Reformation und Gegenreformation

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Der Artikel Reformation und Gegenreformation befasst sich mit der Verbreitung und Verdrängung der Lehre Luthers im Ennstal und im Gebiet des heutigen Bezirks Liezen.

Einleitung

Kaiser Ferdinand I. aus der Familie Habsburg war ein Verfechter der katholischen Kirche. Aufgrund der Augsburger Religionsfreiheit in seiner Handlung eingeschränkt war er bereit, die Rekatholisierung der Steiermark nötigenfalls mit Gewalt durchzusetzen.

Erzherzog Karl II. (Sohn Ferdinands I.) war Innenregent und holte nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1564 die katholische Ordensgemeinschaft der Jesuiten in die Steiermark, um die Konvertierung der Protestanten zur Katholischen Lehre einzuleiten.

Der Sohn Karls II., Ferdinand II., übernahm 1596 die Herrschaft mit dem Ziel, den Rekatholizismus durchzusetzen und abzuschließen. Prediger und adelige Anhänger der Lehren Martin Luthers wurden unter seiner Regentschaft des Landes verwiesen. Ferdinand II. führte eine Kommission ein, die durch das gesamte Land reiste, um die Anhängerschaft des Evangelischen Glaubens mit Nachdruck dazu zu bewegen, zum Katholischen Glauben überzutreten oder ebenfalls das Land zu verlassen. Aufgrund der geografischen Lage und der höher gelegenen und zum Teil unzugänglichen Regionen des Ennstales bildeten sich heimliche Anhängerschaften der Evangelischen Lehre. Für diesen Geheimprotestantismus boten sich die Seitentäler des Ennstales sowie die Ramsau an und lässt sich bis in das 18. Jahrhundert nachweisen.

Das Wirken von Erzherzog Ferdinand I.

Papst Hadrian IV. gewährte Ferdinand I. im März 1523 das Recht, den dritten Teil (die"Terz" ) aller Einkünfte aus Kirchengütern und Pfründen in seinen Erbländern auf ein Jahr für Kosten gegen die Abwehr der gerade nach Österreich eindringenden Türken zu. So musste 1525 beispielsweise die Pfarre Kalwang einen Teil der im Bauernkriege mühsam geretteten Kostbarkeiten dem Staat überlassen.

Doch Ferdinand, der damals König von Böhmen und Ungarn war, musste im Mai 1529 als sich die türkischen Heere gegen Ungarn und Österreich in Bewegung setzten, neuerlich Geldmittel auftreiben. Daher forderte er im Juni desselben Jahres beim steirischen Landtag zusätzlich die sogenannte „Quart“ für die Landesverteidigung. Die katholische Kirche musste gegen das Versprechen der Rückgabe durch den Landesfürsten nach Beruhigung den vierten Teil ihres Vermögens opfern.

Fürsterzbischof von Salzburg, Kardinal swiki:Matthäus Lang von Wellenburg brachte diese Angelegenheit vor den Augsburger Reichstag. Er verwehrte sich gegen die dem Landesfürsten erteilte päpstliche Erlaubnis, diese Steuer von dem Kirchenvermögen zu verlangen. Das führte dazu, dass auswärtige Prälaten nichts von ihren Gütern verkauften. Von inländischen Prälaten traten Adelige und Bürger, die durch Bergbau und Handel reich geworden waren, als Käufer deren Güter auf. Durch die 'Quart' haben besonders die Mitglieder der Familie Hofmann im Ennstal ihren Besitz wesentlich vergrößern können.

Unter den Adeligen und Bürgern fand die Lehre von Martin Luther zahlreiche Anhänger. Aber vor allem unter der bäuerlichen Bevölkerung, die mit ihrer schlechten wirtschaftlichen Lage äußerst unzufrieden waren, traten in großer Zahl zum evangelischen Glauben über. Bereits 1528 musste ein beschhöflicher Visitationsbericht feststellen, dass in den Orten Kammern, Mautern, Kalwang und Wald viele Bewohner übergetreten waren Die gemischte geistliche und weltliche Kommission stellte das Überhandnehmen des Protestantismus in diesen Orten fest. Der geistige Einfluß des Benediktinerstifts Admont nahm in diesem Landesteil bereits stark ab. Zahlreiche lutherisch-evangelische Schriften verbreiteten sich rasch. Die Anhänger der neuen Lehre traten immer mutiger gegen die geistlichen und weltlichen Vorgesetzten auf und fanden dabei größtenteils Unterstützung beim Adel.

