher Zwangsarbeiter auch teilweise errichtet, bzw. beinahe fertig gestellt. Die endgültige wasserrechtliche Bewilligung für die HGW-Kraftwerke Ternberg, Rosenau und Garsten erfolgte am 9. März 1942. In diesem Zusammenhang wurde mit Bescheid vom 14. November 1942 die Auflassung der Holzflößerei auf der Enns verfügt und damit eine Jahrhunderte alte Tradition mit einem Federstrich beendet.