Sebastianikapelle
Die Sebastianikapelle, auch Kapelle gegen den Schwarzen Tod, ist eine denkmalgeschützte, katholische Kapelle und befindet sich in Weng im Gesäuse. Sie ist die älteste Sebastiani-Kultstätte Österreichs.
Geschichte
Die Admonter Benediktiner besitzen zwei Stätten der Sebastiani-Verehrung. Die eine ist die Sebastianikapelle in Weng, ddie andere im Sebastianikirchlein der Stiftspfarre Kalwang im Liesingtal.
Von den Türkeneinfällen 1485 blieb das Admonttal zwar verschont, nicht aber von Misserenten und der Pest. Bereits die erste Pestepidemie um 1339 hatte viele Wenger dahingerafft, ebenso die zweite, die von August bis Oktober 1486 wütete. Der Prior des Benediktinerstiftes Admont (dort wurden zwölf Patres von der Seuche dahingerafft), P. Friedrich Weigel, gelobte damals den Kapellenbau. Zwischen 1496 und 1501 ließ er unter Mithilfe des Abts Leonhard von Stainach südlich der Pfarrkirche die Sebastianskapelle im spätgotischen Stil errichten. Sie ist die älteste Sebastiani-Kultstätte Österreichs.
Die Chronik berichtet, dass mit der Errichtung des kleine Sebustiani-Heiligtums „alsogleieli die Pest aufhörte“. Der Ruf von der wunderbaren Errettung des Admonttales verbreitete sich und die Wenger Sebastianikapelle entwickelte sich zu einer viel besuchten Wallfahrtsstätte der Obersteiermark.
Am Sebastianitag in Weng
Am 20. Jänner, dem Festtag des hl. Sebastian, mussten früher außer dem Ortspfarrer von Weng noch drei Priester zum Beichthören vom Stift Admont spätestens um 7 Uhr früh anwesend sein. Der Ortspfarrer hielt bereits um 6 Uhr früh in der Sebastianikapelle die Messe, nach welcher er dann „dem Wirth seinen Sebastiani-Wein weichet“. Um 8 Uhr früh las der Prior in der Sebastianikapelle und der Pfarrer von Admont am Hochaltar der eigentlichen Pfarrkirche.
Die Ausbildung des Sebastianikults in Weng geht auf den Prior P. Friedrich Weigel zurück.
Zechpröpbste
DieSebastianikapelle besaß auch eigene Zechpröpste. Als solche sind uns aus den Archivalien des Stiftes von 1516 bis 1706 genannt:
- 1516 Asmus Oehamsberger, Zechmeister zu St. Sebastian
- 1520 - 1521 Peter Pinzger
- 1522 - 1540 Stefann Krapf
- 1546 - 1547 Stefan Höpfler
- 1548 - 1551 und 1554 - 1555 Andrä auf de Buchau
- 1554 Andrä Grawer
- 1555 Lukas Zatsch
- 1589 - 1592 Philipp Gruber
- 1592 Blasius Stanger
- 1592 - 1596 Balthasar Purglechner
- 1603 - 1606 Franz Stübl
- 1609 - 1613 Gabriel Purglechner
- 1614 - 1640 Simon Pinzger, „zu Schwaighof im Admontthal seßhaft und derzeit verordneter und gesetzter Kirchenpropst des würdigen Gotteshauses St. Sebastian und allen gläubigen Seelen“
- 1640 Matthäus Ferchtl
- 1663 - 1682 Augustin Schröckenfuchs
- 1682 - 1705 Augustin Schröckenfuchs jun.
- 1706 Matthias Lackner
- 1709 - 1715 Augustin Schröckenfudis jun.
Über die Pestheiligen
Der hl. Sebastian, ein römischer Offizier der kaiserlichen Leibgarde, wurde von Bogenschützen mit Pfeilen durchbohrt und durch Keulenschläge getötet. Er gilt als Schutzpatron gegen die Pest und gegen Seuchen bei Mensch und Vieh.
Der hl. Rochus, der typische Pestheilige, steht am Altar neben dem hl. Sebastian. Rochus ist auch über dem Eingangsportal rechts neben dem hl. Sebastian abgebildet. Das Eingangsportal selbst ist ein Kunstwerk, das zum Schauen und Entdecken einlädt: Die seltsame Jahreszahl (mit der eigenartigen Schreibweise der Ziffer 4), die Fresken als Bilderbuch für die Landbevölkerung.
Quellen
- Josef Hasitschka
- Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, herausgegeben vom Verein für Volkskunde in Wien, Band 10 der Gesamtserie 59, Wien 1956 (im Internet www.volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/.../OEZV_1956.pdf)