Entwicklung in der Pfarre Kalwang

Das Stift Admont verlor seinen Einfluss auf Pfarre die Kalwang komplett. 1521 setzte Abt Christophorus Rauber nach dem Tod des Provisors Alexander Kaindorfer (Chundorff) den Bernhard Püchler, bisher Gesellpriester (Kaplan) in Kammern als Filialadministrator in Kalwang ein. Bei der Visitation 1544 erklärten sich die Zechleute (Bergleute) mit dem Vikar Johann Albsteig zufrieden. Als aber 1566 der Pfarrer von Kammern den Vikar Peter einsetzen wollte, gab der Kalwanger Richter Hans Lendschacher, ein Schneider, den Kirchenschlüssel nicht heraus. Das hatte ihm der Herr von Dietrichstein auf Ehrnau so befohlen und weil Peter zu wenig gelehrt sei. Lendschacher meinte damit, dass Peter nicht im protestantischem Sinne predigte. Abt Valentin Abel protestierte dagegen in schärfster Weise und bemerkte in seinem Schreiben ... Der Schneider möge Hosen flicken!

Der Einfluss des Stifts Admont war nun fast ein halbes Jahrhundert ausgeschaltet. In Kalwang predigten die Vikare in protestantischem Sinne, waren verheiratet und hatten Kinder. Nikolaus Silbenhaller, der von 1564 bis 1566 Vikar in Kalwang war, wurde angezeigt, dass er den ganzen Tag fische. Auch fing er häufig Streit an, wobei er einmal bei einem Raufhandel auch verwundet wurde. Schließlich drohte er mit dem Mord des Pfarrers von Kammern, als ihn der Abt entlassen wollte. Silbenhaller war verheiratet, hatte Kinder und kam dann von Kalwang nach Wald. Ihm folgte dann 1572 wieder in Vikar - Ambros. Er sollte die Sakramente außerhalb der Messe in deutscher Sprache spenden und die Kinder deutsch taufen. Dem immer mehr wachsenden Einfluß des Hans Friedrich Hofmann d. J. Freiherrn zu Grünbüchel und Strechau, war auch der Abt von Admont nicht mehr gewachsen. Hofmann, auch König des Ennstales genannt, setzte in Kalwang nach seinem Willen protestanitsche Geistliche ein. Diesen erteilte er den den Befehl, die Kommunion sub utraque specie (unter beiden Gestalten von Brot und Wein) zu spenden.

Der Kalwanger Vikar Georg Grabner wurde vom Abt von Admont 1575 gekündigt. Dieser wollte aber nicht fort und verweigerte dem neuen Vikar Oswald Forstner den Zutritt ins Pfarrhaus. Dieser musster daher mit seiner Familie vier Wochen im Gasthaus wohnen, bevor er unverrichteter Dinge wieder abzog. Forstner verlangte von Abt Laurentius Lombardo Schadenersatz, den dieser jedoch nicht gewährte. Auch er versuchte den Vikar Grabner abzusetzen. Und weil Grabner sich auch dieses Mal widersetzte, ersuchte der Abt den Pfleger zu Ernau, Philipp Sittich, den Widerständler gefangen zu nehmen wenn er nicht ginge. Daraufhin verließ Grabner zwar den Pfarrhof, zog aber in ein Nachbarhaus ein. Dieses gehörte Hofmann auf Strechau. Grabner wirkte für dessen Leute als Vikar weiter. Nun beschwerte sich Abt Lombardo, allerdings vergeblich, bei Hans Friedrich Hofmann. Dann wandte sich der Abt an den Erzherzog um Hilfe. Am 11. Februar 1576 forderte Erzherzog Carl den Hofmann zur Rechtfertigung auf. Carl beauftragte den Abt, dem Hofmann'schen Pfleger zu Grünbüchel diesen Rechtfertigungsbefehl zu übersenden. Doch der Pfleger schickten den Boten samt seiner Briefe wieder zurück. Der Erzherzog verlante ein zweites Mal die Entfernung des Vikars Grabner aus Kalwang. Daraufhin schrieb Hofmann am 12. Juli 1576 an den Erzherzog, er sei sich nicht bewusst, etwas in praejudicium des Abtes getan zu haben. Grabner sei noch als Pfarrer in Kalwang und halte sich gut in Lehre und Leben, aber der vom Admonter Abt eingesetzte Vikar sei mit einem fremden Eheweibe durchgegangen. Er habe daher Grabner als Seelsorger für seine eigenen Untertanen in Kalwang beibehalten.

Es blieb also alles beim Alten. Die folgenden 30 Jahren des 16. Jahrhunderts gab es in Kalwang und Wald durchwegs evangelische Prädikanten, die von der Familie Hofmann eingesetzt wurden.

Als 1579 eine Untersuchungskommission in Admont weilte, teilte der Abt dieser mit, Friedrich Hofmann habe die Kirchenschlüssel von Wald und Kalwang an sich genommen und setzte seine Prädikanten ein und er, der Abt, sei machtlos. Erzherzog Ferdinand trug noch am 26. Juli 1595 der Pfarrmenning (Gemeinde) in Kheichlwang auf, den evangelischen Prädikanten zu entfernen:

Wir Ferdinand von Gottes Gnaden Erzherzog zu Oesterreich, Herzog zu Burgundi, Steyer, Khärnten, Crain vnd Wierttemberg ect. Graue zu Tyrol vnd Görz etc. empietten N., den Zechpröbsten, wie auch der ganzen Pfarrmenig St. Osswaldts Khirchen zu Kheuchelwang des ersamen geistlichen vnsers lieben andächtigen Johann, Abbte zu Admondt Lehenschaft vnd Vogtey vnser Gnad vnd alles Guets. Wie vernemben nit ohne sondere Befrembdung, wie ir euch des Stiftes Admont Gerechtigkeit zuwider biss dato vndterstanden, vnserer wahren catholischen Religion widerwärtige Predicanten euers Gefallens zu Pfarrern aufzunehmen, jnmassen jr dann erst vnlangst widerumb ainen aufgenomben erhalten vnd also dem Pfarrer zu Camer das Einkhomben nunmer von ainer gueten Zeit hero entziehen sollet. Wann wir dann Solliches mit nichten zuegeben, noch dem Stift Admondt an seinem Jus vnd Freyhait dem alten Herkhomben zugegen was entziehen lassen wellen, so beuelchen wir euch allen sament vnd sonderlich hiemit ernstlich, das jr gemelten ganz vnbefugter Weiss aufgenomben vncatholischen Predicanten alssbaldt vnd weder benennten Prelaten zu Admont, noch seinen Leuthen in Einsözung aines ordentlichen Pfarers alda khainen Eintrag thuet, noch jme Pfarrer an Verrichtung seines Ambts ainiche Verhinderung oder Irrung zuefueget, sondern euch aller Beschaidenhait vnd schuldigen Gehorsambs verhaltet, beuor aber allen Vnrath, Vnwillen und Tumult verhuettet. Dann wir euch hiermit genädigst vnd vätterlich gewarnet haben wellen, jm Fall ainicher Vngehorsamb, Widersezligkhait, Aufwiglung oder Aufruhr gespürt vnd entstehen würde, solle Solliches sowol bei den Verbrechern selbst, als denjenigen, bey wellichen sich die Muetwiller aufhalten möchten, ersuecht vnd nach Gestalt der Verbrechung gestrafft werden. Darnach wisse sich nun Jeder zu richten vnd vor Schaden zu huetten. Es beschieht auch an Disem vnser entlicher Will vnd Mainung. Geben in vnser Statt Gräz den Sechsvndzwainzigsten Juli im fünff vnd neunzigsten.

Ad mandatum Serenissimi domini archiducis proprium.

P. Casal

Trotz der Strafandrohung hatte das Schreiben keine rechte Wirkung gehabt, denn noch am 21. Dezember 1598 führt Pfarrer Friedrich Binder von Kammern Klage, dass zu Kalwang und Wald ihm die Kirchenschlüssel verweigert, die pfarrlichen Rechte vorenthalten und Prädikanten beherbergt werden.

Wie ging es weiter

Der Zustand der Klöster, Kirchen und Pfarren wurde immer zerrütteter und die Zahl der Klosterinsassen nahm ständig ab. Um 1550 gab es im Stift Admont nur mehr 14 Mönche. Selbst Abt Valentin Abel (1545 – 1568) verneinte das Luthertum nicht, weshalb er auch abgesetzt wurde. Abt Valentin unterhielt einen regen persönlichen Briefwechsel mit Martin Luther.

Papst Gregor XIII. (1572 – 1585) hatte mit Bulle vom 24. Februar 1581 die Einführung des verbesserten Kalenders angeordnet (Gregorianischer Kalender). In jenem Jahre sollte nach dem 4. Oktober gleich der 15. Oktober folgen. Denn nach dem alten julianischen Kalender wäre man 1582 bereits zehn Tage hinter der Sonne zurückgeblieben war, so dass das Frühlings-Aequinoctium (Tag- und Nachtgleiche) auf den 11. statt auf den 21. März fiele.

Die Katholiken nahmen den neuen Kalender des Papstes an. Die Protestanten aber weigerten sich. Der neue Kalender sei ein Werk des Papstes, welcher der Antichrist (Teufel) sei, war ihre Begründung.

Beginn der Gegenreform

Bereits 1580 begann Erzherzog Karl mit Maßnahmen der Gegenreformation, die sein Sohn Ferdinand dann bis 1630 weiterführte. Amtlich bezeichnete man die Gegenreformation als " die heilsame katholische Reformation". Der Adel hatte schon auf seinen Schlössern lutherische Prädikanten. Konnten Klöster die Landschaftssteuer längere Zeit nicht mehr bezahlen wurde eine ihrer Pfarren eingezogen und einem Adeligen überlassen. Dieser bezahlte die Schulden und setzte seine Prädikanten ein. Auf diese Weise war auch Hans Friedrich Hofmann zu den Pfarren Lassing, Liezen, Oppenberg, Kalwang, Mautern, Wald und Pöls gekommen. Nun versuchte der Erzherzog die heilsame katholische Reformation gerade auch in diesen Pfarren den Hofmann'schen Einfluss zu brechen. Er wollte diese Orte wieder katholisch machen. Doch die bäuerliche Bevölkerung hielt besonders in den ehemals Hofmann'schen Herrschaften im Lande zäh am Protestantismus fest.

Mit einem Dekret 1598, das Erzherog Ferdinand II. (1590 – 1637) erließ, hatten sich alle lutherischen Prediger (Prädikanten) sofort zu entfernen. Dieses Dekret führte nun zum stillen und offenen Widerstand gegen den Landesfürsten, als er die Prädikanten aus allen landesfürstlichen Gütern und den Vikariatspfarren auswies und alle lutherischen Bücher verbrennen ließ. Den landesfürstlichen Bürgern und Bauern wurde geboten, zur katholischen Religion zurückzukehren oder Hab und Gut zu verkaufen, den zehnten Teil des Erlöses abzuliefern und dann auszuwandern. Dem Landesfürsten gegenüber aber war der protestantische Adel machtlos.

Einige hatten sich dann doch entschlossen, das Land zu verlassen, da begann Ferdinand II. die Gegenreformation schonungslos durchzuführen. In allen Teilen des Landes erschienen Reformationskommissionen. Sie wurden bewaffneten Soldaten begleitet, die die protestantischen Kirchen und Friedhöfe zerstörten, vorgefundene ketzerischen Bücher verbrannten, Bürger und Bauern verhafteten und nach Graz brachten, wo sie bekehrt werden sollten. Viele Evangelische wurden des Landes verwiesen. Um nicht das Land verlassen zu müssen, traten viele wieder zum Katholizismus über. Allerdings nur zum Schein und hielten weiterhin heimlich am Luthertum fest. Sie versammelten sich zu heimlichen Gottesdiensten (in Ramsau am Dachstein hielt sich der Geheimprotestantismus besonders lang).

Die Reformationskommission für die Obersteiermark bestand aus dem Admonter Abt Johannes IV. Hoffmann, dem Probst Johann Muchitsch aus Rottenmann, dem Freiherrn Andreas von Herbersdorf, dem Kammerrat Alban von Moßheim und dem Landespostmeister Friedrich von Paar. Zusammen mit Soldaten begann diese Kommission von Rottenmann kommend ihre Mission.

Die Reformationskommission in Wald und Kalwang

Die lutherischen Prediger wichen der Gewalt und die Kommission setzte sofort katholische Pfarrer ein. Die Mitglieder der Pfarrgemeinden wurden gezwungen, dem evangelischen Glauben abzuschwören. In Kalwang wurden zwei Galgen errichtet, die den Kalwanger Protestanten eine drohende Warnung sein sollten, dass sie als lutherische Rebellen eigentlich das Leben verwirkt hätten. Am 20. November 1599 sandte der Admonter Abt dem Landesfürsten folgenden Bericht über den Erfolg der Reformkommission:

Und nachdem der im Waldt und zu Kheilbang gelegenen und beede mir Abbten von Admont zu meiner Pfarr Camern gehörige Filialkirchen ... vill lange Jahr sectische Protestanten befunden, die aber jezo alberait hinweckh seindt, so haben wir in unseren Durchzug die Pfarrmennig eines jeden Orts erfordert, inen gleichermassen ain ernstliche Verweisung mir Eur Drchl. Straff gethan. Die Kirchenschlüssel von inen genommen, und neben solchen, sy zwo Pfarrmennigen, den Pfarrer zu Camern, so in Gegenwart gewest, in die Glüb, das sy ime für iren rechten Hierten und geistlichen Seelsorger erkhennen, und allen schuldigen Gehorsamb laisten, auch hinfiro ainicher Predicanten mehr einschlaipfen sollen, übergeben, und an jeden Ort ain offenes Mandat laut der Abschrifft T ausgefertigt, und zur Warnung zway Hochgericht (Galgen) aufstellen lassen.

Mit folgender Eidesformel musste jeder aufschwören:

Beicht und Aid abgefallenen Christen oder neuwen Catholischen 1599; Ich armer elender Sünder ... Name ... bekenne Euch ehrwürdiger Herr Priester anstatt Gottes und der lieben Jungfraw Maria und aller lieben Heiligen, das ich nun so lang und soviel Jahr (als etwan seyn möchten) der verführerischen und verdämblichen gottlosen sectischen Lehr beygewohnet, und in solchen schrecklichen Irthumb gesteckt bin, auch in irren greulichen verdämblichen Sacrament nichts anders empfangen hab, als Beckenbrott, und aus dem Kelch nichts anders empfangen hab, als schlechten Wein aus dem Vass. Solchen greulichen Irthumb und verdamblichen, verführerischen Lehr entsag und versprich ich nimmer bey zu wohnen, so wahr mir Gott helff und alle Heiligen.

Hans Friedrich Hofmann wurde nun gezwungen, die Kirchenschlüssel von Wald und Kalwang herauszugeben und in beiden Orten setzte die Kommission einen katholischen Vikar ein.

Um 1607 gab es noch immer scharfe Visitationen der Gegenreformation in der Obersteiermark, denn es gab in vielen Pfarren immer noch viele halsstarige Bauern und Knappen, die den katholischen Glauben verunglimpften. Sie sangen Lutherische Lieder, lasen aus verbotenen Büchern und predigten.

Noch 1615 meldete der Kalwanger Pfarrer dem Abt von Admont von Schwierigkeiten, die er mit den ungehorsamen Pfarrkindern habe. 1617 starb Hans Friedrich Hofmann d. J. Seine Nachkommen waren aufgrund der Gegenreformation gezwungen, viele Güter zu verkaufen. Weil einige Familienmitglieder an den böhmischen Unruhen teilgenommen hatten, wurde diese durch kaiserliche Entschließung vom 27. Februar 1625 ihrer Lehens- und Erbämter verlustig erklärt. Herrschaft und Schloss Strechau, alle Eigentümer und Gülten wurden nach und nach an das Stift Admont verkauft. Die Mitglieder der Familie auswanderten aus.

Im Zuge der Gegenreformation mussten auch die evangelischen Besitzer der Eisenerzer Radwerke diese billig verkaufen. Die unbekehrbaren Gewerken mussten ebenfalls auswandern, ihre Betriebe wurden an katholische Käufer verkauft. Trotz mehrmaliger Verlänger der Frist zum Verkauf drückte dies das Angebot und die eingetretene Notlage im Eisenwesen des Preis. Aber weder die grausame Durchführung der heilsamen katholischen Reformation noch das strenge Verbot des evangelischen Glaubens konnte in großen Teilen der Obersteiermark den Protestantismus nicht gänzlich ausgerotten. Bis 1781 war in Österreich der evangelische Glaube verboten. Als in diesem Jahr Kaiser Josef II. mit dem Toleranzpatent den Protestanten das Recht einräumte, evangelische Gemeinden zu bilden, bekannten sich sofort wieder viele Bauernfamilien offen als Protestanten, obwohl dieser Glaube seit 180 Jahren verboten gewesen war.

Bildung neuer evangelischer Gemeinden im oberen Ennstal

Schon ein Jahr nach dem Toleranzpaten, 1782, kam es zur Gründung der evangelischen Gemeinde in Schladming mit der Filiale Wald und Tauern. In Sankt Johann am Tauern, in Hohentauern, im Liesingtal, im Liesinggraben und in der Melling bekannten sich viele Bauern zur Augsburger evangelischen Konfession.

Am 7. Juli 1795 kam es zum Zusammenschluss der evangelischen Filialen Wald und Tauern und eine eigene evangelische Gemeinde Wald wurde gegründet. Als Pastor übernahm Michael Schmal aus Schladming die neue Gemeinde. Schmal erwarb 1795 das sogenannte Aichbergergut und erbaute dort auf eigene Kosten ein neues, einstöckiges Pfarrhaus. Vom Nachfolger 1809 kaufte die evangelische Gemeinde das ganze Aichbergergut, hatte sie ja schon vorher das Bethaus und die Pastorenwohnung besessen.

Anfang des 20. Jahrhundert due evangelischen Pfarren neu eingeteilt.

Quelle